Behandlung des Romans "Nichts" von J. Teller im PP Unterricht einer 8. Klasse

  • Liebes Schwarmwissen,


    ich bin neu als Vertretungslehrerin an einem Gymnasium und habe u.A. eine 8. Klasse in Praktischer Philosophie übernommen.

    Nun habe ich mir gedacht, dass ich mit den SuS gerne das Buch "Nichts" lesen wollen würde. Die Lerngruppe ist mehr oder minder heterogen, das sprachliche Ausdrucksvermögen teilweise begrenzt.


    Da ich noch absoluter Neuling im Lehrerbiz bin und es mir neben Material schlichtweg an Erfahrung fehlt, wollte ich mich mal umhören, ob denn jemand schon mal "Nichts" im PP Unterricht bearbeitet hat?


    Welche Schwerpunkte würdet ihr setzen?

    Wie würdet ihr in der Erarbeitung vorgehen?


    Ich möchte die SuS gerne zum eigenen Nachdenken und zur Auseinandersetzung mit dem Gelesenen anregen. Aufgrund der Zusammensetzung der Lerngruppe möchte ich die Einheit gelenkter und weniger klassich offen gestalten.


    Ich bin um jeden Erfahrungswert dankbar! :>


    Ganz liebe Grüße

    Leyyls

  • Vorweg: Ich kenne das Buch, ich hab’ Philosophie studiert - nicht auf Lehramt! - und ein Jahr lang auf einer Vertretungsstelle PP unterrichtet, das war auch eine 8. Klasse. Das war’s aber auch!


    Sprich’ mit Kollegen, ob es vom Lehrplan vorgesehen oder zumindest an der Schule üblich ist, so eine Ganzschrift zu lesen. Ich gehe davon erstmal nicht so unbedingt aus. Wobei an Fächern wie PP auch schön ist, dass man sich da eine gewisse Freiheit nehmen kann, mehr als etwa in Deutsch oder Mathe.


    Und dann würde ich mir Gedanken machen, welche Begriffe, Fragestellungen etc. es denn sind, die durch das Lesen der Lektüre entweder aufgeworfen oder vertieft werden. Wahrscheinlich wirst du da im Bereich der Ethik landen, irgendwie wird’s um Werte gehen ... Lehrer denken in Zielen. Das Lesen der Lektüre ist kein Ziel, das wäre vielmehr so etwas wie «Die Schüler sollen ein Bewusstsein darüber erreichen, dass es verschiedene Arten von Werten gibt - z. B. materielle und ideelle oder wie auch immer man das weiter aufgliedern würde.


    Das Buch ist ja auch nicht ganz ohne ... ich würde das nur machen, wenn du zumindest im Bereich der Philosophie und/oder Literaturwissenschaft einen fachlichen Background hast, so dass du dich «nur» darum verstärkt kümmern musst, wie du das Buch im Unterricht einsetzt.


    Guck’ nach fertigen Unterrichtsmaterialien, die es vielleicht zu kaufen gibt. Das könnte für dich auch ein Leitfaden sein, abgesehen davon, dass es vielleicht Zeit erspart ggü. dem eigenen Erstellen von Materialien.

  • hab das Buch nicht im Philounterricht gelesen, aber es wird gerne als Lektüre im D-Unterricht genommen - entsprechend gibts da Zusatzmaterial wie Sand am Meer (einfach mal googeln). Allerdings wäre mein Tipp: Nimm etwas Einfachereres - immerhin geht es ja auch nur um ein Nebenfach, in der 8ten sind sie noch sehr kindlich, Du kennst die SuS nicht gut und hast noch keine Beziehung zu den SuS aufbauen können, und wer weiss, wann es wieder in die Distanz geht. Alternative Vorschläge: Der kleine Prinz, Momo (sehr lang), Schokoladenkrieg, die Welle, Hüter der Erinnerung etc.

  • Meine Tochter hat das im Unterricht gelesen und fand es verstörend... (da erzählt sie heute noch von, obwohl es schon ein paar Jahre her ist) und nachdem ich eben mal die Zusammenfassung gelesen habe, kann ich das sehr gut nachvollziehen.

    Meine jüngere Tochter ist jetzt auch in dem Alter und ich bin mir sicher, die hätte da auch daran zu knabbern.

    Wenn du wirklich noch wenig Erfahrung hast, würde ich mir das gut überlegen.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Aus Sicht der Englischlehrerin: unbedingt auch abklären ob das Buch nicht vielleicht in Englisch gelesen wird. (Genau wie Hüter der Erinnerung)

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ich kann nichts zum Einsatz im Unterricht oder zur Klassenstufe sagen, aber wollte erwähnen, dass ich das Buch auch - oder gerade? - als Erwachsener sehr gut fand. Unbedingte Leseempfehlung.

  • Ich habe das Buch dieses Schuljahr mit meiner 9 gemacht - wir sind ein kleiner, familiärer und leistungsstarker Kurs, deshalb habe ich uns das zugetraut, auch wenn wir leider fast alles im Distanzunterricht machen musste und so viel zu wenig diskutieren konnte.

    Den Schülern hat es gefallen, sie fanden es aber auch herausfordernd. Deshalb würde ich es auch nicht für einen noch „neuen“ Kurs empfehlen.

    In einer 8 vor zwei Jahren habe ich zum Beispiel „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ gelesen - das ist meiner Meinung nach weniger anspruchsvoll, bietet aber dennoch viele Ansatzpunkte für philosophische Fragen - Nachteil hier: es ist relativ lang und teilweise etwas redundant, evtl. kann man auch mit Auszügen arbeiten.

  • Ich habe keine Erfahrung im Ethik-/Philosophieunterricht der Sekundarstufe, aber bieten sich nicht auch "Sofies Welt" oder andere (kürzere) Bücher von Jostein Gaarder an? Oder halten die Fachleute davon nichts?

  • Sophies Welt ist so.. hm. Vielleicht reihum mit Referaten/Präsentationen zu den einzelnen vorgestellten Theorien - insofern für die Distanz geeignet. Ansonsten vielleicht das von Gaarder mit dem Thema Tod, aber die Handlung mäandert so dahin. Da findet man in Jugendbüchern - oder sogar Kinderbüchern, wie Pinocchio oder Peter Pan - viel mehr Ansatzpunkte, um ins Gespräch zu kommen. Ein Tipp wäre noch, einen Blick in das Lehrwerk "Weiterdenken" von Schroedel zu werfen: ich find das ansonsten nicht überzeugend, aber die nehmen immer Lektüren als Aufhänger für die Themen und vielleicht ist da etwas dabei, was Dir gefällt.

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