Seiteneinstieg Sachsen (Grundschule) - 2021

  • Hallo zusammen,


    Ich interessiere mit für den Seiteneinstieg an der Grundschule (Region Bautzen/Ostsachen). In diesem Zusammenhang habe ich mich bereits beim LaSuB telefonisch informiert und mich auch beworben. In meinem Fall bekomme ich leider kein Fach komplett anerkannt, kann aber durch Belegung einzelner Kurse relativ schnell den Lückenschluss vollziehen und bekomme somit voraussichtlich mein erstes Fach innerhalb von 12 - 24 Monaten anerkannt. Danach wäre bei mir Grundschuldidaktik und BiWi dran und letztendlich das Vorbereitungsjahr (laut LaSuB dauert alles zusammen 5-7 Jahre).


    Da ich mich im Moment noch im finalen Entscheidungsprozess befinde, sind natürlich einige Fragen bei mir aufgekommen und nun hoffe ich auf erfahrene Seiteneinsteiger*innen (ganz besonders jene aus Sachsen) und Eure Antworten.


    1. Wie gestaltet sich die Bewerberei an den Universitäten? Muss man lange warten bis man einen Studienplatz bzw. in die Kurse (be-)kommt oder ist das - sofern man sich dahinter klemmt - relativ gut organisiert? Bzw. ist man als Seiteneinsteiger dann doch nur zweite Wahl und hängt dauernd in der Warteschleife?
    2. Wie erlebt Ihr die Unterstützung durch Eure Mentoren an der Schule? Erfährt man hier eher Skepsis oder freut man sich über engagierte Seiteneinsteiger*innen?
    3. Mir wurde von Seiten des LaSuB gesagt, dass man einen 20h-Vertrag bekommt (der an sich schon eine ordentliche Herausforderung zu Beginn darstellt, Vollzeit ist 27h), da man sich nebenher weiterbilden muss und den Unterricht vor- und nachzubereiten hat. Handelt es sich hierbei um reine 20 Unterrichtsstunden oder werden von den 20h einige wenige Stunden zur Vor-/Nachbereitung angerechnet?
    4. Welche Stunden-Modelle werden den Seiteneinsteiger*innen dann während des wissenschaftlichen Ausbildungsteils (ab dem 3. Jahr) angeboten, schließlich muss man - sofern man in die Unikurse kommt - etwa zwei Tage die Woche an die Uni? 20 Unterrichtsstunden an drei Tagen funktioniert nach meinem Grundverständnis an einer Grundschule doch nicht, oder? Und was passiert, außerhalb der Vorlesungs- oder Prüfungszeit?
    5. Unterstützt das Land Sachen die Seiteneinsteiger beim Thema Fahrkosten zur Uni bzw. doppelter Haushalt (Unistandort vs. Wohnort bei der Schule)? Wenn ja, zu welchen Konditionen?
    6. Was hattet Ihr zu Beginn als Seiteneinsteiger*innen gar nicht auf dem Schirm (Vorteile/Nachteile/Herausforderungen)?


    Freue mich über Eure Antworten!

    Viele Grüße!

  • Egal was hier noch kommt oder nicht kommt solltest du Gewerkschaft und PR kontaktieren, um Antworten zu erhalten.


    5-7 Jahre berufsbegleitend zu studieren, um GS-Lehrkraft zu werden im Quereinstieg - in der Zeit hast du ein komplettes Vollzeitstudium samt Ref absolviert. Bist du sicher, dass es nicht effektiver wäre für dich (bzw. möglich wäre) erst in Vollzeit nachzustudieren was fehlt (das sollte dann ja erheblich schneller gehen als 5-7 Jahre), um dann über das Ref den klassischen Weg zur Lehrbefähigung zu gehen? 20 Wochenstunden Unterricht ohne Vorkenntnisse in Päd /Didaktik, ohne auch nur ein voll anerkennbares Fach (und damit voraussichtlich zentrale Fachinhalte die fehlen) klingt ziemlich heftig für mich und nach ordentlichem Ausbluten motivierter Quereinsteiger, die so erstmal irgendwie Lücken stopfen sollen ohne adäquate Ausbildung. In der Vergangenheit haben Quereinsteiger im Forum beschrieben, dass sie lange Wartezeiten hatten, um zum erforderlichen Nachstudium zugelassen zu werden, ich bin aber nicht sicher, ob das auch Leute aus Sachsen betroffen hat. Vielleicht mal die Forensuche nutzen bzw. das Quereinsteigerforum durchgehen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: Autofill...

