Lernen in der Pandemie- Diskussionen anderer Wissenschaften

  • Die GEW bietet eine Fortbildung zum Thema an. Interessant, aber aus Gewerkschaftssicht gefragt, ist deren Aufgabe nicht das Wohlergehen der Lehrkräfte? Sollten die nicht lieber ihre Zeit darin investieren, zu schauen, dass wir heil aus der Situation kommen, anstatt noch Nachmittagstermine draufzupacken, wie wir SuS jetzt noch besser helfen können? Find ich dann auch wieder unangemessen.


    https://www.gew-sachsen.de/ver…endliche-durch-die-schul/

    • Offizieller Beitrag

    ... das ist das ständige Dilemma der GEW: auf der einen Seite Gewerkschaft / Berufsverband sein (aber quasi für zuviele Berufsgruppen auf einmal, was Vorteile (Masse) aber auch Nachteile (unterschiedliche Interessen?) hat), auf der anderen Seite sich als bildungspolitischer Akteur in der bildungspolitischen Debatte einbringen wollen.
    Weil sehr viele Lehrer:innen sich nicht als Arbeitnehmer:innen verstehen, sondern auch als Akteur:innen im bildungspolitischen / erzieherischen Feld verstehen, passt es. Bis es doch knallt, weil es einem zu schlecht geht.

  • Im Spiegel gab es kürzlich ein Interview mit einem Entwicklungspsychologen. Besonders die Auswirkungen der aktuellen Situation auf Kinder unterschiedlicher Altersstufen fand ich interessant (und als Vater eines zweijährigen Kindes besorgniserregend). Das Interview verbirgt sich hinter der Bezahlschranke, deshalb hier ein Auszug:


    • Offizieller Beitrag

    Ich verstehe wirklich die Bedenken mit den Masken, aber ausgerechnet die Kleineren sind doch diejenigen, die am wenigsten eingeschränkt werden / wurden, oder? Und wenn Corona dazu führt, dass weniger Menschen mein kleines Kind ungefragt knuddeln bzw. das Kind später als unnormal empfindet, dass alle entfernten Verwandten, Nachbarn und was weiß ich noch wer ihm die Haare streicheln, einen Schmatzer auf die Wange geben oder den Bauch kraulen... Super!!
    Vielleicht EIN Vorteil dieser Krise: die Grenzen zur privaten Sphäre (sowohl derjenigen des Individuums als auch zur "Kernfamilie" (egal ob blutsverwandt oder Hausgemeinschaft) werden deutlicher gezogen. Ja, es ist auch schön, wenn jemand jeden Tag Besuch von 5 Leuten hat, es ist aber für Kinder gut, wenn stabile Kernfamilien deutlich sind, auf die man sich zurückziehen kann.
    Das Problem bei den nicht gut funktionierenden Familiensystemen sehe ich durchaus, aber: die gab es vorher auch, und sorry, weder Kindergarten noch Schule waren DIE Rettung. Es ist halt nur noch unglaublich schwieriger geworden, weil es für viele dieser Kinder keine Abwechlung mehr und die Krise ein Katalysator für Probleme geworden ist.

  • ...wobei es für Zweijährige generell normal ist, viel mit Mama oder Papa zusammen zu sein. Ich halte die Phase von 4-8 aktuell für sensibler, was verkorksten Schulstart, fehlende Sozialkontakte usw. anbelangt... Wie erlebst du das mit deinem Kind Mueller Luedenscheidt ? Meine sind schon bisschen größer.

  • SuS verbringen weniger Zeit mit Lernen.


    https://www.tagesschau.de/news…navirus-dienstag-197.html


    Also für mein großes Kind kann ich das definitiv bestätigen! Im Homeschooling gab es Arbeit für etwa 1h am Tag, imWechselunterricht sind sie 3 Schulstunde da. Ich kotz deswegen echt ab, es ist so unterschiedlich nd hängt so sehr von der Schule ab! Und jetzt wird der Lehrplan gekürzt :(

  • SuS verbringen weniger Zeit mit Lernen.


