Wieso fehlen so viele Schulleiter?

  • Könntet ihr euch vorstellen (irgendwann) mal Schulleiter*in zu werden? 64

    1. Ja (12) 19%
    2. Nein (41) 64%
    3. Nur wenn, ... (11) 17%

    Hallo liebes Forum,


    Ich habe die letzten Monate ein wenig auf der Bewerbungsplattform von Baden-Württemberg für Lehrerstellen gestöbert. Dabei fand ich es sehr interessant, dass vor nicht allzu wenigen Wochen 300+ Schulleiterpositionen ausgeschrieben waren. Es war von Grundschulen, bis zu Gymnasien und beruflichen Schulen alles dabei. Aktuell sind immer noch etwa 200 Positionen offen. Wobei man ja bei den Grundschulen nur von A12 auf A13 springt, was verständlicherweise nicht attraktiv genug für den zusätzlichen Stress und die damit einhergehende Verantwortung ist. Aber z.T. gibt es auch an anderen Schulformen A15 bzw. A16 Stellen, was ja dann doch mehr Differenz sein kann. :cash:

    Das hat mich ein wenig nachdenklich gestimmt. Ich meine 300+ Schulen in Baden-Württemberg sind etwa 15% aller Schulen hier in BaWü. Ist das normal, dass eine so hohe Anzahl an freien Schulleiterstellen vorliegt?

    Erklärung dafür finde ich, bieten die hohen Anforderungen an die Position, womit man gleichzeitig weniger Kontakt zur "Front" im Klassenzimmer hat. Nicht zu vergessen der enorme Druck durch die Covid-19 Situation.

    Ich weiß nicht wie das Verfahren zur Besetzung der Positionen verläuft und auch nicht wie das in anderen Bundesländern ist. Wobei man ja bei den Grundschulen nur von A12 auf A13 springt, was verständlicherweise nicht attraktiv genug für den zusätzlichen Stress und die damit einhergehende Verantwortung ist.


    Generell würden mich ja ein paar Meinungen (und Erfahrungen) interessieren, warum aktuell Schulen ohne Schulleiter sind und warum diese Position für euch (nicht) vorstellbar ist. :aufgepasst: Schließlich kann man als SL wohl vielleicht ein wenig mehr im Schulalltag verändern, als ein einfacher Lehrer.

  • Schließlich kann man als SL wohl vielleicht ein wenig mehr im Schulalltag verändern, als ein einfacher Lehrer.

    Die Frage ist aber, ob man das überhaupt will. Ich denke mal, daß die Frage nach "Wer will Schulleiter werden" bei den weiterführenden Schulen, bei denen es um a15 und a16 geht, vor dem Hintergrund der Work/Life-Balance gestellt werden muß. Klar bekommt man als Schulleiter mehr Geld, aber dafür macht man auch sehr viele Stunden mehr.


    Bei uns am BK ist der große Schritt jedenfalls von a14 nach a15. Da gibt es sehr viele Kollegen, die sagen, daß ihnen die Freizeit als OStR. (a14) wichtiger ist als das zusätzliche Geld, das man als StD. (a15) bekommt. Das fängt bei uns schon bei der Frage nach dem Jahresurlaub an. Die a15er und a16er haben wirklich nur die 30 Tage Urlaub innerhalb der Schulferien und dürfen ansonsten das Telefon bewachen, während die a13er und a14er bis auf die letzte Woche in den Sommerferien immer abwesend sein können.


    Die, die bei uns an der Schule die Abteilungsleiter-Posten (a15) bekleiden, haben in dem Zusammenhang zumeist ihre Stunden reduziert, so daß sie am Ende auch nicht mehr Geld bekommen als die a14er mit einer vollen Stelle. Aber die a14er haben halt Schulferien und am Wochenende frei, wo die Schulleitung dann noch Außentermine bei der Kreisverwaltung, beim Landrat und sonstwo hat.

  • Wer will sich den Stress antun? In NRW gibts ja wenigstens A14 an der GS, ist aber eigentlich mal wieder zu wenig im Vergleich zum BK oder Gym. Da kann es schnell A15 oder A16 geben.


    Da eh noch A13 aussteht in NRW, wird der Abstand dann noch kleiner. Also wozu Schulleiter werden? Falls A13 irgendwann Gott bewahre mal kommt, sind es 200 Euro?


    Dazu bist du quasi immer der Depp. Entweder die Kollegen kritisieren dich, weil du dem Schulamt zu sehr entgegen kommst und dich schön präsentierst (viele Projekte, viel Mehrarbeit, viele Konferenzen), oder das Schulamt baut Druck auf, weil du eben zu wenig tust. Irgendeiner findet dich immer doof. Am Ende stehst du auch für jeden Fehler gerade. Du brauchst echt Nerven wie Drahtseile.

    • Offizieller Beitrag

    Tommi, Korrekturen wurden in NRW Grundschulen kürzlich auf A13 hochgestuft, Schulleiter auf A14.


    Wenn die Grundschullehrer auf A13 wechseln, wird dieser Abstand mit Sicherheit auch wieder hergestellt werden.


    Wenn es denn mal so weit ist.


