Schule nach den Osterferien [NRW u.a.]

  • Mache ich, drehe Videos in Mathe, stecke Arbeit rein.

    Die Klasse kam dann und sagte: verstehe ich nicht, kann ich nicht,... und es wurde deutlich, dass die sich die Videos gar nicht wirklich angeguckt haben. Die müssen erstmal Lernen lernen.


    Bei einer anderen ging es ganz ok.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

    • Offizieller Beitrag

    Es fehlt der Wille, eigene geistige Energie aufzuwenden, um sich aktiv und bewusst mit einem Lerngegenstand auseinanderzusetzen.
    Das Konsumverhalten im Unterricht scheint mittlerweile so ausgeprägt zu sein, dass der Anspruch, man möge jemandem den Lerngegenstand bitte so erklären, dass selbige(r) Lernende keine eigene geistige Anstrengung aufwenden muss, in den letzten Jahren ins Unermessliche gewachsen ist.

    Vulgo: Der/die Lehrer/in kann halt nicht gut erklären.

  • Bolzbold: Stelle ich auch fest. Etwas wissen oder verstehen zu wollen, scheint kein Wert mehr zu sein. Aber auch das ist nur ein Phänomen, dass nicht durch Corona aufgekommen ist, sondern nur dadruch offenbar wurde.


    Ich stelle übrigens fest, dass es den Schülerinnen im synchronen Distanzunterricht (Video-Konferenzen) besonders leicht fällt, sich kognitiv auszuklingen. Einfach laufen lassen, nix machen. Kriegen sie dagegen Aufgaben, habe ich eine höhere Beteiligung. Am besten geht's dann, wenn der Umfang hoch und die Fristen kurz sind.


    Dafür habe ich nichts Belastabares, das ist nur so 'ne Wischiwaschi-Wahrnehmung.

    • Offizieller Beitrag

    Das glaube ich Dir tatsächlich auch so, weil es auch meiner Wahrnehmung der Entwicklung der Lernmentalität der SchülerInnen entspricht. Langfristig planen und lernen können, wollen und tuen in der Tat die wenigsten. Dafür wird lieber geplärrt, dass man ja durch die neun zusätzlichen Tage Zeit zur Vorbereitung auf die Abiturprüfungen geklaut bekäme. Dass man sich in der gesamten Q-Phase bereits darauf vorbereitet und die Osterferien prima wie bisher auch zum individuellen Lernen nutzen kann, das dann durch die neun Tage noch einmal mit Unterstützung der Lehrkräfte und der MitschülerInnen abgerundet werden kann, wird einfach nicht wahrgenommen.

    "Ich habe den Anspruch, ohne eigene geistige Anstrengung auf das Abitur vorbereitet zu werden."

  • Es fehlt der Wille, eigene geistige Energie aufzuwenden, um sich aktiv und bewusst mit einem Lerngegenstand auseinanderzusetzen.
    Das Konsumverhalten im Unterricht scheint mittlerweile so ausgeprägt zu sein, dass der Anspruch, man möge jemandem den Lerngegenstand bitte so erklären, dass selbige(r) Lernende keine eigene geistige Anstrengung aufwenden muss, in den letzten Jahren ins Unermessliche gewachsen ist.

    Vulgo: Der/die Lehrer/in kann halt nicht gut erklären.

    Passt auch gut zu meinen Erfahrungen als Nachhilfelehrer.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Es fehlt der Wille, eigene geistige Energie aufzuwenden, um sich aktiv und bewusst mit einem Lerngegenstand auseinanderzusetzen.
    Das Konsumverhalten im Unterricht scheint mittlerweile so ausgeprägt zu sein, dass der Anspruch, man möge jemandem den Lerngegenstand bitte so erklären, dass selbige(r) Lernende keine eigene geistige Anstrengung aufwenden muss, in den letzten Jahren ins Unermessliche gewachsen ist.

    Vulgo: Der/die Lehrer/in kann halt nicht gut erklären.

