Corona und die Psyche

  • Guten Abend Kolleginnen und Kollegen,

    mag sein, dass ich mich gerade in einer komischen Stimmungslage befinde und dementsprechend etwas negativ sehe, aber es ist mir trotzdem ein Bedürfnis, diesen Thread zu starten und euch um eure Meinungen zu bitten.

    Meine Schüler sind zunehmend schlecht drauf und einige zeigen Anzeichen einer Depression. Mit zweien habe ich lange telefoniert und versucht ein wenig Zuversicht zu spenden.

    Mein kleines Kind klagt seit 3 Wochen über Bauchschmerzen und Übelkeit, der Kinderarzt meint, es sei psychosomatisch. Ich selbst habe seit einiger Zeit auch vermehrt "schlechte" Tage, an denen mir Optimismus und Zuversicht schwer fallen.

    Ich frage mich, ob meine Kinder in absehbarer Zeit, oder überhaupt je wieder, so unbeschwert sein können, wie ich es als Kind war. Oder was für Folgen es hat, dass sie Menschen nur mit Masken sehen, Abstände bereits automatisch einhalten, Menschen als "gefährlich" wahrnehmen. .


    Am Anfang der Pandemie war ich ziemlich zuversichtlich und dachte bei den ersten, medial verbreiteten, Warnungen, dass das vielleicht übertrieben sei, aber inzwischen sehe ich das anders und mache mir so meine Gedanken.

    Wie seht ihr das? Habt ihr ähnliche Gedanken? Macht ihr euch Sorgen um die emotionale/psychische Gesundheit eurer Schüler/Kinder?


    Grüße von einer nachdenklichen

    Kopfschloss

  • Ja, ich mache mir Gedanken...um meine Kinder, meine Schüler und mich selbst.
    Meine Kinder mussten in die Notbetreuung, haben also nix "vermisst" und ich habe eher das problem, dass die nicht in Schule und Kita wollen. Ansonsten stecken sie das aber ganz gut weg. Meinen Schülern, gerade den 9. Klässlern merke ich die zunehmende Unlust sehr an, ich glaube die Krux ist, dass sie einen starken Druck verspüren und das Gefühl haben, dass unter diesen Bedingungen nicht leisten zu können...

    Und ich kratze mittlerweile an einer Depression, dank unglaublicher Erschöpfung und viel, viel Frust!

    • Offizieller Beitrag

    Ich höre oft, dass es Leuten mental nicht gutgeht durch die Pandemie.


    Ich selbst würde furchtbar gerne endlich unsere beiden Familienzuwachse sehen, aber offenbar bin ich die Einzige weit und breit, die kein mentales Problem hat. Ich gehe davon aus, dass es irgendwie wieder weitergehen wird. Ich sehe auch nicht schwarz, dass es Menschen vertsört, wenn sie -eine Zeitlang- auf Abstand gehen müssen zu anderen. Ich kuschel eh nicht soo häufig mit Freunden, und mit meinem Mann darf ich ja :)


    Meine Schüler sind genervt, ja. Aber mehr weil sie sich nicht sehen dürfen. Schulisch war auch vor Corona in der Zeit vor und nach Ostern immer Hauptkampfzeit, und die Osterferien waren gefühlt "verdienter" als z.B. die Herbstferien: die Spanne seit den letzten ferien ist recht groß, es werden vor Ostern viele KA geschrieben, Referate angesetzt usw.


    Im Großen und Ganzen bin ich aber zuversichtlich, dass, wenn es coronamäßig tatsächlich durch flächendeckende Impfungen entspannter wird, die meisten Leute dort weitermachen, wo sie vor Corona gestanden hatten.


