Referendariat mit Kind - wer noch?

  • Hallo liebe Kollegen,


    ich suche Leidensgenossen (Männer und Frauen dürfen sich gleichermaßen angesprochen fühlen ;) ). Ich habe im Februar 03 mein Ref begonnen, mein Sohn wurde im September 03 geboren. Seit Juni 04 bin ich wieder im Geschäft und sitze gerade an der Staatsarbeit.
    Wem gehts ähnlich? Wer versucht noch, Kind und Ref unter einen Hut zu bringen? Die Probleme sind doch irgendwie ganz andere als die, die man ohne Kind hat. Da ich ohne Kind mit dem Ref begonnen habe, weiß ich das noch zu gut :P


    Ich bin so ausgepowert. Unterrichtsvorbereitung geht nur abends, wenn mein Sohn im Bett liegt. Elterngespräche, Hausbesuche stellen mich jedes mal vor ein organisatorisches Problem. Und jetzt steht auch noch die pädagogische Woche an. Meine Fachleiterin meint, ich könne meinen Sohn ja mitnehmen. Würdet ihr das machen?


    Ach, ich hör jetzt erstmal auf zu jammer und schau, obs überhaupt jemandem hier ähnlich geht...


    LG, Katja

  • Hallo,


    ich glaube, ich könnte dir Bände erzählen, wenn ich nur nicht so müde wäre. Ich habe im Mai 2004 als Mutter von drei Kindern (jetzt 13, 11 und 9 Jahre alt) begonnen. Z. Zt. erlebe ich gerade den absoluten Tiefpunkt. Ich bin völlig übermüdet, gestresst und ausgepowert. Zeit für mich - völlig utopisch! In der kommenden Woche habe ich einen Besonderen Besuch, was dann natürlich bedeutet, dass das ganze Wochenende für Vorbereitungen drauf geht und ich keine Zeit für meine Kinder habe. Vom Haushalt will ich gar nicht reden. Ich überlege schon seit Wochen, eine Haushaltshilfe einzustellen, aber ich hatte noch keine Zeit, diese Sache in Angriff zu nehmen. Während ich das hier schreibe, habe ich schon wieder ein schlechtes Gewissen, da ich doch über den Büchern sitzen sollte. Du merkst - ich kann nichts Positives berichten. Meine Examensarbeit muss am 1.August fertig sein. WEnn ich mir vorstelle, wie ich in den Sommerferien über dieser Arbeit sitze, könnte ich wirklich in Panik ausbrechen. Ich wünsche dir viel Glück weiterhin.


    Tatjana ?(

  • Liebe "Referendare mit Kind",
    wenn ich eure Postings so lese, frage ich mich doch: was macht der Vater? Selbst wenn man alleinerziehend ist und von dem Vater getrennt lebt, sollte er doch gewisse - ähm - Aufgaben mit übernehmen, oder? Und dazu gehört für mich auch, die drei "großen" Kinder mal übers Wochenende zum Urlaub auf dem Bauernhof oder in einen Freizeitpark mitzunehmen, damit die Mutter ihren großen UB vorbereiten kann!


    Oder sehe ich das etwas kindlos-naiv?


    LG, das_kaddl


    PS: Dass sich die Sache mit Baby schwieriger gestaltet, klar. Aber 9-/11-/13-Jährige sollten doch schon einen gewissen Schlafrhythmus haben ;)

  • Hallo zusammen!
    Ich habe im Februar 2002 mit meinem Referendariat begonnen und nach eineinhalb Jahren Elternzeit vor einem Jahr wieder angefangen. Jetzt habe ich gerade meine Examensarbeit fertig (endlich! freu!). Ich muss auch sagen, dass ich gerade die letzten Wochen sehr anstrengend fand. Ich habe einen Partner, der sich mit kümmert, aber trotzdem habe ich weniger Zeit als kinderlose Referendare. Mein Freund geht meist erst gegen 10 zur Arbeit, damit er unsere Tochter morgens in den Kindergarten bringen kann. Dafür kommt er abens recht spät wieder. Also habe ich erst abends Zeit für die Schule (oder morgens früh). Am Wochenende unternimmt er viel mit meiner Tochter, da kann ich arbeiten. Aber auch das ist halt nicht so schön, denn frau will ihr Kind halt auch gerne mal sehen....
    Trotz allem hat es auch Vorteile, ein Kind zu haben im Ref, denn ich habe einfach noch was anderes im Leben als immer nur Schule und kann mich deshalb nicht ganz so verrückt machen wie manche Kollegen.


