Self–Care im Lehrerberuf

  • Der Trick als Quereinsteiger ist es wohl, sich nicht gleich in eine Vollzeitstelle reinquatschen zu lassen und sich durchaus auch die Schule anzuschauen, die einem vorgeschlagen wird

    Das ist der größte Fehler überhaupt. Wer immer Teilzeit arbeitet, lernt nie, sich angemessen für Vollzeit organisieren.

  • Hm, ich glaube, ich hatte in den letzten Jahren 4 Vorstellungsgespräche vor Ort (unterschiedliche Schulen, unterschiedliche Schulformen, unterschiedliche Städte und Bundesländer), einen Rundgang habe ich genau 0 mal erhalten.

    Ich hatte auch mehrere Vorstellungsgespräche und jedes Mal im Anschluss einen Rundgang mit Fachkollegen. Mir wurde z. B. immer die Chemiesammlung gezeigt, aber auch Lehrerzimmer, Computerräume usw. Aus den Gesprächen z. B. über Laborspülmaschine habe ich viel erfahren und mich entschieden (ich hatte teilweise mehrere Angebote).


    Inzwischen führe auch ich herum und beantworte Fragen, auch wenn ich nicht an den Vorstellungsgesprächen teilnehme.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Ich hatte einen Rundgang durch die Schule, ein Vorstellungsgespräch, habe eine Stunde eines jetzt Kollegen gesehen, eine Stunde gehalten und danach nochmal ein kurzes Gespräch. Da konnte ich schon einen ersten Eindruck gewinnen und die Schule auch von mir. Stunde halten ist natürlich nur bei Seiteneinsteigern vorgesehen soweit ich weiß.


    Und wenn man in seinem vorherigen Beruf gelernt hat zu arbeiten und sich zu organisieren schafft man das ganze auch in Vollzeit.

  • Auch wir führen alle BewerberInnen herum und zeigen, wenn gewünscht, die Turnhalle.


    Freie Tage kann es nur geben, wenn mehr als genug Lehrkräfte in Stunde 1-5 zur Verfügung stehen, um die Pflichtstundentafel abzudecken.

    Das ist seit Jahren nicht so, also gibt es auch keinen freien Tag, die Referendarin bekommt die Freistellungen fürs Seminar natürlich.

  • Ich hab schon mal der vielversprechendsten Bewerberin ewig alle Ecken der Schule gezeigt, mich mit ihr im Lehrerzimmer zum Kaffee hingesetzt und alle möglichen Fragen beantwortet, bis sie irgendwann nach Hause wollte zum Korrigieren und ich mir nicht mehr anders zu helfen wusste, als ihr zu sagen, dass die Schulleitung begeistert war und die anderen Bewerber wahrscheinlich weniger gut sein werden und sie doch besser hier korrigieren solle, dann würde sie wahrscheinlich direkt unterschreiben können.


    Das war vor 8 Jahren und wir lachen heute noch darüber.

    Also ob einem die Schule gezeigt wird und wie viel einem gezeigt wird mag auch von sowas abhängen.


    Mir wurde in einer Schule sogar schon die Klassenliste meiner 1. eigenen Klasse gezeigt, als ich die Bewerbung abgab. Später wurde die Stelle aber dann wem anders angeboten und ich wurde erst nach 3 Tagen als 2. Wahl angerufen. Hab dann aber abgelehnt. Hatte an meiner jetzigen Schule einfach das bessere Bauchgefühl.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ich hatte einen Rundgang durch die Schule, ein Vorstellungsgespräch, habe eine Stunde eines jetzt Kollegen gesehen, eine Stunde gehalten und danach nochmal ein kurzes Gespräch. Da konnte ich schon einen ersten Eindruck gewinnen und die Schule auch von mir. Stunde halten ist natürlich nur bei Seiteneinsteigern vorgesehen soweit ich weiß.


    Und wenn man in seinem vorherigen Beruf gelernt hat zu arbeiten und sich zu organisieren schafft man das ganze auch in Vollzeit.

    So läuft das bei uns bei den Seiteneinsteigern, Honorarkräften und Fachlehrern (das sind die drei Varianten, die direkt von der Schule angestellt werden), auch ab. Zusätzlich müssen sie selbst zwei oder drei Stunden unter den Augen des Chefs (und oft auch mir, weil ich die meisten Referendare betreue) halten, in denen es aber natürlich nicht um didaktische große Sprünge geht, sondern nur darum, wie sie sich in einer Klasse geben und dass sie fachlich fit sind.

    Im Prinzip machen die also ein paar Tage Praktikum.

  • Das ist der größte Fehler überhaupt. Wer immer Teilzeit arbeitet, lernt nie, sich angemessen für Vollzeit organisieren.

