Psychologie und Lehramt kombinieren?

  • Hallo Welt. Ich bin durch mein Lehramtsstudium durchgefallen, habe aber noch eine Chance. Die will ich gut nutzen, aber erst in ein paar Jahren.

    Ich will, während ich mich vorbereite, etwas anderes studieren.

    Ist es für eine wissenschaftliche Laufbahn sinnvoll, Lehramt mit Psychologie zu kombinieren?

    Oder ist Erziehungs- und Bildungswissenschaften in Kombination mit Lehramt hierfür besser geeignet?

  • Alternativvorschläge:

    - Psychologie als "Unterrichtsfach" im Lehramt (gibt es in Bayern)

    - Sozialpädagogik als berufliche Fachrichtung im Berufsschullehramt (später unterrichtet man da auch psychologische Anteile)

  • Eine wissenschaftliche Laufbahn setzt idR eine Promotion voraus.


    Beide Fachrichtungen ergänzen sich gut mit Lehramt. In letzterer dürfte das Promovieren leichter sein als in ersterer. Man muss aber auch zum Psychologie-Studium erst mal zugelassen werden (NC) und dann erst mal in den Master kommen (ebenfalls NC).


    Ich würde ja vorschlagen, du nutzt die Zeit besser, um dich intensiv auf die Nachprüfung im Lehramt vorzubereiten (was, je nach Fächerkombi/Schulform zwar auch keine Jobgarantie ist - aber wahrscheinlich sinnvoller als 7-10 Jahre für eine wissenschaftliche Karriere mit Bachelor, Master und Promotion). Weder Psychologie noch Erziehungswissenschaften sind Bereiche, in denen mit Jobs um sich geworfen wird.


    PS: Die Vorschläge von @Lindbergh sind halt örtlich gebunden. Psychologie als Fach gibt es nur in manchem Bundesländern und Sozialpädagogik auf Lehramt nur an ganz wenigen Hochschulen deutschlandweit.

  • Du solltest auch bedenken, dass einige Prognosen sagen, dass der Bedarf an GS-Kräften in Zukunft abnehmen wird.


    Du wirst also wahrscheinlich in ein paar Jahren nicht mehr so günstigste Einstellungsbedingungen wie heute vorfinden.


    Wenn du natürlich ohnehin lieber im wissenschaftlichen Bereich arbeiten willst, spielt das keine Rolle.


    Aber wie gesagt: In beiden Bereichen wird nicht mit Stellen um sich geworfen. Und Dozenten werden auch nur die Allerbesten.

    Da stellst du dich als GS-Lehrer deutlich besser - auch in ein paar Jahren.

    Klingt für mich sehr nach Kurzschlussreaktion. Steck den Kopf mal nicht in den Sand und bereite dich ausgiebig auf die zweite Chance vor. Es wird doch einen Grund gegeben haben, dass du dich mal für das Studium entschieden hast.

  • Sozialpädagogik auf Lehramt nur an ganz wenigen Hochschulen deutschlandweit.

    Sind es wirklich nur "ganz wenige" Hochschulen in Deutschland, die "Sozialpädagogik" als berufliche Fachrichtung für das Lehramt an beruflichen Schulen anbieten? Für andere Bundesländer bin ich dahingehend nicht so gut im Bilde, aber hier in Niedersachsen bieten von den fünf Unis und einer Fachhochschule, an denen man das Lehramt an berufsbildenden Schulen studieren kann, drei Unis diese Fachrichtung an (Hannover, Osnabrück und Lüneburg).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Junglehrer321 : Du bist doch aus Österreich, nicht wahr? Daher weiß ich - ehrlich gesagt - nicht wirklich, ob unsere Erfahrungen und Prognosen aus Deutschland dir überhaupt weiterhelfen können.

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  • Warum erstellst du zwei mal einen Thread in dem es mehr oder weniger um haargenau die selbe Frage geht? 🤔

    Holy Moses met the Pharaoh

    Yeah, he tried to set him straight

    Looked him in the eye,

    "Let my people go!"

    Holy Moses on the mountain

    High above the golden calf

    Went to get the Ten Commandments

    Yeah, he's just gonna break 'em in half!

  • Sind es wirklich nur "ganz wenige" Hochschulen in Deutschland, die "Sozialpädagogik" als berufliche Fachrichtung für das Lehramt an beruflichen Schulen anbieten?

    Ja.


    Also in Hannover ist das laut Website nur das Zweitfach Sonder- und Sozialpädagogik, nicht die berufliche Fachrichtung (inwiefern die dann qualifiziert, kann ich nicht sagen). Osnabrück bietet nur einen Quereinstiegsmaster, für den man auch eine Ausbildung braucht, soweit ich das in Erinnerung habe, und kein grundständiges Lehramtsstudium mt Bacherlor.


