Sondermaßnahme Mittelschule Bayern oder private Realschule

  • Hallo zusammen,

    Ich stehe vor einer schweren Entscheidung. Bin Diplom- Biologe über 45 und arbeite seit über 10 Jahren als Bio/Che (5-10) und Physik (Stufe 8) Lehrer an einer privaten Realschule in Bayern. Durch einen Umzug und eigene Kinder ist die Pendelei eine große Belastung. Lange habe ich Stellen in Wohnortnähe gesucht. Da ich kein Staatsexamen habe, darf ich nur an privaten Schulen arbeiten.

    Daher habe ich mich für den Quereinstieg beworben und ich bin optimistisch, dass es klappt. Leider fehlt mir aber die Erfahrung an der Mittelschule und ich bin nicht sicher, wie es in meinem Alter sein wird, ins Ref zu gehen und sich trotz meiner Berufserfahrung in die Rolle eines Lehrlings zu begeben.

    Hat jemand von Euch Ähnliches vor oder hier Erfahrungen?

    Ist die Arbeit an der MS tatsächlich so viel mehr Erziehung als Inhalte vermitteln?

    Ist es vielleicht auch besser und befriedigender, als Klassenlehrer zu arbeiten als als Fachlehrer, der ständig die Klassen wechselt?

    Wie „ schlimm“ ist das Referendariat?


    Vielen Dank!

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe mein Ref mit über 40 gemacht. Lange Pause nach 1.Stex.

    Das Alter war kein Problem.

    Im Gegenteil, ich war frühes Aufstehen und einen straffen Tagesablauf gewohnt, anders als meine frisch aus dem Studium kommenden Kollegen.

    Auch hatte ich überhaupt kein Problem mit meiner Rolle als Lehrerin. Etliche der Mittzwanziger waren in einer Art Studentenhabitus verharrt.


    Wie "schlimm" das Ref ist, wird dir keiner generell beantworten können. Das erlebt auch jeder anders.

  • Vielen Dank für die schnelle Antwort!

    Ich kann das gut nachvollziehen und kann mir vorstellen, dass man auch durchaus nicht nur Nachteile gegenüber den Jungen hat! Es ist halt ein großer Schritt aus einem Angestelltenverhältnis mit recht guter Bezahlung in das Referendariat zu gehen. Da bin ich mir noch unsicher. Außerdem ist es doch auch eine große Veränderung von der Realschule zur Mittelschule. Das kann ich einfach noch nicht so ganz einschätzen. Hat jemand Erfahrungen mit beiden Schulsystemen?

  • Der Quereinstieg ist doch für arbeitslose Gymnasial- oder Realschullehrer? Darf das jetzt doch jeder machen mit Studium?

  • Da ich kein Staatsexamen habe, darf ich nur an privaten Schulen arbeiten.

    Ist das wirklich so in Bayern? Können die Schulen Nichterfüller gar nicht einstellen? Also bei uns gibt es einige Lehrkräfte ohne 2. Staatsexamen.

  • Ja, leider. Es gibt auch keine Möglichkeit über die Berufserfahrung (seit 12 Jahren Vollzeit RS).

    An staatlichen Schulen nur befristete Verträge (Sep bis Juli). Das mache ich nicht.

  • Habs grad gelesen. Krass, ja dann mach es, klar

    Das ist deutlich!

    Würdest Du den Quereinstieg in die Mittelschule auch ohne Aussicht auf Verbeamtung einer weiteren Anstellung an einer privaten Realschule inklusive einem fachfremden Unterrichtsfach vorziehen?

    Ich hätte sogar Aussicht auf eine Anstellung an einer Mittelschule bei uns in der Nähe (allerdings auch keine Verbeamtung).

    Der Vorteil von dem Quereinstieg wäre halt, dass ich dann endlich anerkannter Lehrer bin und auch in jeder staatlichen Mittelschule angestellt werden könnte. Der Nachteil ist das geringere Gehalt als meine Kollegen (Beamte) und der Umstieg von der Realschule zur Mittelschule. Vielleicht ist es aber auch eine tolle Erfahrung? Vielleicht ist das intensive Arbeit mit einer Klasse an der MS auch schöner als der ständige Wechsel an der Realschule von Stunde zu Stunde? Ich kann das einfach nicht einschätzen. Wie sieht Ihr das?

  • Bezüglich Ref über 40: Machte der Mann meiner Kollegin auch, war kein Problem, eher das Gegenteil. Arbeitete disziplinierter, ließ sich nicht so viel gefallen, wusste, was er will.

    Mittelschule: Ist halt der Rest. Hast noch die Möglicheit, kurz zu schnuppern dort, 3 Tage oder so?

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • ließ sich nicht so viel gefallen

    Hier könnte ein Problem entstehen.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Mittelschule: Ist halt der Rest. Hast noch die Möglicheit, kurz zu schnuppern dort, 3 Tage oder so?


    Der Rest vom Schützenfest? 😅

    Bei uns auf dem Land hoffe ich auf erträgliche Schüler. Aber Reinschnuppern wäre schon gut.

    Seht ihr grundsätzlich auch was positives an der Mittelschule?