    Nur, weil manche Bundesländer meinen 28UStunden seien angemessen zu realisieren, muss ich das noch lange nicht so sehen und auch so nicht umsetzen. Abgesehen davon, dass dort der Beruf schlechter bezahlt wird und die Stunden 5 Minuten länger dauern, bilden in Frankreich 18 Stunden eine Vollzeitstelle. Da muss es also noch eine andere Ansicht zur Stundenbelastung geben. Sicherlich gibt es 28UStunden und entspannte 28UStunden, trotzdem sollte man als Quereinsteiger sich langsam an die Materie rantasten und sich nicht kaputtspielen lassen, weil es heißt: Organisieren sie sich angemessen, dann klappt das. Ich glaube, dass es einen Punkt gibt, an dem jede angemessene Organisation trotzdem scheitert und ich bin auch der Meinung, der liegt deutlich vor 27/28 UStunden. Sicherlich gibt es die, die das wuppen, weil sie schon lange im Beruf sind, vielleicht auch keine Kinder (mehr im Haus) haben und sehr deutlich für ihren Beruf leben mit einem beneidenswert guten Quantum an Resilienz in der Snackbox. Aber wer das nicht hat, kann das nicht allein mit verbesserter Orga ausgleichen.

  • Hallo :-),


    derjenige soll das ja auch nicht durch verbesserte Organisation ausgleichen, sondern nur das leisten, was in der Arbeitszeit auch leistbar ist. Und als Anfänger ist das dann eben eventuell weniger guter Unterricht als bei einer Lehrkraft, die bereits aus eigenen Materialquellen und eigenem Erfahrungsschatz schöpfen kann.


    Es gibt aber auch Kollegen, die nur Teilzeit arbeiten, weil sie mehr Zeit für Kinder oder Eltern oder Hobby haben wollen. Auch da ist es dann nicht so einfach sich so zu organisieren, dass auch tatsächlich diese freie Zeit bleibt.


    LG DFU

  • derjenige soll das ja auch nicht durch verbesserte Organisation ausgleichen, sondern nur das leisten, was in der Arbeitszeit auch leistbar ist.

    Ja, und wie macht man das dann, wenn nicht durch bessere Organisation? Durch ständig zu erhöhende Überforderung? Mit ein bisschen Training tut es dann nicht mehr weh? Ich will das System dahinter tatsächlich gerne verstehen. Ich glaube (bisher?) nicht, dass es leistbar ist, weil es leistbar ist. Sicherlich können und wollen es viele leisten und leisten es eben dann auch. Andere können es nicht, trotzdessen es Kolleg:innen als Leistungsform vollumfänglich erbringen. Ja, ich sehe das auch, dass man unter Umständen kaum weniger Zeit an der Schule verbringt, trotzdessen ist es ein geringerer Aufwand. Man muss nicht eben noch drei, fünf, acht Klassen mitdenken.

    • Offizieller Beitrag

    Abgesehen davon, dass dort der Beruf schlechter bezahlt wird und die Stunden 5 Minuten länger dauern, bilden in Frankreich 18 Stunden eine Vollzeitstelle.

    (10 Minuten länger)
    Es hat historische Gründe. Das Deputat richtet sich an der damaligen Arbeitszeit in der jeweiligen Arbeitswoche. Ohne Ausgleich in den Schulferien.
    Die 8-10 Wochen Sommerferien (damals) sind aus der Berechnung raus, das Gehalt wurde für das Jahr berechnet und dann auf 12 Monate umgelegt. Das heißt, es ist dort NICHT vorgesehen, dass die Lehrkräfte jede Woche 4-5 Mehrstunden zum Ausgleich der Ferien machen / in den Ferien auch Stunden arbeiten.

    (Dass es dort innerhalb des Systems eine ebenfalls problematische Entwicklung gibt, geschenkt.)

  • Mit ein bisschen Training tut es dann nicht mehr weh? Ich will das System dahinter tatsächlich gerne verstehen.

    Teilzeit bedeutet bei Lehrkräften, dass sie ein paar Unterrichtsstunden weniger haben. Alle anderen Aufgaben sind aber kaum teilbar. Du Verdienst z.B. 75% arbeitest aber 95%,weil Klassenfahrt, Elternsprechtag und Konferenz bleiben. Wenn du dann die Unterrichtsvorbereitung perfektionistisch erledigst, machst du am Ende 99% bei 75% Bezahlung.


    Wenn man kleine Kinder hat und möchte einen Tag frei haben, dann ist TZ auch mal nett. Aber auf Dauer gesehen ist es sinnvoller Vollzeit zu arbeiten, die 5 Unterrichtsstunden mehr zu machen und dafür die Vorbereitung zu optimieren minimieren.


