Doch. Das ist nur wahrscheinlich vielen (nicht-Akademikern) nicht bewusst. Als Laborant kannst du wohl nicht direkt über dein Gehalt verhandeln, ganz sicher aber über die Arbeitsbedingungen. Ich kenne auch unter befreundeten nicht-Akademikern absolut niemanden, der nicht regelmässig das Maul aufmacht und irgendwas fordert. Genau das gleiche mache ich ja auch. Ich wäre völlig unfähig irgendeinen Geldbetrag zu nennen, den ich jetzt mehr haben will, jenseits einer gewissen "Schmerzgrenze" ist mir das vollkommen egal, was auf meinem Gehaltszettel steht. Ich musste vorhin wirklich erst mal nachschauen, wie viel ich gerade verdiene. Ich habe aber sehr genaue Vorstellungen davon, *wie* ich arbeiten will und kenne auch den Verhandlungsspielraum sehr gut.
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Ich fange einfach mal an zu rechnen:
Abi mit 19
Erfüllung der Wehrpflicht mit 20
Durchschnittliche Studiendauer Maschinenbau: 15-16 Semester bis zum Master, habe eben extra in der Uni-Statistik nachgesehen, da ist man dann also gut 27
--> https://www.uni-paderborn.de/f…dierendenspiegel_2020.pdf (Seite 42)
Ein Jahr Industriepraktikum: 28
Ende des 2jährigen Referendariats mit 30Das ist jetzt aber auf dich persönlich bezogen, oder? Also nicht der Regelfall (denn das Lehramt BBS hat in NDS eine Regelstudienzeit von 10 Semestern, womit die meisten auch gut hinkommen, und das Ref dauert hier auch nur 18 Monate). Insbesondere, weil es ja schon lange keine Wehrpflicht mehr gibt .
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Doch.
Sehe ich absolut nicht so, denn ich kenne genug Gegenbeispiele, die ich hier jetzt aber nicht im Einzelnen erläutern möchte, da das den Rahmen sprengen würde. Nur soviel: So manche/r, der/die des Öfteren "das Maul aufgemacht" und irgendwas gefordert hat, ist seinen/ihren Job auf irgendeine Weise losgeworden...
Es bringt aber wohl wenig, das jetzt hier auszudiskutieren, weil scheinbar jede/r von uns dahingehend andere Erfahrungen gemacht hat.
Und es ist ja schön für dich, dass du in deiner Schule aus deiner Position heraus so viel über deine Arbeitsbedingungen verhandeln kannst. Damit dürftest du aber zu den absoluten Ausnahmen im Schulbereich zählen. In meinem Kollegium - und so kenne ich es von den meisten Schulen - kann man zwar einige Wünsche z. B. hinsichtlich des Stundenplans oder des Unterrichtseinsatzes äußern, muss aber immer damit rechnen, dass diese aus organisatorischen Gründen nicht umgesetzt werden können.
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Sorry im Übrigen für Off Topic! Zurück zum Thema "Bundestagswahl"!
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Ich weiss, dass das an deutschen Schulen nur sehr bedingt möglich ist, genau das schrieb ich ja auch. Der Beamtenstatus hat an der Stelle für mich einen echten Nachteil, für viele KuK ist es aber ein Vorteil, dass man sich eben auch nicht kümmern muss. Man "muss" auch bei uns nicht (wenn man mal ne Festanstellung hat ...), darf sich dann aber auch nicht beklagen, wenn man einen hässlichen Stundenplan bekommt und vielleicht nicht gerade die "Schoggi-Kurse", die man so gerne hätte. Wir haben dieses Schuljahr eine Handvoll junger Leute im Fach Deutsch eingestellt, die *müssen" tatsächlich abliefern wie die Blöden weil die Konkurrenz einfach wahnsinnig gross ist. Wenn die im Bewerbungsgespräch nicht gleich anbieten, dass sie mindestens den Schul-Blog auf der Website übernehmen, dann können sie direkt wieder einpacken. Ich bin durchaus auch gefragt worden, welche Zusatzkurse ich anbieten kann, aber Chemiker fallen nicht gerade vom Baum und noch viel weniger Leute mit nem Lehrdiplom Sek II für Physik. Wir haben schon an anderer Stelle festgestellt, dass wir uns bezüglich Konkurrenz- und Leistungsdenken nicht recht einig werden. Das macht aber gar nichts. Hauptsache Du bist zufrieden und ich bin es auch
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weil es ja schon lange keine Wehrpflicht mehr gibt
Die Wehrpflicht ist nur ausgesetzt, nicht abgeschafft.
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Du hast nichts Naturwissenschaftliches bzw. Technisches mit den entsprechenden Durchfallquoten studiert.