    Ist leider auch bei vielen Studierenden der Fall. Bloß nicht selbst mal recherchieren, Lernvideos gucken. Nein, wenn man etwas nicht versteht, dann ist oft der Dozent Schuld (den man nicht mal gefragt hat, ob er es nochmal anders erklären kann).

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Dafür wird lieber geplärrt, dass man ja durch die neun zusätzlichen Tage Zeit zur Vorbereitung auf die Abiturprüfungen geklaut bekäme. Dass man sich in der gesamten Q-Phase bereits darauf vorbereitet und die Osterferien prima wie bisher auch zum individuellen Lernen nutzen kann, das dann durch die neun Tage noch einmal mit Unterstützung der Lehrkräfte und der MitschülerInnen abgerundet werden kann, wird einfach nicht wahrgenommen.

    Also, zunächst mal hat ohnehin jeder Jahrgang unterschiedlich viel Zeit, um sich aufs Abitur vorzubereiten, da in NRW die Termine nach dem Mondstand festgelegt werden. Und ja, dieses Jahr kommen gegenüber der tarditionellen Planung Tage hinzu. Wo das was geklaut wird verstehe ich beim besten Willen nicht. man kann sich ja für diese neun Tage einfrieren lassen, dann ist's wie sonst auch.


    Ich habe den Eindruck, man will meckern und sucht nach gründen.


    "Ich habe den Anspruch, ohne eigene geistige Anstrengung auf das Abitur vorbereitet zu werden."

    Was den Fleiß (oder dessen vollständge Abwesenheit) anbetrifft, waren wir nicht besser. Ich gehörte zur Minimalfraktion. Was, soweit ich das im Rückblick beurteilen kann, besser war, war unsere Einschätzung, wo wir uns mit unserer Faulheit ins Knie geschossen haben. Wir waren da nicht auf andere sauer, sondern (ganz kurz) auf uns selbst. Danach haben wir weiter geschlumpft und waren mit unserem Verhältnis von Aufwand zu Ausbeute zufrieden oder nicht. Uns war der eigene Arsch zu schwer, wir haben aber nicht erwartet, dass ihn uns jemand hinterherträgt. Wir haben ihn einfach liegen lassen, wo er lag.


    Vieles an Lernstrategie und -systematik habe ich dann an der Uni gelernt. Das kam für mich hin. Unterm Strich habe ich etwas in den Kopp gekriegt.

  • Ist leider auch bei vielen Studierenden der Fall. Bloß nicht selbst mal recherchieren, Lernvideos gucken. Nein, wenn man etwas nicht versteht, dann ist oft der Dozent Schuld (den man nicht mal gefragt hat, ob er es nochmal anders erklären kann).

    Gerade an der Uni muss man sich halt um sich selbst kümmern. Da kann die Dozentin noch so engagiert sein, in einem Massenbetrieb bleibt weniger Zeit für die Einzelne.


    Ich entsinne mich noch an meine Zeiten als wiss. Mitarbeiterin/Hilfskraft. Es kamen immer furchtbar wenige Leute in die Sprechstunde, aber ganz viele in die Klausureinsicht.

  • Ich glaube ich habe gerade ziemlich Glück mit einer meiner Lerngruppen. Diese hat sich explizit gewünscht, sich die Dinge mit Hilfe von bereitgestellten Materialien selbst zu erarbeiten. Ich bin da für Fragen, wir besprechen erstellte Produkte etc. Und ich muss sagen es funktioniert bis dato sehr gut. Die Ergebnisse der Gruppe sind toll. Viele haben sogar mehr gemacht als gefordert.


    Aber ich hatte in vorherigen Blöcken auch schon andere Lerngruppen. Versuche Ihnen allerdings beizubringen, dass Konsumhaltung bei mir nicht funktioniert. Dafür stecke ich dann aber auch viel Energie in das Material für die SuS. Dies wurde zuletzt aber auch wirklich belohnt und hat mich darin bestärkt diesen Weg weiter zu gehen. Ich finde es für Azubis im IT Bereich einfach extrem wichtig, dass diese in der Lage sind sich in Zukunft Dinge selbst anzueignen. Dafür ist ihr Beruf viel zu schnelllebig. Und wenn Sie fragen, warum sie etwas selbst recherchieren müssen, begründe ich das auch entsprechend.


