Schwieriger Schüler

  • Ich zweifle nichts an, sondern habe auf Eigenheiten der Schulgesetzgebung meines Bundeslandes verwiesen und zu bedenken gegeben, ob es ähnliche Verlautbarungen ggf. in NRW gibt. Dass du dich in NDS auskennst, stelle ich nicht infrage - nur hilft es ohne Verweis auf eine Suche nach analogen Regelungen dem Fragesteller genauso wenig wie allein die Regelungen aus By.

    Dazu zitiere ich dir einfach mal @Berufsschule93 :

    Du kannst einen Schüler nicht sofort rausschmeißen, du musst es erst mit allen Ordnungsmaßnahmen probieren und selbst dann wird es wohl nicht so einfach sein, besonders wenn die Schulleitung bzw. das Kollegium nicht mitmachen.

    Du bist selber ja anscheinend noch nicht lange an einer Schule tätig, sonst wüsstest du, dass ein Schulverweis - insbesondere bei Unterrichtsstörungen durch Gequatsche - nicht so einfach verhängt werden kann. Da muss es meiner Meinung nach schon gravierendere Vorfälle geben. Zumal der/die TE erwähnte, dass er/sie der/die einzige Kolleg*in sei, den/die das Verhalten des besagten Schülers so sehr störe.


    Für NRW ist übrigens in diesem Fall § 53 SchulG relevant. Den kannst du dir hier durchlesen: http://www.lexsoft.de/cgi-bin/…03068730231&xid=492252,54

    Auch nach diesem Paragraphen kommt ein Schulverweis nur in Frage, "wenn die Schülerin oder der Schüler durch schweres oder wiederholtes Fehlverhalten die Erfüllung der Aufgaben der Schule oder die Rechte anderer ernstlich gefährdet oder verletzt hat. Bei Schulpflichtigen bedarf die Entlassung von der Schule der Bestätigung durch die Schulaufsichtsbehörde, die die Schülerin oder den Schüler einer anderen Schule zuweisen kann."

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Also ich kann mich nicht erinnern mal mitbekommen zu haben, dass es tatsächlich zu einem Verweis kam an den BBS, die ich von innen kennengelernt habe. Und da sind schon dickere Dinger passiert, als quatschen im Unterricht. An zwei erinnere ich mich besonders:

    Eine Androhung des Verweises gab es z.B. mal für verbale Androhung und körperliche "Andeutung" von Gewalt gegen einen Kollegen inkl. Beleidigung mit leichter Schubserei, aber es klebte gerade so noch keine Faust im Gesicht. Das war aber reine Glückssache für den Kollegen.

    Eine andere Androhung gabs mal für Drogenhandel in der Schule im größeren Stil inkl. Bedrohung von Mitschülern und Notarzteinsätzen aufgrund von "Unverträglichkeit"/Überdosis bei Leuten, denen das Zeugs aufgeschwatzt wurde.

    Zu einer Entlassung ist es trotzdem nicht gekommen, dafür hätten es "Wiederholungstaten" sein müssen. SuS loswerden ist also auch an der BBS nicht so einfach, sofern Berufsschulpflichtig, da darf man sich nichts vormachen.

  • Eine Androhung des Verweises gab es z.B. mal für verbale Androhung und körperliche "Andeutung" von Gewalt gegen einen Kollegen inkl. Beleidigung mit leichter Schubserei,

    Einen sehr ähnlichen Fall hatten wir vor Jahren auch mal. Da ist der Schüler, dem der Verweis drohte, diesem aber zuvorgekommen, indem er sich einen Langzeitpraktikumsplatz gesucht hat und dadurch gar nicht mehr an unserer Schule aufgetaucht ist.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich sträube mich dagegen, wenn Lehrkräfte Ritalin für ein Allheilmittel halten, weil Kinder anstrengend sind (und bei Gott das können sie sein!) und ggf. noch behaupten, es schlüge nur bei Kindern mit "echter ADHS" an, bei anderen wirke die Substanz nicht. Das ist schlicht und ergreifend falsch.


    Hast du dazu eine Quelle?

    Ich las nämlich schon häufiger, dass Ritalin und Co bei Nicht-AD(H)Slern nicht anschlagen und aufpuschend wirken soll.

    Ich meine mich sogar zu erinnern, das mal von einem Psychiater gehört zu haben.

    Wäre ja krass, wenn das nicht stimmen würde.


    Viele Grüße

    Kopfschloss

  • Anders gefragt: Was ist deiner Meinung nach ein "Nicht-ADHSler"? ADHS ist bislang nicht neurologisch definiert, etwa durch Dopaminmangel oder sowas. Hyperkinetische Störungen sind symptomatisch beschrieben. Kind platzt in Gespräche? ist unruhig? Bleibt nicht bei der Sache? Dann gibt es eine Diagnose, die wir als ADHS bezeichnen. Differentialdiagnostisch müsste jedes andere Problem ausgeschlossen werden, ist aber m.E. nicht möglich oder wird nicht gemacht.


    Zur Wirkweise von Methylphenidat:


    https://www.gelbe-liste.de/wir…dat_1306#Pharmakokinetike


    Methylphenidat ist ein Psychostimulans mit ausgeprägteren Effekten auf zentrale als auch auf motorische Aktivitäten. Der Wirkstoff besitzt zwei Asymmetriezentren und tritt daher in vier Stereoisomeren auf. Die pharmakodynamisch aktive Konfiguration ist die threo-Form. Das D-Isomer ist pharmakologisch aktiver als das L-Isomer.

