Hier noch mal eine Meinung zu kompetenzorientiertem Unterricht, der mich immer wieder umtreibt: "...wenn wir verändern möchten, wie gelehrt und gelernt wird, müssen wir bei der Leistungsüberprüfung ansetzen. Wie mein Kollege Björn Nölte immer sagt: "Als Lehrer kann ich mir die schönsten Dinge für den Unterricht ausdenken - am Ende fragen Schüler immer, was davon für die Prüfung relevant ist."
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Früher oder später kommen wie auch immer geartete Prüfungen. Solange es die gibt, wird es auch entsprechende Fragen geben. Alles andere ist letztlich nur Kosmetik.
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Am beruflichen Gymnasium in BW sieht der Bildungsplan in den Fremdsprachen vor, dass wir auch literarische Texte unterrichten. Leider werden diese in der Abiprüfung überhaupt gar nicht abgeprüft, was regelmäßig dazu führt, dass KollegInnen genau da "sparen". Viele (eigentlich alle) lassen Literatur einfach komplett aus und unterrichten nur Sachtexte. Das finde ich persönlich sehr schade, da doch gerade der handlungs- und produktionsorientierte Literaturunterricht SuS in besonderem Maße dazu anregt, sich auch mal emotional und persönlich mit der Fremdsprache auseinanderzusetzen, statt immer nur rein kognitiv. Also ja, ich wünsche mir schon seit langem eine umfassende Umstrukturierung der Abschlussprüfung.
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„Die Schüler meines Geschichtskurses haben kürzlich im Geschichtsunterricht an individuellen Projekten über Migration im 20. Jahrhundert gearbeitet, etwa zur Flucht aus der DDR oder zu "Gastarbeitern" in Deutschland. Ich habe sie dabei begleitet. Anschließend gab es eine Open-Media-Klausur. Das heißt, Hilfsmittel waren erlaubt. Ich war erstaunt, wie fundiert diese 15-Jährigen mit den zugrunde liegenden Quellen umgegangen sind. Es stand nicht die Reproduktion von Zahlen oder vermeintlichen Fakten im Vordergrund. Stattdessen war mehr Zeit für die Formulierung individueller Sach- und Werturteile, die kein Hilfsmittel abnehmen kann.“
Dieses Zitat stammt ebenfalls aus dem interessanten Artikel. Zeigt, dass man Prüfungen auch ohne auswendig gelerntes Wissen abzuklopfen konzipieren kann und entspricht viel mehr dem Gedanken der Kompetenzorientierung. Nur weil man Lern- oder besser Lehrziele als Kompetenzen bezeichnet ändert sich ja gar nix.
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Am beruflichen Gymnasium in BW sieht der Bildungsplan in den Fremdsprachen vor, dass wir auch literarische Texte unterrichten. Leider werden diese in der Abiprüfung überhaupt gar nicht abgeprüft, was regelmäßig dazu führt, dass KollegInnen genau da "sparen". Viele (eigentlich alle) lassen Literatur einfach komplett aus und unterrichten nur Sachtexte. Das finde ich persönlich sehr schade, da doch gerade der handlungs- und produktionsorientierte Literaturunterricht SuS in besonderem Maße dazu anregt, sich auch mal emotional und persönlich mit der Fremdsprache auseinanderzusetzen, statt immer nur rein kognitiv. Also ja, ich wünsche mir schon seit langem eine umfassende Umstrukturierung der Abschlussprüfung.
Das halte ich aber wirklich für fatal. In SH gibt es in Englisch einen fictional oder einen non-fictional Text zur Auswahl und im literarischen Text müssen Sie sich mit den entsprechenden Analysetechniken und Fachbegriffen auskennen. Wenn ich einfach Literatur weglassen würde, dann könnten meine Kurse diese Aufgabe ja nie realistisch im Abitur anwählen.
Oder sind die Aufgaben bei euch anders strukturiert?
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Das halte ich aber wirklich für fatal. In SH gibt es in Englisch einen fictional oder einen non-fictional Text zur Auswahl und im literarischen Text müssen Sie sich mit den entsprechenden Analysetechniken und Fachbegriffen auskennen. Wenn ich einfach Literatur weglassen würde, dann könnten meine Kurse diese Aufgabe ja nie realistisch im Abitur anwählen.
