Mutter schreit ständig Kind an

  • Hallo,

    ich will man ein Thema fernab von Schule loswerden und Eure Meinung hören:

    Die Wohnungen hier sind sehr hellhörig und ich höre ständig, also so ziemlich täglich, dass die Mutter ihr kleines Kind ausgiebig anschreit/anbrüllt. Also sie schreit richtig, manchmal so stark, dass ihre Stimme kippt. Es geht immer um Aufräumen oder Dinge, die das Kind lassen soll. Allerdings ist das Kind erst 2 oder 3 Jahre alt, wurde bis vor kurzem teils noch im Kinderwagen durch die Gegend gefahren.


    Die Frau ist alleinerziehend, Vater gibt´s anscheinend nicht oder wohnt nicht dort, letztens gabs wohl einen neuen Freund, der aber inzwischen aber glaube ich nicht mehr auftaucht. Die Frau hat zwei erwachsene Töchter, die nicht mehr dort wohnen, ein Enkelkind scheint im selben Alter zu sein wie das Kind von oben.

    Nach meiner Auffassung ist die Frau völlig überfordert mit dem Kind, ansonsten wird es aber nicht vernachlässigt.


    Auch wenn Tochter mit Enkelkind da ist, immer derselbe Ablauf: Wildes Rumtoben (mit den Erwachsenen) bis die Kinder völlig überdreht sind, dann mittendrin urplötzlich Anschreien der Kinder, dass sie aufhören sollen, dann natürlich schlagartig schreien (plärren) der Kinder. Immer dasselbe...


    Ich frage mich immer wieder, ob und ab wann ich mich da einmischen soll? Will ich ja eigentlich ungern, habe auch wirklich wenig Lust, mich mit ihr anzulegen - darauf würde es wohl hinaus laufen...

    Aber das ist echt heftig, was man da zu hören bekommt.

  • Wäre ja eher ein Fall, bei dem man das Jugendamt informieren sollte.

    Selber einmischen würde ich nicht, solange man nichts besorgniserregendes in Richtung Gewalt mitbekommt.

  • Als Mutter weiß man, dass es Situationen gibt, in denen man sich überfordert fühlt und nicht ruhmreich in die Pädagogengeschichte eingeht. Fragt euch sehr vertraute Eltern, ob sie schon mal ihr Kind geschlagen oder angebrüllt haben.


    Trotz allem ist

    verbale Gewalt psychische Gewalt und das Kindeswohl ist latent gefährdet. Guten Gewissens zuhören kann man also nicht, Erziehungstips geben wird nicht viel bringen, außer "dicht machen".


    Ich würde vielleicht fragen, ob die Person Hilfe braucht. Im Sinne von "Ich mache mir Sorgen, weil ich hören kann, wie verzweifelt du wirkst. Kann ich dir eine Aufgabe abnehmen? Oder vielleicht magst du dich an die Beratungsstelle xy wenden? Mit denen habe ich gute Erfahrung gemacht. Bitte sei nicht sauer, das ist kein Angriff, sondern ich kann nicht einfach weghören."

  • Möglich, dann merkt die Mutter aber offenbar auch nicht, dass ihr Verhalten nicht mehr normal ist und das muss ihr einer rückmelden.

  • Wäre ja eher ein Fall, bei dem man das Jugendamt informieren sollte.

    Soweit ich weiß, kann man eine anonyme Meldung machen. Das wäre eine Möglichkeit.

    Als Mutter weiß man, dass es Situationen gibt, in denen man sich überfordert fühlt und nicht ruhmreich in die Pädagogengeschichte eingeht. Fragt euch sehr vertraute Eltern, ob sie schon mal ihr Kind geschlagen oder angebrüllt haben.

    Absolut. Ich sage ganz offen, dass ich mit Job und zwei kleinen Kindern auch mal überfordert war und sicher mal zu laut geworden bin oder übertrieben habe mit dem Schimpfen, obwohl mein Mann geholfen hat, wo es ging. Kind 2 war und ist (aber vor allem war) eine große Herausforderung, aber es ist viel besser geworden. Ich bin sogar zur Erziehungsberatung gegangen, welche mir mitgeteilt hat, dass wir eigentlich alles richtig machen (na dann...).