    https://www.tagesschau.de/news…navirus-dienstag-197.html


    Also für mein großes Kind kann ich das definitiv bestätigen! Im Homeschooling gab es Arbeit für etwa 1h am Tag, imWechselunterricht sind sie 3 Schulstunde da. Ich kotz deswegen echt ab, es ist so unterschiedlich nd hängt so sehr von der Schule ab! Und jetzt wird der Lehrplan gekürzt :(

    Das ist etwas, was mir wirklich Sorgen macht. Wie bei den Langzeitarbeitslosen, die sich ans Nichtstun bzw. einfach viel Freizeit gewöhnen, so gewöhnen sich die Kinder und Jugendlichen doch irgendwie die Arbeitsmotivation und Arbeitsbereitschaft ab. Und das noch obendrauf zu dem eh‘ schon vorhanden Trend.


    Bei meinen Schülern läuft es aktuell gut, die sind aber auch straff eingespannt und allgemein ziemlich motiviert.


    Wie läuft es bei den anderen Schulformen?

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • SuS verbringen weniger Zeit mit Lernen.


    https://www.tagesschau.de/news…navirus-dienstag-197.html


    Also für mein großes Kind kann ich das definitiv bestätigen! Im Homeschooling gab es Arbeit für etwa 1h am Tag, imWechselunterricht sind sie 3 Schulstunde da. Ich kotz deswegen echt ab, es ist so unterschiedlich nd hängt so sehr von der Schule ab! Und jetzt wird der Lehrplan gekürzt :(

    Bei einem meiner Kinder läuft es leider auch so. Beim Geschwisterkind auf dem gleichen Gymnasium gibt es besseren Distanzunterricht. Es hängt also nicht unbedingt an der Schule, sondern an den LuL. Es gibt einige sehr engagierte LuL, aber mindestens genau so viele, die seit Monaten die perfekte Work-Life-Balance (mit Schwerpunkt auf "life") genießen dürften.

  • Bei meinen Schülern läuft es aktuell gut, die sind aber auch straff eingespannt und allgemein ziemlich motiviert.


    Wie läuft es bei den anderen Schulformen?

    Grundsätzlich läuft es bei mir gut, trotz Mittelschule. Man muss die Schüler sehr eng begleiten und bei manchen Kindern viel Kontakt zum Elternhaus pflegen.


    Trotzdem sind in jeder unserer Klassen SuS abgetaucht und durch keine Maßnahme zurückzuholen. In den in Präsenz unterrichteten Abschlussklassen sitzen einige SuS, die sich immer noch nicht wieder motivieren können, kaum Arbeitsbereitschaft und wenig Leistungswillen zeigen. Für die wird es schön langsam eng.

  • Wir sollten uns ehrlicherweise fragen, wie viel von dieser Zeit im Präsenzunterricht die Schüler wirklich mit Lernen verbracht haben. Wenn ein Kind sechs Stunden in der Schule anwesend war, heißt das nicht unbedingt, dass es auch sechs Stunden gelernt hat. Manche Schüler haben auch einfach nur Sauerstoff geatmet.


    Sarek

  • Lasset uns rechnen. Im so genannten Wechselunterricht sind die SuS jede zweite Woche in der Schule. Oder 3 von 6 Schulstunde. Macht nach Ries exakt die halbe Arbeitszeit. In Sachsen werden die Lehrpläne gekürzt, weswegen sich manche Lehrkraft nicht bemüßigt sieht, Aufgaben für die andere halbe Woche zu stellen. Ist auch alles schwierig, wissen wir. Nur bleibt die Frage: wie ist jetzt der Plan?

    Ich glaube nicht, dass in 3 Jahren noch jemand nach diesem Schuljahr fragt. Bei den jetzigen Abschlussklassen wird man tunlichst vermeiden, dass der Schnitt nach unten geht. 2024 interessiert niemanden mehr, was gerade verpasst wird.

  • Bei uns ist ein viel diskutiertes Problem, dass die SuS sich auch einfach nicht genug Mühe geben. Wenn Aufgaben beim Draufschauen nicht verstanden werden, werden sie entweder nicht gemacht, beim Kumpel abgeschrieben, oder dem Lehrer eine Email geschrieben mit "Ich kann das nicht, sie müssen mir helfen". Der Lehrer hat aus Sicht vieler Schüler und Eltern(!) aber erst dann geholfen, wenn er per Email die Lösung verraten hat.

