Rat zum Grundschulstudium | Lehrerbedarfsprognose, mögliche Alternative

  • Hallo ihr Lieben!


    Nach vielem Hin und Her in meinem Gymnasiallehramtsbachelor und zahlreichen Vertretungsstellen an Schulen habe ich für mich festgestellt - ich möchte unbedingt in die Primarstufe.

    Leider mit meinen Fächern nicht möglich, weshalb ich mich jetzt zum Wintersemester für Grundschullehramt beworben habe. Leider versetzen mich die Bedarfsprognosen der KMK aber in Panik: Ab 2025 soll es einen enormen Überhang an Grundschulabsolvent*innen geben. Mit meinem Studienende würde ich damit genau in diese Zeit fallen.

    Grundschullehramt ist zwar mein Traum, aber ich bin nach meinem Studium dringend auf ein festes Gehalt angewiesen. Örtlich bin ich noch recht flexibel und könnte auch noch einmal das Bundesland wechseln, aber bei derart hohen Zahlen an zu vielen Absolvent*innen frage ich mich, ob das überhaupt helfen würde und sehe mein Horrorszenario mit einem fertigen Abschluss ohne Refplatz oder ohne anschließende Planstelle danach. :daumenrunter:


    Mein Gymnasialstudium fortzuführen kommt für mich nicht infrage (zumal ich dort auch nicht gerade die gefragtesten Fächer gewählt habe, seufz).


    Berufsschullehramt wäre noch meine Alternative mit Sozialpädagogik aber eigentlich sehe ich mich im Grundschullehramt aufgehen.


    Ich würde mich auf ein paar erfahrenere und ehrliche Meinungen sehr freuen!


    P.S. Auch frage ich mich, ob ich übergangsweise auch an einer Mittelschule unterrichten dürfte, hier ist der Bedarf ja dauerhaft gegeben. Langfristig wäre das aber nicht mein Weg.

  • Kommst du aus Bayern (Mittelschule kenne ich nur aus BY)?

    Ansonsten: Ich weiß jetzt nicht genau, was in konkreten Zahlen ein enormer Überhang bedeutet (30% oder 50% oder 70% oder ... zu viel?), aber bei räumlicher Flexibilität sollte man doch als GS-Absolvent eine Stelle finden. Wenn du sehr unsicher bist, kannst du ja auch mal gucken, welche GS-Fächer gefragt sind und für dich infrage kommen. Kannst du dir nichts aus deinem GY-Studium anrechnen lassen (auch nicht in Biwi?) Oder ein ähnliches Fach zu einem GS-Fach?

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Ich habe in die Lehrerschwemme hineinstudiert und war noch keinen Tag arbeitslos. Hier gibt es ziemlichen Bedarf an GS-Lehrern, zumindest auf dem Land. Kann mir nicht vorstellen, dass es in 4 Jahren groß anders sein soll.

  • Vielen Dank schon einmal für eure Antworten und Einschätzung! Ich kann mir große Teile aus Englisch anrechnen lassen, deshalb wäre das mein drittes Fach (neben Deutsch, Mathe und falls es Bayern werden sollte auch Kunst). Bin die Lehrerprognosen durchgegangen und bei Bayern kam der Vorschlag mit den Mittelschulen. Grundsätzlich bin ich aber zum Glück auch bei den Bundesländern flexibel, möchte einfach nur nicht nach dem Studium mit Mitte/Ende 20 ohne etwas dastehen oder Ewigkeiten nur an Vertretungsstellen geraten...

    @ Zauberwald, darf ich dich fragen, ob du einen genialen überdurchschnittlichen Notendurchschnitt hattest oder ob du es auch so geschafft hast?

  • möchte einfach nur nicht nach dem Studium mit Mitte/Ende 20 ohne etwas dastehen oder Ewigkeiten nur an Vertretungsstellen geraten...

    Mit sowas musst du bei einem Lehramtsstudium eigentlich immer rechnen. Also dagegen ist niemand immun, außer vielleicht Mathe/Physik oder noch besser Elektrotechnik Lehrer. Es bringt dir aber nichts, die ganze Zeit daran zu denken. Eine Alternative wird es immer geben, z.B.:


    - woanders arbeiten (was du ja bereit bist zu tun)

    - eine Ausbildung beginnen

    - eine Maßnahme (falls angeboten) wahrnehmen z.B. in Bayern momentan an Grund-, Mittel- und Förderschulen

    - etc.

  • Wir haben seit ca. 10 Jahren extremen Mangel, es gab Vertretung um Vertretung, das reichte irgendwann nicht mehr, dann hatten wir Abordnungen vom Gymnasium, jetzt Junglehrerinnen und ich kann mir nicht vorstellen, woher die vielen Lehrkräfte kommen sollen, um

    a) den Mangel endlich auszugleichen, sodass Entlastungen möglich sind,

    b) die ausscheidenden Lehrkräfte zu ersetzen,

    c) eine Reserve zu bilden, die man brauchen wird, da viele junge Lehrkräfte in Elternzeit gehen werden,

    d) den steigenden Bedarf an Lehrkräften im verbindlichen Ganztagsbereich abzudecken, selbst wenn vorerst ohne Lehrkräfte geplant wird,

    e) weitere Lehrkräfte zu bieten, die bei steigenden Geburtenzahlen (derzeit) die steigenden Schülerzahlen in 5-6 Jahren in den Grundschulen abdecken sollen.


