Mütter-Mafia - oder wie man sich zum Wohle des eigenen Kindes dissozial verhält.

  • Heute ist das so normal. Es hat sich schon einiges getan. Was sich aber nicht verändert hat: es sind zu fast 100% die Mütter, die beruflich zurückstecken und dadurch erhebliche Nachteile auf sich nehmen, wenn Kinder kommen.

    Das ist relativ leicht damit zu erklären, dass Frauen sozial entweder horizontal oder nach oben heiraten, nicht nach unten (Männer achten eher auf andere Äußerlichkeiten) und es von daher oft eine logische Entscheidung ist. Was sich auch nicht verändert hat, ist sicherlich, dass vornehmlich andere Frauen, Frauen für ihre Lebensentscheidungen kritisieren. Mir geht's im Kollegium total am Arsch vorbei, ob irgendjemand nach sechs Monaten Vollzeit, nach 12 Monaten Teilzeit oder nach 36 Monaten immer noch nicht zurückkommt, obwohl das Kind in der der Kita ist...aber hör mal den anwesenden Kolleginnen zu, wie schlecht jede einzelne dieser Entscheidungen ist...kannste nur falsch machen als Frau... ;)

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Und das nicht nur freiwillig. Frauen werden ja auch vom Arbeitgeber und von Kollegen als "wird eh wieder schwanger / fehlt ständig wegen kranker Kinder" abgestempelt, so bald das erste mal eine Schwangerschaft sichtbar ist.

    Ist das denn so falsch?

    Klar, trifft ganz sicher nicht auf jeden zu, aber der Anteil an Frauen, die nach der 1. Schwangerschaft ein paar Tage wieder am Arbeitsplatz auftauchen und dann die 2. verkünden, ist schon verdammt hoch. Ich meine das nicht wertend, aber ich verstehe jeden Arbeitgeber, der diesen Mitarbeiterinnen nicht gerade wichtige Projekte oder verantwortungsvolle Positionen anvertraut.

  • Ist das denn so falsch?

    Klar, trifft ganz sicher nicht auf jeden zu, aber der Anteil an Frauen, die nach der 1. Schwangerschaft ein paar Tage wieder am Arbeitsplatz auftauchen und dann die 2. verkünden, ist schon verdammt hoch. Ich meine das nicht wertend, aber ich verstehe jeden Arbeitgeber, der diesen Mitarbeiterinnen nicht gerade wichtige Projekte oder verantwortungsvolle Positionen anvertraut.

    Und weil das auf eine gewisse Anzahl zutrifft, ist es ok, dass andere dafür bezahlen müssen, weil es ihnen einfach unterstellt wird?

    Wie würdest du denn reagieren, wenn du jahrelang bei Beförderungen übergangen wirst - du könntest ja schwanger werden - dabei willst du keine Kinder, kannst keine Kinder bekommen oder was auch immer.

    Irgendwie ungerecht, oder? Dafür wird dann dein Kollege befördert. Der geht aber dann in Elternzeit, damit seine Frau ihren Facharzt in Ruhe fertig machen kann.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ja, absolut ungerecht. Als jemand, der definitiv keine Kinder haben möchte, verstehe ich jede Frau, die sich ungerecht gehandelt und diskriminiert fühlt. Dennoch: aus Arbeitgebersicht würde ich selbst vermutlich nicht anders handeln, denn ausbaden muss das letztlich halt der Arbeitgeber (oder die vertretenden Kollegen). Ein Unternehmen funktioniert halt vermutlich besser, wenn wichtige Positionen auch mit verlässlich anwesenden Leuten besetzt sind. Und rein statistisch ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass der männliche Konkurrent seltener kindbedingt ausfällt.

    • Offizieller Beitrag

    genau das, was yestoerty schreibt.
    Mir wurde aufgrund meines Alters, meines Geschlechts und meines Beziehungsstatus deutlich gemacht (also wörtlich gesagt), dass ich selbstverständlich nicht übernommen werde. Besagte Person in Führungsposition war / ist eine Frau ohne Kinder und guckt weiterhin doof, wenn sie mich in regelmäßigen Abständen trifft, ohne Babybauch und ohne Kinder im Schlepptau.
    Ich war in dem Moment nicht allzu traurig, weil ich eh woanders andere Optionen hatte, aber ich wäre auch schon gerne geblieben. Es war (und ist) aber in dieser Ecke der Welt nicht vorstellbar (und außer meine Schwiegereltern, die noch NIE ein Wort darüber verloren haben und denen ich auch zutraue, dies nicht hinter unseren Rücken zu tun, fragen ALLE dort regelmäßig.
    Wenn man sieht, dass Nachbarn sich einmischen, ob ich wirklich ein Büro brauche, schließlich könnte es ein Kinderzimmer werden, oder ob unser Auto nicht größer sein sollte, bin ich froh, dass ich im öffentlichen Dienst bin. Garantiert hat meine Schulleitung darauf "gewartet", dass ich schnell nach der Einstellung ausfalle, aber gespürt habe ich es nicht.