    Was mir wirklich Sorgen macht, sind die politischen Entwicklungen am rechten Rand.:schreck::schreck:

  • Ich bekomme von vielen Menschen mit, dass es ihnen nicht viel schlechter geht als sonst. Es gibt natürlich Ausnahmen, aber ich denke, dass einigen Leuten der Lockdown psychisch gut tut und einigen nicht, bei manchen Leuten hat er keine signifikanten Auswirkungen auf die Psyche.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Ich habe gerade meine Unterricht gerade evaluiert und auch allgemeine Fragen zum Wohlbefinden in der Pandemie gestellt. Ich habe auch einige Schüler dabei, denen es soweit ganz gut geht aber die meisten hängen ziemlich durch. Bei einigen habe ich auch Anzeichen von Depression wahrgenommen, schon in den letzten Wochen, und Kontakt zu ihnen aufgenommen. Das tat ihnen gut. Wenn kommende Woche tatsächlich wieder halbe Klassen in der Schule sind, werde ich mit meinen erst mal rausgehen, ein gemeinsames Picknick machen, ein bisschen quatschen lassen. Das ist viel wichtiger als der Unterrichtsstoff. Vielleicht lasse ich sie noch schöne Zettel füreinander schreiben, zum gegenseitigen Durchhalten. Man könnte zum Beispiel Postkarten verteilen, mit schönen Motiven, die sie dann einzelnen Mitschülern schreiben.

    Meine Kinder leiden auch, sie sind beide in der Notbetreuung, und damit geht es Ihnen viel, viel besser (Mir auch). Aber sie sind beide ziemlich durch, vor allem die kleine ist total nah am Wasser gebaut, weint ständig, ist einfach nicht im Gleichgewicht.

    Ich befürchte, dass die Zahlen wieder steigen werden und die Osterferien als Puffer nicht reichen. Ich bin gespannt, wie es danach weitergeht. Immerhin ist ein vorläufiges Ende absehbar, irgendwann sind wir alle geimpft, und die Mutanten scheinen ja auch durch die Impfung eingebremst zu werden. Dann können wenigstens wieder einige Dinge des Alltags wie früher stattfinden.

  • Es hängt wirklich sehr davon ab, was man sonst so gerne tut. Leute, die ständig in Gruppen von Freunden abhängen haben es schwerer als Leute wie ich, die sowieso am Wochenende gerne zuhause zocken.

  • ...

    Wie seht ihr das? Habt ihr ähnliche Gedanken? Macht ihr euch Sorgen um die emotionale/psychische Gesundheit eurer Schüler/Kinder?

    Hallo Kopfschloss,

    Meinem jüngeren Kind hat die Zeit irgendwann nicht mehr so gut getan, da es aber wieder in die Schule darf, haben sich die Probleme sehr schnell wieder in Luft aufgelöst. Ich glaube, dass die Stimmung der Kinder sehr stark von der unsrigen abhängt. Nur kann man die ja nicht einfach so an- und ausschalten. Jedenfalls reicht es ihm schon, die Mitschüler*innen wieder zu sehen, die Maske auf dem Schulweg und im Treppenhaus ist Alltag. Im Klassenzimmer müssen sie allerdings keine tragen.


    Das große Kind will nicht mehr in die Schule, es ist total zufrieden so, weil es den Tag einteilen kann, wie es seinem Tagesrhythmus entspricht. Ich muss ihm allerdings immer mal helfen, die Aufgaben zu strukturieren, oder das auszubügeln, was die Quereinsteiger an seiner Schule noch nicht können. Wie es für Jugendliche ohne Hilfe aussieht, kann man sich ausdenken.


    Bei meinen SuS sehe ich eine hohe Korrelation zur Zufriedenheit der Eltern. Wenn diese ihre Kinder morgens wie selbstverständlich aus dem Bett werfen und erwarten, dass diese die Aufgaben machen, dann läuft es. In den Familien, wo die Kinder rumnölen, dass alles so doof ist und die Eltern dann übermäßiges Mitleid haben (nicht im Sinne von "hey, ich versteh dich", sondern im Sinne von "ja, die Aufgaben sind echt voll dooooof, und die Merkel ist voll scheiße, aber du MUSST doch lernen, aber denk doch an deinen Schulabschluss, ich finde das nicht okay, wenn du... Endlosschleife..." aber dann ihrem Kind das Handy nicht abnehmen und bei mir beschweren, wie viel das Kind zockt- naja.


