Warum wird man in Deutschland eigentlich Lehrer ?

  • Ist hier etwa schon wieder Trollalarm?

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • Tut mir leid, dass ich eine klare Vorstellung von einem tollen Lehrer habe. Es ist mein Fehler. Ich hätte niemals googlen sollen, was einen tollen Lehrer ausmacht. Ich hätte niemals die wissenschaftlichen und empirischen Belege eines großartigen Lehrers erblicken dürfen. Die unzähligen tollen Lehrer, die genau die Qualitäten aufwiesen, von denen ich gelesen habe, existierten wohl nur in meiner Fantasie. Falls du die genannten Qualitäten nicht hast, und dich deshalb voll beleidigt fühlst, dann ist das absolut meine Schuld.

    :aufgepasst:

    Ah, das muss wohl diese „Ironie“ sein, von der ich mal ganz beiläufig gehört habe 😉


    Dass ich deinem Maßstab nicht standhalten würde, davon war ich bereits ausgegangen. Aber du darfst dir gerne das Bild von mir machen, das dir beliebt ^^ Meinungsfreiheit rulez 🙂

  • 1) Ich wollte einen Beruf, in dem ich mit jungen Menschen arbeiten kann, aber eher weniger mit kleinen Kindern (=> Gymnasiallehrer). Ich wollte einen Beruf, in dem ich eine gewisse Eigenverantwortung und Selbständigkeit habe und vielleicht auch etwas bewirken kann (ob das nun Realität geworden ist, sei dahin gestellt). Ich wollte keinen Beruf, in dem man jeden Tag die exakt gleichen Aufgaben hat, exakt das Gleiche macht. Ich interessiere mich auch privat unheimlich für Geschichte und Englisch ist in unserem Haus sowieso zweite Muttersprache (nicht wirklich, aber was Literatur, Film, Musik usw. betrifft schon).

    Dass das Lehramt ein recht sicherer und in meinen Augen gar nicht schlecht bezahlter Beruf ist, bestärkt einem dann in dem Entschluss. Allerdings ... als ich mich dafür entschied, war die Chance, Lehrer werden zu können, extrem gering (Einstellungszahlen). Ich bin also durchaus ein Risiko eingegangen.


    2) Ja. Ich mag meine Fächer immer noch, ab und zu habe ich das Gefühl, bei jungen Menschen etwas bewirkt zu haben und langweilig wird's nun wirklich nicht.


    3) Keine Ahnung, musst Du sie fragen. Man kriegt da recht wenig Rückmeldungen. Negative Rückmeldung kam bisher auch nie, aber würden sie sich's trauen? Positive Rückmeldungen gab es (und da waren ein paar dabei, die tragen einen durch viele bescheidene Zeiten) und meine Kinder stießen in ihrem Freundeskreis immer mal wieder auf ehemalige SchülerInnen von mir. Die scheinen dann - nachdem was sie meinen Kindern erzählt haben - ganz zufrieden mit mir gewesen zu sein. Aber nochmal: Wer mich für einen Idioten hält, wird das evtl. auch meinen Kindern nicht sagen ...


    Bonusfrage: Kommt drauf an. Natürlich könnte man sich darauf ausruhen. Andererseits gibt es mir auch eine gewisse Sicherheit, nicht sofort Eltern oder dem Chef nachzugeben.

  • UsedToiletPaper Willst du nun wissen, was eine gute Lehrkraft ausmacht, oder willst du uns erklären, was deiner Meinung nach eine gute Lehrkraft ausmacht? Denn du scheinst es ja eigentlich schon ganz genau zu wissen, aber dann wiederum ergibt dein erster Beitrag keinen Sinn. Ich werde aus deinen Beiträgen überhaupt nicht schlau.


