Impfpflicht für Lehrkräfte

  • Hallo zusammen,


    ich habe jetzt keinen Strang gesehen, in dem das diskutiert wird, sonst gerne Zusammenfügen.


    In den Medien wird über eine Impfpflicht gegen COVID-19 für Lehrer und Erzieher spekuliert. Ich bin geimpft und finde das durchaus angemessen - auch wenn es konträre Meinungen gibt.


    Wie sehr ihr das?

  • Da wäre es interessant zu erfahren, welche Konsequenzen drohen, sollte jemand dem nicht nachkommen. Die Verquickung mit der Arbeitstätigkeit bringt ja das Arbeits- und Vertragsrecht, bei nicht wenigen Lehrern das Beamtenrecht ins Spiel.


    Und dann könnte der Begriff der Rechtstandwahrung eine Rolle spielen. Schließlich wurden die Arbeitsverträge unter anderen Bedingungen geschlossen.


    Die Kombination aus Lehrermangel bzw. einem mindestens ebenso großen Mangel bei den Erziehern einerseits und die Androhung arbeitsrechtlicher Schritte andererseits halte ich für eher ungünstig für eine konsequente Durchsetzung einer Impfpflicht.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Also, ich bin auch geimpft, würde mich auch immer wieder impfen lassen und Booster Shots akzeptieren etc.

    Aber eine allgemeine Impfpflicht für Lehrer lehne ich ab - in der Tat finde ich diese auch bei Masern schwierig.

    Der Dienstherr hat uns gegenüber eine Fürsorgepflicht, die natürlich auch körperliche Unversehrtheit einschließt. Die Nebenwirkungen bei Impfungen mögen gering sein, bzw. mögen schwere Nebenwirkungen sehr selten sein, aber da ein Restrisiko besteht, halte ich es mit der Fürsorgepflicht für unvereinbar, eine Impfung anzuordnen.

    Ob man das Risiko einer Infektion für sich selbst höher einschätzt und sich für eine Impfung entscheidet - bei mir hat es kaum ein paar Sekunden gedauert, diese Entscheidung zu treffen - ist letztlich eine persönliche Entscheidung.

  • Dafür. Ich werfe allerdings noch Ärzte, Krankenhauspersonal und Pflegekräfte in den Topf, sowie weiteres schulisches Personal wie Schulsozialarbeit, Reinigungskräfte, Hausmeister, aber auch Lesepaten oder externe Bildungspartner. Auch an Gerichten oder im Vollzugswesen sollte völlig klar eine Impfpflicht herrschen oder in anderen "Amtsstuben" des öffentlichen Dienstes mit entsprechendem Kundenverkehr bzw. entsprechendem Arbeitgeber (Kommune/Land/Bund/Kreise). Im medizinischen Bereich sollte es möglich sein das bei aktueller Gesetzeslage bereits durchzusetzen und zumindest bei verbeamteten Arbeitskräften ebenfalls. Für die anderen Gruppen müsste man dann die Gesetzeslage anpassen. Ist ein Projekt für nach der Bundestagswahl, an welches sich hoffentlich die kommende Regierung heranwagen wird. Es gibt kein Recht anvertraute, potentiell ungeimpfte Schützlinge anzustecken. Zumindest Bildungsbereich und medizinischer Bereich sollten also völlig unmissverständlich eine Impfpflicht einfordern und durchsetzen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich fand die Begründung des Ethikrat-Mitglieds für die Impfpflicht von Lehrkräften komisch: "Wer sich aus freier Berufswahl in eine Gruppe vulnerabler Personen hineinbegibt, trägt eben besondere berufsbezogene Verantwortung". Wieso vulnerable Gruppe? Das klingt auch so, als hätte man ja schon bei der Berufswahl wissen sollen, dass irgendwann eine Pandemie kommt, wo es für Kinder nicht gleich einen Impfstoff gibt.

    Genauso gab es Experten (ich glaube, auch der Stiko-Chef), die bevorzugte Impfungen für Lehrkräfte für nicht nötig hielten, als es noch nicht so viel Impfstoff gab. Ich fühle mich bei solchen Aussagen ehrlich gesagt veräppelt.


    ich bin grundsätzlich gegen eine Impfpflicht, schon gar nicht nur für bestimmte Berufsgruppen.