  • Ja. Hört sich zwar doof an, aber es gibt so eine Art "typischer Mittelschullehrer", die da sehr gut zurecht kommt und auch nichts anderes will. Ich würde nach Möglichkeit hospitieren. Bzgl. des Ref. sehe ich keine Nachteile. Deine lange Erfahrung wird dir helfen. Na ja, den Gedanken von fossi sollte man schon im Hinterkopf behalten.

  • Wie sicher ist denn deine Stelle an der privaten Schule? Bei einer Freundin (Biologin) wurde der Vertrag plötzlich nicht mehr verlängert. Sie sagte auch, dass sie mit sehr wenig Geld (800€ Netto Steuerklasse 5), Stundenzahl glaube ich 12, bin aber nicht sicher, nach Hause gegangen ist. Letztendlich wollte sie es auch nicht mehr.


    Wenn du das Ref. machst, arbeitest du anschließend immerhin noch 20 Jahre. Ich würde es machen.

  • Zu bedenken gebe ich allerdings noch, dass Du an der Mittelschule mit A12 besoldet wirst - und als Angestellter nur mit E11. Das ist schon ein deutlicher Unterschied zu E13 an der Realschule. Dennoch ist die Jobsicherheit natürlich auch ein gewichtiger Faktor.


    Biologikus: Du schreibst von eigenen Kindern. Dadurch könnte sich die Altersgrenze für die Verbeamtung bei Dir verschieben. In B-W bringt jedes eigene Kind zwei Jahre "Verlängerung" (Bayern könnte das wieder anders handhaben; im Grundsatz gilt das aber überall). Wehr- oder Zivildienst wird auf die Altersgrenze ebenfalls draufgerechnet.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Ich stimme auch für Referendariat. Von der Mittelschule habe ich allerdings keine Ahnung. Ich kenne nur Schüler, die von der Mittelschule kommen. Gefühlt würde ich sagen mehr Beziehungsarbeit ist notwendig und viele Routinen und klare Vorgaben.


    Vorteil Referendariat: du bist vollständig ausgebildeter Lehrer, lernst wahrscheinlich auch noch was dazu. Außerdem hast du danach die Chance auf ne Planstelle und somit viel berufliche Sicherheit. Ich würde auch, wie von Fossi vorgeschlagen, einmal klären lassen, ob Verbeamtung möglich ist.


    Schwierig werden könnte im Referendariat, dass die Ausbildungslehrer deine Berufserfahrung nicht einschätzen können. Das hängt aber auch von den Personen ab. Ich bin mit Anfang 30, nach 6 Jahren Berufserfahrung bei einem Weiterbildungsträger, ins Referendariat. Viele Kollegen hatten nicht verstanden, dass ich kein kleiner Azubi war. Ich hatte ein paar Mal das Gefühl, total dämlich behandelt zu werden. Komisch war auch ein Seminarlehrer (der zum Glück nicht für meine Bewertung zuständig war), der gleichalt war und mit mir gleichzeitig studiert hat.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Hier ist es manchmal so, dass schon 27jährige MentorInnen sind....Ist schon bei 30jährigen Referendaren komisch, aber das geht ja schnell vorbei.


    Off-topic: Mir fällt es schon schwer, nach 15 Jahren an einer bestimmten Grundschule mich auf die Gegebenheiten an meiner jetzigen neuen Grundschule umzustellen. Ist wie ein Balance-Akt zwischen nicht auffallen und Eigenständigkeit. Es ist immer anders, wenn man neu irgendwo ist.

  • Das ist deutlich!

    Würdest Du den Quereinstieg in die Mittelschule auch ohne Aussicht auf Verbeamtung einer weiteren Anstellung an einer privaten Realschule inklusive einem fachfremden Unterrichtsfach vorziehen?

    Ich hätte sogar Aussicht auf eine Anstellung an einer Mittelschule bei uns in der Nähe (allerdings auch keine Verbeamtung).

    Der Vorteil von dem Quereinstieg wäre halt, dass ich dann endlich anerkannter Lehrer bin und auch in jeder staatlichen Mittelschule angestellt werden könnte. Der Nachteil ist das geringere Gehalt als meine Kollegen (Beamte) und der Umstieg von der Realschule zur Mittelschule. Vielleicht ist es aber auch eine tolle Erfahrung? Vielleicht ist das intensive Arbeit mit einer Klasse an der MS auch schöner als der ständige Wechsel an der Realschule von Stunde zu Stunde? Ich kann das einfach nicht einschätzen. Wie sieht Ihr das?

    Ich würde den Quereinstieg nur machen, falls


    - ich mir sicher bin, dass ich danach in der Nähe arbeiten kann

    - ich mit E11 mehr verdienen würde wie jetzt

    - ich mir sicher bin, dass ich die Schulart (und das Referendariat) packe

  • ich mir sicher bin, dass ich die Schulart (und das Referendariat) packe

    Das finde ich aber sehr schwierig... Dahingehend kann man sich doch gar nicht 100%ig sicher sein, oder siehst du das anders?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Das finde ich aber sehr schwierig... Dahingehend kann man sich doch gar nicht 100%ig sicher sein, oder siehst du das anders?

    Ich habe das eher so "traue ich mir das zu?" gemeint :)

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