    Ich würde versuchen, regelmäßige Kontakte mit Freund*innen zu organisieren, damit aus dem Lockdown keine 3-monatige Quarantäne wird, das ist sicher nicht gut. Und ansonsten halt versuchen, Zeiten fürs Kind zu reservieren, wo man spielt, rausgeht, intensiv für es da ist. Wenn es noch sehr klein ist, dann sind ja eh die engsten Bezugspersonen relevant und noch keine Clique.


    So, ewig viel getippt, ich kann dich jedenfalls gut verstehen. Aber es kommen auch wieder lichtere Tage, die Normalität kommt schneller wieder, als man denkt:)

  • Es hängt wirklich sehr davon ab, was man sonst so gerne tut. Leute, die ständig in Gruppen von Freunden abhängen haben es schwerer als Leute wie ich, die sowieso am Wochenende gerne zuhause zocken.

    Ich habe zum einen wieder das Zocken begonnen, damit ich was zu tun habe und dort dann online auch viel Kontakt.


    Zum anderen Punkt: Ich treffe mich sonst auch viel und häufig, aber wir machen das nun online, haben lustige Spiele entdeckt. Häufig ist dann doch wichtig, was man daraus macht.

    • Offizieller Beitrag

    Ich _glaube_ nicht, dass die Kinder einen Schaden von den Masken und Abständen nehmen. Ich bin unsicher, ob sie einen Schaden von der Isolierung und "weniger Zwang zu Bildung" bekommen. Das hat soviel mit der familiären Situation und Resilienz der Eltern zu tun.
    Einerseits nehme ich wahr, dass die Psyche "unserer" Kinder das Wichtigste für die Politiker*innen zu sein scheint (Ein Schelm, wer Böses denkt ...), am schlimmsten wäre natürlich aber ein Verlust der Wirtschaftskraft aufgrund eines zu wiederholenden Schuljahres oder zu großer Lücken in einzelnen Bereiche. Die Sozialarbeiter*innen aller Bereiche fühlen sich zur Zeit sicher sehr veräppelt, wie das Kindeswohl vorgeschoben wird, obwohl sie seit Jahren für Mittel kämpfen und nichts bekommen. (In meiner Stadt wurde gerade eine Stelle am Jugendamt gekappt!!). Natürlich ist bei vielen Kindern das Kindeswohl in Gefahr, das weiß ich auch, mich ärgert es, dass es auf einmal von Interesse sein soll.

    MEINE Stimmung ist definitiv nicht gut. und ich weiß von vielen, denen es genauso geht. Aber irgendwie scheint es erst Thema zu sein, wenn man es auch wirklich selbst offenbart. Natürlich will keiner als labil in Erscheinung treten und natürlich gibt es auch viele Menschen, denen es prächtig geht. Mir ging es auch die ersten Monate super. Ich bin kein Knuddeltyp und mag Menschenmassen nicht sooo sehr. Ich vermisse aber meine Familie und will wieder ins Schwimmbad. und Kanäle und Seen sind zur Zeit zu kalt, meine Badewanne zu klein.

    Ein Kollege hat es wirklich gut zusammengefasst: wenn man sich einen Arm bricht, dann weiß man, dass es 6 Wochen lang einen Gips gibt und danach 8 Wochen Reha. Jetzt gerade weiß man nichts. Man kann sich also nicht mehr selbst betrügen mit "durchhalten, in 3 Monaten ist es ausgestanden und ich kann wieder meine Schwester sehen". Was das langfristig einrichten wird... gute Frage. Aber auch das ist Zynismus. Unsere Gesellschaft hat sich vorher auch nie für die psychischen Schäden von im Krief aufgewachsenen / aufwachsenden Kinder interessiert, oder?