    Aber du fragst uns ja, ob du aus den richtigen Gründen Lehrer werden willst. Ist das nun die eigentliche Fragestellung? Richtige Gründe gibt es zwar nicht, wie dir nun schon vielfach erklärt wurde, aber welche Gründe sind es denn bei dir? Dann beurteile ich gern die "Richtigkeit" aus meiner persönlichen Sicht.

  • Der andere Beitrag ist der zweite, dieser hier existierte zuerst und dann hat er/sie im zweiten geschrieben, dass er/sie hier etwas unglücklich formuliert hat. Ist halt selbst noch Schüler, ja mei.

  • UsedToiletPaper Willst du nun wissen, was eine gute Lehrkraft ausmacht, oder willst du uns erklären, was deiner Meinung nach eine gute Lehrkraft ausmacht? Denn du scheinst es ja eigentlich schon ganz genau zu wissen, aber dann wiederum ergibt dein erster Beitrag keinen Sinn. Ich werde aus deinen Beiträgen überhaupt nicht schlau.


    Aber du fragst uns ja, ob du aus den richtigen Gründen Lehrer werden willst. Ist das nun die eigentliche Fragestellung? Richtige Gründe gibt es zwar nicht, wie dir nun schon vielfach erklärt wurde, aber welche Gründe sind es denn bei dir? Dann beurteile ich gern die "Richtigkeit" aus meiner persönlichen Sicht.

    Gute Frage.

    Ich hole aus, wie ich zu dieser Frage gekommen bin:


    Gestern habe ich einen Forenbeitrag auf Gutefrage net entdeckt. Ein Schüler schrieb, er wolle Lehrer werden, weil er einen sicheren Arbeitsplatz wünsche und anschließend folgte seine Frage (An die Frage erinnere ich mich nicht mehr). Die erste Antwort auf seinen Beitrag kam von einer Person, die dem fragenden Schüler riet, nicht Lehrer zu werden, da er falsche Gründe hätte.

    Die Antwort auf den Schüler hat mich verärgert. Woher nimmt die Person sich das Recht, dem Schüler zu sagen, aus welchen Gründen jemand Lehrer werden soll. Dem Gedanken folgten Fragen:

    "Was wenn der Antwortende Recht hat ? Was, wenn es wirklich falsche Gründe gibt, Lehrer zu werden ? Was

    , wenn falsche Gründe schlechte Lehrer produzieren ?" usw.


    Am liebsten hätte ich eine Statistik gehabt, die den Zusammenhang zwischen dem Motiv, Lehrer zu werden und die Qualität des Lehrerseins aufzeigt. Aber ich denke nicht, dass es eine solche Statistik gibt. Deshalb stellte ich die Frage in diesem Forum.

    Leider habe ich es verpasst, die Lehrer zu fragen, die in meiner Schullaufbahn die Herausragendsten waren. Das wäre fast genauso gut wie eine Statistik.


    Jedenfalls danke an alle, die die Fragen beantwortet haben. Maylin85, Deadpoet, Lehrerin2007, Philio ... und sorry Philio, falls man zu weit gegangen ist.


    Man sieht sich irgendwann in später Zukunft vielleicht im Kollegium :teufel:

  • Was wenn es wirklich falsche Gründe gibt, Lehrer zu werden ? Was wenn falsche Gründe schlechten Lehrern produzieren ?" usw.

    Überleg doch mal. Wenn der einzige Grund ist, Lehrer zu werden, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, dürfte es schwierig werden, zufrieden zu bleiben, wenn einem Kinder prinzipiell auf die Nerven gehen und man Aussprachefehler hasst.


    Wenn der einzige Grund, Lehrer zu werden, die Hoffnung darauf ist, alles besser zu machen als alle Lehrer, die man selbst je hatte, nur glückliche Schüler zu erzeugen, die Einsen schreiben, einen lieb haben und deren Leben aus schlechten Elternhäusern zu retten ist die Berufszufriedenheit ebenfalls ausgeschlossen, weil dein Glück dann vom Verhalten anderer abhängt.


