Verbeamtung und Depression?

  • Hallihallo in die Runde!

    Es folgt ein etwas sensibles Thema und ehrlich gesagt fühle ich mich dabei auch sehr verletzlich...


    Ich habe vor 6 Wochen ein Baby bekommen und sollte vor Glück strahlen. Das tue ich auch die meiste Zeit aber nicht immer. Ich hatte in der Schwangerschaft schon Tage an denen ich mich nur schwer aufraffen konnte und an denen ich sehr traurig war. Manchmal kam ich gar nicht aus dem Bett raus. Ich habe es auf die Einsamkeit durch Corona geschoben und dachte, sobald das Baby da ist wird alles wieder gut. Wurde es bis jetzt noch nicht. Noch ist mein Mann auch zuhause aber ich befürchte in ein Loch zu fallen sobald ich wieder ganz alleine bin den ganzen Tag über (Scheiß-Corona:().

    Ich befürchte, ich könnte eine postnatale Depression haben. Und habe Riesenangst davor. Ich bin nur angestellt, zudem auch noch befristet und hoffe natürlich auf eine Verbeamtung. Sollte ich mit Hilfe suchen müssen, wie stehen dann noch meine Chancen verbeamtet zu werden? Sollte ich es lieber versuchen "auszuhalten", im Notfall Unterstützung in der Famile suchen? Nicht, dass ich mir dadurch die zukünftige Verbeamtung verbaue...

    Gibt es hier Frauen, die in ähnlichen Situationen waren? Oder habt ihr andere Tipps für mich?


    Liebe Grüße!

  • Nein, auf gar keine Fall "aushalten" wollen, wenn dein Körper und deine Seele dir klar sagen, dass sie Hilfe benötigen und du soviel Kraft für den kleinen Menschen in deinem Leben benötigst. Such dir Hilfe, alles andere kommt danach. Gesundheit ist wichtiger, als Verbeamtung.:troest:

    Dies geschrieben (und das ist wirklich das Wichtigste zu dem Thema gewesen): Nein, eine Depression ist kein prinzipieller Hinderungsgrund für eine Verbeamtung. Such dir Hilfe, lass dich behandeln und wenn dann tatsächlich das Thema Verbeamtung ansteht lässt du dich noch einmal von deiner Gewerkschaft oder einer Schwerbehindertenvertretung (die sind bei diesen Fragen fit) z.B. deines Personalrats oder deiner Gewerkschaft beraten in der Angelegenheit, um ärztliche Atteste und Nachweise so zu gestalten, dass der Amtsarzt nur mit allergrößtem Aufwand (oder besser noch: gar nicht) daran rumdeuteln kann. Der größte Hinderungsgrund für eine Verbeamtung bzw. eine ausreichende Dienstzeit, um überhaupt einen Pensionsanspruch erwirken zu können ist mangelhafte Selbstfürsorge.


    Herzlichen Glückwunsch zum Nachwuchs und für dich alles alles alles Gute! Sorg jetzt so gut für dich selbst, wie du als Mama auch für den kleinen Menschen sorgst, ohne dich von Gedanken über andere Menschen oder gar Verbeamtung aufhalten zu lassen. Gute Besserung! :troest:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Hallöchen!


    Ich würde das, was CDL gerade gesagt hat, befürworten. Mach dich deswegen nicht verrückt, sieh zu, dass du wieder auf die Beine kommst und wieder (echt) lächeln kannst und sieh dann weiter, wenn es soweit ist. Ich denke nicht, dass eine Depression (insbesondere während Corona) ein grund sein kann, eine verbeamtung generell zu verhindern. Ist ja auch nicht so, dass die es sich leisten können, gute Leute zu verschrecken, schließlich sucht die Branche händeringend nach Nachwuchs.


    Was das miese Gefühl derzeit betrifft, ein paar Gedanken meinerseits, mir ging es nämlich sehr ähnlich (meine Heultage dauerten sehr lange):


    1. Das Wichtigste ist: NICHT alleine daheim sitzen. Erstell dir eine "Muttiblase", 1-2 Muttis denen du vertraust, mit denen du dich regelmäßig die Woche, am besten fast jeden Tag, triffst. Das mag nicht 100%ig corona-sinnvoll sein, aber es ist essentiell wichtig, dass du "raus kommst". Mir hat das wirklich den Hintern gerettet (wir sind ausgerechnet während meiner Elternzeit von der großen Stadt ins winzig kleine Dorf gezogen, schlimmste Entscheidung ever, fühlte sich sehr corona-einsam an).


    2. Wenn möglich, hol dir jemanden dauerhaft ins Haus, ob Mama, Tante, , Schiwegermutter, irgendwer. Ich war direkt am nächsten Tag nach der Rückkehr aus dem KH mit Baby (und Kaiserschnittnarbe) immer alleine daheim und es war kacke. Ich habe es sehr bereut, dass ich mit meinem Mann vereinbart hatte, dass er seine Elternzeit zeitgleich mit mir im 11.+12. Monat nimmt.


    3. Gute Literatur. Schaff dir Bücher an, die du gerne lesen möchtest. Oder Filme, PC SPiele, oder was auch immer. No regrets.


    4. Sei ehrlich, wenn man fragt wie es dir geht. Nichts ist anstrengender als das "perfekte-Mutti-Lächeln" wenn es dir eigentlich mies geht. Denk dran, du bist bei WEITEM nicht die einzige Frau, der es mal so gar nicht toll geht, und drüber zu sprechen hilft.


    5. Herzlichen Glückwunsch zum Zwerg! Es pendelt sich alles ein....

  • Zur Verbeamtungssorge: die Verbeamtung steht bei fast gar keiner Diagnose mehr auf dem Spiel. Der Amtsarzt müsste begründen, warum jemand mir hoher Wahrscheinlichkeit nicht das Pensionsalter im Dienst erreicht und das ist bei postpartalem Stimmungstief doch äußerst unwahrscheinlich. Im Gegenteil, du holst dir ja Hilfe, damit es dir wieder gut geht :troest:


    Davon abgesehen ist die oberste Priorität immer die Gesundheit. Wirklich immer.


    Tips hat Schokozwerg schon genannt. Eigentlich ist die Hebamme Ansprechpartnerin erster Wahl. Hast du eine gute Hebamme? Ansonsten einer Ärzt*in die dir zuhört anvertrauen, z.B. Kinderärztin oder Gynäkologe. Es gibt auch Selbsthilfegruppen und eine Notfall-Hotline. Es sind übrigens rund 10 von 100 Frauen betroffen, du bist also nicht allein. Und es sagt dir noch was: es wird wieder aufwärts gehen.


    https://schatten-und-licht.de/…n-und-beraterinnen-liste/

  • Depressionen, egal ob postnatal oder anderweitig bedingt, gehören zu denn Erkrankung, die man nicht bagatellisieren sollte. Sozialmediziner haben festgestellt, dass in fast allen Fällen, wo es wegen einer Depression zum vorzeitigen Ruhestand kommt, die Betroffenen lange Zeit ohne fachliche Hilfe rumlaboriert haben. Daher medizinische Behandlung hat Vorrang, egal wie die Konsequenzen für eine Verbeamtung sind. Im Übrigen hat Samu Recht, die Grenzen sind für den Dienstherren enger geworden. Aber bitte gefährdet nicht Eure Gesundheit.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

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