    Ich glaube wir hatten auch schonmal irgendwo einen Thread wo es um Studierfähigkeit und ähnliches ging, da gab es ähnliche Beiträge. Und ich habe ähnliches auch erlebt als ich an der Uni gearbeitet habe und erlebe es wie gesagt auch bei vielen SuS.

  • Was wäre mit flipped classroom. Die Schülerinnen erarbeiten im Home-Office ein Thema. Dann lösen sie in Präsenz Aufgaben dazu. Statt Erarbeitung in der Schule, Aufgaben zu Hause.

    Leider ist bei meinen Themen vieles nicht als YouTube-Video zu finden. Was man dagegen oft findet: Wissenschaftliche Behandlung der Themen in Uni-Skripten. Alles nicht Zielgruppengeeignet.


    Ich hab auch schon Videos gedreht, wie man ein bestimmtes Bauteil zeichnen kann. Ist alles sehr viel Aufwand. Aber es ist wichtig, dass man sieht, wie die Zeichnung entsteht. Nicht, wie sie fertig aussieht 8Zb im Fachbuch). Man muss die Entwicklung sehen.


    Ich hab die perfekte Lösung noch nicht gefunden, aber wie gesagt: Wechselunterricht war am wenigsten effektiv.

  • Konsumentenhaltung: Ja, das habe ich auch neulich noch festgestellt. Ich wurde gebeten, dass ich ein Thema mache. Das wäre noch nie dran gewesen. Ich: ok. Krame das Thema raus, denke, hab ich dazu nicht letztes Jahr einen Moodle Kurs gemacht? Schaue rein: Tatsächlich. Ein Kurs, den die S. letztes Jahr im Lockdown absolviert haben. Und als ich sagte: Das müsste ihr selber wiederholen, war der Unmut groß. Habs natürlich trotzdem nicht gemacht. Ich kann nicht vor Prüfungen die letztes 1,5 Jahre wiederholen. Es kamen dann Fragen dazu in der Prüfung dran und keiner hatte es wiederholt oder mal in den Moodle Kurs reingeschaut.

  • Konsumentenhaltung: Ja, das habe ich auch neulich noch festgestellt

    Ich bin nun tatsächlich froh, dass ihr das auch beobachtet. Am Freitag hat es bei einer Handwerker-Klasse richtig gekracht bei mir, weil ich sehr verärgert war. Aber kurz vor der Abschlussprüfung Teil 1 erkläre ich nicht mehr alles von klein auf und schon gar nicht mit so einer Haltung.

    Das muss man noch deutlicher machen und auch im betreffenden Kollegium noch einmal besprechen.

  • Ersatzleistung in Englisch (also statt Klausur):

    Thema war gap years und ich hab Unterthemen vorgegeben (work and Travel, voluntourismus, europäischer Freiwilligendienst, Entertainer im Hotel,...)

    Definition, Voraussetzungen, wo/ was möglich, Verdienst, Positive und negative Aspekte, ein konkretes Beispiel einer Person heraussuchen

    15 Minuten Vortrag (als 3er Gruppe!) mit was visuellem und auditivem digital abgeben.

    Dafür ist 3 Wochen lang der Unterricht a 3 Stunden entfallen.


    (In einer anderen Klasse mit anderem Thema haben die meisten Power Point mit Audio eingebunden, die anderen haben Videos mit prezi erstellt und dann Audio hinterlegt. Die Schüler haben bei Bedarf iPads bekommen, die meisten hatten aber einen Laptop oder PC zu Hause.)


    In der Klasse:

    8 Gruppen.

    1 hat alles abgegeben

    1 hat eine Präsentation abgegeben und als ich rückmeldete es fehlt was auch noch Audios

    2 Gruppen haben Präsentationen abgegeben und nach dem Feedback nichts weiter gemacht.

    1 Gruppe hat Audios abgegeben (4 Minuten...)

    3 Gruppen haben nichts gemacht.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ich hab auch schon Videos gedreht, wie man ein bestimmtes Bauteil zeichnen kann. Ist alles sehr viel Aufwand. Aber es ist wichtig, dass man sieht, wie die Zeichnung entsteht. Nicht, wie sie fertig aussieht 8Zb im Fachbuch). Man muss die Entwicklung sehen.