    Wir hatten mal eine Situation, wo unser 1. Baby fast die ganze Nacht geschrien hat. Es war sehr heiß und wir hatten die Fenster offen. Wir haben uns abgewechselt, das Kind rumgetragen, geschaukelt, gefüttert... nichts half dauerhaft, wir waren kurz davor, ins Krankenhaus zu fahren (ein andermal haben wir das sogar gemacht), irgendwann schlief es dann doch ein und wir waren völlig fertig mit den Nerven. Dann treffe ich am Morgen unseren Nachbarn - Kommentar: "Also wir haben unser Kind NIE allein schreien lassen!" Das fand ich sehr verletzend, aber leider war ich so perplex, dass ich nichts erwidern konnte.


    Was ich damit meine: Es ist total schwer, zu wissen, an welcher Stelle man sich einmischen soll oder nicht. Wenn ich aber ständiges Brüllen (und nicht z.B. nur eine gewisse Phase lang oder ein paar Mal im Jahr) höre, so wie die TE es beschreibt, würde ich vielleicht versuchen, mal mit der Nachbarin ins Gespräch zu kommen, vielleicht bekommt man noch was mit oder ihr wird bewusst, dass eben die Nachbarn was mitbekommen. Oder eben, wenn das nicht klappt oder nicht angemessen ist, wie oben vorgeschlagen, anonym beim Jugendamt anrufen.

  • Werf ihr doch mal als ersten Hinweis einen Flyer von der Erzeihungshilfe/Beratungsstelle oder was es bei euch gibt, in den Briefkasten. Das sollte ihr wenigstens zu denken geben.

  • Ich denke auch, dass es durchaus zum Leben dazu gehört, auch mal die Nerven zu verlieren (in gewissem Rahmen) und der Alltag ist sicher nicht immer leicht (...).


    Aber da oben ist das Methode. Ich wohne da seit fast einem Jahr, und seitdem ist das so. Regelmäßig, und das Kind ist eben auch noch sehr klein. Bei einem Teenager könnte man das sicher anders bewerten. Ich denke aber, dass die Frau durchaus merkt und weiß, was sie tut. Denn immer, wenn der neue Lover da war, hat sie sich halbwegs zusammengerissen. Sie war zwar energischer, aber mit dem üblichen Herumschreien hat sie just gewartet, bis er wieder weg war. Er ist aber trotzdem wieder abgetaucht.


    Ich überlege schon lange, mal etwas zu ihr zu sagen. Ich glaube aber nicht, dass ich hier auf "Verständnis" stoße oder jemanden, der sich das anhören mag. Und wer mag das schon?


    Als ich mich mal wegen zu lauter Musik beschwert habe, bekam ich prombt zu hören, ich solle doch woanders hinziehen, wenn´s mich stört. Also pampig. Und ich muss auch sagen, ich möchte hier noch eine Weile in Ruhe wohnen und auch nicht plötzlich ein zerkratztes Auto :-/

  • Übrigens ist das Kind auch daran gewöhnt. Wird es angeschrien, plärrt es jedesmal (ich formuliere das mal so), aber schon kurz danach hört man es wieder ganz normal herumalbern, lachen etc. Das Kind kennt es gar nicht anders.

  • Was willst du denn hören, dass du natürlich nichts unternehmen sollst und alles okay ist? Dass die Frau voll doof ist und das Kind normal?


    Natürlich hört sich niemand gern Kritik von Fremden an, mit der Begründung könnte man aber auch zugucken, wie Kinder geschlagen werden. Also nein, das Kind kann sich nicht gesund entwickeln und ja, möglicherweise ist die Frau verärgert und sagt dir, dass du dich um deinen eigenen Scheiß kümmern sollst. Sie wird aber trotzdem nachdenken und das Jugendamt kann man auch immernoch einschalten.


    Wenn du das JA gleich "anonym" informierst, weiß sie aber sowieso, dass das von den Nachbarn kommt. Und ob das JA überhaupt reagiert oder mehr macht als einmal zu klingeln, sei mal dahingestellt. Deswegen verhungern auch immer wieder Kinder oder werden totgeschlagen, weil das Jugendamt Angst hat, zu viel einzugreifen.


    Letztlich musst du mit der Entscheidung leben, aber wenn du fragen hier stellst, gibt es auch Antworten, die du nicht hören wolltest.

  • Die Frage ist mit welcher Intention du an die Mutter herantrittst und mit welchem Ton.

