Mir geht es so schlecht (Ref.)

  • Hallo,


    ich liebe diesen Beruf und das Unterrichten. Aber: Das Ref. macht mich echt fertig. Manchmal liege ich in meinem Bett und weine.

    Geht es irgendjmd ähnlich? Oder ging es jemandem auch so schlecht im Referendariat?


    In letzter Zeit denke ich so oft daran alles hinzuwerfen :*(

    Oft fühle ich mich auch einfach nicht gut genug und denke, dass ich die Lehrproben nicht schaffen werde.


    Ende Juli hätte ich das erste Jahr geschafft. Dann kommt die zweite Runde und die LP's im Januar.

    Falls ich durchhalte.


    Ich habe das Gefühl, dass ich die Einzige bin, welcher es so geht.

    Der Zusammenhalt in meiner Seminargruppe ist auch nicht so gut. Das kommt erschwerend hinzu.


    Meine Schule ist okay. Wobei da jeder sehr auf sich gestellt ist.

    Ich fühle mich so alleine und hilflos.

    Gleichzeitig ist es mir peinlich, dass es mir so schlecht geht.

    Andere schaffen es ja auch bzw. haben es geschafft.


    Vielleicht habt ihr ja ein paar Ratschläge für mich.

    Oder einfach nur ein paar Worte.

    Gerade sehe ich einfach kein Licht am Ende des Tunnels.


    Amelie

  • Mein Ref war auch scheiße. Der ständige Druck, immer unter Beobachtung. Und dazu dann noch ne Menge widrige Umstände dank schlechter Seminarlehrer, komischer Schule, schlechter Schulleitung usw.


    Im 2. Jahr wars besser, da hatte ich eine bessere Schule abbekommen. Der Druck und die ständige Beobachtung waren aber natürlich weiter da.


    Wenn dir der Beruf an sich gefällt, dann halte durch. Das erste Jahr ist quasi schon rum, jetzt kommen bald die Ferien. (Und mit 6 Wochen Ferien kann man normalerweise schon gut abschalten) Das 2. Jahr ist normalerweise gar kein ganzes Jahr, weil die Lehrplänen usw ja schon früher rum sind. Du hast es quasi fast schon geschafft!

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Hallo Amelie444,


    Was genau macht dich so fertig? Warum fühlst du dich nicht gut genug? Was erzeugt das Gefühl von Einsamkeit? In welcher Schulart bist du denn, versuche vielleicht zuerst, konkreter zu fassen, was das Problem ist.

    • Offizieller Beitrag

    Es gibt auch LehramtsanwärterInnen, die einfach nur gut darin sind, den Schein nach außen zu wahren. Schwächen und Fehler einzugestehen sind in unserer Leistungs- und Selbstoptimierungsgesellschaft nach wie vor weitgehend Tabus.
    Vielleicht besitzt Du entgegen Deiner Selbstwahrnehmung einfach nur die Stärke einzugestehen, dass es Dir schlecht geht und Dir ggf. Hilfe zu holen.

    Auch wenn ich jetzt hier ggf. als misogyn gesteinigt werde, sage ich es trotzdem:
    Die Mehrzahl der Kollegien an Grundschulen ist entweder mehrheitlich oder ausschließlich weiblich besetzt. Dies führt mitunter zu einer Eigendynamik innerhalb der Kollegien, die alles andere als wohlfühlsfaktorfördernd ist.

    (Dies habe ich von Kolleginnen erzählt bekommen, die in eben solchen Kollegien arbeiten. Und ja, das gibt es natürlich auch in anderen Kollegien (und ja, männliche Chefs haben auch mitunter einen großen Ar***lochfaktor - weiß ich aus eigener Erfahrung.)

  • Dir geht es sicher nicht alleine so. Ich habe ständig geweint in der Zeit, auch mal nach irgendeiner Lehrprobe beim Arschloch-Fachleiter auf der Wiese vor der Schule. Da wollte ich auch sehr ernsthaft alles hinwerfen. Gerettet hat mich ein (menschlich und fachlich) sehr guter Hauptseminarleiter und ein recht guter Zusammenhalt unter den Referendar*innen.

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • Anekdotische Evidenz, aber ich kenne in meinem persönlichen Umfeld nicht einen, der nicht mehr oder weniger unter dem Referendariat gelitten hätte. Dafür gibt es eine Reihe von Gründe, die nur zum geringen Teil höhst individuell sind (Belastbarkeit; Resilienz; Lehrerpersönlichkeit), zum weitaus größeren Teil aber systemisch sind (ständige Beurteilung; nur bedingt eigene Kontrolle über Erfolg und Misserfolg). Und zum Teil hat es was damit zu tun, dass man nach einem weitestgehend freien, selbstbestimmten Studium plötzlich ins Beruflseben eintritt, mit Aspekten wie Fremdbestimmung, enge Vorgaben, Verantwortung nicht nur für sich selbst etc. Dabei fühlt es sich erstmal wie eine Erweiterung des Studiums an, weil man immer noch in der Position des Lernenden ist und von den Seminarlehrern oft auch dahingehend infantilisiert wird.


