Kanzlerkandidatur

  • Das kommt wohl auch sehr auf die Region an! Hier im nordwestlichen Niedersachsen bspw. sind einige Landkreise schon seit Jahrzehnten SPD-Hochburgen; auch unter der älteren Generation wählt ein Großteil SPD.

    Ich weiß, dass z.B. meine Oma und co. Irgendwann schon vor vielen Jahren von CDU zu SPD gewechselt sind. Liegt wahrscheinlich auch an einer Landespolitik der SPD, die in Rheinland-Pfalz nach wie vor gut ankommt.

  • Den bürgerrechtsnahen Kern der alten FDP fand ich immer toll. Der ist heute leider kaum noch zu erkennen unter dem ganzen neoliberalen Zeug.


    (Aufpassen: Bürgerrechtsnah, nicht rechtsbürgernah :-))

    Die Fdp ist halt im Zwiespalt zwischen konservativer bzw. liberaler Politik und linkem autoritärstaatlichen Mainstream.


    Heutzutage schreien die Leute ja eher nach mehr Staat als nach weniger. Und das gilt meist ja auch als moralisch besser. Sozial wird meist in einem Atemzug mit mehr Staat verwendet. Wer soziale Politik machen soll, soll ja meist mehr Rechte für den Staat einräumen, der das Soziale durchdrücken muss.

    Auch ist die FDP ja absolut Anti-Planwirtschaft. In Klimapolitik erleben wir ja heftige Eingriffe in den Markt. Das Problem ist, dass Kritiker dort heutzutage schnell als Klimaleugner stehen, weßhalb die FDP sich nicht ganz einen anderen Kurs traut. Man munkelt zwar immer technologieoffener zu sein, aber wirklich den Einfluss zurückfahren wollen die auch nicht.


    Bei Migrationspolitik hat man sich sogar weit links angenähert und die Einbürgerung nach 4 Jahren ins Programm genommen. Das hat viele Fdp Wähler verschreckt.

    Also rechts oder konservativ bzw. Liberal sind sie nicht mehr wirklich

  • Das dachte man in Baden-Württemberg auch, dann kam Mappus (gut, der hat noch mehr Mist gebaut) und beim 3. Mal hat auch meine Mutter nicht mehr CDU gewählt (nach mind. 20 Jahren heftiger Diskussion)

    Ja, das war schon faszinierend zu beobachten, wie die BW-CDU immer wieder einen Kandidaten gefunden hat, der noch unsäglicher war als sein Vorgänger: Von Teufel über Öttinger zum Vorstadtgauner Mappus. Letzterer war ja ein ganz klarer Fall für die große Strafkammer. Wusste man eigentlich, sobald man sein Gesicht gesehen hatte.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Ich weiß, dass z.B. meine Oma und co. Irgendwann schon vor vielen Jahren von CDU zu SPD gewechselt sind. Liegt wahrscheinlich auch an einer Landespolitik der SPD, die in Rheinland-Pfalz nach wie vor gut ankommt.

    Landespolitik ist doch oftmals reine Personenpolitik. Wenn es Malu Dreyer in RLP nicht gäbe, gäb's da auch keine SPD mehr. München z. B. kenn ich auch nur mit OB von der SPD, Bayern wählt trotzdem CSU. Und ich erwähnte schon, es wird auch nicht nur aus Prinzip CSU gewählt, das hat die letzte Landtagswahl sehr schön gezeigt. Wenn die SPD jemanden gescheites gehabt hätte... Renate Schmidt hat gegen König Stoiber mal die 30 % geschafft, das war sensationell.

  • Heutzutage schreien die Leute ja eher nach mehr Staat als nach weniger. Und das gilt meist ja auch als moralisch besser. Sozial wird meist in einem Atemzug mit mehr Staat verwendet. Wer soziale Politik machen soll, soll ja meist mehr Rechte für den Staat einräumen, der das Soziale durchdrücken muss.

    Das ist ein interessanter Gedanke, den ich so noch gar nicht gedacht habe. Danke für den Input.


    Es stimmt glaube ich tatsächlich, dass soziales vom Staat durchgedrückt werden muss, weil der Markt das eben nicht regelt. Mindestlohn fällt mir da so spontan als Beispiel ein. War das früher anders, als wir noch eine wirkliche soziale Marktwirtschaft hatten?


    Eine Frage an die Leute, die davon schreiben, Baerbock als Kanzlerin zu verhindern: Geht es euch da um die Verhinderung der Person oder um die Verhinderung der Partei? Wenn ich davon rede, Laschet zu verhindern, meine ich explizit die Person (zusätzlich allerdings auch noch die Partei). Bei Merkel wäre es anders, die Person an sich würde ich nicht verhindern wollen, hier nur die Partei.