    Meines Wissens kann man diese berufliche Fachrichtung nur grundständig an den Unis: Dresden, Tübingen (wenige Plätze), Bamberg, Lüneburg und ich glaube noch einer weiteren, an die ich mich nicht mehr erinnere, studieren.


    Der weit verbreitete regionale Mangel in diesem Fach liegt daran, dass es einfach so wenige Unis gibt, die es ausbilden - nicht daran, dass es so schwer ist oder dass es so wenige Interessenten gibt.


    In meinem BL gibt es z.B. keine einzige Uni, die das Fach ausbildet, aber alleine in meinem engeren Umkreis einige Schulen, die es als Fachrichtung in unterschiedlichen Schulformen anbieten.

  • Osnabrück bietet nur einen Quereinstiegsmaster, für den man auch eine Ausbildung braucht, soweit ich das in Erinnerung habe, und kein grundständiges Lehramtsstudium mt Bacherlor.

    Nein, in Osnabrück kann man meines Wissens "ganz normal" den Master of Education im Lehramt an berufsbildenden Schulen studieren und muss im Vorfeld den Bachelorstudiengang "Berufliche Bildung" absolvieren. Siehe auch hier: https://www.uni-osnabrueck.de/…-berufsbildenden-schulen/

    Dass es sich um einen "Quereinstiegsmaster" handelt, wüsste ich nicht. Allerdings kann ich mit diesem Begriff auch nicht wirklich etwas anfangen. Was aber zutrifft, ist, dass man, wenn man die beruflichen Fachrichtungen "Sozialpädagogik" oder "Pflegewissenschaften" in OS studieren will, eine einschlägige Berufsausbildung absolviert haben muss.


    Für Hannover hast du recht; da habe ich mich vertan.


    Nichtsdestotrotz ist es aber doch so, dass man zwar die berufliche Fachrichtung "Sozialpädagogik" vielleicht nur an wenigen deutschen Unis studieren kann, wohl aber "Sozialpädagogik" oder "Sonderpädagogik" als Zweitfach wählen kann, oder? Da habe ich zumindest in meiner Schullaufbahn mittlerweile eine ganze Reihe von Lehrkräften kennengelernt, die z. B. die beruflichen Fachrichtungen "Wirtschaft(swissenschaften)" oder "Pflegewissenschaften"/"Gesundheit" mit diesem Zweitfach kombiniert haben.

    In meinem BL gibt es z.B. keine einzige Uni, die das Fach ausbildet

    Ja, das ist wirklch schade. In Hessen gibt es leider meines Wissens auch gar keine Uni, wo man die berufliche Fachrichtung "Pflegewissenschaften" oder "Gesundheit/Pflege" studieren kann, obwohl in dem Bereich sicherlich auch ein immer größer werdender Bedarf da ist.


    Nun ja, das war in diesem Thread gerade alles ziemlich Offtopic und hilft der TE wohl wenig weiter!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • In Österreich könntest du es zum Beratungslehrer kombinieren (ist in Deutschland etwas ähnliches wie Schulsozialarbeiter). Schulsozialarbeiter gibt es bei uns auch noch extra. Sie haben leicht andere Aufgaben wie Beratungslehrer. Oder Schulpsychologe.

  • In Österreich könntest du es zum Beratungslehrer kombinieren (ist in Deutschland etwas ähnliches wie Schulsozialarbeiter). Schulsozialarbeiter gibt es bei uns auch noch extra. Sie haben leicht andere Aufgaben wie Beratungslehrer. Oder Schulpsychologe.

    Beratungslehrer gibt es hier auch, aber als Zusatzausbildung und nicht an SBBZ (Sonderschulen).

    Kultusministerium - Beratungslehrerin_a (km-bw.de)

    • Offizieller Beitrag

    Psychologie wäre auch in NRW (und in Österreich sowieso, das wollte ich hier der Vollständigkeitshalber für Deutschland ergänzen)


    Zwischen Psycho und EW liegen schon Welten (wenn auch im Detail) im Inhalt, in der Perspektive und in der Methodik… da lohnt es sich sicher nachzuschauen.

    Nach einem Lehramtsstudium würde ICH kein EW-Studium anstreben, wenn es darum geht, mich zu verbreitern und in die Wissenschaft zu gehen. Mit Psycho kannst du später eh in der EW arbeiten (mit einem Forschungsschwerpunkt in der pädagogischen Psychologie zb), umgekehrt auf keinen Fall.