    Viele Grüße


    Uta

  • Hallo Kaddl,


    mit der kinderlosen Naivität kannst du recht haben. NAtürlich nimmt mir mein MAnn ARbeit ab, wo er nur kann. Aber im Gegensatz zu mir ist er in der "Kernzeit" 7.00 bis 17.OO Uhr selbst außer Haus um seiner Arbeit nachzugehen. Er führt die Kinder an den Wochenenden gerne aus, nur was Bauernhöfe und Freizeitparks angeht - mit drei Kindern sind die finanziellen Mittel auch etwas begrenzt. Freut mich, wenn du da besser gestellt bist. Es ist auch eher der Alltag, der zermürbt, da (auch wenn meine Kinder nachts "durchschlafen") der TAg organisiert werden muss (Mittagessen, Abendessen. Was machen die Kinder, wenn ich ins Seminar muss, wer bringt sie zum Sportverein u. ä., dazu kommen andere elterliche Verpflichtungen, vom Haushalt will ich gar nicht reden). Es ging mir auch nicht darum, kinderlosen REferendaren etwas vorzujammern, sondern der Eingangsposterin mitzuteilen, dass ich weiß, wovon sie redet.


    Gruß


    Tatjana

  • Hallo Tatjana,
    ich lese aus deinen Mails, dass du für das Meiste in deiner Familie zuständig bist:

    Zitat

    Tatjana die Supergenervte schrieb:
    der TAg organisiert werden muss (Mittagessen, Abendessen. Was machen die Kinder, wenn ich ins Seminar muss, wer bringt sie zum Sportverein u. ä., dazu kommen andere elterliche Verpflichtungen, vom Haushalt will ich gar nicht reden).


    Und das finde ich - ehrlich gesagt - bedenklich.


    Zitat

    Tatjana die Supergenervte schrieb:
    Natürlich nimmt mir mein Mann Arbeit ab, wo er nur kann. Aber im Gegensatz zu mir ist er in der "Kernzeit" 7.00 bis 17.OO Uhr selbst außer Haus um seiner Arbeit nachzugehen.


    Diese Wochenarbeitszeit (50 h!) erschreckt mich dann doch sehr. Wie habt ihr denn im Vorfeld deines Referendariats darüber kommuniziert, wie eure "neue" Zeiteinteilung während deines Vorbereitungsdienstes (inkl. neuer Aufteilung der Pflichten) aussehen wird?


    Zum Thema Mittagessen machen:
    Meine Mutter war alleinerziehend und ging Vollzeit arbeiten. Wenn ich von der Schule nach Hause kam, konnte ich entscheiden: Brot mit Belag drauf oder was Einfaches selbst kochen. Mit 11 hab ich mich das erste Mal allein an den Gasherd getraut, vorher haben wir immer abends zusammen warm gegessen. Ich denke schon, dass man da Kinder einspannen kann!


    Zitat

    Tatjana die Supergenervte schrieb:
    mit drei Kindern sind die finanziellen Mittel auch etwas begrenzt. Freut mich, wenn du da besser gestellt bist.


    ?( Vermutlich verdiene ich im Referendariat weniger Geld als du. Was soll diese Anspielung?


    Zudem meinte ich preisgünstige Unternehmungen - ich bin mir sicher, es gibt sie auch bei drei Kindern. Jugendherbergen, Zelten (Frühling/Sommer/Herbst), Oma/Opa... - das sind Sachen, die Papa auch mal machen kann, um dir ein "freies" Wochenende anzubieten. Letztlich geht es ja auch nicht um jedes Wochenende, sondern um eines, an dem du einen großen UB vorbereiten wirst. In Niedersachsen (Grundschule) hat man insgesamt 4 große Besuche - also viermal Jugendherberge/Oma-Opa/Freunde/Bauernhof/Radtour.


    Natürlich kannst du mir meine Kinderlosigkeit vorwerfen. Aber ich sehe Pärchen in meiner direkten Umgebung, bei denen es - mit den üblichen Kämpfen und Problemen - funktioniert. Dass das Referendariat mit Kindern ein zusätzlicher Stressfaktor ist, streite ich doch gar nicht ab!


    Viele Grüße,
    das_kaddl.