    Väter dürfen übrigens auch TZ arbeiten und ihre Rente mindern, nur mal so.

  • Väter dürfen übrigens auch TZ arbeiten....

    Das ist bei allen familienfreundlichen Regelungen im Schuldienst tatsächlich etwas, was mich wirklich nervt...

    Die Männer sind in ihren Firmenjobs immer unabkömmlich. Die Kolleginnen müssen gefühlt immer alles machen und benötigen maximale Flexibilität und maximales Entgegenkommen seitens der Schule. So gut ich die Regelungen zur Familienfreundlichkeit auch finde. Da ist etwas in Schieflage.

  • Ja, da hast du recht. Ich kämpfe seit 11 Jahren dagegen an (Mann im "Firmenjob" in der "freien" Wirtschaft), anfangs ging das fast gar nicht, es war schon kaum mal möglich, das Kind abzuholen trotz zig Überstunden und Gleitzeit. Heute klappt es viel besser bzw. ist selbstverständlicher (auch im Kopf meines Mannes), aber es war ein langer Weg und leider ist er so ziemlich der einzige in seinem Team, der sich auch mal um die Kids kümmert, was es nicht einfacher macht.

  • Das ist bei allen familienfreundlichen Regelungen im Schuldienst tatsächlich etwas, was mich wirklich nervt...

    Die Männer sind in ihren Firmenjobs immer unabkömmlich. Die Kolleginnen müssen gefühlt immer alles machen und benötigen maximale Flexibilität und maximales Entgegenkommen seitens der Schule. So gut ich die Regelungen zur Familienfreundlichkeit auch finde. Da ist etwas in Schieflage.

    Ich kenne einige - zugeben: wenige - Familienväter, die in der "freien Wirtschaft" in Teilzeit tätig sind.

    Und ich muss sagen, für mich persönlich fallen die vier Stunden, die ich reduziert habe, schon positiv auf. Einfach schon aus dem Grund, dass ich diese zwei Doppelstunden nicht vor- und nachbereiten muss.

    Ich habe aber keine Familie, um die ich mich kümmern muss.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Teilzeit bedeutet bei Lehrkräften, dass sie ein paar Unterrichtsstunden weniger haben. Alle anderen Aufgaben sind aber kaum teilbar. Du Verdienst z.B. 75% arbeitest aber 95%,weil Klassenfahrt, Elternsprechtag und Konferenz bleiben. Wenn du dann die Unterrichtsvorbereitung perfektionistisch erledigst, machst du am Ende 99% bei 75% Bezahlung.


    Wenn man kleine Kinder hat und möchte einen Tag frei haben, dann ist TZ auch mal nett. Aber auf Dauer gesehen ist es sinnvoller Vollzeit zu arbeiten, die 5 Unterrichtsstunden mehr zu machen und dafür die Vorbereitung zu optimieren minimieren.


    Väter dürfen übrigens auch TZ arbeiten und ihre Rente mindern, nur mal so.

    Ich verstehe das Argument mit den "nicht teilbaren" Aufgaben durchaus, aber bin ich der einzige, der findet, dass diese nur einen kleinen Teil unserer Arbeit ausmachen? Ich verbringe 95% meiner Arbeitszeit mit unterrichten, korrigieren und planen. Ein paar Stunden weniger in der Woche machen für mich also einen himmelweiten Unterschied. Ich habe dieses Schuljahr aufgestockt und spüre die daraus resultierende Arbeitsbelastung sehr deutlich.

  • Ich verstehe das Argument mit den "nicht teilbaren" Aufgaben durchaus, aber bin ich der einzige, der findet, dass diese nur einen kleinen Teil unserer Arbeit ausmachen? Ich verbringe 95% meiner Arbeitszeit mit unterrichten, korrigieren und planen. Ein paar Stunden weniger in der Woche machen für mich also einen himmelweiten Unterschied. Ich habe dieses Schuljahr aufgestockt und spüre die daraus resultierende Arbeitsbelastung sehr deutlich.

    Ich glaube, das kommt sehr auf die konferenzwut der SL an. Bei uns gibt es nur die Pflichtkonferenzen und die dringend nötigen Treffen. Keine wiederkehrenden Teamsitzungen oder ähnlicher Unsinn. Der Stundenplaner versucht zudem generell, auf wünsche einzugehen. Bereits meine Reduzierung um 1/4 ist deshalb eine echte Erleichterung.


    Der Chef sorgt außerdem bei Reduzierung um die Hälfte oder mehr dafür, dass von den nicht gesetzlich vorgeschriebenen Konferenzen auch nicht alle besucht werden müssen


    .


    An Schulen mit wöchentlichen Zusatzsitzungen u.ä. sowie schlechten SL inklusive schwachen Personalvertretungen sieht das aber wohl ganz anders aus.

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