    Wer meine Aufgaben so intensiv macht, wie ich das gerne hätte, der verwendet genauso viel Zeit auf meine Fächer, wie in der Schule auch (ich passe die Länge der Aufgaben natürlich an die Längen und Anzahl der Videokonferenzen bei mir an). Wenn ich eine ausformulierte Analyse aufgebe (Analyze how the author tries to convince the audience.... Pay special attention to line of argument, use of stylistic devices and use of tense) und dann bekommen ich einen Abschnitt mit 3 Sätzen zurück, dann hat der Schüler sich aber auch einfach nicht genug Mühe gegeben. Da erwarte ich deutlich mehr. Und ja, natürlich entlaste ich das z.B. in einer Videokonferenz vor. Es sei denn es ist ein Mock Exam, da muss man dann halt alles alleine machen, aber das haben wir dann vorher auch geübt.

  • Lasset uns rechnen. Im so genannten Wechselunterricht sind die SuS jede zweite Woche in der Schule. Oder 3 von 6 Schulstunde. Macht nach Ries exakt die halbe Arbeitszeit. In Sachsen werden die Lehrpläne gekürzt, weswegen sich manche Lehrkraft nicht bemüßigt sieht, Aufgaben für die andere halbe Woche zu stellen. Ist auch alles schwierig, wissen wir. Nur bleibt die Frage: wie ist jetzt der Plan?

    Ich glaube nicht, dass in 3 Jahren noch jemand nach diesem Schuljahr fragt. Bei den jetzigen Abschlussklassen wird man tunlichst vermeiden, dass der Schnitt nach unten geht. 2024 interessiert niemanden mehr, was gerade verpasst wird.

    Da sprichts (bzw. schreibst) du wahre Worte.

  • Ihr vergesst, dass nicht alle Lehrer so arbeiten wie ihr. Auf alle SuS bezogen hat vielleicht ein geschätztes Drittel vollständigen Fernunterricht erhalten. Ich sehe definitiv, dass 4 Arbeitsblätter Chemie, ein Plakat in Physik und eine Videokonferenz in Französisch nicht reichen, um ein Schuljahr zu bestehen. Das kann nicht nur eine Schule betreffen. Ich wette, dass ein Großteil der SuS zwischen 6 und 16 nicht mal seine Lehrer*innen gefragt hat, wenn etwas unklar war, sondern die Eltern. Oder eben nur die Hälfte abgegeben hat usw. Wenn aber keine Vorentlastung erfolgte und keine Rückmeldung, zumindest im Sinne von "ich will sehen, dass ihr das gemacht habt", dann kommen die Kinder nicht alleine auf den Trichter alles allein zu erarbeiten, zu beenden, zu korrigieren, zu üben. Das kann auch keiner verlangen.

  • Ich habe, so lange wir komplett im Lernen auf Distanz waren, jedem Schüler jede Woche eine persönliche schriftliche Rückmeldung gegeben. Das hat bei uns ca. die Hälfte der KuK gemacht. Wenn Aufgaben fehlen, schreibe ich eine Email und frage nach (geht es dir gut? mir ist aufgefallen, dass du nicht abgegeben hast, wenn es keinen vertretbaren Grund (Krankheit etc.) gibt, dann wird die Leistung mit sechs bewertet.)


    Als allerdings Q1 und Q2 wiedergekommen sind, war das nicht mehr möglich, da habe ich das nur noch alle zwei Wochen gemacht, im Wechselunterricht so gut wie gar nicht mehr, weil ich dazu einfach keine Zeit habe. Ich habe allerdings kontrolliert, ob die abgegeben Aufgaben wirklich die Aufgaben waren, die ich geforderte hatte und nicht die Aufgaben für ein anderes Fach oder ein Foto vom Hund.