  • *hups* so eine Diskussion wollte ich gar nicht auslösen ?(


    nun, es freut mich dennoch, dass es nicht nur mir so geht... meine Examensarbeit muss im Juni fertig sein - vielleicht kann ich dir ja dann Positives berichten *g*
    ich hab den nächsten UB erst im März, aber muss noch so viele Förderpläne bis dahin schreiben :rolleyes:


    Uta, verrätst du mir, in welchem Seminar du bist? So viele Sonderpädagogen gibts ja nicht. Vielleicht kennen wir uns ja auch :D


    Kaddl - mein Mann arbeitet Vollzeit. Er bringt unseren Sohn morgens zu seiner Tagesmutter, da ich das vor der Schule nicht schaffe. Er kommt abends nicht vor halb 7 zurück, also kümmer ich mich nach der Schule alleine um unseren Sohn. Hinzu komtm, dass mein Mann ab und an geschäftlich ins Ausland muss vor eine Woche - dann bricht hier das Chaos aus. Dienstags, unser Seminartag, kann mein Mann zuhause arbeiten, sodass wir den Kleinen nicht den ganzen tag über weggeben müssen. Nur - meine Unterrichtsvorbereitung kann er mir deswegen ja nicht machen.
    Und essen selber machen kann sich mein Sohn nocht nicht - mit etwas Glück hält er den Löffel selber, ohne dass alles auf dem boden landet ;)
    Zum Finanziellen - ich glaube, im Ref verdienen wir alle recht wenig, oder? Auch wenn mein Mann gut verdient, knapp ist es trotzdem. Allein die Kosten für die Unterbringung und PKV und Arztrechnungen (auch wenn man letzteres irgendwann wiederbekommt :rolleyes: )
    Und um noch was zu den Wochenenden zu sagen - ich möchte mein Kind am Wochenende einfach nicht weggeben. Vor der UPP werde ich ihn sicherlich öfter weggeben müssen, aber bis dahin hat in erster Linie er ein Recht auf meine Aufmerksamkeit. ich hab eher dann ein schlechtes Gewissen, wenn ich tagsüber für die Schule arbeite, anstatt mich um ihn zu kümmern.


    So gesehen hat Uta auch Recht mit den positiven Aspekten, die es mit sich bringt, wenn man ein kind im Ref hat. Die Prioritäten sind einfach anders gesetzt - aber die Noten müssen ja trotzdem stimmen...


    Euch noch einen schönen Sonntag, Katja

  • Hallo das_kaddl!
    Leider muss ich zu deinen Ausführungen auch sagen, dass das mir sehr nach Theorie anhört. Dabei werfe ich dir aber keine Kinderlosigkeit vor. Ich denke mal, dass Referendariat mit Kind besonders stressig ist, kann man sich ja schon so denken: Bei uns stöhnen inzwischen auch fast alle kinderlosen Kollegen im Seminar über Dauerstress. Und die haben definitiv mehr Zeit für ihre Arbeit als ich.


    Na ja, vielleicht bringt die Diskussion auch nicht so viel! Ich glaube, ein Punkt ist auch einfach, dass man sein Kind als Mutter einfach nicht so gerne abgibt, auch wenn Omas oder Papas vorhanden sind, die gerne helfen.


    Viele Grüße


    Uta

  • Hi Katja!


    Ich mache meine Ausbildung in Köln (Seminar und Schule für Geistigbehinderte). Zu deiner pädagogischen Woche: Am Anfang des Referendariats, als ich noch schwanger war, hatte eine Kollegin auch ihr Kind (11 Mo.) bei pädagogischen Tagen dabei, das klappte ganz gut. Schöner ist es natürlich noch, wenn es mehrere Kinder sind.


    Viele Grüße


    Uta


  • Huch, in welche Position gerate ich denn gerade?


    Mir ging es um Folgendes, dabei uneingeschränkt die Tatsache beachtend, dass das Referendariat auch ohne "Anhang" anstrengend ist:
    ein Referendariat mit Baby ist m.E. anstrengender als das mit 13-Jährigen Kindern, weil 13-/11-/9-Jährige Kinder schon ein ganzes Stück mit anpacken können, was z.B. kleinere Arbeiten im Haushalt oder das selbstständige Schmieren einer Käsestulle angeht.
    Zudem können ältere Kinder ihre Bedürfnisse meist verbal verständlich artikulieren und schlafen durch (und ermöglichen so ihren Eltern auch ein Stück "Erholung").
    Ein Baby übers Wochenende wegzugeben - klar, kein Thema - wäre für mich wahrscheinlich auch nicht drin. Aber ist das nicht bei 13-jährigen anders?
    Als ich noch meine Jugendgruppe hatte, gab es nur ganz selten Heimwehfälle und allen (inklusive mir!) hat es superviel Spaß gemacht, miteinander auf Zeltlagern zu fahren. Dort haben sie andere Kids getroffen und gemeinsam Sachen gemacht, die sonst zu Hause nicht alltäglich sind - Nachtwanderung, Disco etc.