    Ich mache sowas auch, achte aber inzwischen sehr darauf, dass diese Dinger 1:1 später im Präsenzunterricht in den nächsten Jahren verwendet werden können. Wie man ein Bauteil richtig zeichnet, kann man denke ich den SuS auch in zehn Jahren noch per QR-Code auf einem Blatt zum selbst erarbeiten geben, ebenso bestimmte Rechenschritte oder "Kochrezepte". Deshalb versuche ich, alle Erklärvideos so abstrakt (sprich: ohne konkreten Aufgabenbezug) zu erstellen, damit das wieder verwendbar bleibt. Ich finde das sogar gut. Inzwischen habe ich ein paar Videos allein zu den Funktionen des Taschenrechners erstellt, die ich regelmäßig unter die Arbeitsblätter als QR-Code verlinke. Reduziert den "Herr Kalle, wie kann ich nochmal Nullstellen berechnen?"-Aufwand doch erheblich und es bleibt mehr Zeit für die wirklichen Probleme :)


    Konsumentenhaltung: Ja, das habe ich auch neulich noch festgestellt.

    Ich finde das immer so ein bisschen schwierig zu beurteilen. Natürlich verstehe ich euren Unmut, mich nervt das auch manchmal. Am BK in den Kernfächern sollte sowas auch einfach nicht auftreten. Mathe in einem sozialen FHR-Bildungsgang ist allerdings so weit weg von dem, was die SuS jemals brauchen werden, dass ich total nachvollziehen kann, warum da kaum Motivation ist, etwas zu machen. Mich motiviert ja auch niemand mit der Tatsache: "Hier, du musst jetzt lernen wie man eine Mauer hochzieht, das musst du einmal in der Abschlussprüfung zeigen und danach nie wieder können." dazu, in meiner Freizeit mehr Mauern hochzuziehen als nötig.

    Andererseits setzen bestimmte Bildungsabschlüsse natürlich voraus, dass man sich unabhängig von der persönlichen Vorliebe mit Themen beschäftigen kann. Ob eine Anlage C allerdings dazu gehört, weiß ich noch nicht :)

    Einmal editiert, zuletzt von Kalle29 ()

  • Ich bin nun tatsächlich froh, dass ihr das auch beobachtet. Am Freitag hat es bei einer Handwerker-Klasse richtig gekracht bei mir, weil ich sehr verärgert war. Aber kurz vor der Abschlussprüfung Teil 1 erkläre ich nicht mehr alles von klein auf und schon gar nicht mit so einer Haltung.

    Das muss man noch deutlicher machen und auch im betreffenden Kollegium noch einmal besprechen.

    Ja, da hast Du absolut Recht!


    Ich rede hier von durchgehend erwachsenen Schülern, die eine Berufsausbildung machen. Anteil mit AHR/FHR: 100%. Teilweise duale Studierende. Monatslohn >1000€. Zeitpunkt: Kurz vor der ersten Abschlussprüfung.


    Da erwarte ich Eigeninitiative. Ich hab ihnen so oft gesagt: Ihr müsst das selber lernen. Ich habe meine Ausbildung bereits bestanden und kann das alles. Außerdem steht Euer Name auf dem Zeugnis. Meiner nicht. Aber leider hat es nicht ganz gefruchtet. Im Moment ists ja auch einfach, alles auf Corona zu schieben.

  • Ihr müsst das selber lernen. Ich habe meine Ausbildung bereits bestanden und kann das alles. Außerdem steht Euer Name auf dem Zeugnis. Meiner nicht.

    Derartige Sätze habe ich mich auch schon sagen hören. Völlig sinnlos. Das sind Verweise auf die Zukunft (auch wenn wir sie aus der Vergangenheit holen). Die können nur selten verarbeitet werden.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

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