  • Zwischen Psycho und EW liegen schon Welten (wenn auch im Detail) im Inhalt, in der Perspektive und in der Methodik… da lohnt es sich sicher nachzuschauen.

    Meines Erachtens nicht nur im Detail.

    Psychologie ist ein wissenschaftlich sehr fundiertes Fachgebiet mit Verknüpfungen zur Medizin bzw. Neurologie.


    EW ist für mich hingegen das größe Laberfach, das mir je untergekommen ist. Und ich bin selbst Geisteswissenschaftler. :D

    (Wie in EW vielfach einfach Modelle ohne jede Begründung bzw. empirische Evidenz aus dem Boden gestampft und unkritisch bis dogmenhaft rezitiert werden, das habe ich noch in keinem anderen Fach so erlebt.)


    Generell sind für Psycho die Zugangsvoraussetzungen halt schwierig, also zumindest in Deutschland. Die NCs sind oft hoch: Für den Bachelor und dann später für den Master auch (soll heißen, wenn man im Bachelor nicht sehr gut war, kriegt man u.U. (in der Nähe oder überhaupt) nicht zeitnah einen Platz. Wie es dann für die späteren Promotionsstellen aussieht, mag ich mir gar nicht vorstellen, wenn die Konkurrenz vorher schon so groß ist.

    5 Mal editiert, zuletzt von MrJules ()

  • EW ist für mich hingegen das größe Laberfach, das mir je untergekommen ist. Und ich bin selbst Geisteswissenschaftler. :D

    (Wie in EW vielfach einfach Modelle ohne jede Begründung bzw. empirische Evidenz aus dem Boden gestampft und unkritisch bis dogmenhaft rezitiert werden, das habe ich noch in keinem anderen Fach so erlebt.)

    Na ja, Erziehungs-/Bildungswissenschaft/Pädagogik ist halt ein großes Feld mit sehr unterschiedlichen Bezugswissenschaften, Subdisziplinen, Forschungsgebieten, Paradigmen und eben auch Forschungsmethoden. Es gibt auch die empirische Erziehungswissenschaft.

  • Stimmt schon.


    Ist nur so mein Eindruck. Die empirische EW prüft halt auch meist nur auf Basis der Theorien, deren Zustandekommen ich teilweise recht fragwürdig finde.

    Klar gibt es in Bereichen wie Sozialpädagogik, Sonderpädagogik oder Frühpädagogik auch viel Feldforschung, und vieles ist auch mit anderen Fachgebieten (Soziologie, Psychologie, Philosophie etc.) verwoben.

    Aber was die Theoretische EW anbelangt, so finde ich es häufig recht wahrlos, wie dort pädagogische Konzepte zustande kommen und dann umgesetzt/verwendet werden. Man muss sich ja nur anschauen, was nach PISA so gelaufen ist, ohne überhaupt eine empirische Evidenz dafür zu haben (abgesehen von guten PISA-Testergebnissen vielleicht).

  • Klar gibt es in Bereichen wie Sozialpädagogik, Sonderpädagogik oder Frühpädagogik auch viel Feldforschung, und vieles ist auch mit anderen Fachgebieten (Soziologie, Psychologie, Philosophie etc.) verwoben.

    Auch innerhalb dieser Bereiche gibt es natürlich eine große Varianz. Aktuell, so mein Eindruck in der Sonderpädagogik, geht der Trend hier sehr in Richtung Evidenzbasierung. Das hat positive Folgen, aber auch negative.

    Aber was die Theoretische EW anbelangt, so finde ich es häufig recht wahrlos, wie dort pädagogische Konzepte zustande kommen und dann umgesetzt/verwendet werden.

    Ich verstehe, was du meinst. Aber unterscheidet sich die theoretische EW hier von anderen hermeneutisch arbeitenden Wissenschaften?

    Man muss sich ja nur anschauen, was nach PISA so gelaufen ist, ohne überhaupt eine empirische Evidenz dafür zu haben (abgesehen von guten PISA-Testergebnissen vielleicht).

    Auch an PISA selbst und den Testergebnissen gibt es genug kritisch zu sehen: Kritik an den PISA-Studien – Wikipedia

  • Aber unterscheidet sich die theoretische EW hier von anderen hermeneutisch arbeitenden Wissenschaften?

    Wie gesagt, es ist nur mein persönlicher Eindruck. Von allen geisteswissenschaftlichen Fächern, in denen in irgendeiner Form Veranstaltungen besucht oder aus denen ich Fachliteratur gelesen habe, ist EW das, bei dem ich die Inhalte am schwammigsten fand und bei dem in Relation zur Textmenge am wenigsten gesagt wurde.

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