    Wenn man eine Impfpflicht für Lehrkräfte einführt, müsste man logischerweise auch eine für die Eltern einführen, sonst fände ich das ziemlich absurd.


    (Ich bin geimpft.)

  • Ich bin gegen eine Impfpflicht. Jeder mündige Bürger bzw. bei nichtmündigen Bürgern die entsprechenden Sorgeberechtigten sollten freiwillig entscheiden, ob sie sich impfen lassen möchten oder nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • Ist mir relativ egal, das entscheiden andere. Aber wenn, dann eher nur für bestimmte Berufsgruppen als eine allgemeine Pflicht, einfach weil es Menschen gibt, die das nutzen würden, um die nächste gesellschaftliche Unruhe zu stiften.


    Als bei uns vor wenigen Jahren ein Masernfall akut auftrat, gab's eine riesen Aufregung, das Gesundheitsamt wurde gefragt, wir wurden alle heimgeschickt, jeder Kollege bekam einen Brief, alle Familien mussten angerufen werden... (Alles vor Corona :P) Und jeder musste einen Nachweis erbringen, dass er einen Schutz hat. Da wäre niemand auf die Idee gekommen, sich zu weigern. Schon allein deswegen, weil wir nicht mehr zur Arbeit durften und dann auch kein Geld mehr bekommen hätten.

  • Jeder mündige Bürger bzw. bei nichtmündigen Bürgern die entsprechenden Sorgeberechtigten sollten freiwillig entscheiden, ob sie sich impfen lassen möchten oder nicht.

    Durchaus. Die Mündigkeit der meisten besteht aber nur auf dem Papier.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Dafür. Ich bin für eine generelle Impfpflicht. Die Alternative ist das größere Übel.


    Wenn wir die Pandemie in den Griff kriegen wollen, müssen wir durchimpfen. Es kann durchaus strategisch sinnvoll sein, beim öffentlichen Dienst anzufangen.


    Was die Fürsorgepflicht anbetrifft, so gebietet diese nicht nur die Nebenwirkungen zu betrachten, sondern auch die Wirkung für die Bediensteten und Schutzbefohlenen abzuwägen. Und dann muss man eben „mehr Nutzen als Schaden“ beachten.

  • Ich persönlich bin geimpft und an meiner Schule soweit ich weiß auch alle anderen Lehrkräfte.


    Inwiefern eine Impfpflicht für Lehrkräfte / Kita-Personal tatsächlich dazu führen kann, dass es zu keinen weiteren Schulschließungen kommt, ist die Frage. An einer Schule in NRW ist gerade ein Corona-Ausbruch mit mehreren infizierten SuS zu verzeichnen. Gottlob sind gerade Ferien (die Ansteckung erfolgte vor den Ferien). Die Kids stecken sich also auch gegenseitig an.

    Aus Eigeninteresse wäre es sicherlich sinnvoll, wenn Lehrer sich impfen lassen sollen, ob es ein Zwang sein sollte, ist die Frage. Ich bin da sehr zwiegespalten. Das sollen bitte diejenigen entscheiden, die dafür zuständig sind - und das bitte auf Grundlage von Studien, ärztlichen Erkenntnissen etc. und bitte nicht aufgrund von einem Kommentar, der heute in einer bekannten Boulevardzeitung steht, in der mal wieder Stimmung gegen Lehrer gemacht wird oder aufgrund irgendwelcher unreflektierter Pseudoargumente.

    Um gesicherten Unterricht zu ermöglichen ist mehr nötig als eine Impfpflicht für Lehrer.

  • Wir haben doch auch eine Impfpflichtige (oder die Pflicht eine Immunität nachzuweisen) für Masern. Erst Anfang des Jahres hat die Schulbehörde einen „netten“ Brief geschickt und mit personalrechtlichen Konsequenzen gedroht. Da hatte ich alles schon nachgewiesen und mich über das unfreundlich direkte Wording etwas gewundert. Da regt sich auch niemand auf. Oder wenige.