Oder sind die Aufgaben bei euch anders strukturiert?
Wie ich oben bereits gesagt habe, ist es am beruflichen Gymnasium bei uns so, dass Literatur zwar im Bildungsplan steht, aber in der Prüfung als Aufgabe nie drankommt. Stattdessen besteht die Prüfung immer nur aus einem non-fictional Text mit Aufgaben dazu. Daher lassen die meisten Kolleg*innen Literatur einfach weg.
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Wie ich oben bereits gesagt habe, ist es am beruflichen Gymnasium bei uns so, dass Literatur zwar im Bildungsplan steht, aber in der Prüfung als Aufgabe nie drankommt. Stattdessen besteht die Prüfung immer nur aus einem non-fictional Text mit Aufgaben dazu. Daher lassen die meisten Kolleg*innen Literatur einfach weg.
Wer stellt denn diese Prüfungen? Wir in NDS haben ja ein Zentralabi und daher können auch in den Abi-Klausuren des BG literarische Texte drankommen.
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Wer stellt denn diese Prüfungen? Wir in NDS haben ja ein Zentralabi und daher können auch in den Abi-Klausuren des BG literarische Texte drankommen.
Berufliche Gymnasien in Ba-Wü haben auch ein Zentralabi, allerdings ein anderes als die allgemeinbildenden Gymnasien. Das Kultusministerium stellt sozusagen zwei Zentralabis mit unterschiedlichen Aufgaben. Deshalb ist es möglich, dass - trotz Zentralabi - am BG keine literarischen Texte drankommen, aber am allgemeinbildenden Gymi schon.
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Berufliche Gymnasien in Ba-Wü haben auch ein Zentralabi, allerdings ein anderes als die allgemeinbildenden Gymnasien. Das Kultusministerium stellt sozusagen zwei Zentralabis mit unterschiedlichen Aufgaben. Deshalb ist es möglich, dass - trotz Zentralabi - am BG keine literarischen Texte drankommen, aber am allgemeinbildenden Gymi schon.
Ah, ok. Das unterscheidet dann BW von NDS. Unsere BG-SuS bekommen z. B. in Englisch und Deutsch dieselben Abiklausuren wie die allgemeinbildenden Gymnasien.
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Berufliche Gymnasien in Ba-Wü haben auch ein Zentralabi, allerdings ein anderes als die allgemeinbildenden Gymnasien.
Warum eigentlich? Das nährt doch nur das Vorurteil (oder ist es tatsächlich so?), dass das Abitur am beruflichen Gymnasium einfacher sei.
Gilt das eigentlich auch für die anderen Fächer (v. a. Deutsch und Mathematik) oder ist es da dieselbe Abiklausur wie am allg. Gymnasium?
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Warum eigentlich? Das nährt doch nur das Vorurteil (oder ist es tatsächlich so?), dass das Abitur am beruflichen Gymnasium einfacher sei.
Gilt das eigentlich auch für die anderen Fächer (v. a. Deutsch und Mathematik) oder ist es da dieselbe Abiklausur wie am allg. Gymnasium?
Weil das berufliche Gymnasium eben eine berufliche Ausrichtung hat und sich das in den Fächern (z.B. in den Fremdsprachen) auch wiederspiegeln soll. Je nach Profilrichtung (z.B. kaufmännisch, biotechnologisch, ernährungswissenschaftlich...) kann man seinen Unterricht passend dazu gestalten. Themen können sein: globalization, climate change, the world of work, the economy/industry, technology, scientific innovations...
Nicht selten lese ich mit meinen SuS Zeitungsartikel, die sich mit naturwissenschaftlichen Themen beschäftigen. Ob das leichter ist als Literatur? Für manche SuS ja, für andere eher nicht. Sprachlich soll ja an beiden Schularten das Niveau B2/C1 erreicht werden. Da gibt es keinen Unterschied.In Mathe bekommen unsere SuS definitiv andere Aufgaben, mehr kann ich dazu aber nicht wirklich sagen, da ich kein Mathelehrer bin. In Deutsch bekommen die SuS zum Teil die gleichen Aufgaben.