Über 90% Durchfallquote in einzelnen Klausuren bezeichne ich schon als Risiko. Einer meiner Komillitonen ist ganz am Ende des Studiums an einer Klausur endgültig gescheitert. Er durfte also nicht mehr weiter studieren und war inzw. schon knapp 30 Jahre alt. Der hat sich aus dem 8. Stock über die Balkonbrüstung gestürzt. 14 jahre Ausbildung (= alles über der 10. Klasse) den Abfluß runter und mit 30 noch keinen Rentenanspruch.
An der Uni passierte sowas häufiger. Da haben wir immer gesagt: "Es hat wieder jemand eine Runde Uni-Schach gespielt: Springer H8-H1", also H-Geäude, 8. Stock, Fenster auf, auf den Balkon geklettert, der als Fluchtweg im Brandfall gedacht war und ab über die Brüstung.
Das ist sicher eine traurige Geschichte, aber: Die meisten scheitern am Anfang eines Studiums, wo dann ein Abbruch/eine Exmatrikulation nicht so schlimm ist. Diejenigen, die sehr spät scheitern, schieben oft die schwierigen Klausuren bis zum Ende oder überziehen ihr Studium maßlos.
Selbstmorde an der Uni sind auch nicht so häufig, auch wenn jeder Einzelfall dramatisch ist.
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Das Ref. vergleiche ich mit der Zeit eines Auszubildenden. Der Azubi bekommt seine Vergütung und der Ref. Anwärterbezüge. Wegen der paar Kröten studiert aber niemand. Das ist eher Schmerzensgeld.
Ich fange einfach mal an zu rechnen:
- Abi mit 19
- Erfüllung der Wehrpflicht mit 20
- Durchschnittliche Studiendauer Maschinenbau: 15-16 Semester bis zum Master, habe eben extra in der Uni-Statistik nachgesehen, da ist man dann also gut 27
--> https://www.uni-paderborn.de/f…dierendenspiegel_2020.pdf (Seite 42) - Ein Jahr Industriepraktikum: 28
- Ende des 2jährigen Referendariats mit 30
Macht man eine Lehre statt des Industriepraktikums, kann man die Lehre aufgrund des Abiturs auf 2 Jahre verkürzen, braucht am Ende also noch ein Jahr länger.
Es gibt auch G8, also kann man durchaus sein Abi mit 18 haben. Mittlerweile braucht man keinen Wehrdienst mehr, also startet man mit 18 ins Studium. Man rechnet auch mit der Regelstudienzeit und nicht mit der Durchschnittszeit, die durch sehr viele Faktoren beeinflusst wird, die aber teils wenige betreffen (lange Krankheit, mehrere freiwillige Praktika im Studium, Pflege der Eltern, Erziehen von Kindern sind doch eher Ausnahmen als die Regel). Also ist man mit 23 fertig, sagen wir mal 24/25. Das Ref dauert in NRW nur noch 1,5 Jahre, aber rechnen wir mir 2 Jahren: Mit 26/27 ist man fertig und verdient "richtig". Klar, der Handwerker kann mit 19 schon verdienen, verdient aber am Anfang auch kaum 2,5k netto (nach PKV).
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Die Wehrpflicht ist nur ausgesetzt, nicht abgeschafft.
Läuft momentan aufs Selbe hinaus: Wer zur BW geht, tut das freiwillig. Genauso wer ein FSJ/BUFDI/FÖJ und Co. macht. Das kann man kaum in die "Zeit, bis man endlich als Akademiker mal Geld verdient" einrechnen.
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Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Viele machen FSJ und nicht jeder besteht auf Anhieb jede Prüfung.
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Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Viele machen FSJ und nicht jeder besteht auf Anhieb jede Prüfung.
Aber man muss kein FSJ machen. Auch ein Realschüler kann nach seinem Abschluss erst freiwillige Dienste leisten und danach die Ausbildung beginnen. Dann kann er sich aber nicht beschweren, dass er erst mit Anfang 20 "richtig" Geld verdient, weil es eben nicht zum regulären Ausbildungsweg gehört.
Auch wenn man eine Prüfung nicht auf Anhieb besteht (oder auch mehrere) und dennoch in Regelstudienzeit (+1 oder 2 Semester) abschließen.
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Hauptsache Du bist zufrieden und ich bin es auch
Das ist zwar in der Tat die Hauptsache, hat aber mit dem eigentlichen Themen "Beamten*innen" und "Verhandlungen über Lohn/Gehalt oder Arbeitsbedingungen", um die es gerade ging, rein gar nichts zu tun, gell?!
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Doch, natürlich. In Bezug auf die Frage nach Vor- und Nachteilen des Beamtentums. Die fehlenden Verhandlungsmöglickeiten nehmen Druck raus, was man positiv finden kann. Ich find's gut, dass ich mehr Spielraum habe, dafür auch den grösseren Druck bei der Einstellung und tatsächlich auch ganz allgemein. Die Entfristung kann bei uns bis zu 5 Jahre dauern und es ist nicht unüblich, dass Leute während dieser Zeit wieder abgeschossen werden, wenn sie nicht ausreichend "nützlich" sind.
