Ganzkörperbadeanzug bei islamischer Grundschülerin

  • Ich habe inzwischen gegoogelt, es gäbe durchaus Badeanzüge für Kinder mit islamischem Glauben, wo wenigstens ein Teil der Beine und die Arme frei wären.

    Dann frag doch die Eltern, ob sowas okay wäre.


    Mich hat interessiert, was andere Grundschulen in diesem Fall machen.

    Aber wie ich sehe, geht bei den Foristen der Trend dahin, dass man da gar nichts machen soll und die Grundschullehrer, die geantwortet haben, in der Regel auch nichts machen.

    Danke für den Aspekt, dass man froh sein kann, dass die Eltern ihre Kinder überhaupt mitschwimmen lassen. Das war neu für mich, dass es vermehrt Versuche gibt sich zu entziehen.

    Das wäre auch eine Frage wert. Wir wissen doch gar nicht, ob sie sonst nicht mitschwimmen dürfte.


    Meine Schülerin war übrigens ab Klasse 5 mit längerem Badeanzug unterwegs. Wüsste jetzt aber nicht, wo der Unterschied zur Grundschule liegt. Vielleicht ist es eher das Stadt-Land-Ding, dass man in Berlin alle Arten von Schwimmbekleidung kennt und normal findet, auf dem Dorf eher nicht?

  • Steht das tatsächlich irgendwo?

    Ja, solche Badeordnungen gibt es immer noch, die lassen sich aber ändern, wie ich an meinem früheren Wohnort erlebt habe vor einigen Jahren. Ich halte es für gänzlich falsch Grundschulkindern diese Burkinis aufzuzwingen. Das erwartet nicht einmal der Islam an Verhüllung in dem Alter. Persönlich hat es mich auch immer etwas traurig gemacht, wenn ich im Sommer mit der Tochter einer Freundin schwimmen war, die nur im Burkini mitgekommen ist (Mama ist gar nicht mitgekommen, wegen der männlichen Bademeister während der Frauenschwimmzeit, wollte das ihrem Kind aber keinesfalls verwehren), war aber froh, dass sie so wenigstens mitkommen und mit mir und einer weiteren Freundin erst- GS- schwimmen lernen/üben konnte und später mit mir tauchen gelernt hat und vor allem ganz viel Spaß im Wasser hatte. Wenn der Burkini der Weg ist, dass diese Grundschülerin 1. schwimmen lernen kann, 2. nicht von dieser Klassenaktivität ausgeschlossen ist 3. erleben kann, dass es zu keinen problematischen Vorfällen unter den Mitschüler:innen kommt, nur weil deren Badebekleidung kürzer wäre, dann ist das doch entscheidend, nicht die Badebekleidung an sich.


    Nachdem diese Art der Bekleidung in der Grundschule aber nicht aus der Religion begründbar wäre- sondern aus kulturellen Vorstellungen über diese- könntest du dir überlegen Caro, ob ein du ein freundliches Gespräch mit den Eltern führst, aus dem deutlich wird, dass die Schülerin natürlich so teilnehmen kann, du dich aber fragst, ob das in diesem Alter nicht weggelassen/geändert (etwas kürzere Version, wie von dir beschrieben) werden könnte. Stößt vielleicht bei der Schülerin zumindest etwas an, was später einmal irgendwann Früchte trägt, weil sie beginnt bestimmte Vorschriften nicht mehr unhinterfragt hinzunehmen, sondern zu prüfen, ob es diese tatsächlich so in der eigenen Religion gibt und wie sie persönlich damit umgehen möchte, sprich ein kleiner Beitrag zur Mündigkeit der Schülerin.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Diese traurigen Smileys immer:wacko: Hast du auch Argumente, Kollege Lindbergh?