Ich glaube, was man hier nicht vergessen darf, ist, dass SuS am BG ein Profilfach haben (z.B. Biotechnologie), was mit 6 Wochenstunden unterrichtet wird. Diese Profilfächer haben es in sich und sind alles andere als leicht. Im Profilfach muss außerdem zwingend eine Prüfung geschrieben werden. Daher wäre es schon ok, wenn unsere SuS in den anderen Fächern ein abgespeckteres Abi schreiben dürften. Am allg. Gymnasium gibt es dafür keine Profilfächer.
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Weil das berufliche Gymnasium eben eine berufliche Ausrichtung hat und sich das in den Fächern (z.B. in den Fremdsprachen) auch wiederspiegeln soll.
Ich glaube, was man hier nicht vergessen darf, ist, dass SuS am BG ein Profilfach haben (z.B. Biotechnologie), was mit 6 Wochenstunden unterrichtet wird. Diese Profilfächer haben es in sich und sind alles andere als leicht. Im Profilfach muss außerdem zwingend eine Prüfung geschrieben werden. Daher wäre es schon ok, wenn unsere SuS in den anderen Fächern ein abgespeckteres Abi schreiben dürften.
Das ist ja in anderen Bundesländern, wie hier in Niedersachsen, auch nicht anders. Bspw. hat unser BG Wirtschaft in Klasse 12 und 13 vier Stunden Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling, drei Stunden VWL und zwei Stunden Fachpraxis Wirtschaft.
Trotzdem sind - wie gesagt - z. B. in Englisch die Themen bzw. verbindlichen Materialien für die allgemein- und berufsbildenden Gymnasien in Kl. 12 und 13 dieselben. Für das BG (egal, welche berufliche Fachrichtung) gibt es aber noch ein zusätzliches Thema/Material. Für das diesjährige Abi war das der Film "Hidden Figures" mit den verbindlichen Unterrichtsaspekten "discrimination and equality in the world of work" und "The American Dream". (Quelle für die Englisch-Abithemen 2021 NDS: https://www.nibis.de/uploads/m…glischHinweise2021NEU.pdf)
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Das ist ja in anderen Bundesländern, wie hier in Niedersachsen, auch nicht anders. Bspw. hat unser BG Wirtschaft in Klasse 12 und 13 vier Stunden Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling, drei Stunden VWL und zwei Stunden Fachpraxis Wirtschaft.
Trotzdem sind - wie gesagt - z. B. in Englisch die Themen bzw. verbindlichen Materialien für die allgemein- und berufsbildenden Gymnasien in Kl. 12 und 13 dieselben. Für das BG (egal, welche berufliche Fachrichtung) gibt es aber noch ein zusätzliches Thema/Material. Für das diesjährige Abi war das der Film "Hidden Figures" mit den verbindlichen Unterrichtsaspekten "discrimination and equality in the world of work" und "The American Dream". (Quelle für die Englisch-Abithemen 2021 NDS: https://www.nibis.de/uploads/m…glischHinweise2021NEU.pdf)
Ich wünschte, das wäre bei uns auch so, da ich gerne vermehrt Literatur (und auch Film) unterrichten möchte. Allerdings glaube ich aber nicht, dass das automatisch bedeutet, dass die Prüfungsaufgaben leichter oder schwieriger sind (hast du ja auch nicht behauptet). Es ist ja nicht so als hätte man für uns den Bildungsplan des allgemeinbildenden Gymnasiums genommen, hier und dort ein paar Themen gestrichen und fertig war der Bildungsplan für's BG. Die Bildungspläne sind in BW für beide Schularten einfach von Grund auf anders. Bei euch scheinen die Lehrpläne deutlich verknüpfter zu sein.
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Danke für die Erläuterungen.
Weil das berufliche Gymnasium eben eine berufliche Ausrichtung hat und sich das in den Fächern (z.B. in den Fremdsprachen) auch wiederspiegeln soll.
Dann stellt sich mir die Frage, wie aus der beruflichen Ausrichtung die allgemeine Hochschulreife hervorgehen kann. Ich meine, Abitur ohne Goethe, Shakespeare, Cicero ... ?
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Danke für die Erläuterungen.
