Wir waren einmal auf Seminarfahrt. Es war möglich, zu Hause zu bleiben, einige der Eltern blieben daheim, weil es keine Betreuungsmöglichkeit für die Kinder gab. Dafür mussten sie in der Woche ganz normal in die Schule.
Wir waren an der Ostsee in einer Jugendherberge zusammen mit mehr oder weniger pubertierenden Jugendlichen. Zum Glück hatten wir zwei Blockhütten für uns allein, das ging dann noch. Wir waren zu fünft im Zimmer und hatten für 11 Frauen ein Bad und eine extra Toilette. Zusätzlich ein Waschbecken pro Zimmer. Morgens von 7:00 bis 7:55 war alles dauerbesetzt: Duschen, Haarewaschen, Haarefönen, Schminken, Stylen. Ich blieb immer im Bett liegen, denn es war Mai und die Hütten hatten keine Heizung aber dafür immer frische Luft (undichte Fenster). Einmal fragte mich eine Kollegin, die grad seit 15 Minuten haarfönend vorm Waschbecken stand, warum ich nicht aufstehe.... Selten so gelacht. Na ok.
Am Anfang gab es das ferienlagertypische "Ihh, mit der will ich nicht in ein Zimmer!" (Warum gibts hier das Buddelkasten-Smileybild nicht?)
Das Essen war recht gut, es gab für Vegetarier sogar die teuren Sojawürstchen zum Grillen und die waren wirklich sehr lecker!
Die Tage der Fahrt waren voll verplant, unsere Seminarleiterin wollte viel "sehen". Manchmal zu viel. 80 km mit 3 Aussichtspunkten und einem Museum am Tag bringt nicht viel außer Fotos. Sehr sportlich war es außerdem: 50 km Radtour + x km Wandern. Ich gehörte zu den 5 Losern, die früher umkehrten. (Der Sattel passte nicht, die ganze Haut über dem Sitzbein war nach den ersten Kilometern blau und rot und tat weh, ich bin am Ende im Stehen gefahren.) Einen Muskelkater hatte ich im Gegensatz zu den meisten anderen jedenfalls nicht. Zudem gehörte ich zu den Lehramtsanwärterinnen mit motorischem Förderbedarf (Übergewicht) und es wurde gut drauf geachtet, dass ganz vorne die durchtrainierte Seminarleiterin und die künftigen Sportlehrer fahren, dann die schnellen Hobby-Radfahrer, dann die dünnen Untrainierten und am Schluss die Übergewichtigen. (Mir wurde mal angeboten ganz vorn zu fahren. Das lehnte ich ab, da ich den Weg nicht kannte und weil ich das unerträglich peinlich find, hab zu viel Vorturnen im Schulsport ertragen müssen.) Ferner wurde jede Straße schnell überfahren ohne sich umzuschaun, damit auch ja nicht alle mitkommen. Bei hellrot noch schnell rüber. Ich bin etwas vorsichtiger und lasse lieber die Autos vorbei. Dann waren wir eben immer hinten, meine Freundin blieb zum Glück noch bei mir. Alle dachten dann, uns fehlt es an Ausdauer (klar, übergewichtig!) und alle 5 km warteten sie mal auf uns. (Ja, ich hab mich mal verfahren zwischendurch, aber fand wieder zurück.) Jedenfalls habe ich dann beim ersten Seminartermin nach der Fahrt mein Avon-Frauenlauf-Teilnehmerinnen-Belohnungs-T-Shirt zur Schau getragen und danach war ich auch in den Augen der Seminarleiterin nicht mehr der Motoriktrottel. Ihr seht, man kann alles wieder ausbügeln.
Die Abende fand ich teilweise dann ganz lustig und nach 1,5 Plastikbechern Wein pro Person wurde dann ganz nett gesungen. Das war dann wirklich teilweise gemütlich und man lernte auch die Leute besser kennen.
Ich würde jedenfalls wieder mitfahren. (Eventuell einen eigenen Sattel mitnehmen.)
Grüße,
Conni