Cancel Culture - Wie weit darf Meinungsfreiheit gehen?

  • Sollte eine "unkonventionelle Meinung" berufliche Folgen haben? 30

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    Angestoßen von der Thematik um Jens Lehmann hatte @samu die Idee, dass es vlt. genug Gesprächsbedarf geben könnte, einen eigenen Thread zu eröffnen.

    Wie sollte man eurer Meinung nach mit gesellschaftlich unkonventionellen Ansichten umgehen? Ich sehe da in den sozialen und den konventionellen Medien eine Radikalisierung, die zunehmend Cancel Culture befürwortet, und das macht mir Angst. Mir selbst ist es auch schon passiert, dass ich Dinge kommunizierte, die ich selbst als harmlos empfand, andere jedoch weniger, und wenn ich mir vorstelle, dass man durch so eine Kleinigkeit sein gesamtes soziales Umfeld und seine wirtschaftliche Existenz verlieren kann...

    Aufgrunddessen versuche ich selbst gegenüber Meinungen, die ich nicht teile, möglichst tolerant zu sein. Meinungsvielfalt finde ich sehr wichtig. Ja, ich fühlte mich schon einmal durch Meinungen verletzt, ja, ich meldete hier auch schon Beiträge und ignorierte User. Wünsche ich mir, dass auch nur einer der User, der hier "ernsthafte" Absichten hat (also kein Spam, Teilen illegaler Inhalte, etc.), hier gesperrt wird? Natürlich nicht.

    Ich persönlich bin der Meinung, dass, wenn wir als Gesellschaft wieder lernen, miteinander zu reden, es keine Cancel Culture braucht. Vieles kann man im Gespräch klären und notfalls geht man sich aus dem Weg und redet nur das Nötigste miteinander.


    Wie seht ihr das?


    Mit freundlichen Grüßen

  • Die Fragestellung ist ungeeignet. Rassismus ist keine unkonventionelle Meinung. Rassismus sollte IMMER Folgen bzw. Konsequenzen haben, nicht nur berufliche.

  • Was genau verstehst du unter unkonventionellen Meinungen? Ich finde es schwierig das so pauschal zu beurteilen wenn ich nicht einordnen kann, worum es konkret geht oder gehen könnte. Reden wir von Globuli als alleinig zulässige Medizin, von Polyamorie oder dem Glauben an UFOs, die uns entführen? Oder am Ende doch von demokratiefeindlichen Auffassungen, die unter dem Banner des "man wird doch wohl noch sagen dürfen" rücksichtslos propagiert werden sollen? Versuch das bitte zu konkretisieren, was du unter diesem Begriff verstehst. So empfinde ich das als begrifflich zu schwammig, um mir ein Urteil bilden oder eine persönliche Haltung zur Frage darlegen zu können. Vielleicht solltest du auch deutlich machen in der Fragestellung, was du unter "beruflichen Folgen" verstehst, diese könnten schließlich letztlich auch positiver Natur sein, weil Haltungen geteilt, befürwortet, unterstützt und gefördert werden. Danke.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke mal, das Thema "Lehmann" ist wirklich schlecht gewählt, denn das war dummer Rassismus. Dass man sich von einem solchen Verhalten als Auftraggeber (wie Windhorst) schnell distanziert (und auch von der Person, die sowas schreibt), ist nicht falsch.


    Was anderes ist vielleicht die Sache mit den Videos der Schauspieler vor einigen Wochen. Das war auch dumm - aber das ist wohl eher (aus meiner Sicht) im Bereich "Ist halt seine Meinung. Ich finde sie zum Kotzen und trete ihr argumentativ entgegen, aber natürlich darf er sie äußern." Leute die dann sagen "Man sollte den Tatort aus Münster boykottieren" übertreiben da vielleicht ein wenig.


    Aber das ist natürlich auch nur meine persönliche Einschätzung.

  • Ich denke mal, das Thema "Lehmann" ist wirklich schlecht gewählt, denn das war dummer Rassismus. Dass man sich von einem solchen Verhalten als Auftraggeber (wie Windhorst) schnell distanziert (und auch von der Person, die sowas schreibt), ist nicht falsch.