    Also: ja, ich kann dich sehr gut verstehen.
    Meine Lösung: sehr viele Routinen. sehr viele Spaziergänge, selbst nur um den Block, weil man normalerweise zur Schule laufen würde, zum Bus, zum XY. Keine 10 Konferenzen am Stück ohne Pause, nur "weil es geht". Pausen bewusst.

  • Ich habe zum einen wieder das Zocken begonnen, damit ich was zu tun habe und dort dann online auch viel Kontakt.


    Zum anderen Punkt: Ich treffe mich sonst auch viel und häufig, aber wir machen das nun online, haben lustige Spiele entdeckt. Häufig ist dann doch wichtig, was man daraus macht.

    Kann ich so unterschreiben. Vieles hängt auch von der Einstellung ab, man kann alles schlecht reden und nur sehen, was man nicht mehr machen kann. Dass man vieles immerhin halbwegs ersetzen kann, macht die Situation erträglicher.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




    • Offizieller Beitrag

    Bei mir geht es. Zum einen fahre ich eh oft auf Sicht, so wie es derzeit zwingend nötig ist. Zum anderen bin ich nicht der Typ, der sich im "realLive" ständig mit irgendwem treffen muss. Daher ist die Zeit aktuell gar nicht so ungewöhnlich für mich.

    Einzig stressig finde ich die Verantwortung in der Schule und privat, dass ich meine Eltern nicht so oft sehe.


    Angst vor einer Ansteckung? Klar will ich gesund bleiben und ich tue alles dafür, dass es so bleibt. Aber das ganze nicht irgendwie panisch-verkrampft, sondern in der Gewissheit, dass man nun mal eben einfach aufpassen muss. Aber jedes Risiko kann ich nicht ausschließen. Das weiß ich. Gehört zum Leben dazu.


    Im letzten Frühjahr (zu Beginn der Pandemie) ging es mir mal schlechter. Auch wegen des Forums hier und der ganzen Beiträge, die sich immer nur um das eine drehten. Da bin ich jetzt aber durch und mich jucken die "Wir haben Corona und die Welt geht unter"-Beiträge nicht mehr. (Danke an dieser Stelle übrigens mal an Wollsocken und Moebius. Eure sehr rationalen Beiträge im Frühjahr haben mir durch die damalige Zeit geholfen. *daumenhoch*)


    Was mir auch hilft: ich suche mir immer wieder schöne Sachen in dieser Zeit, die den Alltag auflockern, den das Leben geht ja weiter. Lego, Whiskytasting, das Online-Morgensingen, Aktionen mit den Schülern, witzige Threads hier im Forum, .... Etwas "normales Leben" als Ausgleich. (Ich muss gerade an diesen Film denken, der im Warschauer (?) Ghetto spielt und davon erzählt, dass der Hauptdarsteller im Film im Ghetto Aktionen für die Kinder macht, damit sie abgelenkt. Wie heißt er noch mal.)


    Dieses "was Schönes generieren" versuche ich auch für meine Schüler umzusetzen. Gemeinsame Videos, Morgensingen, der Karnevalsumzug, gemeinsame witzige Aktionen während des Distanzlernens. All das soll den Kindern helfen, in dieser Zeit auch helle Momente zu haben (wenn sie sie brauchen).


    Dir alles Gute - ich kann aufgrund meiner Erfahrungen im Frühjahr gut nachvollziehen, wie es dir geht. Mach dir schöne Momente!


    kl. gr. Frosch

  • MEINE Stimmung ist definitiv nicht gut. und ich weiß von vielen, denen es genauso geht. Aber irgendwie scheint es erst Thema zu sein, wenn man es auch wirklich selbst offenbart. Natürlich will keiner als labil in Erscheinung treten und natürlich gibt es auch viele Menschen, denen es prächtig geht. Mir ging es auch die ersten Monate super. Ich bin kein Knuddeltyp und mag Menschenmassen nicht sooo sehr. Ich vermisse aber meine Familie und will wieder ins Schwimmbad. und Kanäle und Seen sind zur Zeit zu kalt, meine Badewanne zu klein.

