Euer schlimmstes Unterrichtserlebnis?

  • Hallo, wer mag sich outen?


    Mein schlimmstes Erlebnis:

    Grundschule Klasse 4, Aufräumen nach einer aufwändigen Bastelarbeit (etwas Gips war auch dabei).


    Die meisten Schüler*innen räumen ihren Platz auf. Es staubt. Einige kehren den Gipsstaub zusammen.

    Einer hat einen gebrochenen Arm im Gips (nicht der Gips vom Basteln), der ihm wehtut. Da er ohnehin etwas wehleidig ist, heult er laut und will abgeholt werden.

    Sohn des Oberbürgermeisters hat Kopfweh und will auch abgeholt werden.

    Zwei andere beschließen, dass es ihnen auch sehr, sehr schlecht geht und hängen ermattet auf dem Sofa rum. Sie möchten auch gerne abgeholt werden.

    Der mit dem Gipsarm schreit lauter.

    Der Gips staubt stärker (nicht der Gips vom Arm).

    Gattin des Oberbürgermeisters schreitet hoheitsvoll herein, zieht die Augenbrauen hoch und meint: "Na, hier wird wohl auch nichts gearbeitet!"


    LG

    puduhepa

  • Ich glaube mein “schlimmstes” Unterrichtserlebnis war im Ref als ich mal bei meinem Vater hospitiert habe und er den Schülern Details aus meiner Kindheit erzählt hat, die keinen Schüler etwas angehen. Habe es ignoriert und darauf verzichtet danach jemals in dieser Klasse zu unterrichten. Hat sich natürlich rumgesprochen, habe das aber ignoriert. Sowas wird dann irgendwann für die Schüler langweilig.

    Wenigstens hat mein Vater daraufhin Lack von meiner Stiefmutter gekriegt.


    Aber sonst ist nie was wirklich “schlimmes” passiert.

    Holy Moses met the Pharaoh

    Yeah, he tried to set him straight

    Looked him in the eye,

    "Let my people go!"

    Holy Moses on the mountain

    High above the golden calf

    Went to get the Ten Commandments

    Yeah, he's just gonna break 'em in half!

  • Sechstklässler führen ein Rollenspiel vorne auf, einer springt als Teil desselben aus der Hocke auf - und haut von unten mit dem Kopf gegen die Tafel, die ein anderer Mitschüler gerade als Teil der Szenerie aufklappt. Der Schüler hat eine heftig blutende Platzwunde, ihm wird schwindelig, er kippt fast um (Mitschüler stützen ihn/ fangen ihn auf), drei MitschülerInnen fangen aus Angst an zu heulen, der Rest der Klasse stürzt nach vorne, um bloß alles zu sehen. Boah war das ein Horror.


    Emotional richtig mitgenommen hat mich eine andere Szene, die aber nicht direkt ein Unterrichtserlebnis war, sondern auf dem Pausenhof geschah. Das erzähle ich dann mal wann anders, wenn es passt.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Ich hab mich vor der Klasse (damals noch mit OH-Projektor) einmal richtig schlimm hingepackt, weil ich über das Kabel gestolpert bin. Ich bin - wie im Trickfilm - quasi gerade umgekippt und auf der Seite gelandet (ich hätte schreien können, ich hatte später ein großes Hämatom). Ich hörte die SuS schon lachen und schreien (das wäre dann wirklich schlimm gewesen...) - aber die guckten geschockt über ihre Tische und fragten, ob alles okay sei - sie dachten, ich sei ohnmächtig geworden... !

  • Sportunterricht - Schülerin rutscht aus - nichts Wildes, nur kurz unachtsam. Ein Mitschüler will Freunden die Situation theatralisch nachstellen und stößt dabei mit seinem Kopf gegen die Langbank, die just in dem Moment andere Schüler an ihm verbeitragen. Ich war in dem Moment nicht sicher, warum ich mich so aufgeregt habe. Ich gebe zu, mein Mitleid hielt sich in Grenzen - Versorgung natürlich sofort und professionell (als Sani habe ich schon andere Verletzungen verarztet).

  • Ich hatte gerade das zweite Staatsexamen bestanden und in E eine Klasse von einem Vertretungslehrer übernommen, der spontan an eine andere Schule gewechselt war.