    Das einzige Argument, weshalb man gegen körperliche und sexuelle Selbstbestimmung von Frauen ist, kann nur sein, dass man Frauen als Menschen 2. Klasse sieht und sie daher nicht über ihren Körper entscheiden könnten.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Wenn das der sog. Burkini ist, ist er erlaubt. Gab da auch diverse Urteile zu.

    ...und es gibt Hausordnungen. Die diesen Quatsch vvöllig zureccht verbieten können. Übrigens aucch keine "Schlabbershorts".



    Wie gesagt... gar nicht erst einreißen lassen, diese Unart.

    Und ich habe diverse muslimische Schülerinnen in Schwimmkursen der Oberstufe. Ja,es sind "Mädchenkurse",aber nur de facto, nicht zwangsweise. Und da kommt keine auf die Idee... und dann Grundschülerinnen... nee. Es gibt Dinge, die man Leuten, die vorhaben, Teil der Gesellschaft zu werden, abgewöhnen muss. Das ist für mich auf einem Level wie, dass "Papa" irgendwas bzgl. Beziehungen oder gar Heirat zu melden hätte...


    Kaufberatung geb ich gern, bin wirklich mal mit ner Schülerin dahingehend "shoppen" gewesen, weil Mama einfach nicht wollte..... das Mädchen kam übrigens aus Marokko, und hat sich echt gefreut - und hat ihr im Schwimmunterricht auch irgendwo geholfen, "dazuzugehören".


    Also... tut das keinem Kind an, schon gar nicht solchen kleinen.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Nachdem diese Art der Bekleidung in der Grundschule aber nicht aus der Religion begründbar wäre-

    Ich halte nichts davon, anderen zu erklären, wie ihre Religion funktioniert, wie dieses oder jenes „richtig“ auszulegen sei. Damit haben sie untereinander schon genug Anlass, sich zu streiten.


    Du beziehst dich darauf, dass sich Verhüllungegebot an geschlechtsreife Frauen wendet und dessen Übertragung auf Kinder diese unangemessen sexualisert. Ja, das sehe ich auch so. Die Gläubigen sehen das womöglich anders. In einer Religion, deren Prophet mit einer Achtjährigen verheiratet war, gelten womöglich andere Maßstäbe.


    Wo soll nun die Grenze sein, zwischen den religiösen Regeln, die man anerkennt, und denen, die man nicht als Begründung zulässt? Das Tragen des Ganzkörperbadeanzugs richtet womöglich keinen Schaden an. Die Sozialisierung des Kindes in ein gruseliges Geschlechterrollenbild durchaus. Das sollte der Maßstab sein, nicht die Interpretation einer Religion.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Ich finde es immer wieder erstaunlich, Miss Jones, dass du, die du selbst sehr klare Meinungen vertittst, teilweise radikal in deinen Ansichten bist, anderen absprichst, zu entscheiden, was ihnen radikal wichtig ist. Wieso ist es "Quatsch", was andere eingetrichtert kriegen, was du findest der einzige goldene Weg? Ich würde niemals mit einer Schülerin einen Badeanzug kaufen, wenn die Eltern das rigoros ablehnen.


    Sexualerziehung ist etwas anderes, steht im Lehrplan und fertsch ist der Lack. Aber wie lang die Ärmel sein dürfen, damit ein Kind schwimmen darf, geht mich schlicht nichts an. Bei Leistungssport ist es sicher wieder eine eigene Debatte, aber auch da, die Eltern haben die "zuförderst ihnen obliegende Erziehungspflicht" und es ist ihr "natürliches Recht". Wenn du findest, das Kindeswohl sei dadurch gefährdet, dann müsstest du von Rechts wegen beim Jugendamt anklingeln.

  • Es kann doch auch durchaus sein, dass das Kind aufgrund seiner Erziehung/des Umfelds froh ist, diesen Anzug tragen zu dürfen. Weiß man ja nicht. Vielleicht hat es weniger Probleme damit als wir daraus machen.