  • Das ist relativ leicht damit zu erklären, dass Frauen sozial entweder horizontal oder nach oben heiraten, nicht nach unten

    Ach guck, darum habe ich meinen Lebensgefährten bisher nicht geheiratet ;)! Dann würde ich tatsächlich leicht "sozial nach unten" heiraten...

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • chilipaprika

    Im privaten Bereich würde mir das massiv gegen den Strich gehen. Glücklicherweise ist mir sowas nie passiert, ich habe aber auch immer schon sehr klar gemacht, dass Kinder keine Option sind.

    Im beruflichen Bereich kann ich den Arbeitgeber (trotz aller Ungerechtigkeiten, die damit einhergehen) wie gesagt verstehen. Der unterstellt das ja nicht aus Boshaftigkeit. sondern auf Basis von Erfahrungswerten.

  • Mir geht's im Kollegium total am Arsch vorbei, ob irgendjemand nach sechs Monaten Vollzeit, nach 12 Monaten Teilzeit oder nach 36 Monaten immer noch nicht zurückkommt, obwohl das Kind in der der Kita ist...aber hör mal den anwesenden Kolleginnen zu, wie schlecht jede einzelne dieser Entscheidungen ist...

    Na, die haben Sorgen1 Ich habe noch nie jemanden - egal ob Kollegin oder Kollege - darüber reden hören, nach welcher Zeit ein/e Kolleg/in mit welchem Stundenumfang zurückkommt. Das scheint wohl den allermeisten am Allerwertesten vorbeizughen. Außer wenn es um die Stundenplanung bzw. den Einsatz der KuK geht ("XY kommt nach den Sommerferien mit x Stunden zurück; dann könnte sie/er ja evtl. das und das übernehmen..."), wird darüber bei uns nicht gesprochen. Oder ich habe es nie mitbekommen, weil es mich halt auch nicht interessiert, wer wieviele Stunden macht.

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  • Ach guck, darum habe ich meinen Lebensgefährten bisher nicht geheiratet ;)! Dann würde ich tatsächlich leicht "sozial nach unten" heiraten...

    Ein Mittelwert sagt nichts über die Einzelfälle aus, ist immer schön, wenn Lehrer Statistiken absichtlich (hoffentlich) falsch verstehen. :P

    https://www.socialchangeswitzerland.ch/?p=1705

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    • Offizieller Beitrag

    Maylin85 das mag sein, dass es menschlich nachvollziehbar ist. Aber wie soll es sich denn sonst ändern? Es war ja auch nachvollziehbar, vor Jahrzehnten keine Frauen einzustellen. Oder keine liierten Frauen.
    Das "Problem" ist nicht die Elternzeit oder die Teilzeit der Frau, sondern dass dafür keine ausreichenden Mitteln zum "Auffangen" gegeben werden. Und zwar ausreichend mit Überlappung, damit es vom Stundenplan passt, usw. Auch im Mutterschutz. Auch nach Rückkehr, ohne die Vertretungslehrkraft von einem Tag auf den anderen auf die Straße zu setzen.
    Ohne von den unteilbaren Aufgaben bei Teilzeit anzufangen.

  • Langfristig könnte das dann dazu führen, dass einige "Proll-Männchen" keine Partnerinnen mehr finden.

    In Teilen Ostdeutschlands ist das wohl schon jetzt ein reales Problem.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Ich weiß, ich sehe die Probleme auch und habe keine Lösung dafür. Immer nur den Arbeitgebern einen Vorwurf zu machen, finde ich aber halt auch zu einfach gemacht... unter den gegebenen Rahmenbedingungen ist es durchaus verständlich, das so agiert wird.


    (und aus Perspektive der Kollegin, die gleich 3x in Folge Klassenleitungen unbequemer Klassen von schwangeren Kolleginnen geerbt hat, wünsche ich mir im Stillen auch mehr männliche Neueinstellungen 🙈)

  • Valerianus : Wieso sollte ich Statistiken falsch verstehen (wollen)? Mein Post war als Scherz gemeint.

    Oder verstehe ich dich jetzt falsch?

    Dann tut mir der fiese Unterton leid, hatte den Scherz nicht mitbekommen. Sumimasen.

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  • Ich habe noch nie jemanden - egal ob Kollegin oder Kollege - darüber reden hören, nach welcher Zeit ein/e Kolleg/in mit welchem Stundenumfang zurückkommt.

    An kleinen Schulen verschiebt es eine ganze Menge und bedingt recht schnell Klassenlehrerwechsel oder Abordnungen, von denen mehrere andere Personen betroffen sind - von den 3-10 anderen Lehrkräften. Darum ist es häufiger ein Thema, Schwangerschaften vorausgesetzt.