  • Hi, die Region Bautzen/Ostsachsen schleckt sich alle 10 Finger nach Lehrer*innen ab. Ich würde doch noch mal nachhaken, dass du nachgedacht hast und dass das ja doch lang geht und wie sie dir entgegen kommen können, damit du wenigstens eins der Fächer anerkannt bekommst (damit es schneller geht und du nicht mit E10 anfängst oder so).

  • Hallo alle zusammen,


    es ist zwar mittlerweile September, aber zum Thema "Fach anerkannt bekommen" möchte ich hier auch mal meine Erfahrung in die Runde werfen:
    Ich selbst habe mich Anfang des Jahres hier in Sachsen für die Oberschule (Physik, Chemie und Geographie) als Seiteneinsteiger beworben - der Bedarf an Oberschullehrkräften ist ja laut LaSuB nach wie vor sehr hoch, wie ich im Telefonat erfahren habe. Nachdem ich jetzt bis September keine Antwort bekam, habe ich einfach mal meinen Bewerbungsstatus per Telefon nachgefragt. Nachdem ich zwei Tage von einer freundlichen Mitarbeiterin zur Anderen verwiesen wurde, hat man mir dann letztendlich mitgeteilt "Herzlichen Glückwunsch, Sie sind qualifiziert... Nur leider können wir Ihnen kein Fach zuordnen". OK, das war ganz ehrlich gesagt das Letzte mit dem ich gerechnet habe... Studiert habe ich Mineralogie und anschließend 3 Jahre in einem Industriekooperationsprojekt als wiss. Mitarbeiter seitens unserer Uni gearbeitet. Jetzt werdet ihr sagen, was hast du denn bei Geographie erwartet? Das hast du doch selbst in der Schule gehabt und müsstest wissen, dass dein Studium hier nur einen kleinen Teil des Lehrspektrums abdeckt! Womit ihr auch Recht habt. ;) Verwirrend wurde es für mich aber beim Thema Physik und Chemie.

    Wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt, besteht ein Mineralogiestudium nur zu einem kleinen Teil aus "bunte Steine anschauen". Die M. versteht sich vor allem als Bindeglied zwischen Geo- und Werkstoffwissenschaften und ist demnach im Ausbildungsprofil eher als angewandte Physik und Chemie zu verstehen, was auch für mich ein entsprechend breites Grundlagenspektrum in diesen Fächern während meines gesamten Studiums bedeutete.


    Auf die Nachfrage wie das denn sein kann, dass man mir kein Fach zuordnet, hat man mir dann mitgeteilt, dass die Modulbeschreibungen meines Studienfaches mit denen von Lehramtsstudenten der entsprechenden Fächern verglichen wurde und mir leider in wenigen Modulen, wie z.B. theoretische Physik, ein bisschen Präsenzunterricht fehlt... Ob mich jetzt ein paar mehr Vorlesungsstunden in theo. Ph. z.B. zu einem besseren Oberschullehrer machen würden, dazu denke ich mir jetzt erstmal meinen Teil. Aber eine kleine Anekdote aus meinem Studium ist hier vielleicht ganz interessant: Wir haben uns als Studenten manchmal gefragt, wieso die Modulbeschreibungen teilweise so sehr vom tatsächlichen Lehrinhalt abweichen. Unser Lagerstättenprofessor hat damals lachend geantwortet "Na ja, der Prüfungsausschuss verlangt halt eine Modulbeschr. und dann schreibt mal eben schnell irgendetwas auf, um sich wieder den wichtigen Aufgaben zuzuwenden"...

    Bitte versteht mich nicht falsch! Ich bin kein ignoranter Seiteneinsteiger, der glaubt mit seiner bisherigen wissenschaftlichen Erfahrung alles aus dem Handgelenk schütteln zu können. Mir ist bewusst, dass ich Sachverhalte nochmal nachschauen muss, aber das ist doch ganz normal. Das muss sicherlich auch ein grundständig ausgebildeter Berufsneueinsteiger. Ich habe noch nie von jemandem gehört, der dies nicht tun musste. Auch die Herrn Professoren schauen immer mal Dinge nach, die sie eigentlich mal gelernt haben - wenn sie ehrlich sind. ;) Auch ob ich tatsächlich für diesen pädagogischen Bereich geeignet bin, kann niemand zu 100% sagen, klar.