    Wenn die Schülerin so aufgewachsen ist, ist es für sie vmtl. voll schlimm fast nackt zu sein, wenn sie einen Badeanzug trägt. Es weiß ja niemand, ob sie wirklich dazu gezwungen wird. Vllt. ist es ihre Entscheidung.

  • Zu Grundschule und Burkini, soviel ich weiß, "verlangt" es die Religion, wenn die Menstruation begonnen hat und bei manchen beginnt sie früh (ich war gerade 10, eine Freundin 9 Jahre, ich wäre also vorsichtig mit dem Argument ggü. den Eltern, die "Religion verlangt es nicht".) Immerhin lernt sie etwas schwimmen (und darüber freut sich meine DLRG-Seele). Dass ihr der Burkini nicht passt, liegt vielleicht auch daran, dass sie ihn geschenkt bekommen hat, dass sie nicht zu schnell heraus wächst, die Dinger sind richtig teuer.


    Wir haben einige Mädchen mit verschiedenen "muslimischen Kleidungsvarianten" (teilweise von Anfang an ab Klasse 5). Ich finde es schön, dass sie Abitur machen, studieren dürfen. Beim schwimmen (und Sport allgemein) fehlen sie gehäuft, sonst nie, sie sind sehr fleißig. Wenn zuviel Druck ausgeübt wird, verschwinden sie nach Klasse 10 (und damit nimmt man ihnen viele Möglichkeiten).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Abgesehen von der ganzen Diskussion hier, möchte ich mal noch eine ganz andere Sichtweise zu bedenken geben. Es gibt sicher auch nicht islamische Mädchen die sich (vielleicht noch nicht in der Grundschule) nicht so wohl fühlen, wenn sie in Badekleidung viel Haut zeigen "müssen". Für diese Mädchen kann diese Form der Badekleidung auch zeigen, hey es gibt da noch was anderes.

    Anderes Feld, aber wenn ich da an die Turnerinnen denke die inzwischen auch zum teil lange Anzüge tragen, weil sie sich damit einfach wohler fühlen. Ich finde darum sollte es gehen, den Dingen nachgehen können in einer Form in der man sich wohl fühlt.

  • Mir wäre das ehrlich besagt vollkommen wurst. Wenn sie mag, kann sie auch im Wintermantel ins Wasser steigen...

    Mir auch! Gerade die zahlreichen Unfälle der letzten Zeit zeigen doch, wie wichtig es ist, schwimmen zu lernen, egal in welchem Outfit. Diese Art von Badekleidung als Quatsch und Unart zu titulieren, finde ich äußerst befremdlich. Sie können auch in solch einer Art der Badekleidung Teil der Gesellschaft werden, es sei denn, man ist als Gegenüber intolerant.

  • ..und es gibt Hausordnungen. Die diesen Quatsch vvöllig zureccht verbieten können. Übrigens aucch keine "Schlabbershorts".

    Dann verweise ich doch mal auf die derzeitige Rechtsprechung zum Thema, auch Hausordnungen dürfen nicht beliebig ausgrenzen, insbesondere nicht bei sonst der Öffentlichkeit zugängigen Lokalitäten. 2019 erst hat das OVG RLP z.B. der Stadt Koblenz untersagt, entsprechende Regelungen in der Haus- und Badeordnung auszuweisen und durchzusetzen. Das grundsätzliche Verbot des Tragens von Burkinis verstoße gegen das verfassungsrechtliche Gleichbehandlungsgebot (siehe OVG RLP, Az. 10 B 10515/19). Das Urteil richtete sich hier im Übrigen gar gegen das erhobene Scheinargument, das Verbot sei zum Gesundheitsschutz anderer Badegäste erhoben worden.


    Woher nimmst du also die Gewissheit, dass die Hausordnungen dies "völlig zurecht" verbieten könnten?