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(-) Zu Zeiten des Lehrermangels wird man auch als angestellter Lehrer nicht gekündigt, selbst die absoluten Vollhonks nicht
Danke für diesen differenzierten Beitrag! Zum Thema "Kündigung" muss man aber anmerken, dass selbst in Zeiten des Lehrerüberschusses keine angestellten Lehrkräfte "betriebsbedingt" gekündigt werden. Das ist schlicht nicht vorgesehen, auch wenn es theoretisch möglich ist. Belegbare Gegenbeispiele sind gern willkommen.
Verhaltensbedingte Kündigung ist natürlich leichter möglich. Es bleibt aber ein schwieriges Unterfangen. Der gemeine Beamte stellt sich gern mit heimlichen Aufatmen vor, wie der Angestellte in der berüchtigten freien Wirtschaft morgens ins Büro kommt und dort die Kündigung vorfindet... Leute, vergesst es. Selbst dort sind verhaltensbedingte Kündigungen selten, weil eben angesichts sehr arbetnehmerfreundlicher Rechtsprechung schwierig.
Da fängt sich der Beamte im Zweifelsfall viel leichter ein Disziplinarverfahren ein, gegen das er sich viel schwerer wehren kann als ein Angestellter gegen eine Abmahnung.
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Kündigung von angestellten Lehrern.
Betriebsbedingte Kündigungen habe ich noch nicht erlebt. Die wären im Gegenzug nur möglich, wenn zeitgleich keine neuen Kräfte auf absehbare Zeit eingestellt würden. Zu betrachten wäre dann der gesamte Einzugsbereich und das schulformübergreifend. Ansonsten kassiert das Land beim Arbeitsgericht eine Abfuhr.
Risiko zur verhaltensbedingten Kündigung ist in der Probezeit gegeben. Im Normalfall lâuft das auf einen Aufhebungsvertrag hinaus. Ansonsten ist das Thema Aufsichtspflicht sehr wichtig.
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Dass "betriebsbedingt" eine Festanstellung gekündigt wird, habe ich hier auch noch nicht erlebt, allerdings schon ziemlich wüstes Zeug das dem im Prinzip sehr nahe kommt. Vor ein paar Jahren hatten wir eine ziemlich grosse Umstrukturierung im Bildungswesen, die unter anderem dazu geführt hat, dass in Basel das Gymnasium um 1 Jahr verkürzt wurde, die Schulzeit bis zur Matura aber insgesamt um 1 Jahr verlängert. Das nützt aber den KuK am Gymnasium nichts, die ein Lehrdiplom für die Sek II haben, damit können die an der Sek I nicht viel anfangen. Zum Teil sind da Leute zwischen den Schulhäusern verschoben worden und da man lange wusste, dass das kommt, hat man entsprechend Jahre (!) vorher schon keine unbefristeten Arbeitsverträge gemacht. Ein Teil der befristet Angestellten hat ins Baselland wechseln können, dort wurde das Gymnasium um ein halbes Jahr verlängert. Lustig war das für die Basler aber nicht und es sind dort auch immer noch sämtliche Stellen bis auf weiteres besetzt.
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Das hat aber schon ziemlich viel mit der schweiztypischen Kleinstaaterei zu tun und wäre in D mit seinen deutlich größeren Verwaltungseinheiten nicht möglich.
Eine Ausnahme könnte ich mir vorstellen, nämlich die kommunalen Schulen, die es so wohl nur noch in Bayern gibt (mit der Kommune als Sachaufwandsträger und gleichzeitig Dienstherr der Lehrkräfte). Wenn da eine Schule geschlossen wird, müssen die Lehrkräfte natürlich irgendwie entsorgt werden. Konkrete Fälle dieser Art sind mir aber nicht bekannt.
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Na, die Kleinstaaterei ist an der Stelle eben aufgelöst worden. Seither sind es überall 6 Jahre Primar, 3 Jahre Sek I und 4 Jahre Sek II. Davor war es... irgendwas und am besten im Baselland
(Ist wirklich so. Allmählich nervt der Rest sich ziemlich, dass der blöde Krümel-Halbkanton Baselland ständig ansagt, wo's als nächstes langgeht.)
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Wenn da eine Schule geschlossen wird, müssen die Lehrkräfte natürlich irgendwie entsorgt werden. Konkrete Fälle dieser Art sind mir aber nicht bekannt.
Glaube ich nicht. Ich denke die müssen dann woanders eingesetzt werden innerhalb der Kommune.
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Glaube ich nicht. Ich denke die müssen dann woanders eingesetzt werden innerhalb der Kommune.
Wie denn, wenn es keine andere entsprechende kommunale Schule mehr gibt? Das ist wie gesagt aber Theorie. Selbst in einem solchen Fall wird versucht, die Schule auslaufen zu lassen oder einen neuent Träger zu finden, um die Lehrkräfte nicht kündigen zu müssen. So geschehen z. B. in Würzburg, als auch das zweite städtische Gymnasium geschlossen wurde.
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