    Es war die SCHLIMMSTE Klasse, die ich jemals unterrichtet habe.

    Erste Stunde: Die Schüler*innen machen konstant und ohne aufzuhören Tiergeräusche, aber immer so, dass man zwar die Richtung, aber nicht die jeweiligen Schüler zuordnen konnte. Das war noch eine der einfacherern Stunden (zu Beginn).

    So bald ich irgendetwas gesagt habe, habe die Schüler angefangen zu lachen, zu rülpsen, aufzustehen und rumzulaufen etc.

    Nach zwei Wochen war ich beim Schulleiter und habe gesagt, wenn er nicht eingreifen würde, würde ich die Klasse nicht mehr unterrichten. Die Schüler*innen hat zwei nicht ganz so schöne Stunden mit dem SL. Danach war es bei einigen SuS besser, andere haben mir das sehr über genommen und sich noch schlimmer benommen. (Werfen von Tintenpatrone auf mich während ich an die Tafel geschrieben habe etc.)

    Glücklicherweise war eine Woche später Elternsprechtag. Ich habe ALLE Eltern einbestellt, fast alle waren angemeldet (und sind im Endeffekt auch gekommen). Die Schüler*innen haben mir gedroht, dass ihre Eltern mich verklagen würden, wenn ich nicht sagen würde, dass alles ganz toll läuft. Das waren Achtklässler.


    (Ich habe den Eltern ganz deutlich gemacht, wie sich ihre Kinder in meinem Unterricht benehmen und auch, was das für den Lernfortschritt bedeutet. Danach war einigermaßen Ruhe, aber diese drei Wochen haben mich echt geprägt)

  • So eine Klasse hatte ich im Ref. auch mal. Ich fand es furchtbar, weil auch 2x eine andere Referendarin heulend aus der Klasse gestürmt kam (in der Klasse waren fast nur Reffis, weil die LuL die Klasse nicht wollten, die hatte offenbar keiner richtig im Griff...), aber ich habe mich irgendwie noch halten können mit dem Wissen, dass ich die nach Schuljahresende wohl nie wieder sehen würde...


    Jedenfalls habe ich da mal eine Stegreifaufgabe geschrieben und ein Schüler wollte mir seine partout nicht abgeben, weil er schon wusste, dass sie schlecht war. Alle anderen hatte ich eingesammelt, er wollte seine nicht hergeben. Ich bin zu ihm hin, hab die Ex geschnappt, aber er hielt sie fest. Wir zogen beide daran (er schrie, ich schrie...), bis... na ja, wir zwei Exen hatten bzw. zwei Teile davon. Dann sagte er: HA HA! Jetzt können Sie sie sowieso nicht mehr bewerten! - und schmiss die andere Hälfte hin.

    Ich schnappte mir die andere Hälfte, ging ins Lehrerzimmer, kopierte die Ex (als ganzes) und es gab dann die Note 6 (weil fast nichts draufstand...). Nach dem Erlebnis und den schlimmen Stunden in dieser Klasse, kann man sich kaum vorstellen, wie heilsam das war, diese Ex rauszugeben...

  • Es ist doch zu befürchten, dass manch ein "schlimmstes Unterrichtserlebnis" sich nicht für ein "ich oute mich mal" im Off-Topic eignet :(

    "Schlimm" kann sehr relativ sein.


    Ein Beispiel aus meiner eigenen Schulzeit:

    Der noch ziemlich junge Mathelehrer steht schweigend im Unterricht vorne, hält sich am Tisch fest, schwankt ab und zu mal für einige Minuten. Die pubertierende Klasse lässt ihn in Ruhe, feixt nur, weil es offensichtlich am Abend zuvor ein wenig spät geworden ist / er wohl noch nicht wieder ganz nüchtern ist. Bis er dann mit einem Herzinfarkt im Unterricht zusammenbricht.


    (Ja, er hat's überlebt und kam dann irgendwann wieder. Das Kollegium war für den Tag (und noch einige Tage danach) nach einem solchen Vorfall verständlicherweise sehr schockiert.)

  • Warum ist das Thema in der „Buchecke“?

    Will jemand ein Buch schreiben

    ... oder bewerben?