  • ...weil es kein "Scheinargument" ist.
    Außerdem halte ich persönlich jegliche Bade"kleidung" für Quatsch, und in einer sinnvoll sozialisierten Gesellschaft wäre sie das auch (Kleidung ist wenn ein Schutz vor Kälte, Hitze oder gefährlichen Substanzen, jeglicher anderer Effekt ist lediglich "anerzogen" und mMn nicht relevant). Mag radikal klingen, aber strenggenommen sind wir doch ein Gymnasium, oder? Griechen an die Front...

    ich sehe es als die falsche "Message" an, wenn einerseits doch Freiheit vor irgendwelcher Unterdrückung vermittelt werden soll, und auch klar sein muss, dass ein Körper weder etwas schlimmes noch anrüchiges ist, was man denn verstecken müsste - ob du es glaubst oder nicht, aber selbst- und körperbewusste Kinder werden aus genau dem Grunde idR nicht zu "Opfern" irgendwelcher gestörter Individuen. Und da ist das befürworten solcher unsinniger Verkleidungen kontraproduktiv.

    Ich kenne übrigens eine ganze Reihe Muslimas,, die das durchaus ähnlich sehen. die auch wissen, dass der Koran ein Kopftuch lediglich zum Gebet anrdnet, und sonst nicht. Und wenn jetzt kommt "du kennst ja nur Shiiten" - ja sind das denn keine Moslems? Abgesehen davon - nicht nur. Nur mehrheitlich.


    ich verweise da immer wieder auf diesen mMn sehr niedlichen Cartoon:

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • ...weil es kein "Scheinargument" ist.

    Doch ist es, denn der Argumentation folgend müssten tatsächlich alle Formen von Badebekleidung verboten werden. Dass du dich dafür aussprichst, ist in Ordnung und spiegelt deine persönliche Meinung wieder, die ich als solche durchaus akzeptieren kann. Das ändert aber nichts daran, dass ein Burkini-Verbot rechtswidrig ist.


    Der Cartoon ist natürlich bewusst überspitzt dargestellt. Tatsächlich wäre Nacktheit in diesem Fall nicht grundsätzlich verboten oder gar eine Straftat, könnte aber dennoch nach §118 OWiG zumindest als Ordnungswidrigkeit geahndet werden.

  • Ich fürchte, wenn man einen Streit mit den Eltern anfängt, den man verliert, ist dem Selbstbewusstsein des Mädchens nicht geholfen. Im Gegenteil, der Papa hat ja Recht behalten...

  • Mir wäre das ehrlich besagt vollkommen wurst. Wenn sie mag, kann sie auch im Wintermantel ins Wasser steigen...

    Neee Wintermantel fände ich doof - da könnte ich drauf warten, dass ich sie retten muss.


    Wenn der Stoff den Badevorschriften entspricht - ja klar. Ich bin froh, wenn die Mädchen schwimmen lernen möchten und dürfen.
    Wir waren heute mit Schülerinnen im Schwimmbad (Sek 1) und bis auf ein Mädchen konnten alle schwimmen - das hat es aber versucht und das war wichtig.

  • Ich überlege mir:

    Was wäre, wenn ich in einem Land lebte, in dem nur Lendenschurze getragen werden?

    Würde ich meiner (pubertierenden) Tochter erlauben, im Lendenschurz herumzulaufen?

    Würde ich ihr nicht zumindest ein T-Shirt überziehen wollen?

    Nachdenkliche Grüße

    puduhepa

  • Die globale Frage ist ja, ob wir möchten, dass Menschen in unserem Land nach streng islamischen Regeln leben oder ob sich das mit unserem Bild von Gleichberechtigung, Freiheit und Demokratie beißt. Im konkreten Fall geht es zwar nur um die Badekleidung bei einem Grundschulkind, aber wie ich Miss Jones inzwischen kenne, geht es ihr eher darum, wie viel Raum wir in unseren Schulen einer Religion einräumen, in der, und das muss man halt so direkt formulieren, Mädchen und Frauen in der Hierarchie unter Männern stehen.

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