    Dann können die von mir aus gleich auch eine Impfpflichtige gegen COVID 19 hinterher schieben.

    Individuelle Impfentscheidung hin oder her, aber wie soll denn der Weg aus der Pandemie aussehen ohne zu impfen? Momentan sehe ich da ehrlich keine andere Lösung.

    Impfen ist ja auch eine solidarische Entscheidung.

  • Wir haben doch auch eine Impfpflichtige (oder die Pflicht eine Immunität nachzuweisen) für Masern.

    Nur noch einmal zur Info: Die Masern-Impfpflicht gilt nur für Lehrkräfte, die nach 1970 geboren wurden, und für Lehrkräfte an Schulen mit über 50% volljährigen SuS gilt sie in NRW nicht sowie in NDS generell für BBS-Lehrkräfte nicht (da hier davon ausgegangen wird, dass mehr als die Hälfte unserer SuS volljährig ist). Wie die Regelung in anderen BL ist, kann ich allerdings nicht sagen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ja, das stimmt, das hatte ich vergessen. Ich bin nach 1970 geboren und mich stört dass ehrlich nicht. Bin momentan ziemlich „Impf-Diskussions-müde“. :victory:

  • Individuelle Impfentscheidung hin oder her, aber wie soll denn der Weg aus der Pandemie aussehen ohne zu impfen? Momentan sehe ich da ehrlich keine andere Lösung.

    Impfen ist ja auch eine solidarische Entscheidung.

    Dazu muss man aber auch ehrlich sagen, dass auch seitens der Politik nie ernsthaftes Interesse bestand, weitere Alternativen zur Pandemiebegrenzung als die Impfung überhaupt in Erwägung zu ziehen.

    Zur Solidarität kann keiner gezwungen werden. Jeder sollte auch das Recht haben, unsolidarisch sein zu dürfen.

    • Offizieller Beitrag

    weitere Alternativen zur Pandemiebegrenzung als die Impfung überhaupt in Erwägung zu ziehen.

    Ähm, außer "weiterhin Abstand und Masken" (findest du doof) fällt mir da ehrlich gesagt keine Alternative ein.

    Hast du eine Idee?


    kl. gr. frosch

  • Jeder sollte auch das Recht haben, unsolidarisch sein zu dürfen.

    Nein. Einen solchen Freibrief für asoziales Verhalten kann sich eine moderne Zivilgesellschaft nicht leisten.


    Wir müssen immer die Rechte und Interessen der Menschen gegeneinander abwägen. Die rücksichtslosen Arschlöcher müssen wir in die Grenzen weisen.


    Mir ist wohl bewusst, dass erzwungene Solidarität keine Solidarität ist. So zwingen wir dann die Betreffenden zum Mitmachen, in ihrem Herzen darf ihnen das Wohlergehen des Rests der Menschheit egal sein.

  • Dazu muss man aber auch ehrlich sagen, dass auch seitens der Politik nie ernsthaftes Interesse bestand, weitere Alternativen zur Pandemiebegrenzung als die Impfung überhaupt in Erwägung zu ziehen.

    Zur Solidarität kann keiner gezwungen werden. Jeder sollte auch das Recht haben, unsolidarisch sein zu dürfen.

    Es gibt Tests, Masken, Abstand, Lockdown... Vor allem über Zweitere und Letztere beschwerst du dich regelmäßig und hast jetzt mal spontan die Existenz dieser Maßnahmen vergessen?

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Fallen Angel , kleiner gruener frosch : Ja, es gab da noch mehr, stimmt. Gerade beim 2. Lockdown hatte ich das Gefühl, dass damit jedoch einfach die Zeit zur Zulassung der Impfung überbrückt werden soll, wenngleich sehr intransparent kommuniziert.

    All die genannten Maßnahmen sind jedoch verpflichtend. Ich wäre zur Bereitstellung all dieser Maßnahmen (also Test, Maske, Abstand, Impfung) auf freiwilliger Basis gewesen statt sie für alle verpflichtend zu machen.

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