    Weil Friesin beim verschieben das falsche Off-Topic-Forum erwischt hat.


    Btw.: Kann ich verstehen. Ich sehe nach vermutlich über 5 Jahren im Forum auch gerade zum ersten mal, dass es in den Unterforen nochmal unter-unter-foren gibt :)

    • Offizieller Beitrag

    Oh, stimmt. ich bin eindeutig zu selten in der Buchecke. Habe es mal in das andere Off-Topic verschoben.


    kl. gr. frosch, Moderator, der seit 15 Jahren im Forum ist und die "Offtopic-Buchecke" bisher auch nicht kannte.

  • ... eine Klasse von einem Vertretungslehrer übernommen, der spontan an eine andere Schule gewechselt war.

    Wieso der wohl so spontan gewechselt ist? :lach2:


    Ehrlich, bei solchen Berichten geht mir die Galle über. Schande auf das Haupt aller Schulleiter*innen und Kolleg*innen, die, ohne ein Wörtchen zu verlieren, Neulinge in solche Klassen setzen und abwarten, was passiert. Ein jämmerlicher Haufen :pfui:

  • Ich glaube, mit körperlichen Verletzungen, mit Unfällen könnte ich umgehen. Mein schlimmstes Erlebnis, weil ich mich recht hilflos fühlte, war ganz anders geartet.


    Da sitzt so ein Fünftklässler vor mir im Englisch-Unterricht am Gymnasium und erklärt nach unzähligen Versuchen (durch mit und Mitschüler), ihm die Aufgabe zu erklären, wie verzweifelt er ist.


    Zwar unter Tränen, aber ganz deutlich artikuliert er seine Verfassung, seine Frustriertheit über die anderen Mitschüler, denen alles so leicht fällt, dass er ständig lerne und Nachhilfe bekäme und er trotzdem nicht mitkäme.

    Der Druck der Eltern, die Enttäuschung, die Wut, das Versagen - alles vor der Klasse und eben unfassbar ehrlich und klar.


    Der Junge war an der Schule falsch und er hatte das begriffen und deutlich artikuliert. Da war ich baff und irgendwie auch hilflos. Und so mit in den Arm nehmen hab ich's nicht so. Da komm ich nicht drauf. Weiß ich heute noch, als wär's gestern gewesen.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

    • Offizieller Beitrag

    Es war die SCHLIMMSTE Klasse, die ich jemals unterrichtet habe.

    Erste Stunde: Die Schüler*innen machen konstant und ohne aufzuhören Tiergeräusche, aber immer so, dass man zwar die Richtung, aber nicht die jeweiligen Schüler zuordnen konnte. Das war noch eine der einfacherern Stunden (zu Beginn).

    Jepp, die 4. in Marzahn damals. Die Klasse war ab der 1. Klasse verschrien. Die Kita hatte nicht vorgewarnt, dass bestimmte Kinder nicht in eine Klasse zusammen sollten. Ab Klasse 1 ständige Lehrerwechsel - in der Regel blutige Quereinsteiger. Jedes Schuljahr eine andere Lehrerin. Manchmal jedes halbe Jahr. Die Klasse war total verschrien und keiner wollte sie unterrichten.

    Ich hatte dann ein Jahr Musik und im Folgejahr Mathe. Tiergeräusche, auf dem Boden krabbeln, quietschend auf dem Boden rollen - das waren die harmloseren Aktionen. "Ey Alte, du hast mir gar nichts zu sagen!" und aufgezeichnete Todesdrohungen gegenüber Mitschülern die anderen. (Es gab ein freundliches Gespräch mit dem Sozialarbeiter.) Klarkommen musste man selbst.

    Die Eltern waren allerdings der Meinung, dass es an den Lehrern liege, wenn die Klasse nicht läuft und dass sie daran nichts ändern können, denn die Kinder hätten so viele Lehrerwechsel gehabt, dass sie ja wohl zu verstehen seien. Das Kind saß in der Klassenkonferenz daneben, während die Eltern das sagten.


    In der zweitschlimmsten Klasse kroch einer in fast jeder Stunde auf dem Boden herum und biss ab und an mal jemanden in die Wade, dazu verschiedene Tiergeräusche.