    Der Grund, einen Beruf zu ergreifen, kann insofern falsch sein, weil man sich falsche Hoffnungen macht. Wenn ich Zahnarzt werden will, weil die so gut verdienen wäre das zwar ein guter Grund, wenn ich aber kein Blut sehen kann oder keine Menschen anfassen will, ist der Grund des hohen Verdienstes schlicht bescheuert.

    Welche Hoffnungen du hegst, wissen wir nicht.

  • Aber wäre ich kein guter Lehrer, wünschte ich, man würde mich feuern. Es wäre nur fair und die meisten von euch würden das nach einem Perspektivwechsel auch so sehen, es sei denn man ist unehrlich. Wer von euch möchte schon, dass die eigene Tochter oder der Sohn einen schlechten Lehrer hat ?

    Wenn du keine Miete und Rechnungen zahlen musst.

    Wenn ich später schlecht bin als Lehrkraft (und der Job ist so umfassend, dass man kaum in allem schlecht sein kann), dann möchte ich nicht gekündigt werden, sondern dabei unterstützt werden, besser zu werden. Genauso wie ich meine SuS unterstützen werde, sich zu verbessern und sie nicht rauswerfe (was ein einzelner Lehrer eh nicht kann), wenn sie "zu schlecht" sind.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Bemessen wird der großartige Lehrer anhand der Fehlzeiten seiner Schüler, dem Notendurchschnitt und anderen messbaren Faktoren.

    Das sind denkbar schlechte Indikatoren für einen guten Lehrer.

    SuS schwänzen aus so vielen Gründen, die nichts mit dem Lehrer zu tun haben (oder sie sind krank oder anders verhindert, was sicher auch an Schule A öfter vorkommen kann als an Schule B).

    Wenn die Leistung des Lehrers anhand des Notendurchschnitts der SuS gemessen wird, dann stellt jeder clevere Lehrer einfach sehr einfache Arbeiten, gibt jedem SuS im Mündlichen eine 1 und lässt es zu, dass SuS spicken oder abschreiben. Das ist wohl kaum ein guter Lehrer.

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  • Ein schlechter Lehrer ist schnell identifiziert. Er verteilt palettenweise Aufgaben und sitzt gleichgültig am Pult. Ob der Unterricht verstanden wird oder nicht, liegt in seinem Augen nicht an ihm. Die Schüler sind schuld. Er glänzt durch lauten Unterricht, denn von Durchsetzungsfähigkeit und effektive Unterrichtsgestaltung hält er nichts. Dementsprechend sehen dann auch die Noten und Zukunftsperspektiven der Schüler aus.

    Da stimme ich dir zu. Solche Lehrer braucht man nicht, die richten zu viel Schaden an. So sind aber auch über 80% nicht.

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  • Äh, wie bitte? ?(


    Demnach würden Lehrer aber immer schlechter werden, je höher die Jahrgangsstufe. Wenn die Schüler dann 18 sind, werden Lehrer dann aber ganz fürchterlich schlecht!! Wenn man die dann nach der Maßgabe kündigen würde, gäbe es keine Schulabschlüsse mehr! :_o_P

    Das kommt noch hinzu. Alle GS-Lehrer sind super gut (welcher GS-Schüler schwänzt schon?), die Lehrer in der gym. Oberstufe und an BBS sind total schlecht, weil dort viele SuS schwänzen. Klingt nach einem sinnvollen Indikator. :autsch:

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  • Also, wenn bei einem Lehrer in einer Jahrgangsstufe immer ganz schön viele Schüler fehlen, verglichen zu anderen Lehrern, dann stimmt irgendwas nicht. Zufällig ist dies ein Phänomen, welches oft vorkommt. Fach A oder Lehrer A, bei dem ganz oft Schüler fehlen.Man kennt ihn. Warum passiert das wohl ? Gleichmut und Gleichgültigkeit sind nun mal ansteckend.