Dann stellt sich mir die Frage, wie aus der beruflichen Ausrichtung die allgemeine Hochschulreife hervorgehen kann. Ich meine, Abitur ohne Goethe, Shakespeare, Cicero ... ?
Man kann in BW auch am allgemeinbildenden Gymnasium das Abitur ohne Shakespeare und Cicero machen. Shakespeare ist längst nicht mehr Pflicht in Englisch und wird bei uns tatsächlich kaum noch unterrichtet und Latein ist "nur" ein Wahl(pflicht)fach... Die meisten (alle?) kommen immerhin noch mit Goethe in Berührung und zwar in Form seiner Lyrik.
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Shakespeare ist längst nicht mehr Pflicht in Englisch
In meiner Schulzeit haben es alle Englischlehrkräfte in 12/13 mindestens ein Drama und ein paar Sonette ("Shall I compare thee ...") gelesen. Ich weiß nicht, ob das damals so vorgegeben war, oder ob das Konvention war, und natürlich auch nicht, wie das heute ist.
Aber natürlich kann man Englisch auch abwählen. Am BG wahrscheinlich nicht, da gibt es sonst nur beginnende Fremdsprachen, oder?
Latein ist "nur" ein Wahl(pflicht)fach...
Mein Bedauern darüber habe ich ja schon mehrfach zum Ausdruck gebracht.
Die meisten (alle?) kommen immerhin noch mit Goethe in Berührung und zwar in Form seiner Lyrik.
Das stimmt. Wobei man den "Erlkönig" und "Wandrers Nachtlied" wohl eher schon in der Mittelstufe behandelt?
Zu meiner Zeit (und so alt bin ich noch nicht ) hat man in der Oberstufe auch grundsätzlich den "Faust" gelesen (vgl. dazu meinen Kommentar oben zu Shakespeare).
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. Die meisten (alle?) kommen immerhin noch mit Goethe in Berührung und zwar in Form seiner Lyrik.
Ich kam glücklicherweise nur in der Mittelstufe mit Goethe in Berührung, in der Oberstufe gar nicht. Fand unsere Deutschlehrerin nicht modern genug. So viel zum Thema, es sei früher ein bestimmter Kanon dran gewesen, habe 1980 Abi gemacht.
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Mit Goethe bin ich in meinem ganzen Schulleben nicht in Berührung gekommen (hatte aber Deutsch damals nach der 12. Klasse abgewählt und hatte nur GK; von daher weiß ich nicht, ob der "Faust" Thema im Deutsch-LK war)! Hat mir bis heute nicht gefehlt, muss ich sagen . Ich komme mir nicht dümmer vor als andere, nur weil ich nie irgendwas von J. W. gelesen habe...
Latein hatte ich ebenfalls nie - ich bin in meinem fast 50 Lebensjahren gut ohne klargekommen.
In Englisch haben wir aber tatsächlich Shakespeare in der Oberstufe im LK durchgenommen ("Macbeth" kam 1991 in meinem Abi dran; ich habe aber den Vorschlag zum "American Dream" ausgewählt ).
Wie man den von mir verlinkten Abiturthemen entnehmen kann, ist hier in NDS auch in diesem Jahr "Richard III" eines der verbindlichen Materialien im Englisch-LK. Nichtsdestotrotz finde ich, dass Shakespeare nicht "lebensnotwendig" für's Abi ist - es gab hier auch schon Jahre, wo "Willy" in der Oberstufe nicht auf dem Plan stand (z. B. für das Englisch-Abi 2013).
Bei uns muss man am BG übrigens tatsächlich Englisch bis zum Abi "durchmachen". Als zweite, neu zu beginnende Fremdsprache bieten wir Spanisch an.
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Plattenspieler : Was genau ist jetzt daran traurig? Dass ich nie Goethe gelesen habe, dass ich kein Latein kann oder dass es tatsächlich ein Englisch-Abi ohne Shakespeare gibt? Glaub' mir: Man kann trotzdem "was werden" im Leben !!! Da gibt's echt Wichtigeres!
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Shakespeare - und das sage ich als Englischlehrer - ist der überschätzteste Dramatiker aller Zeiten. Und wenn das jetzt mehr über mich aussagt als über Shakespeare: Fine with me!
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