    Zudem deutete sich für mich in Tatjanas Postings an, dass alle Arbeit an ihr hängenbleibt. Und das finde ich nicht fair - auch wenn es die Entschuldigung gibt, dass der Mann "Vollzeit arbeitet". Das machen Referendare auch - nur unterliegen Refs (wie Lehrer allgemein) scheinbar auch in Beziehungen dem Vorurteil, mittags nach Hause zu kommen und "fertig mit der Arbeit" zu sein.
    Und ich finde, wenn sich ein Paar mit Kind/ern dafür entscheidet, dass der weibliche Teil des Paares "wieder arbeiten geht" (das Referendariat beginnt), auch klar sein muss, dass nicht die Frau alles schaffen kann, was sie bisher auch geschafft hat - ganz einfach, weil je nach Bundesland bis zu 16 h schulische Präsenzzeit + Unterrichtsvorbereitungen zu Hause "dazukommen".


    LG, das_kaddl


    PS: Natürlich können wir immer wieder auf den Vorwurf zurückkommen, ich spreche von blanker Theorie, weil ich selbst keine Kinder habe.

    • Offizieller Beitrag

    Ach kommt, Leute, was soll das denn?


    Kaddl hat sich zu Recht gefragt, ob alles an der Mutter hängen bleibt oder ob nicht auch der Vater da in der Verantwortung ist.


    Und dass man als Mutter das eigene Kind einfach nicht gerne abgibt mag sein - besonders wenn es so klein ist - aber dann muss man auch mit den Konsequenzen leben. Es geht vielleicht wirklich nicht immer alles zugleich?


    Ich muss immer an die großen Frauenzeitschriften denken, die frau suggerieren, sie habe stets schön, gepflegt, beruflich erfolgreich, eine gute Hausfrau und natürlich eine excellente Mutter, Ehefrau, Köchin und Gesellschafterin zu sein.


    Als mein Sohn noch sehr klein war, hätte ich mir kein Refi vorstellen können.
    Jetzt mache ich es und weiß, er muss dafür eben auch mal öfter fremdbetreut werden. Dafür bin ich später in der Lage, ihm eine materiell abgesicherte Zukunft zu bieten, wofür ich auch zuständig bin.


    Und bevor Missverständnisse aufkommen: Geld haben wir bei vollem Arbeitseinsatz auch seit Jahren nicht, trotzdem kümmert sich (noch *seufz*) mein Mann meist am WE schwerpunktmäßig um unseren Sohn. Spiele und Schlitten fahren kosten nix...


    LG, Melosine

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

  • Liebe Refis mit Kind!


    Ich bin zwar noch keine Refi mit Kind, aber wenn alles gut geht, so bin ich es in absehbarer Zeit :-)!


    Nach vielen Jahren des "Übens" mit ärztlicher Hilfe habe ich zwei Tage vor der Vereidigung im Januar endlich das erste Mal einen positiven Schwangerschaftstest in Händen gehalten. Das Timing wäre in den Jahren davor deutlich besser gewesen, da hatte ich einen wenig anstrengenden, netten Bürojob, den ich aber leider Ende des Jahres verloren habe. Aber ich bin trotzdem überglücklich, dass es nun endlich geklappt hat!


    Mittlerweile bin ich in der 10. SSW und erwarte mein Kind im September - somit sieht es bei mir ganz, ganz ähnlich aus wie bei dir, Frau Bounty! Ich habe dann mein erstes Referendariats-Semester hinter mir. Im Moment stelle ich mir das so vor, dass ich ein Jahr später wieder einsteige, und natürlich frage ich mich auch nicht grad selten, wie das alles gehen soll - noch anderthalb Jahre durchzuhalten! Und was ich hier so lese, ist auch nicht grad ermutigend. Mein Mann arbeitet auch Fulltime. Das wird also alles nicht so einfach. Es gibt zwar auch zwei Großmütter, die ganz heiß auf ihr zukünftiges Enkelchen sind, aber wo ich mir so lange Jahre ein Kind gewünscht habe, möchte ich dann natürlich auch etwas davon haben! Naja, ich hoffe mal, man wächst mit seinen Herausforderungen.


    Ich hatte auch als positiven Aspekt von anderen Refis mit Kind gehört, dass sich einfach die Wertigkeiten verschieben und man dann halt Abstriche machen muss bei der Unterrichtsvorbereitung. Das wirkt sich dann womöglich auch auf die Noten aus, aber man kann halt nicht alles haben im Leben!


    Naja, ich bin gespannt! Im Moment finde ich die Perspektive einfach großartig, dass die (in diesem Jahr in Berlin sehr frühen) Sommerferien fast nahtlos in den Mutterschutz übergehen. An die Zeit nach dem Erziehungsurlaub wage ich nicht zu denken, denn Ref ist leider kein Fulltimejob, sondern ein Doppeljob.


    O.K., also dann wünsche ich euch mal viel Kraft für alles!


    Liebe Grüße,
    Mia

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