    Wenn du zudem räumlich flexibel bist, wüsste ich nicht, was einer Anstellung entgegenstehen sollte.

    Kann mir nicht vorstellen, dass es in 4 Jahren groß anders sein soll.

    Sehe ich genauso.

    Eher wird es noch weniger Menschen geben, die Lehramt GHR/GS studieren

    und es wird noch mehr Jahre schwierig sein, mit einer kleinen Stammbelegschaft und vielen zusätzlich irgendwie Helfenden den Betreib aufrecht zu erhalten.

  • Zu Palim : Mich würde ja mal interessieren, ob die Studentenzahlen, mit denen die Prognosen für 2025 berechnet wurden, überhaupt passen (Wurden alle Plätze besetzt? Haben mehr als erwartet abgebrochen? usw,). Dadurch könnten die Zahlen quasi unsichtbar für Laien total verfälscht werden.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Dadurch, dass z.B. Bayern an allen Universitäten in den letzten zwei Jahren den NC gekippt hat, wird mit hohen Absolvent*innenzahlen gerechnet. Ob das letztendlich der Fall sein wird, ist für mich schwer abzuschätzen. Aber ich denke nicht, dass die Anzahl da so scharf daneben liegt. Es handelt sich ja um einen sehr deutlichen Überhang in allen Bundesländern...

  • Ich bin mir relativ sicher, dass all diese Lehrerbedarfs"prognosen" von irgendwelchen Praktikanten zusammengeschrieben werden. Die sind doch alle das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Bei einer schwach gesuchten Schulform kann man immerhin dadurch punkten, dass man vergleichsweise Mangelfächer hat. Musik und Kunst sind z.B. in der Grundschule immer gern gesehen, je nach Region auch Religion oder Sport (Schwimmen!).

  • Stimmt habe ich voll vergessen. Ich würde an deiner Stelle auch eher Lehramt an Förderschulen mit Didaktik GS machen als Lehramt Grundschule

  • @ Zauberwald, darf ich dich fragen, ob du einen genialen überdurchschnittlichen Notendurchschnitt hattest oder ob du es auch so geschafft hast?

    Ich war in Bayern und es war schwer. Ja, ich habe auch 4 Fächer studiert. Von den Noten her war ich eher durchschnittlich. Im 2. Staatsexamen war ich einiges besser als im ersten. :rotwerd: Die schriftliche Psychologieprüfung beim 1. Staatsexamen habe ich versemmelt, weil ich mich 1 Stunde lang nicht für 1 der 15 Themen entscheiden konnte und dann nur noch 3 Stunden Zeit hatte für etwas, das man kaum in 4 Stunden schafft.

    Beim 2. Staatsexamen habe ich die mündl. Prüfung in Reli versaut, weil ich an dem Tag mehrere mündl. Prüfungen hatte, es war kurz vor den Sommerferien und am Ende der 2 Ref.jahre. Ich war einfach fix und alle und meine Freundin hat mich zwischenzeitlich mit etwas Sekt aufgepeppt. Ich habe den letzten Prüfer nicht erkannt, weil er so jung war und dachte, er wäre ein Leidensgenosse. Ich habe wahrscheinlich irgendwas idiotisches von mir gegeben, als wir vor der Tür des Prüfungsraumes gewartet haben. Dann ging es los und er war der Prüfer. Gab nur ne 4....

  • Ich würde die Schwerpunkte Sehen oder Hören sau interessant finden, aber informier dich doch einfach mal über das Lehramt an Förderschulen bei deiner Uni und entscheide dann :)

  • Dadurch, dass z.B. Bayern an allen Universitäten in den letzten zwei Jahren den NC gekippt hat, wird mit hohen Absolvent*innenzahlen gerechnet. Ob das letztendlich der Fall sein wird, ist für mich schwer abzuschätzen. Aber ich denke nicht, dass die Anzahl da so scharf daneben liegt. Es handelt sich ja um einen sehr deutlichen Überhang in allen Bundesländern...

    Zu meiner Zeit gab es einen "Verlust" von 50%. Ganz viele haben aufgehört im Studium, im Ref., sogar nach dem Ref. Weiß aber nicht, wie es heutzutage ist.

  • was bedeutet Lehramt an Förderschulen mit Didaktik GS konkret?

    Du hast zwei Schwerpunkte wie Sprache/Lernen/Sehen... Und dann noch entweder ein Fach, das du mit den Lehrämtlern für SekI zusammen studierst oder Grundschuldidaktik (Mathe/De/Su + Musik bzw. Sport oder Kunst)


    So oder ähnlich, das macht jedes Bundesland anders.


    An den meisten Förderschulen kann es aber durchaus sein, dass du auch Jugendliche unterrichtest und allerlei fachfremd. Vor allem sind halt alle im Klassenraum in irgendeiner Form schwierig, muss man mögen:)

  • danke euch für alle Antworten! Ich befürchte, Förderschule ist leider nichts für mich.

    Freue mich trotzdem über weitere Einschätzungen oder Erfahrungen, falls noch jemand über meinen Beitrag stolpern sollte. :)

    Oder falls jemand wissen sollte, ob man mit Grundschullehramt vorübergehend auch an der Mittelschule/Hauptschule einsteigen könnte. Leider scheint das auch jedes Bundesland anders (nichts Neues) und vor allem auch zeitlich anders zu regeln.

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