    Was anderes ist vielleicht die Sache mit den Videos der Schauspieler vor einigen Wochen. Das war auch dumm - aber das ist wohl eher (aus meiner Sicht) im Bereich "Ist halt seine Meinung. Ich finde sie zum Kotzen und trete ihr argumentativ entgegen, aber natürlich darf er sie äußern." Leute die dann sagen "Man sollte den Tatort aus Münster boykottieren" übertreiben da vielleicht ein wenig.


    Aber das ist natürlich auch nur meine persönliche Einschätzung.


    Mindestens einer der Organisatoren der Schauspielervideos ist in die Partei der Querdenker eingetreten (es muss offiziell noch genehmigt werden), es gibt weitere Verbindungen zu rechtsextremen Personen. Nur für unkonventionelle Meinung halte ich es daher nicht. Und da länger vorbereitet als Lehmanns Satz empfinde ich es (fast) schlimmer (bei Lehmann kenne ich den Zusammenhang nicht, war es einmalig oder gab es ähnliches schon vorher einmal).


    Ich würde die Schauspieler in zwei Gruppen einteilen, naiv, gedanken- und empathielos bzw. Beziehung zu Querdenkern und bewusst eskalierend. Ich würde zumindest die 2. Gruppe nicht als Werbeträger für mein Unternehmen haben wollen und die ersteren vorerst auch nicht. (Für mich sind die meisten tatsächlich erstmal unten durch und keine Sympathieträger mehr, wenn es der ersten Gruppe wirklich nicht klar war, dann leben sie zu abgehoben in einer Blase.)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Art5GG

    (1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

    (2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.

    (3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.


    Ansonsten schrieb es CDL, ohne Konkretisierung, was du unter "unkonventionell" und unter "berufliche Folge" verstehst, nicht zu beantworten.


    Wenn ich einen Schüler unkonventionell beschimpfe, hat das hoffentlich berufliche Folgen. Wenn ich unkonventionelle Krawatten mag und das kundtue, hat es keine. Die Grenzen sind doch recht klar.

  • Die "so schlimmen" Videos der Schauspieler finde ich ausgezeichnet, insbesondere den Beitrag von Liefers. Er hat es nach meiner Meinung genau auf den Punkt gebracht.

    Schockiert war ich, als ein Shitstorm losbrach. Als dann noch Böhmermann, der in einem eigenen "künstlerischem Beitrag" Erdogan (der Typ ist ein Problem) ein "besonderes" Verhältnis zu Ziegen nachsagte, sich über die Schauspieler aufregte, wurde es grotesk und vor allem scheinheilig.


    Es spielt keine Rolle, ob man die Aussagen von dem einen oder anderen mag oder auch nicht. Solange es keine strafrechtlich bedenklichen Aussagen sind, muss man sie tolerieren. Gleichgültig, ob sie einem passen oder nicht.

    Wenn jemand, auf Grund privater Äußerungen, die wie gesagt nicht unter das Strafrecht fallen, sogar Nachteile in seinem Beruf bekommt, hört bei mir das Verständnis auf.

    Die Aussage von Lehmann ist sehr grenzwertig (wenn es so war, wie gemeldet). Ob dies einen Rausschmiss rechtfertigt, kann ich nicht einschätzen. Ein Entschuldigung hätte wohl auch gereicht, da (wie gemeldet) das N-Wort nicht gefallen ist.


    Ich habe den Eindruck, dass es einige Leute gibt, deren Hauptbeschäftigung darin liegt, ständig nach neuen Gründen zu suchen, irgendjemandem ans Bein zu pinkeln. Bei Problemen vernünftig reden und mitunter auch mal eine dumme Aussage einfach überhören, ist in der gegenwärtigen angespannten Lage ganz gut.

  • Das Beispiel mit dem Vegetarier und MC Donalds fand ich ganz gut, auch wenn ich nicht weiß, ob das bereits kontrovers genug ist.