    P.S.: Schulleiter - schönster Beruf der Welt. Ich wollte es erst nicht, daß Ganze war eher ein Versehen. :) Einzig das Klasseleiten fehlt mir etwas.

  • Tommi, Korrekturen wurden in NRW Grundschulen kürzlich auf A13 hochgestuft, Schulleiter auf A14.


    Wenn die Grundschullehrer auf A13 wechseln, wird dieser Abstand mit Sicherheit auch wieder hergestellt werden.


    Wenn es denn mal so weit ist.

    würd ich nicht drauf wetten. Denke mal dass dann eine Zulage kommt. Eventuell 100 Euro dann? Noch einen Gehaltssprung kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Das wäre einfach bei der Anzahl an Grundschulen mal wieder zu teuer.


    Aber eventuell kommt A13 auch sowieso nie. Damit die Rektorenstellen mit A14 attraktiv bleiben. Clever! :D

  • P.S.: Schulleiter - schönster Beruf der Welt. Ich wollte es erst nicht, daß Ganze war eher ein Versehen. :) Einzig das Klasseleiten fehlt mir etwas.

    Ist in NRW das Verfahren auch nicht so mega aufwändig? Man muss ja die zusätzliche Qualifikation erwerben und nochmal einige Prüfungen machen. Schreckt auch viele ab.

  • Ich kenne es von den BBS hier in der Gegend (im nordwestlichen Niedersachsen) schon seit Jahren so, dass teilweise Schulleiter*innnen-Stellen mehrfach ausgeschrieben wurden, bevor sich überhaupt Bewerber*innen fanden. Das war auch an meiner eigenen Schule vor einigen Jahren der Fall.


    Ich schätze, dass die Work-Life-Balance, die plattyplus schon ansprach, ein Grund dafür ist, dass nicht allzuviele Personen Schulleiter*in werden wollen. Zudem muss man wirklich "multitaskingfähig" sein, teilweise Verantwortung für viele SuS (bei uns sind es über 1500 - auf verschiedensten "Niveaus") und z. T. große Kollegien (bei uns derzeit ca. 140 KuK) übernehmen wollen und bereit sein, Außentermine, die ja gerne auch mal am späten Nachmittag oder Abend liegen, wahrnzuehmen und bei uns im BBS-Bereich mit der örtlichen Wirtschaft u. a. zusammenzuarbeiten.


    Ich kann ja nur für mich sprechen, aber ich hätte auf diesen Job überhaupt keine Lust! Ich würde mich aber auch schon nicht für eine Abteilungsleitungsstelle bewerben. Den Stress mag ich mir nicht antun!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Die Insider wissen halt, dass eine Grundschule zu leiten kein Zuckerschlecken ist, nur weil die Kinder jünger sind. Manche aus dem Bekanntenkreis, die keine Lehrer sind, denken, das bissel Grundschule leiten kann doch jeder. So ist es aber nicht.

  • Ich möchte auch die Ferien für mich haben bzw zur freien Einteilung.

    Und sooooooooo schlechte Sl hatte ich noch nicht, dass ich mir denken würde, ich könne das besser.

    (bzw wegen einer SL habe ich die Schule gewechselt aber nicht die Profession ;) )

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ich kann es mir deshalb nicht vorstellen, weil ich immer unterrichten wollte. Das ist bis heute so geblieben und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das wesentlich ändern wird. Unterrichten tut man als Schulleiter ja nur noch wenig...

    • Offizieller Beitrag

    Ne. ;) Aber ich kann aus beruflichen aus dem Verein nicht raus.


    Ich glaube aber nicht, dass das so große Auswirkungen auf die Besetzung von Schulleiterposten hat. Es gibt genug nicht-konfessionelle Schulen, da ist es auch nicht viel leichter.

    Ich glaube auch nicht, dass es generell das "nicht lockende Geld" ist. A14 statt A12 in NRW würde schon locken - aber wahrscheinlich die falschen.


    Ich denke speziell für die Grundschule: man wird nicht Grundschullehrer, weil man einen "Verwaltungsjob" haben möchte. Als Grundschullehrer möchte man mit den Kindern arbeiten. Das steht im Fokus. Nicht das "systemisch" arbeiten. (Das Wort habe ich auch noch nie gemocht, klingt so aufgesetzt. ;) )

    Bei Grundschulschulleitern muss also entweder ein gewisser Fokus-Wechsel stattgefunden haben. Z.B. weil man sein Faible für die Schulentwicklung entdeckt hat, oder es war eher Zufall und man ist plötzlich da, wo man ist.


    Bei weiterführenden Schulen ist es wahrscheinlich ähnlich. Die meisten Lehrer werden nicht Lehrer, weil sie "systemisch" arbeiten wollen.


    kl. gr. frosch

    • Offizieller Beitrag

    Ja, kommt auf die Gegend an. Ich kenne hier in der Nähe eine Gegend, da wird es auch schwierig. Aber außerhalb davon geht es wieder. ich schaue mal in der Statistik nach - meines Wissens ist der überwiegende Teil der Grundschulen in NRW schon eine GGS, keine K- oder EGS.

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