Lehrer <-> Ingenieur

  • Hallo zusammen,


    ich stehe derzeit vor der Entscheidung über meine weitere berufliche Laufbahn.

    Mit meinem Master Berufspädagogik mit Vertiefung Metalltechnik wollte ich eigentlich im September das Referendariat (Bayern) für berufliche Schulen beginnen.


    Durch meinen Ingenieurwissenschaftlichen Bachelor und meine vorherige Tätigkeit als Ingenieurin habe ich jetzt allerdings ein Stellenangebot als Ingenieurin in der Industrie erhalten.


    Stand jemand vor einer ähnlichen Entscheidung und kann vielleicht seine Erfahrungen teilen?

  • Willst du Lehrerin an beruflichen Schulen werden oder als Ingenieur arbeiten?


    Wenn du arg im Zweifel bist, würde ich erst mal den Ingenieursberuf wählen. Ins Referendariat kannst du im Zweifelsfall auch in 5 Jahren noch gehen. Wenn du jetzt das Ref und den Lehrerberuf wählst, bist du darauf festgelegt. Ein Einstieg in die Wirtschaft ist nach dem Ref deutlich schwieriger, als direkt nach dem Studium.

  • Vor dieser Entscheidung stehe ich gerade.


    Durch mein Studium habe ich natürlich Einblicke in das Schulleben bekommen und auch schon selbst unterrichten können. Prinzipiell hat mir das sehr viel Freude bereitet.


    Das Arbeiten in der Wirtschaft, als Ingenieurin kenne ich mittlerweile ganz gut.

    Der Lehrerberuf ist trotz des Studiums ein großer Schritt und etwas Neues für mich.


    Deswegen würde ich gerne wissen, ob es Ingenieure gibt, welche diesen Wechsel ebenfalls gewagt haben und welche Erfahrungen diese gemacht haben.

  • Vor dieser Entscheidung stehe ich gerade.

    Das ist mir schon klar. Die kann dir aber niemand abnehmen. Auch, wenn sich hier zwanzig Ingenieure melden, die den Schritt an die Schule als besten ihres Lebens bezeichnen, hilft dir das genau gar nichts. Denn eine Entscheidung, die für jemand andeten genau richtig ist, kann für dich genau falsch sein.

    Du kennst beide Bereiche, jetzt musst du dich ganz alleine entscheiden.

  • ... und ob die Entscheidung richtig war, erfährst du hinterher (oder gar nicht). Willkommen im echten Leben.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • ... und ob die Entscheidung richtig war, erfährst du hinterher (oder gar nicht). Willkommen im echten Leben.

    Aber jede Entscheidung ist nicht für immer.

    Gibt schließlich genug Ingenieure, die später noch in den Schuldienst gehen.

    Zugegeben andersherum kenne ich keine.

  • Ich bin Absolvent der Chemie und habe bereits nach meinem Master mit dem Gedanken gespielt in die Schule zu gehen. Habe dann aber trotzdem 3 Jahre lang ausprobiert als Forscher zu arbeiten. Einmal in der Industrie und einmal an der Uni. Fand ich beides Mist und ich bin sehr froh jetzt Lehrer zu werden, aber ich würde es immer wieder zumindest ausprobieren

  • Ich bin Ingenieurin und nach 10 Jahren Berufstätigkeit in den Schuldienst gewechselt. Bereut habe ich das nie. Ich fühle mich gut bezahlt bei perfekter work-Life-Balance, jedenfalls wenn nicht grad Corona ist.


    Habe den direkten Vergleich zuhause. Mein Mann ist Ingenieur und Betriebsleiter. Ich hab alles richtig gemacht.


    Ich gebe den Vorschreibern aber recht: mein Erfahrungsbericht bringt dir nichts. Was willst du daraus ableiten? Geh erst in die Industrie und schau, wie es dir gefällt. Die Jobs da sind ja extrem unterschiedlich, hängen stark von der Branche und Größe des Unternehmens ab.

  • Gerade in den nächsten Jahren wird der Bedarf in der beruflichen Fachrichtung Metalltechnik in Bayern hoch bleiben. Also würde ich auch empfehlen, erst einmal als Ingenieur*in zu arbeiten. Wechseln kannst du dann noch immer.