    Das kann ich so übernehmen. Die erste hybride GK offenbarte nämlich, dass ich damit nicht alleine war, es kam raus, dass z.B. zu dieser Zeit eigentlich alle im Kollegium unter Schlafstörungen litten, aber man redet eben in der Regel nicht darüber. Und genau dadurch geht es einem z.T. noch schlechter.

    Seid wir das von uns gegenseitig wissen geht es vielen doch um einiges besser, weil sie sich nicht als labil o.ä. einstufen müssen, sondern als total normal und darunter leiden, so wie alle anderen auch!

  • Es hängt wirklich sehr davon ab, was man sonst so gerne tut. Leute, die ständig in Gruppen von Freunden abhängen haben es schwerer als Leute wie ich, die sowieso am Wochenende gerne zuhause zocken.

    Einerseits das auf jeden Fall, andererseits würde ich die zweite Gruppe noch einmal untergliedern in Leute, die gerne für sich sind, und solche, die es ungerne sind und womöglich sogar versuchen, gegen ihre eigene Introvertiertheit anzukämpfen. Letztere haben es während Corona vermutlich am schwersten. Die Gefahr, in alte Verhaltenmuster zurückzufallen, ist groß.


    Ich machte während Corona vermutlich alle Emotionen durch, die das Spektrum so bietet, wobei mir die momentane Situation wieder Hoffnung macht, dass wir bald wieder Alltag haben werden.

  • Einerseits das auf jeden Fall, andererseits würde ich die zweite Gruppe noch einmal untergliedern in Leute, die gerne für sich sind, und solche, die es ungerne sind und womöglich sogar versuchen, gegen ihre eigene Introvertiertheit anzukämpfen. Letztere haben es während Corona vermutlich am schwersten. Die Gefahr, in alte Verhaltenmuster zurückzufallen, ist groß.


    Ich machte während Corona vermutlich alle Emotionen durch, die das Spektrum so bietet, wobei mir die momentane Situation wieder Hoffnung macht, dass wir bald wieder Alltag haben werden.

    Was genau ist denn schlecht daran, dass man introvertiert ist (ich würde mich selbst zwar nicht so nennen, aber ich kenne viele Menschen, auf die das zutrifft.) Solange man nicht darunter leidet, ist es doch völlig in Ordnung.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




    • Offizieller Beitrag

    das steht doch genau in dem Beitrag: es gibt diejenigen, die nicht darunter leiden, und diejenigen, die eben darunter leiden.

    Ich bin persönlich von der ersten Gruppe in die zweite gerutscht.
    Ich bin gerne "alleine" bzw. in einem kleinen Rahmen, "leide" aber auch schon immer im Hintergrund, dass ich nicht genug Kontakte habe. In der ersten Zeit der Pandemie fand ich es absolut erträglich bis hier und da vorteilhaft.
    Immer mehr kommt aber dieses Leiden in den Vordergrund, weil ich eben niicht mehr auf "zwanglose Kontakte" komme, um Menschen kennenzulernen, oder eben nicht _einsam_ zu sein.