    Wenn ich die ganze Woche unterrichte, kann ich nicht Abends noch Videokonferenzen für die zu Hause gebliebenen SuS machen. Die kriegen in den Wochen, in denen sie nicht kommen, wirklich keine Rückmeldung. Ich bespreche die Aufgaben dann in der Woche danach im Präsenzunterricht oder schalte sie in der anderen Woche bei der Aufgabenbesprechung per VK zu. Ich wüsste nicht, was ich noch mehr machen sollte. Vor allen Dingen jetzt, wo die Kita keine Lehrerkinder mehr nehmen will ("Sie sind doch ständig zu Hause". Nur eben dann nicht, wenn die Q1 da ist. Oder Abitur. Was bei mir nächste Woche 4 von 5 Tagen sind.)


    Wir haben bei uns an der Schule lange und viel diskutiert, ob wir den Stundenplan komplett per Videokonferenzen ersetzten und uns im Endeffekt dagegen entschieden. Die Hauptgründe waren zum einen, dass es für die Schüler:innen kaum schaffbar ist, von morgens acht bis nachmittags um 3 mit nur einer Stunde Pause durchgehend an Vks teilzunehmen (in der Oberstufe noch länger), dass wir viele Familien haben, die mehr Schulkinder, als Endgeräte haben (am Handy geht die VK zwar technisch, aber das vom Lehrer projezierte Tafelbild sieht man dann doch nicht) und, dass wir viele Lehrer mit Kindern im Kita oder Grundschulalter haben, die auch nicht 4 oder 5 VKs am Tag machen können, weil sie auch ihre Kinder um sich rum hüpfen haben.


    Wenn ihr meint, dass eure Kinder im Lernen auf Distanz zu wenig Videkonferenzen / Material / Unterstützung bekommen, dann schreibt doch die Lehrer oder die Schulleitung an. Wäre ich SL oder KL und würde so eine Beschwerde bekommen, würde ich dem nachgehen. Faule Socken haben wir auch genug, ich würde denen ganz gehörig auf die Füße treten.


    (Bei mir hat sich letzte Woche eine sehr nette(!) Mutte darüber beschwert, dass eine anderer Lehrerin im Lockdown von März bis Juni 20 zu wenig Aufgaben gegeben hat und sich nicht gekümmert hat. Da kann ich jetzt auch nichts mehr dran machen.)

  • Wir sollten uns ehrlicherweise fragen, wie viel von dieser Zeit im Präsenzunterricht die Schüler wirklich mit Lernen verbracht haben. Wenn ein Kind sechs Stunden in der Schule anwesend war, heißt das nicht unbedingt, dass es auch sechs Stunden gelernt hat. Manche Schüler haben auch einfach nur Sauerstoff geatmet.


    Sarek

    Das hat aber nichts mit Corona zu tun, sondern das ist bei einigen (in manchen unserer Bildungsgängen sogar bei einem Großteil) SuS leider immer so...

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Lasset uns rechnen. Im so genannten Wechselunterricht sind die SuS jede zweite Woche in der Schule. Oder 3 von 6 Schulstunde. Macht nach Ries exakt die halbe Arbeitszeit.

    Dafür ist die Lerngruppe kleiner und man schafft mehr. Zitat von M. gestern: "Frau Zauberwald mir ist schon ganz schlecht."


    Meine innerliche Euphorie, wie viel geschafft zu haben wurde dadurch etwas gedämpft und wir haben noch 15 Minuten "Nachts im Museum" gespielt am Schluss.

  • Lasset uns rechnen. Im so genannten Wechselunterricht sind die SuS jede zweite Woche in der Schule. Oder 3 von 6 Schulstunde. Macht nach Ries exakt die halbe Arbeitszeit.

    Auch wenn die SuS nur die Hälfte der Zeit im Präsenzunterricht in der Schule anwesend sind, erhalten sie für die Woche, wo sie im "Homeschooling" sind, doch trotzdem Arbeitsaufträge oder werden zu der Gruppe, die gerade in der Schule ist, in den Unterricht dazugeschaltet (an meiner Schule ist das zumindest so). Somit ist das nicht nur die "halbe Arbeitszeit".

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • (an meiner Schule ist das zumindest so).

    Genau, an deiner ist das so. Aber wie der oben verlinkte Artikel schreibt, ist das die Ausnahme, nicht die Regel. Und wir sind leider von Letzterem betroffen.

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