Ganzkörperbadeanzug bei islamischer Grundschülerin

  • Liebe KollegInnen,

    wir haben nun wieder Schwimmen. Das ist bei uns sehr selten und ich habe es so bisher nicht erlebt:

    Ein neunjähriges Mädchen meiner 3. Klasse (wird aber dieses Kalenderjahr noch 10) trug einen Ganzkörperbadeanzug mit vollständig bedeckten Armen (Flüchtlingsfamilie, ca. 3 Jahre in Deutschland) und Beinen. Die Haare hatte sie aber offen.

    Im Unterricht ist sie ganz normal gekleidet.

    Es gibt sonst keine islamischen Kinder in der Klasse und ich hatte das noch nie, dass Grundschulkinder hier schon diese Kleidervorschriften des Islam umsetzen.


    Irgendwie fällt sie auf und es ist ziemlich unpraktisch. Leider kann das Mädchen auch nicht schwimmen. Das Kind ist normalerweise angepasst, hilfsbereit, lernwillig und sehr zuverlässig. Einerseits verstehe ich die religiösen, traditionellen Ambitionen, andererseits soll sie irgendwie bei uns ankommen und sich nicht abgrenzen. Ich bin hin und her gerissen, wie ich mich verhalten soll.Was macht ihr in einem solchen Fall? Das ist ein Kind in der Grundschule und noch nicht in der Pubertät. Etwas vor dem anderen Geschlecht zu verbergen, was so der islamische Hintergrund ist, spielt da ja noch keine Rolle.

    Akzeptiert ihr das in der Grundschule?

  • Zuerst würde ich versuchen, mit den Eltern zu sprechen und die eigenen o. gen. Bedenken klarzumachen. Aber wenn die Eltern unbedingt darauf bestehen, es nicht den Baderegeln im Schwimmbad widerspricht und das Mädchen beim Umziehen alleine damit klarkommt (wir hatten schon einen Fall, dass das Kind am Anfang große Probleme hatte), dann ist es halt so.

  • Auch in der Grundschule muss sich meines Erachtens niemand unnötig ausziehen. Diese Ganzkörperdinger sind doch extra als Schwimmkleidung konzipiert und immerhin nimmt sie teil und wird nicht von den Eltern komplett rausgehalten. Ich sehe das Problem also nicht. Dass sie damit auffällt, ist ja per se nichts Schlimmes, wenn man in der Klasse (bei Bedarf, sonst eh nicht) kurz erklärt, dass andere Kulturen eben andere Konventionen haben und es unüblich ist, sich im Badeanzug zu zeigen.

  • Mir wäre das auch völlig wurscht, was die anhaben, so lange es Badeanzugstoff ist, ist es hygienisch gesehen i.O. Aber ich höre schon Miss Jones' Antwort ^^


    Ob man allerdings langsamer schwimmen lernt?

    • Offizieller Beitrag

    Ich sehe eher da das Problem des Schwimmenlernens, aber sonst: tja, es ist so. Oder macht ihr auch Hinweise darauf, ob die Mädels (und Jungs) in Einteiler, Bikini oder "Tshirt und Short" (aus Badeanzugstoff)?
    Ich würde sagen: Sie ist da. Ich bin zwar in der Sekundarstufe aber da schwimmen so viele (muslimischen und nicht muslimischen) Mädels nicht mehr, mit allen möglichen Begründungen, dass man happy sein kann, dass das Mädchen da ist und diese wichtige Kulturtechnik lernt.


    Wenn du "Kein Ganzkörperanzug, nur Badeanzug" sagst, hat sie womöglich ab nächster Woche eine Chlorallergie..

  • Natürlich ist dieser Anzug zu akzeptieren, wir hatten dann ein Mädchen, was sogar noch die Kapuze dran hatte, da guckten wirklich nur Füße, Arme und Gesicht raus und nein, es hat beim Tempo des Schwimmenlernens keinen Unterschied gemacht. Sie ist da und darf mitmachen, wir hatten ja schon mal ein Kind, was letztendlich mit Hilfe der Polizei nur teilnehmen konnte, weil lauter gefälschte Atteste vom Vater gebracht wurden, da ist das eindeutig das kleinste Übel!

  • Wenn sie selbst nicht darunter leidet, würde ich das nicht groß thematisieren. Das ist für mich wie Ramadan, ihre Religion. Und die ist zu respektieren. Würde ich auch der Klasse so erklären. Die erzählen ja auch vom Fasten und sind stolz, schon mitzumachen.

    Allerdings hätte ich schon ein Auge darauf, wie es ihr geht. Gibt ja auch Taucheranzüge, da wundert sich niemand.


    Weil jemand Jonesy anspricht. Wette, sie hätte ne Lösung für das Ganze. ^^

  • Joa. Verstößt gegen die Badeordnung. Also weg damit. Wenn die Eltern das nicht auf die Reihe bekommen, anbieten mit dem Mädchen einen Badeanzug oder Bikini kaufen zu gehen. Gerade wenn sie noch schwimmen lernt ist so ein Ding kompletter Unsinn (ist es eh), und ich als Lehrerin muss sehen können, was sie ggf falsch macht - das siehst du in so einem Wust nicht. Und da ich das den "Großen" schon nicht erlaube, warum dann den "Kleineren"?