  • Schon lange her - ich war damals ein noch recht junger Lehrer und beschäftigte mich in meiner damaligen 7. Klasse (also die etwa 16/17jährigen) mit dem Dichter Horaz. Dieser sagt an einer Stelle von sich selbst: "Ich bin ein fett glänzendes Schweinchen aus der Herde Epikurs". Ich ließ die Schüler damals reihum übersetzen (also 1-3 Verse pro Schüler - je nachdem, wo eine Pause sinnvoll erscheint) - so, und wer bekam ausgerechnet den Vers mit dem "fetten Schweinchen"? Das einzige adipöse Mädchen in dieser Klasse! Die Sache ist mir heute noch (nach fast 20 Jahren) immer noch peinlich - aber ist halt leider nicht mehr zu ändern.

  • Ehrlich, bei solchen Berichten geht mir die Galle über. Schande auf das Haupt aller Schulleiter*innen und Kolleg*innen, die, ohne ein Wörtchen zu verlieren, Neulinge in solche Klassen setzen und abwarten, was passiert. Ein jämmerlicher Haufen

    Das ist wohl war. Bei mir war das an der Ausbildungsschule und der SL dachte wohl, dass ich zumindestens genug Mut habe, ihm Bescheid zu sagen, falls es nicht läuft. Aber es war trotzdem keine gute Wahl. In solche Klassen kann man niemanden frisch aus dem Ref schicken, das muss jemand mit viel Erfahrung machen. Mir hat das damals wirklich sehr zugesetzt und hat mich viele schlaflose Nächte gekostet. Ich habe die Klasse dann auch noch 1,5 Jahre unterrichtet und es ging auch. Die Eltern waren geschockt und auch peinlich berührt ob des Verhaltens ihrer Kinder in meinem Unterricht, die Kinder waren geschockt, dass ich ihren Eltern alles erzählt hatte. Sie dachten wohl, ich würde mich das nicht trauen.


    So schlimm war es nie wieder.


    Ich hatte auch mal einen ganz fürchterlichen Informatikkurs in einer EF. Den habe ich erst 10 Wochen vor Schuljahresende übernommen. Die SuS haben mir erzählt, dass sie das Fach eh alle abwählen würden (haben sie natürlich nicht) und das Fach eh doof sei und Schule auch. Die haben auch versucht, meinen Unterricht zu sabotieren (übrigens auch durch Rumschreien und Tiergeräsuche) und haben dann SEHR viel Zeit auf dem Flur oder auch dem Schulhof verbracht. War halt Oberstufe. Gab auch ziemliche viele Sechsen als Somi Note. Aber in der Sek I kann man die SuS ja nicht vom Unterricht ausschließen und in der Primarstufe ja nun erst recht nicht.

  • Die Eltern waren allerdings der Meinung, dass es an den Lehrern liege, wenn die Klasse nicht läuft und dass sie daran nichts ändern können, denn die Kinder hätten so viele Lehrerwechsel gehabt, dass sie ja wohl zu verstehen seien. Das Kind saß in der Klassenkonferenz daneben, während die Eltern das sagten.

    Da wird man verrückt, oder? Die Eltern können sich nicht vorstellen WARUM es immer so viele Wechsel gegeben hat und dass das vielleicht an ihren Kindern liegt...

  • und der SL dachte wohl, dass ich zumindestens genug Mut habe, ihm Bescheid zu sagen, falls es nicht läuft.

    Nein, das dachte der SL bestimmt nicht. Es gibt keinen Grund, das zu denken. Der dachte, dass er die Klasse möglichst lang verwaltet, ohne dass ihm seine Kollegen aufs Dach steigen, die sich weigern, in diese Klasse zu gehen. Solche Klassen züchtet man sich durch Unfähigkeit oder Unwillen, sich mit der Realität auseinanderzusetzen ran. Klassenlehrerwechsel, mangelnde Bereitschaft zur Elternarbeit und fehlendes, konsequentes Durchgreifen der Schulleitung, Suspendierung usw. die Jahre davor.


    Wir hatten auch immer wieder solche Klassen und haben es letztlich als Kollegium gemanagt, weil die Schulleitung sich nicht traute. Wenn das Kollegium aber selbst nicht mehr will oder kann, geht's bergab.

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