Tipps/Erfahrungen leicht ablenkbarer Schüler

  • Hallo alle zusammen,


    ich unterrichte in einer zweiten Klasse unter denen ein Schüler ist, der sich sehr leicht ablenken lässt. Er sitzt bereits ganz vorne. Der Klassenlehrer meinte, dass das von Anfang an so war und auch bei seinem Bruder der Fall war. Ich möchte das dennoch nicht einfach so hinnehmen, weil er wirklich sehr wenig schafft und ich nicht möchte, dass sich dadurch Lücken auftun.

    Ich dachte, dass vielleicht eine Sanduhr o.Ä. eine Möglichkeit wäre, um ihn dazu zu motivieren, am Ball zu bleiben. Ich habe auch daran gedacht ihm links und rechts vom Platz diese Pappen aufzustellen, die man beim Schreiben von Arbeiten häufig verwendet, um ein Abgucken zu verhindern. Ich weiß aber nicht, ob das irgendwie zu "heftig" wäre.

    Wir haben in der Klasse auch geräuschdämpfende Kopfhörer, die bestimmt hilfreich wären, aber die lehnt er leider ab. In jedem Fall erscheint es sinnvoll, das direkte Gespräch mit ihm zu suchen und ihn selbst zu fragen wie er die Situation einschätzt (soweit das in diesem Alter möglich ist) und dann gemeinsam etwas auszumachen, woran er sich hält.

    Hat dennoch jemand vielleicht Tipps oder Erfahrungen mit solchen Situationen?

    Viele Grüße

  • Ich hab selber so einen Nachwuchs, der von der Sorte ist, wie du es beschreibst (jetzt 2. Klasse). Bei dem ist es so, dass er nach ganz hinten gesetzt wurde im Klassenzimmer an einen Einzeltisch. Auch sitzt er nicht gern still und darf dort auch mal im Stehen was machen oder mit dem Knie auf den Stuhl gestützt oder was auch immer. Seitdem funktioniert es wohl deutlich besser. Er sagt, er findet Proben (bzw. Lernzielkontrollen) "ganz toll", weil die Lehrerin dann Pappwände aufstellt und es still ist im Klassenzimmer. Dann "liefert er ab" und gibt oft als einer der ersten seine Arbeit ab.

    Er war in der 1. Klasse auch oft zu langsam, inzwischen ist es aber viel besser geworden. Das mit der Sanduhr haben wir auch versucht, phasenweise hat es geklappt, zuletzt gar nicht mehr. Im Hort war es auch ein Problem. Ich vermute aber, dass es da auch recht laut zugeht (so berichtet er es; zu Hause ist er fast immer schneller mit den Hausaufgaben).


    Ich würde ihn das auch fragen mit den Pappaufstellern oder ihm anbieten, dass man es mal ausprobiert. Ich glaube schon, dass er ggf. schon auch sagen kann, was ihm helfen könnte.

  • Einzeltisch ist oft gut, ich habe die Betroffenen ganz vorne und gehe oft hin. Sage, dass das zu Hause nachgearbeitet werden muss, wenn gar nichts oder nur ganz wenig gearbeitet wird. Ich halte gerne Kontakt, den nur "wir beiden" mitbekommen. Wenn es gar nicht geht, gebe ich ein Minimum vor, das geschafft werden muss.

  • Darf ich mich mit reinhängen? Vielleicht passt es.


    Ich habe in einer 6. Klasse auch so eine SuS. Sie kann überhaupt nicht stillsitzen, hampelt nur herum, klettert auf dem Stuhl herum, wirft sich auf den Boden, kaspert mit den umsitzenden Mitschülern. Aufgaben macht sie kaum oder gar nicht, hat auch große Schwierigkeiten in der Durchführung/Ausführung. Sie hat wohl eine Gymnasialempfehlung (so gerade) bekommen, was ich noch fast nicht glauben mag, aber wird ja wohl so sein. Sie sitzt vorne allein, was aber auch nicht weiter hilft (hinten sitzen andere Problemfälle).


    Lt. Klassenlehrer hat sie nichts, kein ADHS oder sonstiges. Sie ist recht klein für ihr Alter, dafür aber sehr viel sportlicher als die anderen, das ist mir in der Hofaufsicht aufgefallen.

    Von der Klassenleitung ist leider keine weitere Hilfe zu erwarten :( ("Die ist nur schlecht erzogen.")


    Ich weiß nicht, wie ich sie im Unterricht ruhig bekommen soll.

  • Von der Klassenleitung ist leider keine weitere Hilfe zu erwarten :( ("Die ist nur schlecht erzogen.")


    Ich weiß nicht, wie ich sie im Unterricht ruhig bekommen soll.

    Na, ist doch klar: Du musst sie erziehen! :pfeifen:

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Moin!