    Langer Rede kurzer Sinn: Keinesfalls bist du damit alleine, Amelie444, und dass du dich so fühlst sagt nichts, aber auch gar nichts, über deine Qualifikation zur Lehrerin aus. Es geht sehr vielen so und die gute Nachricht ist: Es wird deutlich besser werden, schon im zweiten Jahr, aber vor allem mit der ersten Stelle. Da nimmt zwar das Arbeitspensum nicht unbedingt ab (evtl. im Gegenteil), aber der Druck fällt ab, man ist wieder selbstbestimmter und fühlt sich nicht dauernd kontrolliert. Das macht schon einen Unterschied. Halt durch!

  • Das Ref. war für mich eine der extremsten Zeiten im Leben. Wahrscheinlich bist du in BY, da finde ich es nochmals um Welten anspruchsvoller als hier in BW. Mir haben immer die Ferien geholfen, um aufzutanken. Meine Seminargruppe und ich haben immer gezählt, wie lange wir noch durchhalten müssen. Hört sich nicht so prickelnd an, soll dir aber zeigen, dass du nicht alleine bist. Nimm dir bewusst Auszeiten, wenn es irgendwie geht.

  • ich habe mein Referendariat in Baden-Württemberg gemacht und denke auch nur teilweise positiv zurück. Den Stress, die Sorge, ob ich eine der knappen Stellen (damals war in Chemie 1,0 und in Mathe 1,3 notwendig bei örtlich größter Flexibilität) möchte ich nicht zurück.


    Danach war ich froh, es durchgezogen zu haben. Das 1. Schuljahr nach Referendariat war auch noch schwierig (es fehlte der Welpenschutz, ich landete an einer integrativen Gesamtschule mit schwierigem Einzugsgebiet), danach war es der schönste Beruf der Welt.


    Stelle dir doch eine Tabelle auf mit den Spalten, das liebe ich an meinem Beruf, dass stört mich (extrem). Überlege, ob es am Referendariat liegt (das geht vorbei) oder allgemein gilt.


    Aber das Referendariat empfindet wohl niemand als angenehm, ich denke, die meisten gehen an ihre Grenzen (und manchmal darüber hinaus). Und dieses Jahr ist es dank Corona noch schwieriger, Kontakte zu Kollegen vor Ort und Mitreferendaren zu finden, das ändert sich hoffentlich im kommenden Schuljahr.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • In BY muss man im Grundschulreferndariat, das immer 2 Jahre dauert, im 1. Jahr schon eigentverantwortlich 8 Stunden unterrichten, völlig allein. Hospitieren bei einem Mentor tut man nur die übrigen 6 Stunden. Im 2. Ref.jahr sind die Referendarinnen schon Klassenlehrerinnen mit allen Aufgaben: Elternabende, Zeugnisse, Elterngespräche, Ausflüge, Klassenraum einrichten, usw. Dieser wird bewertet, was dazu führt, dass von vielen auf eigene Kosten Inventar angeschafft wird.

    Aber das ist nur eine Mutmaßung, keine Ahnung, in welchem Bundesland Amelie ist. In BaWü ist es schon anders. Da müssen auch keine Jahres- und Wochenpläne abgegeben werden und nicht jede Stunde schriftlich dokumentiert werden.

  • Jede Stunde schriftlich dokumentieren müssen wir doch alle und immer (Klassenbuch)?

    Nein Stundenverlauf usw. aufschreiben und in Ordnern, die nach Vorschrift beschriftet waren, sammeln und jederzeit im Klassenzimmer bereit zum Vorzeigen aufbewahren.

    Erschwerend kommt hinzu, dass die ReferendarInnen nach dem ersten Jahr die Schule wechseln müssen und nochmals an einer anderen Schule ganz neu anfangen, um da ihre 14 Stunden und die Lehrproben zu halten.

    Lehrproben sind auch mehr in BY: 1 Einzellehrprobe und eine Doppellehrprobe. Wobei man zu meiner Zeit die Doppellehrprobe in einer anderen Klasse halten MUSSTE. Deshalb war das immer 2./3. Stunde, damit man in der großen Pause die Klassenzimmer wechseln und vorbereiten konnte. Ich habe damals noch einen Super8film einlegen müssen auf so einer Spule ^^. Wenn man Glück hatte, nahmen einem die KollegInnen in der großen Pause die Bewirtung der Prüfer ab.

