Angeblich übermotivierte Kollegen machen immerhin ihren Job vernünftig. Durch faule Kollegen, die sich vor allem drücken oder ihre Aufgaben mehr schlecht als recht machen, bleibt noch mehr bei den motivierteren Kollegen hängen.
Meine These ist, dass übermotivierte Kollegen sogar noch mehr dafür sorgen, dass motivierte Kollegen mehr arbeiten (weil sie sich genötigt fühlen), als faule KuK diesen Effekt auf motivierte KuK durch liegengebliebene Arbeit haben. Im Zweifel fällt dann auch mal was weg an der Schule, wenn keiner die AG anbietet.
Aber übermotivierte KuK, die starten doch diese Spirale!
In einem Kollegium in dem hauptsächlich faule Lehrer sind, ist die Arbeitsbelastung deutlich geringer. Dieses Phänomen kenne ich von ganz vielen Ämtern, dort wird so eine ruhige Kugel geschoben, da stapeln sich dann zwar die Antragsteller, aber die Beamten dort lassen einfach keinen Arbeitsstress aufkommen. Im System Schule geht das nicht so gut, denn irgendwann entsteht ein Druck durch unzufriedene Eltern. (Mal ganz abgesehen davon, dass die meisten KuK da selber mit den Füßen scharren würden, "wir müssen uns doch für die Bildung und Kinder aufreiben!" über die Prädisposition zum Arbeitswillen über das erforderliche Maß hinaus habe ich bei den Lehrern ja schon geschrieben).
Während es dem Amt schnurz ist, ob das Amt im Nachbarort mehr auf Zack ist, so ist die eigene Schulleitung doch in ständiger Angst, das Nachbargymnasium könnte "mehr bieten". So entsteht ein marktwirtschaftlicher Wettkrampf (das "r" ist intentional!) in einem Berufsfeld, in dem Konkurrenz und Auszeichnung nicht etwa zu höhren Profiten der Mitarbeiter führt. Total pervers und absurd. Während ich bei Unternehmen nachvollziehen kann, dass dort die Leistung im Vordergrund steht und man am Erfolg zumindest mittelfristig finanziell beteiligt ist, kommt mir dieses Wettrüsten zwischen Schulen einfach absurd vor. Man stelle sich vor Ämter würden untereinander so konkurrieren und sich in den Burnout arbeiten, weil sie das beste Amt des Landkreises sein wollen. Stattdessen achten die Mitarbeiter darauf eine schöne Work / Life Balance zu haben, denn... es kann ihnen ja keiner was, solange sie das Mindeste machen. Lehrer hingegen machen sich den Arbeitsdruck selber. Das Ministerium steht nicht bei der Kontrolle da und sagt, ohhh, das ist aber zu wenig. Lehrer schaffen es selber sich zu überarbeiten.
Dieses Extrem mit einem faulen Kollegium ist ja auch gar nicht das erklärte Ziel. Dennoch sind solche KuK Balsam für das System Schule, weil es sich sonst zu einer Kettenreaktion, bei der nicht mehr genug Neutronen abgefangen werden, hochschaukelt. Solche übermotivierten, selbstausbeuterischen Kollegien sind dann geprägt von extrem schlechten Arbeitsbedingungen und langfristig hohen Burnout Quoten. Was der eine über das gesunde Maß an Arbeit in seiner Freizeit für die Schule macht, wird zum Standard erhoben und von der SL frenetisch gefeiert. Das wiederum übt Druck aus und andere ziehen nach.
Die Ergebnisse sieht man in der Schullandschaft:
- Teilzeit als finanzielles Minusgeschäft
- Arbeitsmaterialen werden nicht vom Dienstherrn gestellt
- Stundenpläne sind eine Katastrophe (ja, auch das Ermöglichen von riesiger Wahlfreiheit bei der Kursbelegung für die SuS fällt letzten Endes mit in diese Kategorie)
und so weiter und so fort.
Deshalb halte ich es für wichtig, dass es auch KuK gibt, die zeigen, dass man auch mit weniger Einsatz immer noch angemessene Bildung vermittelt (und mit weniger Einsatz meine ich, dass man das Kerngeschäft eben ordentlich macht. Aber eben nicht als Teilzeitler seine gewonnene Freizeit für die Schule opfert, nicht tausend außerunterrichtliche Projekte usw.)