    Sagst du „entschuldigen Sie, ich bin Ihre Nachbarin und höre sehr oft, dass Sie Ihr Kind anschreien“ oder sagst du „Guten Tag, entschuldigen Sie, ich bin Ihre Nachbarin und habe letztens mitbekommen, dass Sie mit Ihrem Kind geredet haben. Wie alt ist es denn wenn ich fragen darf?“


    Letzteres kommt anders an und wenn die Nachbarin darauf eingeht und ihr in eine Unterhaltung kommt, kommt ihr ja vielleicht auf das Thema Machtkämpfe und Auseinandersetzungen mit Kids zu sprechen und wenn du ab diesem Punkt damit einsteigst, dass du letztens mitbekommen hast, dass sie mit ihrem Kind einen lauteren Disput hatte, hört sie dir vielleicht zu und nimmt etwas aus eurem Gespräch für das nächste Mal mit.


    Auf jeden Fall ansprechen!

    Dir liegt es ja auf dem Herzen und hier wirst du deinen Seelenfrieden damit nicht schließen.

  • Zitat

    Letztlich musst du mit der Entscheidung leben, aber wenn du fragen hier stellst, gibt es auch Antworten, die du nicht hören wolltest.


    ????

    Ich habe weder geschrieben noch das Gefühl, dass es hier Antworten gab, die ich nicht hören will. Ist doch soweit alles richtig. Mich treibt eigentlich nur um, geht man erst mal hin und sagt was, oder gleich ans Jugendamt (wenn man denn schon diesen Schritt machen will)?


    Drummer,

    ich selbst bin allerdings eher der Typ für die erste Variante. Die zweite mag diplomatischer sein, damit würde ich mich aber nicht "authentisch" fühlen ;) Oder anders ausgedrückt, das wäre mir viel zu viel drum herum Gerede - und ich vermute fast, der anderen Frau auch. Die würde da wahrscheinlich nur schräg kucken, was ich eigentlich von ihr will.

  • Dann hab ich das wohl missverstanden. Was wolltest du hiermit zum Ausdruck bringen?:

    Das Kind kennt es gar nicht anders.


    Als ich mich mal wegen zu lauter Musik beschwert habe, bekam ich prombt zu hören, ich solle doch woanders hinziehen, wenn´s mich stört. Also pampig. Und ich muss auch sagen, ich möchte hier noch eine Weile in Ruhe wohnen und auch nicht plötzlich ein zerkratztes Auto :-/

  •  Ich selbst bin allerdings eher der Typ für die erste Variante. Die zweite mag diplomatischer sein, damit würde ich mich aber nicht "authentisch" fühlen ;-) Oder anders ausgedrückt, das wäre mir viel zu viel drum herum


    Catania:

    Das hat dann Zündungspotenzial ;)

    Ich finde es gut, wenn du dich nicht verstellen magst, vielleicht könnte die Mutter damit ja auch tatsächlich besser umgehen.

    Nur wenn nicht...:sauer:

  • EBEN. Das ist der Punkt. Vermutlich wäre sie sofort angefressen und pampig, womit ich dann automatisch auch nicht mehr an mich halten könnte.

  • Zitat

    Was wolltest du hiermit zum Ausdruck bringen?:

    Dass die Situation für das Kind mittlerweile zur Normalität geworden ist oder schon immer war. Was es nicht besser macht.

  • Tja, das ist so eine Frage. Wenn mir sowas auffällt, ist es dann meine Aufgabe, da einzugreifen? Meins wäre das auch nicht, wenn ich schon ahnen würde, dass das einen Streit gibt. Und leider hilft Reden nicht so oft wie behauptet. Und selbst wenn sie reden möchte, weiß man nicht, wie es sich entwickelt, Catania möchte ja sicher nicht als Babysitterin eingespannt werden, wenn die Mutter überfordert ist. Schwierig.


    Ich würde vermutlich bei der nächsten Schreierei nach oben gehen, klingeln und kurz und knapp sagen, dass es mir zu laut sei, ich hätte Kopfweh, müsste arbeiten ... sowas. Dann weiß sie wenigstens, dass andere das mitkriegen. Vielleicht hilft das? Man weiß es nicht. Aber jedenfalls ist das kein In-die-Erziehung-einmischen, sondern eine Ich-Botschaft, vielleicht auch ein Gesprächsanlass. Ich glaube nicht, dass solche Leute gut reagieren, wenn man suggeriert, dass sie wohl mit ihrem Kind nicht klarkommen.

  • Eine Ich-Botschaft wäre "Ich mache mir Sorgen, wie es dem Kind geht", nicht "Ich habe Kopfweh, bitte beschimpfen Sie Ihr Kind leiser." Dass eine Lüge diplomatischer ist und weniger Konfliktpotential bietet, bezweifle ich jedenfalls. Und wer ist "solche Leute" genau?

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