    Mit dem Gedanken mich eventuell als Seiteneinsteiger zu bewerben spielte ich schon am Ende meines Studiums. Ich hatte als HiWi immer mal bei Schülerprogrammen mitgeholfen, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Während meines Forschungsprojektes wurde mir dann die Aufgabe zuteil, einen Schülerworkshop didaktisch zu erarbeiten und durchzuführen. Meine Ideen haben da so gut funktioniert, dass mich das motivierte letztendlich doch den Seiteneinstieg zu wagen.


    Was mich an dieser Stelle offen gesagt regelrecht aufregt, ist die Tatsache, dass ich mit meiner Ausbildung nicht einmal eine Chance erhalte, mich wenigstens irgendwo vorzustellen. Ich habe auch noch nicht einmal das Angebot wie kasimir erhalten, mich in einer absurd langen Zeit als Lehrkraft nachschulen zu lassen, obwohl die fachlichen Lücken angeblich auch "klein" sind... Vermutlich bekomme ich im Oktober wieder eine Absage, wo mir wieder mitgeteilt wird, dass sich genügend grundständig ausgebildete Lehrer beworben haben (ich hatte mich in der vorherigen Runde schonmal für die Grundschule beworben).


    Viele Grüße

    Martin

  • Hallo,


    ich habe mich im Mai für den Seiteneinstieg Grundschule in Sachsen beworben. Ich habe keinerlei Rückmeldung zu meiner Bewerbung bekommen, im Bewerberportal war meine Bewerbung aber als "eingereicht" registriert, bis gestern jedenfalls. Nun wurde die neue Bewerbungsrunde eröffnet und meine Bewerbung ist verschwunden. Ist es üblich, dass man nicht einmal eine Absage bekommt, wenn man kein Angebot bekommt?


    Danke für Antworten,

    Janet

  • Ja, das werde ich morgen auch tun. Ich hatte irgendwo mal gelesen, dass man von telefonischen Anfragen absehen soll, da so viele Bewerbungen abgearbeitet werden müssen. Aber dass ich nun gar keine Rückmeldung bekomme, macht mich schon etwas baff. Start im November wird eh nichts mehr, so kurzfristig kann ich ja meinen jetzigen Job gar nicht kündigen. Ich würde mich nun einfach für Start im Mai 2022 bewerben...

  • Wie unfair für dich :( und dumm fürs Land, interessierte Leute auf Listen zu vergessen. Meiner Meinung nach kannst du guten Gewissens anrufen oder besser gleich hinfahren und nachbohren, gibt nichts zu verlieren... Viel Erfolg!

  • Ich denke nicht, dass Molekularbiologie für die GS anerkannt wird, da du auch die Didaktik für die Grundschule benötigst und Sachunterricht nicht nur biologisch-chemisches Wissen vermittelt. Für Englisch brauchst du auch einen entsprechenden Abschluss oder ausreichend anrechenbare, heißt relevante Kurse mit pädagogischer Ausrichtung. Für Oberschule, Gymnasium oder berufliche Schulen werden dir eventuell sogar direkt zwei Fächer anerkannt und du wirst direkt als vollwertige LK eingestellt. Bist du mit zwei anerkannten Fächern angestellt, gibt es die Möglichkeit, sich an die GS abordnen oder versetzen zu lassen und berufsbegleitend eine wöchentliche Fortbildung über ein dreiviertel Jahr zu absolvieren. Rechne dann aber eher mit einem Einsatz in den Gebieten fernab der Ballungsräume. Dort, wo tatsächlich ein Mangel an LK besteht.

  • PS: Wir reden bei dieser Fortbildung von einmal die Woche, ein paar Stunden Fobi. Ob das ausreicht, um 28 Grundschülern mit z. T. stark heterogenem Leistungsniveau fachlich und vor Allem pädagogisch gerecht zu werden?

  • Die Fächer sprechen in der Tat für weiterführende Schule und Land ist einfacher als Stadt. Trotzdem ist es keine Art, sich nicht mehr bei den Leuten zu melden, gerade bei dem eklatanten Mangel an Lehrkräften.

Werbung