    Ein Lehrer sollte in solchen Fällen eine Strategie impementieren, um Schüleranwesenheit zu fördern, finde ich.

    Es gibt auch SuS, die einen Lehrer aus welchen Gründen auch immer nicht mögen.

    Es gibt SuS, die ein Fach so abgrundtief hassen, dass sie nicht zum Unterricht kommen.

    Es gibt SuS, die gerne montags morgens... schwänzen. Blöd, wenn dann mein Unterricht stattfindet, dann bin ich wohl ein ganz schrecklicher Lehrer.

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  • Falls sowas vorkommt, bin ich definitiv die falsche Person, um euch zu belehren, wie man Schüleranweseneheit fördert. Ich habe keine Ahnung. Aber Lehrer sind nicht unmündig. Es liegt schlussendlich am Willen.

    Wäre ich Lehrer und würde viele Fehlzeiten feststellen, könnte ich schauen, was Universitäten oder Webseiten zur Sucheingabe "improve student attendance" herausspucken. Oder ich würde Kolleginnen und Kollegen fragen, bei denen die Fehlzeiten sehr gering sind.

    Wenn du Lehrer wirst, dann gewöhn dir am besten an, dir nicht immer für alles die Schuld zu geben. Ja, Lehrer haben einen wichtigen Beruf und sie tragen eine große Verantwortung, aber du kannst nicht alles beeinflussen. Es wird immer SuS geben, die den tollsten Unterricht nicht mögen oder sogar schwänzen. Das sollte man nicht persönlich nehmen und immer nur bei sich selbst die Fehler suchen. Sonst wirst du nicht glücklich.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

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  • Kann es sein, dass die Langeweile in der Pandemie zur Frustration führt und wir Internetforen als Ventil nutzen, um Luft rauszulassen ?

    Gute Lehrer haben in der Pandemie sicher viele Probleme, Langeweile ist aber keins davon.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

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  • Ach du Schande, diesen Erguss hatte ich noch gar nicht gesehen. Bist du sicher, dass du nicht längst einen Beruf ergriffen hast und gerade gelangweilt im Homeoffice sitzt?

  • Ein Schüler schrieb, er wolle Lehrer werden, weil er einen sicheren Arbeitsplatz wünsche und anschließend folgte seine Frage (An die Frage erinnere ich mich nicht mehr). Die erste Antwort auf seinen Beitrag kam von einer Person, die dem fragenden Schüler riet, nicht Lehrer zu werden, da er falsche Gründe hätte.

    Die Antwort auf den Schüler hat mich verärgert. Woher nimmt die Person sich das Recht, dem Schüler zu sagen, aus welchen Gründen jemand Lehrer werden soll.

    Sagen wir es mal so: Es gibt gute und weniger gute Gründe Lehrer werden zu wollen, das darf man ruhig auch so benennen. Wenn jemand sagt "ich sehe Menschen gerne leiden, deshalb möchte ich Zahnarzt werden", dann ist es doch eine völlig selbstverständliche Reaktion, wenn jemand sagt, dass das eine schlechte Idee ist aufgrund falscher Motive. Der Lehrberuf ist da keine Ausnahme, wenn auch oft "heroisiert". (Gibts das Wort überhaupt?)

    Dann hört man so Sachen wie "Lehrer sein ist kein Beruf, sondern eine Berufung" und das Lehrersein wird so maßlos idealisiert. Man sollte es sehen wie es ist: Lehrer ist ein Beruf wie jeder andere. Wie jeder Beruf hat der Lehrberuf seine Anforderungen, Chancen, Risiken ...

    Und wie für jeden Beruf gilt auch für den Lehrberuf: Man sollte einen Beruf wählen den man gerne machen möchte. Sofern man den Luxus der Wahl hat. Und ich gehe tatsächlich so weit zu sagen, dass "ich möchte die Welt verbessern, indem ich der Superlehrer werde" kein gutes Motiv zur Berufswahl ist, weil a) diese Erwartungen an der Realität scheitern und/oder b) in Burnout und Selbstausbeutung treiben.