  • Ich habe noch nie jemanden - egal ob Kollegin oder Kollege - darüber reden hören, nach welcher Zeit ein/e Kolleg/in mit welchem Stundenumfang zurückkommt.

    Von KollegInnen habe ich das auch noch nie gehört. Aber ich hatte eine ganz unangenehme Konversation mit Schulleitung und Chefsekretärin. Ich wollte etwas von letzterer, die Tür stand offen und die beiden lästerten gerade über eine unterhälftig arbeitende Kollegin, die eben diese unterhälftige Teilzeit gerade verlängert hatte (so ich das richtig verstanden habe). Als sie merkten, dass ich in der Tür stand, wurde ich dann eingebunden, bzw. man versuchte zu rechtfertigen, dass das wirklich eine beklagenswerte Lage sei: Es sei ja für die Schule eine Zumutung, wenn dauerhaft unterhälftig gearbeitet würde, da könne ja keine verlässliche Unterrichtsverteilung erfolgen, die Stelle müsse freigehalten werden, es gäbe nicht ausreichend Vertretungslehrkräfte, dadurch würden dann andere (Vollzeit-) Kolleginnen wie ich noch mehr belastet, die Kolleginnen sollten sich daher mal überlegen, was sie da anrichten. Die Sekretärin hätte doch auch nach nicht ganz einem Jahr wieder voll gearbeitet, ohne reichen Ehemann, das sei also irgendwie machbar und die Mütter heutzutage würden sich so anstellen.


    Ich fand das unglaublich daneben. Es ist das Recht der KollegInnen, (auch länger als ein Jahr) Elternzeit zu nehmen, in dieser auch unterhälftig zu arbeiten, und wenn das im System Probleme verursacht, hat man das nicht den KollegInnen vorzuwerfen, die ihr Recht in Anspruch nehmen, sondern dem System. Das habe ich auch so artikuliert.


    Es war mir unheimlich unangenehm mitzubekommen, wie da hinter (nicht...) verschlossenen Türen auf der Leitungsebene gelästert wird.


    Eines aber muss ich aber doch der Schulleitung zugute halten: In den letzten Jahren wurden bei uns viele junge Kolleginnen eingestellt, und einige davon sind mittlerweile auch schwanger geworden. Alle haben von keinerlei Einflussversuchen oder ähnlich abfälligen Kommentaren berichtet, wie ich sie da mitbekommen habe. Gegenüber den (werdenden) Müttern selbst scheint die Schulleitung professionell zu agieren.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Langfristig könnte das dann dazu führen, dass einige "Proll-Männchen" keine Partnerinnen mehr finden. Da neben dem Sozialstatus aber der Alpha-Status ebenso wichtig zu sein scheint, ist der kritische Punkt offenbar noch lange nicht erreicht.

    dem ist schon so. und nicht nur einige. Das ist auch wünschenswert. Weder brauchen wir Idiocracy noch schneller, noch wollen wir noch mehr Geld für Rohrkrepierer verwenden...

    zum Glück ist Prostitution mittlerweile legal - also bedankt euch bei jeder Hure für die durch sie verhinderten Vergewaltigungen, und ebenso "verhinderte" Kinder, die dann keine tauglichen Eltern hätten.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • ... aus Arbeitgebersicht würde ich selbst vermutlich nicht anders handeln,...

    Deswegen gibt's Gesetze. (Also um diesem Impuls entgegenzuwirken. Dass es in vielen Fällen trotzdem nichts nützt ist leider auch klar...)

    Einmal editiert, zuletzt von UrlaubVomUrlaub ()

  • Ist das denn so falsch?

    Klar, trifft ganz sicher nicht auf jeden zu, aber der Anteil an Frauen, die nach der 1. Schwangerschaft ein paar Tage wieder am Arbeitsplatz auftauchen und dann die 2. verkünden, ist schon verdammt hoch. Ich meine das nicht wertend, aber ich verstehe jeden Arbeitgeber, der diesen Mitarbeiterinnen nicht gerade wichtige Projekte oder verantwortungsvolle Positionen anvertraut.

    Ich bin genau 11 Monate nach der Geburt von Kind 1 in Vollzeit zurück gekommen. Das hatte ich vorher angekündigt. Ich habe kein weiteres Kind bekommen (das habe ich der SL mit Begründung, direkt nach meiner Rückkehr gesagt, hätte ich nicht gemusst, habe ich aber gemacht) und bin trotzem erst mal an einigen Stellen massiv übergangen worden (hier gehe ich jetzt absichtlich nicht weiter ins Detail). Das beruht auf solchen Einstellungen wie deiner, auch wenn die nicht wertend sind.

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