  • Wenn du arg im Zweifel bist, würde ich erst mal den Ingenieursberuf wählen. Ins Referendariat kannst du im Zweifelsfall auch in 5 Jahren noch gehen. Wenn du jetzt das Ref und den Lehrerberuf wählst, bist du darauf festgelegt. Ein Einstieg in die Wirtschaft ist nach dem Ref deutlich schwieriger, als direkt nach dem Studium.

    Das würde ich nicht so sehen. Man verbaut sich den Zugang zur Industrie nicht mit dem Ref. Ich kenne ein paar Beispiele, die genau das gemacht haben. Das Gefahr ist, dass man nach ein paar Jahren mit gutem Verdienst in der Industrie den Schritt ins Ref nicht mehr machen will/kann.


    Wenn du dir den Weg an die Schule offen halten willst, würde ich das Ref machen und dann schauen was du am liebsten machen willst. Mit der vollständigen Ausbildung ist der Wechsel von der Industrie an die Schule deutlich einfacher und auch nicht mit große Gehaltseinbußen möglich.

  • Das würde ich nicht so sehen. Man verbaut sich den Zugang zur Industrie nicht mit dem Ref. Ich kenne ein paar Beispiele, die genau das gemacht haben.

    Zwei Jahr ohne einschlägige Berufspraxis bedeuten in vielen Bereichen quasi das Aus. Zum Beispiel in meinem Schwerpunktbereich (in der Informatik). Es ist einfach deutlich schwieriger, sich, unter Umständen sogar durch Praktika oder weniger qualifizierte Jobs, nach dem Ref wieder reinzuarbeiten. Heißt nicht, dass es nicht klappen kann; ich würde mir aber den Weg nicht schwieriger machen als nötig.


    Zitat

    Das Gefahr ist, dass man nach ein paar Jahren mit gutem Verdienst in der Industrie den Schritt ins Ref nicht mehr machen will/kann.

    Warum sollte man nicht können? Nicht mal ein "Unfall", der sich in einer Vergrößerung der Familie nach ca. 40 Wochen äußert, hält automatisch vom Ref ab. Wenn man nicht mehr will, dann ist doch alles gut und der Wunsch Lehrer zu werden offenbar nicht mehr vorhanden.

  • Zwei Jahr ohne einschlägige Berufspraxis bedeuten in vielen Bereichen quasi das Aus. Zum Beispiel in meinem Schwerpunktbereich (in der Informatik). Es ist einfach deutlich schwieriger, sich, unter Umständen sogar durch Praktika oder weniger qualifizierte Jobs, nach dem Ref wieder reinzuarbeiten. Heißt nicht, dass es nicht klappen kann; ich würde mir aber den Weg nicht schwieriger machen als nötig.

    Ich habe selbst während meiner Zeit als Ingenieur bei unterschiedlichen Firmen in Komplett unterschiedlichen Bereichen gearbeitet. Die vorangehende Tätigkeit war nicht förderlich gewesen. Hat meine Chancen nicht geschmältert. 2 Jahre im Maschinenbau oder der Elektrotechnik sind kein Beinbruch.

    Warum sollte man nicht können? Nicht mal ein "Unfall", der sich in einer Vergrößerung der Familie nach ca. 40 Wochen äußert, hält automatisch vom Ref ab. Wenn man nicht mehr will, dann ist doch alles gut und der Wunsch Lehrer zu werden offenbar nicht mehr vorhanden.

    Es ist doch für die meisten ein sehr einschneidendes Erlebnis. Mir haben beim Umstieg von der Industrie zum Studienseminar 2000€ jeden Monat auf dem Konto gefehlt. Wenn man schon einen Hauskredit oder andere finanzielle Verpflichtungen hat, ist das durchaus schwierig.

  • Ich habe selbst während meiner Zeit als Ingenieur bei unterschiedlichen Firmen in Komplett unterschiedlichen Bereichen gearbeitet. Die vorangehende Tätigkeit war nicht förderlich gewesen. Hat meine Chancen nicht geschmältert. 2 Jahre im Maschinenbau oder der Elektrotechnik sind kein Beinbruch.

    Was meinst du, warum viele Frauen nach zwei oder drei Jahren Babypause Probleme haben, wieder in angemessene Anstellung zu kommen? Weil es ein Unterschied ist, ob ich 2 Jahre lang technisch und vor allem betrieblich arbeite, oder etwas vollkommen anderes mache.

    IlAlles schon mehr als ein Mal erlebt.