    • Methylphenidat wirkt durch Freisetzung von Noradrenalin aus intraneuronalen Speichern adrenerger Neurone und Hemmung der Wiederaufnahme indirekt sympathomimetisch.
    • Mit steigender Konzentration im Zentralnervensystem, setzt Methylphenidat auch Dopamin frei und hemmt dessen Wiederaufnahme.
    • Es wird angenommen, dass die Wirkung auf einer Inhibierung der Dopamin-Wiederaufnahme im Striatum zurückzuführen ist, ohne dass eine Freisetzung von Dopamin ausgelöst wird.
    • Der Mechanismus, durch den kognitiven Effekten und Verhaltenseffekten zugrunde liegt, ist nicht eindeutig nachgewiesen.
    • Die zentralstimulierende Wirkung äußert sich unter anderem in einer Steigerung der Konzentrationsfähigkeit, Leistungs- und Entscheidungsbereitschaft, Unterdrückung von Müdigkeit und körperlicher Abgeschlagenheit.


    Also in etwa: so genau wissen wir auch nicht, warum es klappt, aber es klappt. Die Leistungs- und Entscheidungsfähigkeit haben wie gesagt viele Studierende damit gesteigert, das funktioniert halt schon.


    Zumindest macht es wohl nicht abhängig, ich würde es durchaus mal testen wollen.


    Edit: Methylphenidat wird auch bei Narkolepsie eingesetzt. Ich glaube, manchmal wissen auch Pharmakolog*innen selbst nicht so genau, warum ihr Medikament wirkt...


    Edit2: was mich dabei frustriert ist nicht die Gabe von Medikamenten an Kinder generell, sondern die Behauptung, dass Hyperkinstisches Verhalten allein neurologisch determiniert ist, was man sozusagen damit beweist, dass Ritalin ja bei dem Kind anschlägt. Und zu Hause ist die Kacke am dampfen aber kriegt ja keiner mehr mit, Kind sitzt ja endlich still...

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  • Anders gefragt: Was ist deiner Meinung nach ein "Nicht-ADHSler"?

    Das ist für mich ein Mensch ohne AD(H)S Diagnose oder eben einer, der keine AD(H)S Symptome zeigt.


    Danke für deine Ausführungen, aber hast du jetzt eine Quelle, die besagt, dass Ritalin und Co bei allen gleich wirkt, bzw dass die Aussage, es wirke nur bei AD(H)Sler gewünscht, falsch ist?

    Das interessiert mich sehr, denn es wäre mir neu.

  • Ich habe gesagt, dass die Behauptung falsch ist, der Wirkstoff Methylphenidat schlüge nur bei Menschen mit ADHS-Symptomen an und habe bei Menschen ohne diese Diagnose keine Wirkung. Als ob Konzentrationssteigerung durch Einnahme von Ritalin ein Diagnosekriterium für ADHS wäre. Nochmal, "Hyperkinetisches Syndrom" ist zunächst mal eine Symptombeschreibung, es ist nicht einfach zu behandeln wie Diabetes.


    Wie das Präparat wirkt, kann man nachlesen, wie z.B. oben zitiert. Möchtest du eine Quelle raussuchen, die etwas anderes belegt, denn ich weiß nicht, was du genau bewiesen oder widerlegt haben willst. Es klingt für mich wie "Nikotin wirkt nur, wenn man echter Raucher ist."

  • Keine Ahnung, warum du jetzt so angegriffen reagierst.

    Ich habe eben bereits schon mehrfach gelesen und auch gehört, dass Methylphenidat bei AD(H)Sler eben wirkt (bessere Impulskontrolle, verbesserte Konzentration, geringerer Muskeltonus...) und bei nicht betroffenen Menschen die Gabe eher eine aufputschende Wirkung (ähnlich Kokain) hat.

    Und falls das nicht stimmen sollte, fände ich das interessant zu wissen und hätte gerne was darüber gelesen.

    That's it.


    Grüße

  • Du verwendest den Begriff "wirken" irgendwie komisch. Es wirkt immer. Halt anders je nachdem, ob man ADHS hat oder nicht. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es auch bei nicht-ADHSlern nicht immer gleich wirkt, nur da ist es natürlich nicht systematisch untersucht, weil die das ja nicht offiziell einwerfen. So ist das bei allen anderen psychotropen Substanzen halt auch. Fängt ja schon mal damit an, dass es sogenannte low-responder und high-responder gibt - jeder von uns kennt die eine Person oder ist es vielleicht sogar selbst, die nach nur einem Bier unterm Tisch liegt und sich wundert, warum andere drei Bier trinken können und immer noch geradeaus laufen. Ich kenne auch Leute, die Koks überhaupt nicht geil fanden und andere, die süchtig danach sind. Ich persönlich reagiere irgendwie auf alles total krass, mir schiebt z. B. ganz sicher nie wieder jemand Benzodiazepine rein, fand ich extrem gruslig. Und andere finden's toll. So ist das eben :)

  • Keine Ahnung, warum du jetzt so angegriffen reagierst.

    Tu ich das? Ich bin eher frustriert, dass ich mich nicht verständlich machen kann. Das Thema betrifft meine Familie und viele meiner SuS, es zerreißt mir das Herz, wenn in der Gesellschaft (und natürlich auch unter Lehrkräften) die Meinung vorherrscht, dass das Kind halt krank sei und man müsse nur was Einwerfen und dann sei alles wieder gut. (Diese Ansicht ist der Gegenspieler zu der davor, Eltern seien halt Schuld, wenn das Kind nicht richtig erzogen sei. Beides wird der Problematik nicht im Entferntesten gerecht.)


    Lies mal den Artikel, wenn du Zeit hast. Ich sende ein Danke an Herrn Schleim für diese klaren, unaufgeregten, fundierten Worte.

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