    Habt ihr zufällig ein Stehpult? Das ist ne gute Anschaffung.

    Ansonsten mehrere Optionen anbieten: Kopfhörer, Sanduhren (mit 5 Minuten anfangen), Smileyplan, Sichtschutz, quantitative Differenzierung (ganz wichtig, die müssen auch mal erfahren, wie es ist, etwas zu schaffen).

  • Vielen Dank für eure Antworten.

    Einen großen Bewegungsdrang hat er nicht. Ich werde mal mit ihm sprechen und abklopfen, ob er das überhaupt wahrnimmt und wenn ja, woran das liegt... Vielleicht wäre ein Sitzplatz weiter hinten auch gar nicht so schlecht, weils da ruhiger ist. Und vielleicht auch ein Außentisch. Momentan sitzt er nämlich mittendrin und hat links und rechts von sich jemanden sitzen. Etwas unglücklich irgendwie.

  • Es sind ja schon einige Maßnahmen genannt,

    ich würde einerseits sehr deutlich sagen, was ich erwarte (welche Aufgabe bis wann fertig zu sein hat, mit welcher Konsequenz, wenn dem nicht so ist (z.B. Nacharbeiten in der Pause/ in einer angehängten Stunde/ zu Hause - jeweils mit Absprache zu Hause),

    andererseits Inhalte entweder reduzieren oder ersetzen, wobei es bei beiden auch sein kann, dass die Inhalte zu leicht sind - da kann man dann ja mal Testballons starten, was möglich ist.

    Dazu finde ich unterstützend, dem Kind die Geräusche zu reduzieren (Kopfhörer, anderer Tisch), die Blickrichtung zu begrenzen - ohne auszugrenzen (schon schwieriger), manchen Kindern helfen auch Sandsäcke oder sowas, um ruhiger und konzentrierter zu arbeiten.


    Die andere Möglichkeit sind immer auch Verstärkerpläne, ich habe derzeit eine Art Stundenplan, in den für jede Stunde (und ggf. Pause) per Smiley eine Rückmeldung für dieses eine Kind gegeben wird. Der Plan läuft täglich mit nach Hause und wird dort abgezeichnet. In Absprache mit den Eltern können diese die Verstärkungen (Belohnungen) vereinbaren und sind zudem direkt darüber informiert, wie es in der Schule läuft. Es gibt Kinder, die ihr Verhalten von jetzt auf gleich umstellen können, sobald so ein Plan auf dem Tisch ist, es gibt andere, da hilft das gar nichts.

  • Ich kann die Schülerin kaum woanders hinsetzen. Einen Einzeltisch hat sie schon, und in allen anderen Ecken sitzen schon andere Problemfälle :-/

    Kopfhörer haben wir an der Schule nicht (auch sonst kaum irgend etwas). HA nacharbeiten interessiert sie nicht. Ich könnte das auch kaum nachhalten, da ich immer nur sporadisch in der Klasse bin.

    In unserer Schule ist es üblich, Störer raus auf den Gang zu stellen. Manchmal, wenn man während des Unterrichts den Flur entlang schaut, stehen da mehrere SuS verteilt... (zumeist immer dieselben) :-/

  • Ich würde schon versuchen, für deine Stunden einen Verhaltensplan aufzustellen. Am Ende der Stunde könnte sie sich selbst kurz einschätzen: Wie gut konnte ich meine Aufgaben erledigen? Wie gut habe ich mich an die Regeln gehalten? Mit den Eltern mal sprechen und ihnen z.B. vorschlagen, Kopfhörer anzuschaffen? Deutlich machen, dass durch die Rumkasperei -zumindest in deinen Stunden- der Lernerfolg auf der Strecke bleibt. Wenn sie auf dem Stuhl rumturnt, ggf. den Stuhl mal für eine gewisse Zeit wegräumen, dann muss sie mal stehen oder sie evtl. auf dem Gang arbeiten lassen. Vielleicht kannst du ihren Tisch auch so drehen, dass sie mit dem Gesicht zur Wand sitzt?


    Wir hatten mit einem ADHS-Schüler die Vereinbarung, dass er uns sagen durfte, ich brauche mal kurz eine Pause. Dann durfte er z.B. zur Toilette und auf dem Weg dahin, eine Runde um den Schulhof laufen. Manchmal kam er allerdings sehr spät wieder 😜 Wir haben an der Schule einen Traingsraum, den man außerdem in Anspruch nehmen kann. Wir hatten für den Schüler auch die Abmachung, dass er ggf. im Traingsraum arbeiten konnte, ohne dass es als Besuch zählte, wenn er glaubte, sich so besser konzentrieren zu können. Manchmal hat das was genützt. Da er sehr gerne Sport machte, durfte er zusätzlich am Sportunterricht beider Parallelklassen teilnehmen.

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