    Mir wird heute noch ganz anders...

  • Jede Stunde schriftlich dokumentieren müssen wir doch alle und immer (Klassenbuch)?

    Diese Dokumentation beläuft sich aber lediglich auf die Nennung des Stundenthemas und die erteilten Hausaufgaben. Mehr passt ja in die zwei Zeilen, die mir pro Doppelstunde im Klassenbuch oder Kursheft zur Verfügung stehen, auch nicht hinein.

    Das ist ja nun doch etwas anderes, als wenn man genaue Stundenverlaufspläne u. ä. verfassen und archivieren muss, wie von Zauberwald beschrieben.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Es braucht immer nur die Stichpunkte "Ref" und "schlecht", damit irgendwelche Refgeschichten von vor 20 Jahren abgespult werden.


    Wo unterrichtet die TE denn und was ist ihr Problem? Die Schule ist okay, sie weint manchmal und hat Sorge, ob sie die Prüfungen schafft. Mehr wissen wir doch gar nicht.

  • Es braucht immer nur die Stichpunkte "Ref" und "schlecht", damit irgendwelche Refgeschichten von vor 20 Jahren abgespult werden.

    Die TE (die ja an einer Grundschule ihr Ref macht) hat aber nun mal danach gefragt; daher werden diese "Refgeschichten" hier erzählt:

    Geht es irgendjmd ähnlich? Oder ging es jemandem auch so schlecht im Referendariat?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Stimmt auch wieder. Naja, mal sehen, ob die TE hier überhaupt wieder auftaucht.

  • Es braucht immer nur die Stichpunkte "Ref" und "schlecht", damit irgendwelche Refgeschichten von vor 20 Jahren abgespult werden.

    Ich finde, das reicht ja auch schon. Als ich nach einer meiner Lehrproben im Lehrerzimmer saß und auf die Note gewartet habe, hat sich ein Ü60 Kollege, der sonst immer nur gemotzt hat und vor allem mit uns Refs nie mal ein unnötiges Wort geredet hat, zu mir gesetzt und von seinem Ref und von seinen Lehrpoben erzählt.

    Da hab ich zwei Dinge erkannt:

    1.) Fast jeder ist durch das Ref geprägt, und zwar meist negativ.

    2.) Die Prägung sitzt tief.

    (Ich wollte eigentlich "traumatisiert" und "Trauma" schreiben, aber so weit geht es wohl dann doch selten.)


    Ich finde, wenn man emotional so drinhängt wie die TE, dann hilft es auch zu sehen, dass man damit nicht alleine ist und dass es nicht unbedingt an mir selbst liegt. Da braucht es nicht unbedingt konkrete Tipps und Hinweise, für die man mehr Infos preisgeben müsste. Manchmal will man einfach nur jammern und Verständnis bekommen. Und das ist ja auch okay.

  • Mir wurde nach langer Zeit erst bewusst, dass ich ja bei meiner Lehrprobe ja eigentlich das berühmte "Bienchen - Blütenthema" hatte :rotwerd:: Die Befruchtung der Kirschblüte, KL. 3 Sachunterricht. Dazu noch einen (pornografischen ^^ nee, Späßlein) Film gezeigt...

  • Kommt immer auf die Situation an. Wenn jemand darunter leidet, dass er denkt, nur ihm geht es so und es liegt vielleicht an ihm, dann denke ich schon, dass es hilft.

    Gerade in einem Umfeld wie vielen Lehrerzimmern, wo viele Kollegen so tun, als würde bei ihnen immer alles perfekt laufen und als gäbe es keine Probleme. Ich versuche dem bei uns an der Schule auch entgegenzuwirken, indem ich sehr offen über Schwierigkeiten rede, auch und gerade wenn Mitglieder der Schulleitung anwesend sind. Wie ich im Wechselmodell der Überblick verliere über Aufgaben, die ich einzelnen Gruppen gestellt oder nicht gestellt habe. Wie ich während der heißen Phase der Abikorrkektur Unterricht kaum noch rudimentär geplant bekomme etc.


    Ich spreche mittlerweile auch der Schulleitung gegenüber sehr deutlich aus, wie sich Notlösungen, die manchmal einfach notwendig sind (Vertretungslösungen, zusammengelegte Klassen etc.) natürlich auf die Qualität des Unterrichts etc. auswirken werden.

    Und ja, ich bilde mir schon ein, dass das hilft und zu einer entspannteren Atmosphäre beiträgt.


    EDIT: Der Beiträg bezieht sich auf einen gelöschten Beitrag. Wenn ich ihn auch löschen soll, möge man mir Bescheid geben.

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