    chili

  • Corona verstärkt Extreme. Wir haben einzelne Jugendliche, die schon im 1. Shutdown völlig abgestürzt sind und jetzt in Therapie mit Depressionen, Essstörungen, etc. sind. Das muss man schon zur Kenntnis nehmen. Im Grossen und Ganzen ist mein Eindruck aber, dass sie das ganz gut wegstecken. Vor den Fasnachtsferien waren wir alle irgendwie genervt. Draussen war es saukalt, wir haben uns im Schulhaus den Allerwertesten abgefroren und der Nachbarkanton hat die Sek II in den Fernunterricht geschickt. Das war so der Moment in dem alle sich fragten ... warum??? Warum dürfen wir nicht nach Hause ins Warme?! Jetzt ist es wieder OK. Bei uns dürfen Jugendliche ja sogar wieder im Sportverein trainieren, sie haben ihre gewohnten Freizeitaktivitäten also wieder zurück. Dass das mit dem Reisen und alledem für ihre Generation anders wird, ich glaube, das wussten viele von ihnen vor Corona schon. Denen ist die Sache mit dem Klimawandel oft bewusster, als unsereins und vor allem denken sie mehr drüber nach, als wir ihnen zutrauen. Die eigentlich Dauerfrustrierten in der Pandemie sind ja die 40er, die sowieso schon schlucken müssen, dass sie wieder länger arbeiten und weniger Rente bekommen werden als die Elterngeneration und jetzt nimmt man ihnen auch noch die wohlverdienten zwei Flugreisen pro Jahr weg. Ich habe hin und wieder Phasen wo mir alles nur noch auf den Keks geht. Aber jetzt scheint die Sonne draussen, es hat Blümchen auf der Wiese und die Vögel plärren schon zum Frühstück durchs Fenster. Da kann ich mich gleich viel besser wieder motivieren einfach rauszugehen, dann passt das schon.

  • Danke für eure Antworten. Es geht mir in diesem Thread nicht um mich, ich bin erwachsen und extrovertiert und kann vieles unter dem auch hier genannten Motto "machen wir das Beste draus" verbuchen (auch wenn ich das ambivalent sehe, natürlich ist eine positive Einstellung von Vorteil und klar, kommen viele klar, aber das bedeutet nicht, dass einen mal alles ankotzt und man sich Luft machen muss und in solchen Momenten ist ein 'andern geht's schlechter' manchmal deplatziert, weil man sich nicht gesehen sieht),sondern um die Kinder.

    Ich glaube auch nicht, dass das Maske tragen und Abstand halten sehr viel negative Auswirkungen hat, aber Auswirkungen sind da. Viel eher mache ich mir Gedanken um das, für was Maske tragen und Abstand halten exemplarisch steht: Nämlich für die Tatsache, dass andere Menschen potentiell gefährlich sind. Ich habe Sorge, dass sich dieses Menschenbild manifestiert und diese Gefahr sehe ich inzwischen -gerade bei jüngeren Kindern.

    Dieses Unbeschwerte, zusammen rumtollen, aus einer Flasche trinken und vom Brot des anderen abbeißen... fehlt alles.

    Doch, ich bin mittlerweile überzeugt, dass das was mit (kleinen) Kindern macht und ich hoffe sehr, dass unsere Kinder doch ein positives Menschenbild entwickeln und bei Umarmungen und Nähe keine negativen Gedanken/Gefühle aufkommen.

  • ... aber man redet eben in der Regel nicht darüber. Und genau dadurch geht es einem z.T. noch schlechter.

    Wobei ich das nur hier erlebe. Der Tenor "stell dich nicht so an und wenn du dir um irgend jemanden Sorgen machst, außer um Viren bist du ein Heuchler und Lügner" im langen Thread ist schon sehr aggressiv und vorherrschend.

    Einmal editiert, zuletzt von UrlaubVomUrlaub ()

  • ...

    Doch, ich bin mittlerweile überzeugt, dass das was mit (kleinen) Kindern macht und ich hoffe sehr, dass unsere Kinder doch ein positives Menschenbild entwickeln und bei Umarmungen und Nähe keine negativen Gedanken/Gefühle aufkommen.

    Schon krass, weil man nicht wirklich fühlen kann, wie Dreijährige das erleben. Es ist wohl einmalig für dieses Jahrhundert.

Werbung