    Auch ein schlechtes Motiv ist "ich will für möglichst wenig Arbeit möglichst viel verdienen und werde deshalb Lehrer, obwohl ich keinen Bock auf Schüler habe". Brauche ich nicht viel zu sagen denke ich.

    Wer das tut, was er gerne tut, der macht seine Arbeit idR auch gut. Du darfst das Lehrersein nicht so isoliert betrachten: Als Lehrer agierst du innerhalb eines mehr oder weniger starren Systems mit etlichen einflussnehmenden Faktoren. Es gibt Anforderungen, die man erfüllen muss, ob sie einem passen oder nicht. Und oft auch entgegen jeder Sinnhaftigkeit. Und dann kommen noch die Schüler dazu: Wer auch nur ein wenig praktische Einblicke in den Schulalltag außerhalb der Schülerrolle hat weiß, dass die Rechnung "mach einfach tollen Unterricht, dann hängen alle an deinen Lippen und kommen freiwillig gerne" nicht aufgeht. Es gibt etliche Gründe, warum Schüler nicht zum Unterricht auftauchen und/oder schlechte Leistungen erbringen. Von Überforderung aufgrund einer falschen Schulwahl über private Probleme bis zur schnöden Pubertät spielt da alles mögliche eine Rolle. Schule spielt im Angesicht vieler anderer Faktoren oft schlicht eine sehr, sehr untergeordnete Rolle. Zu sagen "der Lehrer ist grundsätzlich schuld, wenn Schüler etwas nicht hinkriegen" ist quasi der Kopfschuss für jede Lehrkraft, selbst für die engagierteste und ein Garant dafür, dass man langfristig seinen Beruf nicht (gesund) ausüben kann.


    Ein kleiner Schwenk aus meinem Berufsalltag:

    Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Schülern und diese bringen mir sehr viel Vertrauen entgegen. Den Unterricht gestalte ich so ansprechend wie es im Rahmen eines vollen Deputats möglich ist. Meine Schüler fühlen sich wohl in meinem Unterricht und in der Schule allgemein. Trotzdem sind die Fehlzeiten immens. Nicht bei einzelnen Lehrern, sondern bei allen. Und das nicht, weil wir faule Säcke sind und uns nicht genug Mühe geben. Es ist den Schülern tatsächlich nämlich ziemlich wurscht, ob sie eine Feuerwerks-Unterrichtsstunde erleben oder einfach "Buch S. XYZ" bearbeiten. Tatsächlich merken es die meisten Schüler noch nicht mal, ob das jetzt Türschwellenpädagogik war oder eine stundenlang ausgearbeitete Unterrichtseinheit. Weil mein Klientel nämlich ganz andere Sorgen hat. Von Abschiebung über Missbrauch bis Heimunterbringung ist da alles mögliche dabei. Oder einfach die Tatsache, dass das private Umfeld so zerrüttet ist, dass es für viele schon eine riesen Leistung ist, selbstständig morgens pünktlich aus dem Bett zu kommen und geduscht das Haus zu verlassen. Da hilft auch ein spannendes "Algebra Feuerwerk" nicht, um das zu kompensieren. Natürlich könnte ich als Super-Hero-Teacher jetzt morgens um fünf losfahren und jeden Schüler zuhause aus dem Bett holen, duschen, anziehen, in die Schule setzen und danach wieder heimfahren, Mittagessen kochen und aufpassen, dass Papi nicht wieder Schläge austeilt. Natürlich bei jedem gleichzeitig.

    Idealisiere die Schüler und den Lehrberuf nicht - man kann und sollte Schule natürlich so "ansprechend" wie möglich gestalten, aber dem sind enge Grenzen gesetzt durch etliche Faktoren, es ist nicht das "Lehrer gibt sich nicht genug Mühe", was der hauptsächliche limitierende Faktor ist.

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