    Ansonsten vlt. Beispiele, die in letzter Zeit so in den Medien waren:

    - Trump & Sperrung seiner Accounts auf manchen social media Seiten

    - ein Priesteranwärter wurde gefeuert, weil er ein Bild mit einem Prince Charming-Kandidaten online stellte

    - die "Alles dicht machen"-Aktion

    - Promis unter Palmen: Ein Kandidat äußerte sich homophob gegenüber einem anderen Kandidaten. Der Vertrag mit dem ersteren Kandidaten wurde dann aufgehoben und die Episode verschwand auf Videoplattformen.


    Im Grunde gibt es ja tausende Themen, die kontrovers diskutiert werden bei uns in der Gesellschaft (Gendern, Coronapolitik, Migration, Russland, Fleischkonsum, LGBT, katholische Kirche, Drogenpolitik,...). Mir fällt jetzt akut kein Beispiel aus dem Schulalltag ein, aber hier kann es sicher auch vorkommen, dass ein Kollege mal eine unkonventionelle Position vertritt. Darüber hinwegschauen, auf Konfrontation gehen oder gar canceln?


    @samu: Du, ich bin mir da nicht sicher, ob die Grenzen so eindeutig klar sind. Hier habe ich ein gutes Beispiel, wo man bei Kimmel kurz die Angst spürt, wegen eines möglicherweise falschen Ausdrucks gecancelt zu werden. Es löst sich zum Glück am Ende alles positiv auf. Das kann grundsätzlich auch im Lehrerberuf passieren.

  • Für deine Umfrage solltest du dich für ein Beispiel und eine konkrete Folge entscheiden. Dann kann man das auswerten. Sonst nicht.

  • ich schrieb ja auch "dumm". ;)

    Dumm (oder freundlicher ausgedrückt naiv) halte ich nur die erste Gruppe (und die hat schnell die Videos gelöscht) . Einige haben es bewusst gemacht (es wurden an die Kollegen "Ideen" aus der Querdenkerszene weiter gegeben (es gab auch einige Schauspieler, die sich genau aus diesem Grunde dagegen entschieden haben und es bekannt gemacht haben)) , bei manchen ist es noch nicht bekannt. Kurz, harmlos war diese Aktion nicht (und deshalb ist dumm für mich zu verharmlosend, es war dafür zu intensiv vorbereitet).



    Dumm ist zu oft die Ausrede von Rechtsextremen, man provoziert und rudert bei zuviel Gegenwehr zurück (Extrembeispiel, vor kurzem hat ja ein Ehemann einer AFD-Spitze ein Aufruf für Merkels Ermordung löschen mit weiterleiten an Parteifrende verwechselt.)


    Zurück zu Berufsverbot. Da bin ich auch (im Normalfall) dagegen. Aber ich muss auch niemanden als Berater oder Schauspieler für meinen Film anstellen. Auch für mich gilt Meinungsfreiheit. Und wer herausfordert, muss Kritik einstecken können. Die Schauspieler landen für ihre Aktion ja nicht im Gefängnis.

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  • Für deine Umfrage solltest du dich für ein Beispiel und eine konkrete Folge entscheiden. Dann kann man das auswerten. Sonst nicht.

    Guter Einwand - hättest du ein kontroverses Beispiel? Ich wollte es eigentlich bewusst offen halten. Spontan fallen mir die Coronademonstranten ein.

  • @samu: Du, ich bin mir da nicht sicher, ob die Grenzen so eindeutig klar sind. Hier habe ich ein gutes Beispiel, wo man bei Kimmel kurz die Angst spürt, wegen eines möglicherweise falschen Ausdrucks gecancelt zu werden. Es löst sich zum Glück am Ende alles positiv auf. Das kann grundsätzlich auch im Lehrerberuf passieren.

    Nein, weder spüre ich da Angst, noch habe ich die Befürchtung, dass da irgendwelche Konsequenzen auf Lehrkräfte zukommen würden. Ich empfinde es eher als ein schlechtes Beispiel.

  • Guter Einwand - hättest du ein kontroverses Beispiel? Ich wollte es eigentlich bewusst offen halten. Spontan fallen mir die Coronademonstranten ein.

    Nee, weil ich ja keine Sorge habe, nichts mehr sagen zu dürfen.