  • Das ist ein interessanter Gedanke, den ich so noch gar nicht gedacht habe

    Es ist Dir neu, dass Grüne und Sozialdemokraten für mehr Staat stehen? Echt jetzt? Ich hielt das jetzt für allseits bekanntes Allerweltsgefasel.


  • Es ist Dir neu, dass Grüne und Sozialdemokraten für mehr Staat stehen? Echt jetzt? Ich hielt das jetzt für allseits bekanntes Allerweltsgefasel.

    Nein, der Gedanke, das soziales sich nur mit mehr Staat durchdrücken lasst, war mir neu.

  • Wie willst Du das denn sonst "durchdrücken"? Auf freiwilliger Basis?

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Nein, der Gedanke, das soziales sich nur mit mehr Staat durchdrücken lasst, war mir neu.

    Problem ist halt auch, dass Leute sehr gemütlich werden. Rente ist da so ein Thema. Man geht ja schon davon aus dass die Leute nicht wirklich in der Lage sind sich selbst um ihr Alter zu kümmern. Also nimmt der Staat das in die Hand.

    Klar, Rente ist auch ein Ausgleichssystem, wo auch ein Anrecht auf Mindestrente besteht, obwohl man nie was einzahlt.

    Dennoch ist es auch ein System, dass die Arbeit abnimmt, sich selbst um seine Altersvorsorge zu kümmern.

    Früher baute man ja auch mehr auf Eigenanstrenung. Private Altersvorsorge, Versicherungen, Bauspargemeinschaften, etc.


    Ein Kollege hat mir da mal was passendes gesagt wie ich finde:


    Wenn man einen armen Mann auf der Straße sieht, hat meine Oma früher gesagt :"Der Arme, was hat er wohl falsch gemacht?". Heute sagt man:" Der Arme, hier hat der Staat versagt".

  • Wie willst Du das denn sonst "durchdrücken"? Auf freiwilliger Basis?

    Die Vertreter des "freien Marktes" behaupten doch durchgehend, dass die Dinge der Markt regelt. Das müsste dann doch auch bei sozialen Fragen so sein (ja, ist es nicht, weiß ich - mir war nur der zusammenhängende Gedanke, dass soziales NUR über Staat funktioniert, so nicht bewusst, weil ich nicht so weit gedacht habe :-))

  • Wirtschaft und Naturwissenschaften sind per se amoralisch. Das wissen auch die Vertreter des "freien Marktes" und nehmen dies selbstverständlich in Kauf. Ohne staatliche Regulierung gibt's keinen Umweltschutz und auch nix Soziales. Die Ausdrucksweise "Leute schreien nach mehr Staat" halte ich in dem Kontext grundsätzlich für extrem plump und diskreditierend. Gerade wer Grün wählt, weiss ganz genau was das bedeutet.

  • Wirtschaft und Naturwissenschaften sind per se amoralisch

    Aber aus meiner Sicht aus unterschiedlichen Gründen. Die Wirtschaft ist so, weil sie aus egoistischen Gründen persönlichen Reichtum für wenige anhäufen will. Die Wissenschaft ist so, weil sie ergebnissoffen die Welt untersucht.

  • Wirtschaft und Naturwissenschaften sind per se amoralisch. Das wissen auch die Vertreter des "freien Marktes" und nehmen dies selbstverständlich in Kauf. Ohne staatliche Regulierung gibt's keinen Umweltschutz und auch nix Soziales. Die Ausdrucksweise "Leute schreien nach mehr Staat" halte ich in dem Kontext grundsätzlich für extrem plump und diskreditierend. Gerade wer Grün wählt, weiss ganz genau was das bedeutet.

    Der freie Markt ist halt wie in der freien Natur. Nur die Stärksten überleben. Klingt blöd, ist aber leider so. Da muss der Staat auch in einer modernen Gesellschaft eingreifen und nachhelfen. Denn nicht alle Teilnehmer haben gleich gute Karten.

    Das Problem ist nur, dass Eingriffe nicht immer zielführend sind. Beispiel Mindestlohn. Klar könnte man den auf 20 oder 40 Euro setzen. Nur was bringt das? Keiner stellt Tellerwäscher für 40 Euro ein. Die Arbeit ist es nicht wert. Also fallen viele Geschäftsmodelle im Niedriglohnbereich weg. Aber auch dort braucht man Arbeitskräfte. Zweitens würde die Mittelschicht unter Druck geraten. Die Grenze von Arm und Reich würde weiter nach oben geschraubt, würden alle Minimum 40 Euro die Stunde verdienen. Ist das gleiche Thema wiw mit dem Grundeinkommen.