    Sorry, da bin ich knochenhart. Hier ist so ein Unsinn nun mal nicht üblich, und das wird hier auch nicht zur Gewohnheit. Gut, Grundschulschwimmen ist idR gemischt, aber was soll der Quatsch? Was tun denn solche Eltern, wenn Sexualkunde aufm Lehrplan steht?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    • Offizieller Beitrag

    Weil jemand Jonesy anspricht. Wette, sie hätte ne Lösung für das Ganze. ^^


    Sie arbeitet aber mit eher postpubertären Mädels.

    Und ich finde ihr Vorgehen auch nicht in Ordnung, es ist aber etwas Anderes, 16-18jährige Mädels zu provozieren und sie zum Hinterfragen von Erziehungspunkten zu schubsen (würde ICH da nicht machen wollen, aber eigentlich machen wir es in vielen kleinen Punkten, wenn wir unsere SuS zur Mündigkeit erziehen), oder bei 9-jährigen, insbesondere, wenn ganz klar ist, dass das Mädchen eh in einem kulturellen Riesenspagat aufwächst (ich mache ja einen Unterschied zwischen Kindern der 2., 3. Generation und einem Flüchtlingskind, das vor 3 Jahren noch in einem verbombten, ganz anderen Land lebte. oder einem neu angekommenen Kind, das vor drei Jahren in einer ganz anderen Sprache in einem ganz anderen Land ein Prinzenleben hatte.)

  • Hauptsache ist doch, dass sie schwimmen lernt. Und wenn das einzige Problem darin besteht, dass irgendwas anders aussieht als bei anderen, dann thematisiert man das mit 2 Sätzen und gut ist, oder nicht? So ganz verstehe ich die Sorge noch nicht.

  • Hauptsache ist doch, dass sie schwimmen lernt. Und wenn das einzige Problem darin besteht, dass irgendwas anders aussieht als bei anderen, dann thematisiert man das mit 2 Sätzen und gut ist, oder nicht? So ganz verstehe ich die Sorge noch nicht.

    Vermutlich haben sich die Eltern sogar viele Gedanken gemacht, was sie tun sollen. Und dies schien ihnen praktikabel. Sie versuchten etwas, um dem Mädchen den Schwimmunterricht zu ermöglichen, das mit ihrer Religion vereinbar ist.

  • Solange alle Badekleidung anhaben, ist doch alles gut.

    Ob nun Badehose, Badeshorts, Bikini, Badeanzug oder Burkini ist doch egal.


    So sah es übrigens in der Jugend unserer Omas beim Schwimmen aus:

  • Das Mädchen kommt aus der indischen Ecke, der Burkini sitzt nicht wie angegossen, so wie man es auf Bildern sieht, sondern schlägt Falten und bedeckt Arme und Beine vollständig im Gegensatz zu dem oberen Omabild.

    Ich habe inzwischen gegoogelt, es gäbe durchaus Badeanzüge für Kinder mit islamischem Glauben, wo wenigstens ein Teil der Beine und die Arme frei wären.

    Es war mir fast klar, dass ich eine Diskussion auslöse. Mich hat interessiert, was andere Grundschulen in diesem Fall machen.

    Aber wie ich sehe, geht bei den Foristen der Trend dahin, dass man da gar nichts machen soll und die Grundschullehrer, die geantwortet haben, in der Regel auch nichts machen.

    Danke für den Aspekt, dass man froh sein kann, dass die Eltern ihre Kinder überhaupt mitschwimmen lassen. Das war neu für mich, dass es vermehrt Versuche gibt sich zu entziehen.

  • ...wenn wirklich jemand immer noch meint, Schwimmen zu können sei nebensächlich, dann soll derjenige sichmal gerade jetzt die Lokalnachrichten aus Duisburg "gönnen"...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
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    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    • Offizieller Beitrag

    Obwohl ich durchaus die Problematik verstehe, muss man immer zu versuchen, zu reflektieren, ob das Problem, das man sieht, nicht auch teilweise im eigenen Kopf ist.
    WENN man so konsequent ist, auch keine Badeshorts (stört auch bei der Bewegung / Wasserwiederstand, Hygienefrage) zuzulassen, oder zb im Sportunterricht schlabbrige Jogginghosen, die auch keine richtige Bewegung erlauben, hinterfragt, dann ist es in einer Linie. Aber sonst? Das Mädchen lernt mit ein bisschen mehr Wasserwiderstand schwimmen, ist stolz auf ihre Fortschritte und lernt etwas Wichtiges, um im Sommer ins Schwimmbad oder an den See zu gehen und sorgenfrei zu plantschen.

    Ob man es für sich selbst gut findet oder nicht: es ist erlaubt, es ist eine gute zweckmäßige Lösung, ein sportliches Kleidungsstück (auch wenn es nicht "unseren" Maßstäben entspricht).

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