    Im Videoausschnitt geht's übrigens um Comedy, da darf man lachen und niemand hat Angst:aufgepasst:

  • Guter Einwand - hättest du ein kontroverses Beispiel? Ich wollte es eigentlich bewusst offen halten. Spontan fallen mir die Coronademonstranten ein.

    Ah, jetzt kommen wir der Sache nähre. Coronademonstranten hatten also eine „unkonventionelle Meinung“ und daher berufliche Folgen?

    Lag es an der Meinung oder an der Umsetzung der Meinung? Welche Folgen gab es warum? Weil sie der Meinung waren, Masken sind blöd, oder weil sie keine Masken trugen?

  • Meiner Meinung nach sind Masken lästig und ich werde feiern, wenn ich keine mehr brauche. In manchen Situationen sind sie halt nötig und deshalb trage ich sie momentan.

    Ich habe keine Angst, diese und andere Meinungen zu äußern.


    Ich wage eine weitere Meinungsäußerung:

    Menschen sind verschieden. Das ist auch gut so, sonst wäre es langweilig. Zum Beispiel, wenn jeder dieselbe Haarfarbe und Frisur hätte. Aber jeder Mensch ist gleich viel wert, sollte die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben, aber auch dieselben Pflichten.

    Habe immer noch keine Angst, meine Meinung zu äußern.

  • Meiner Meinung nach sind Masken lästig und ich werde feiern, wenn ich keine mehr brauche.

    Stimmt. Ich gehe noch weiter. Die Dinger sind extrem belastend. Ich trage sie nur, wenn ich an bestimmten Stellen unter Androhung eine drakonischen Strafe gezwungen werde.

    Alle Dinge mit Maskenzwang, bei denen ich meine Anwesenheit selbst entscheiden kann, ignoriere ich.

    Unser Tierpark verlangt im Freien eine Maske. Das bedeutet, ich gehe nicht hin. In Museen und andere Sehenswürdigkeiten werde ich so lange keinen Fuß setzen, wie dort Maske vorgeschrieben ist. Einkaufen von anderen Sachen als Lebensmitteln mit Maske ? Fällt weg. Es gibt das Internet.


    Am Montag bekomme ich meine 2. Impfung. 14 Tage später bekomme ich (wie es aussieht) ein paar wenige Grundrechte zurück.

    Ich sollte mich freuen, mache ich aber nicht.

    Ich finde die "großzügig" gewährten Grundrechte eine Frechheit. Erstens ist es denjenigen gegenüber unfair, die sich noch gar nicht impfen lassen dürfen. Und zweitens verstehe ich nicht (wenn ich nicht mehr erkranken kann und auch keinen mehr anstecken kann) wieso ich dann weiterhin mit Maske in der Schule herumlaufen muss.


    Fallen meine Aussagen unter Meinungsfreiheit ? Sicher.

    Ob diese Meinungen von der Mehrheitsmeinung abweichen, wage ich sogar zu bezweifeln.


    Vollständig Off Topic: Weiß jemand, ob die BUGA in Erfurt im Außengelände Maskenzwang hat ? Auf deren Internetseite bekommt man es nicht heraus. Ich möchte nämlich einen Tag (150 km) mal hinfahren.

  • Wie kommst du darauf, dass geimpfte nicht mehr erkranken und andere nicht infizieren können? Der Impfstoff ist doch keine Plastikhülle, die keinen Virus durchlässt.


    Unser Impfsystem ist nur besser vorbereitet, erkennt den Angreifer und kann ihn bekämpfen. Covid-19 kann sich also nicht ungestört ausbreiten und alle Organe nacheinander befallen. Dadurch wird die Intensivstation vermieden, aber keine Infektion (es sind aber weniger Viren und damit ist die Gefahr der Infektion anderer geringer, aber nach heutigem Wissen nicht Null. Und solange mein gegenüber nicht geimpft ist, ist er auch bei wenigen Viren ungeschützt. Allerdings hat sein Körper mehr Zeit, den Angreifer abzuwehren, wenn er nur wenige Viren erhält, der Virus muss sich ja erst vermehren, weil ich geimpft bin. Und Maske von beiden getragen reduziert die Virenmenge noch einmal. )

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

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