  • Beides muss durch den Staat reguliert werden, insofern ist eine Unterscheidung irrelevant. Zumal das in den Naturwissenschaften beileibe nicht allein mit Ergebnissoffenheit zu tun hat. Sage ich Dir als Naturwissenschaftlerin. Oder viel mehr als Chemikerin. Die chemische Industrie ist das Paradebeispiel für die Kombination aus beidem. Passt schon wegen der beidseits fehlenden Moral so herrlich zusammen.

  • Das Problem ist nur, dass Eingriffe nicht immer zielführend sind. Beispiel Mindestlohn. Klar könnte man den auf 20 oder 40 Euro setzen. Nur was bringt das? Keiner stellt Tellerwäscher für 40 Euro ein. Die Arbeit ist es nicht wert. Also fallen viele Geschäftsmodelle im Niedriglohnbereich weg.

    Die Diskussion gab es bei der Einführung des Mindestlohns auch schon mal - hat sich auch nicht bewahrheitet. Dein Beispiel ist ganz nett: Irgendjemand muss die Teller waschen oder eher in eine Spülmaschine einräumen. Das kann ich nicht nach China verlagern, sondern muss hier passieren. Natürlich werden bestimmte Dinge dadurch teurer - aber mal im Ernst: Wenn ich Menschen für 9,5€ die Stunde nicht gewinnbringend beschäftigen kann, ist vielleicht mein Geschäftskonzept scheiße.


    Zumal das in den Naturwissenschaften beileibe nicht allein mit Ergebnissoffenheit zu tun hat. Sage ich Dir als Naturwissenschaftlerin. Oder viel mehr als Chemikerin. Die chemische Industrie ist das Paradebeispiel für die Kombination aus beidem. Passt schon wegen der beidseits fehlenden Moral so herrlich zusammen.

    Ich bin vereinfacht von Grundlagenforschung ausgegangen. Industrienahe Forschung ist natürlich nicht ergebnissoffen, sondern gewinnorientiert.

  • Ich bin vereinfacht von Grundlagenforschung ausgegangen.

    Und was denkst Du wie viel Einwegplastik, Lösemittel und sonstige Chemikalien ich auf dem Weg zur Promotion geschlissen habe? Wie viele Mäuse der Herr Dr. Biologe geschlissen hat? Ohne dass ein geiles neues Krebsmedikament bei rum gekommen ist, das die Welt rettet? Da handelt Bayer ja noch moralischer wenn sie die Dünnsäure direkt in den Rhein ablassen, das war wenigstens für einen guten Zweck. Aspirin und so. Über Arbeitsbedingungen in der Grundlagenforschung müssen wir auch nicht diskutieren #IchbinHanna.

  • Die Diskussion gab es bei der Einführung des Mindestlohns auch schon mal - hat sich auch nicht bewahrheitet. Dein Beispiel ist ganz nett: Irgendjemand muss die Teller waschen oder eher in eine Spülmaschine einräumen. Das kann ich nicht nach China verlagern, sondern muss hier passieren. Natürlich werden bestimmte Dinge dadurch teurer - aber mal im Ernst: Wenn ich Menschen für 9,5€ die Stunde nicht gewinnbringend beschäftigen kann, ist vielleicht mein Geschäftskonzept scheiße.

    nicht zwingend. Die Unternehmer werden dann die Stellen auslagern oder möglichst ersetzen durch Maschinen z.B.. So wird eben der Tellerwäscher durch die Spülmaschine ersetzt. Je teurer einfache Arbeiter werden, desto eher denkt man drüber nach ganze Fertigungsschienen zu automatisieren. Am Ende steht halt die Wertigkeit der Arbeit der monetären Wertigkeit gegenüber. Und wenn die Diskrepanz zu groß wird, erleben wir Arbeitslosigkeit im Niedriglohnsektor. Ist halt nicht immer alles so einfach.

  • Ja komisch, dass die Arbeitsmarktsituation im Niedriglohnsektor in Deutschland erst mit der Hartz-Reform so richtig scheisse geworden ist. Über Minijobs & Co lacht seither ganz Europa, nur die armen Würste, die drauf angewiesen sind halt nicht. Fairerweise muss man ja noch festhalten, dass das ein sozialdemokratischer Fail war.

  • Ja komisch, dass die Arbeitsmarktsituation im Niedriglohnsektor in Deutschland erst mit der Hartz-Reform so richtig scheisse geworden ist. Über Minijobs & Co lacht seither ganz Europa, nur die armen Würste, die drauf angewiesen sind halt nicht. Fairerweise muss man ja noch festhalten, dass das ein sozialdemokratischer Fail war.

    Die Arbeitsmarktsituation ist sogar besser geworden unter Hartz4 im Niedriglohnbereich. Schröder hat damit den Trend der stetig wachsenden Arbeitslosigkeit gebrochen.

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