    Zitat

    Es ist doch für die meisten ein sehr einschneidendes Erlebnis. Mir haben beim Umstieg von der Industrie zum Studienseminar 2000€ jeden Monat auf dem Konto gefehlt. Wenn man schon einen Hauskredit oder andere finanzielle Verpflichtungen hat, ist das durchaus schwierig.

    Das überlegt man sich doch hoffentlich vorher. Insbesondere, wenn man die Option Lehramt noch offen behalten will.

  • In Bayern kann man auch nach langer Pause ins Ref, man vergibt sich also nichts. Die Berufsaussichten an beruflichen Schulen werden gut bleiben. Warum also nicht erst mal in die Industrie? Berufserfahrung kann man dann doch auch in der Schulpraxis immer brauchen.

  • Was meinst du, warum viele Frauen nach zwei oder drei Jahren Babypause Probleme haben, wieder in angemessene Anstellung zu kommen? Weil es ein Unterschied ist, ob ich 2 Jahre lang technisch und vor allem betrieblich arbeite, oder etwas vollkommen anderes mache.

    IlAlles schon mehr als ein Mal erlebt.

    Das liegt hier oft eher daran, dass die Rahmenbedingungen durch das Kind sich geändert haben. In Deutschland wird leider noch sehr oft davon ausgegangen, dass Kinder die Arbeit der Frau beeinflussen.


    Ich habe auch nur gesagt was ich erlebt habe und wie ich die Sache sehe. Es gibt durchaus einige, die nach der zweiten Staatsprüfung wieder in die Industrie gewechselt sind (ich kenne persönlich 3). Damit wollte ich nur aufzeigen, dass beide Wege gangbar sind. Ich würde meiner Erfahrung nach auch keinen der beiden Wegen besser oder schlechter sehen. Das ist eben sehr individuell.

  • Das liegt hier oft eher daran, dass die Rahmenbedingungen durch das Kind sich geändert haben. In Deutschland wird leider noch sehr oft davon ausgegangen, dass Kinder die Arbeit der Frau beeinflussen.

    Das ist dann die individuelle Entscheidung der Frau bzw. die Entscheidung der Familie. Es gibt kein Gesetz, dass sagt, dass es so sein muss.

  • Nein, dass hast du falsch verstanden. Da steht, dass davon ausgegangen wird, dass...

    Da steht nicht, es ist so.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Das ist dann die individuelle Entscheidung der Frau bzw. die Entscheidung der Familie. Es gibt kein Gesetz, dass sagt, dass es so sein muss.

    Natürlich nicht. Ist nur meine Beobachtung bzw. habe ich solche Aussagen leider öfters von Personalverantwortlichen gehört. Dadurch sind die Chancen dann halt niedriger. Dass jemandem aber nach 2 Jahre in einem völlig anderen Bereich die Fähigkeiten abgesprochen werden, kenne ich aus den Bereichen in denen ich gearbeitet habe nicht. Das mag für Informatik oder ganz spezielle Forschungsgebiete so sein, aber längst nicht alle technischen Bereiche.

  • +1 für den schon geäußerten Gedanken, dass du nach fünf Jahren als Ingenieurin noch an die Schule kannst, aber nach fünf Jahren an der Schule nicht mehr in die Industrie.


    Ob auch 18 Monate Referendariat schädlich für eine Karriere in der Industrie wären, kann ich nicht beurteilen. Aber du wirst (wahrscheinlich) nicht 18 Monate Ref machen und dann direkt in die Industrie gehen, sondern erstmal als Lehrerin arbeiten. Aus einem Jahr werden zwei und vielleicht drei ... und dann ist die Lücke zu groß für eine Rückkehr in die Industrie.


    Ich würde in die Industrie gehen und mir, solange das Ref noch eine Option ist, für diese 18 Monate Geld zurücklegen, damit du nicht in die Situation gerätst, evtl. bestehende finanzielle Verpflichtungen mit den gut 1000 € als Referendarin nicht erfüllen zu können.

  • +1 für den schon geäußerten Gedanken, dass du nach fünf Jahren als Ingenieurin noch an die Schule kannst, aber nach fünf Jahren an der Schule nicht mehr in die Industrie.

    Und noch ein +1


    Dazu ist es meines Erachtens auch einfacher, wenn Schule dann DOCH nichts für Dich sein sollte, doch wieder in die Industrie zu wechseln. Wenn Du mit Schule anfängst, dann zu Industrie wechselst und merkst, Schule war doch besser, dürfte es das gewesen sein.

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