Beiträge Abiball / Abirede / Abizeitung - Kontrolle?

  • Hallo an alle,


    Von mir ein Thema, was während Corona natürlich überhaupt nicht relevant oder dringend ist. Trotzdem musste ich kürzlich seit langem wieder daran denken. In der Hoffnung, dass jemals wieder Abschlussfeiern stattfinden können, hier meine Frage dazu: Werden Beiträge zum Abiball, die Abirede oder die Abizeitung in irgendeiner Form bei euch an den Schulen im Vorfeld überprüft (von Klassenlehrer/in oder Schulleitung)? Bei uns an der Schule ist das nicht der Fall. Ich weiß auch nicht, ob ich es gut fände oder wie das gut gehandhabt werden könnte. Trotzdem stören mich folgende Beispiele aus den letzten Jahren:


    Bei 3 Abschlussfeiern wurden Lehrer/innen parodiert. Teils war es zum Mitlachen, teils auch nicht so sehr.

    Bei 1 Abirede wurde sich sehr über die Parallelklasse lustig gemacht /diese parodiert. Auch wieder eigentlich nur für die vortragende Klasse lustig.

    In der Abizeitung fiel mir nichts grenzwertiges auf, könnte ja aber auch kommen.

    Fotozusammenstellungen von Mitschüler/innen wurden ungefiltert gezeigt, u.a. Auch ein Foto mit homophoben Äußerungen (dass das gar nicht geht, ist wohl klar. Aber wie gesagt die Beiträge laufen eben ungefiltert).


    Bei 2 der oben genannten Lehrerparodien war auch ich meines Empfindens unsympathisch dargestellt. Nichts schlimmes aber es kamen eben manche Lehrer besser weg, manche richtig schlimm und ich meinem Gefühl nach eben unsympathisch. Ich fühle mich bei solchen Beiträgen bloßgestellt und unangenehm berührt. Den ganzen Abend sitzt man da und denkt: Was kommt diesmal bloß? Wird es ok sein? Und dann plötzlich kommt der Sketch oder der Film und man wird vor den Eltern, Schüler/innen, Schulleitung, Kolleg/innen parodiert. Ich mag das nicht.


    Wie könnte man sowas im Vorfeld handhaben?


    Zu mir: ich denke ich bin einfach keine Person, die alle sofort lieben. Ich bin nicht lustig vor einer Gruppe von Menschen. Ich habe jedoch schon sehr an mir gearbeitet (lockerer sein, mehr Lachen, frage jede Stunde die Schülergruppen wie es ihnen geht.) Ich knie mich total in die Arbeit rein und wenn sich jemand verbessern will, helfe ich, wo ich kann. Ich glaube ich komme anders an, als ich es eigentlich bin. Mir ist das bewusst und ich arbeite schon seit Jahren daran es zu verbessern. Ich unterrichte auch nicht mehr ganz so viel, da ich noch Verwaltungsaufgaben erledige. Daher denke ich grundsätzlich ist der Beruf für mich okay. Jeder hat Fehler und Macken, dennoch tut es weh, wenn diese vor versammelter Mannschaft vorgeführt werden.


    Meine Idee: Nächstes Mal vor Abschlussfeiern dies nochmal der Klasse mitteilen, dass sie mir gern etwaige offene Baustellen mitteilen können, ich aber nicht so vorgeführt werden möchte. Es kann sein, dass das was bringt, es kann aber auch sein, dass das schlafende Hunde weckt (was wenn die Klasse gar nicht vorhatte so was zu zeigen). Beim letzten Vorfall habe ich es auch so angesprochen und mir wurde zugesichert, dass nur allgemeine Parodien von Lehrern kommen würden, ohne Namen. Dies hat am Ende dann aber nicht gestimmt (die Kolleg/innen mussten erraten welcher Lehrer dargestellt wurde).


    Einen schönen Tag euch und danke fürs Durchlesen

  • Ich finde das auch arg daneben. Auch bei meinem Abiball wurden Lehrer und Schüler offen vor allen anderen kritisiert bzw. gedemütigt. Viele Schüler haben / hatten schon damals keinen Anstand. Weiß aber nicht wie man das verhindern kann, außer es vielleicht so zu gestalten, dass nur die Zeugnisse überreicht werden ohne die Rede von irgendwelchen Schülern.

  • Ah, wenn ich jetzt so darüber nachdenke. Bei einem Abiball einer Freundin von mir war das so, dass nur der Schulleiter und ein paar Lehrer gesprochen haben und Schüler eigentlich gar nicht, außer die Schülersprecher. Gleich danach wurden die 1,0 - 1,5 Schüler geehrt und dann die Zeugnisse ausgeteilt und fertig. Ich fand das sehr angenehm so.

  • Wie könnte man sowas im Vorfeld handhaben?

    Das ist ein heikles Thema, gerade die Abizeitung ist grundsätzlich in Privathand und die Schule hat da i.d.R. keinen Zugriff. Im Kollegium heiß diskutiert wurde auch die Option, dennoch vorab Beiträge (über sich selbst) zu sichten, gleichzeitig aber den Beigeschmack von Zensur zu vermeiden. Wir haben dann darauf reagiert, indem wir jeweils bereits lange vor dem Abitur im Herbst mit dem zuständigen Abigremium über rechtliche Rahmenbedingungen ihrer Arbeit (Presse-, Straf- und Zivilrecht) sprechen und anhand von Beispielen ins Gespräch zu kommen, was grenzwertige und grenzüberschreitende Beiträge sein könnten.


    Was die Schülerinnen und Schüler dann daraus machen, liegt in ihrer Verantwortung. Insbesondere das Gegenlesen und "Freigeben" von Schülerbeiträgen käme sonst auch in gefährliche Nähe einer verbotenen Rechtsberatung.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe als Stufenberater immer daran erinnert, dass ein Reifezeugnis auf in dieser Hinsicht ein Reifezeugnis darstellt. Die allermeisten Schüler verstehen das - leider setzen sich oft die anderen durch, weil sie sich unbedingt für ein subjektiv erlittenes Unrecht rächen wollen. Habe ich auch schon vor 500 Leuten abbekommen. "Meine" Jahrgänge haben sich glücklicherweise immer an die Regeln gehalten.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Bei einem Abiball einer Freundin von mir war das so, dass nur der Schulleiter und ein paar Lehrer gesprochen haben und Schüler eigentlich gar nicht, außer die Schülersprecher. Gleich danach wurden die 1,0 - 1,5 Schüler geehrt und dann die Zeugnisse ausgeteilt und fertig. Ich fand das sehr angenehm so.

    Der Abiball läuft hier in der Gegend eigentlich komplett ohne Reden etc. ab (und wenn, dann höchstens kurze von der SL und den Schüler- bzw. Jahrgangssprecher*innen). Die Zeugnisse gibt es schon vorher auf der Entlassungsfeier, wo es auch nur Reden von den oben Genannten plus evtl. Elternsprecher*innen u. ä. gibt sowie einige musikalische Einlagen oder ein kurzes Bühnenstück. Anschließend ist Zeugnisübergabe, "Bestenehrung" und dann gibt's Sekt und Snacks und das war's. Von Lehrerparodien oder ähnlichem habe ich in diesem Zusammenhang noch nie gehört.


    Um die Lehrkräfte ein wenig "leiden" zu lassen, gibt es hier aber den "Abistreich", der irgendwann nach den mündlichen Abiprüfungen vormittags stattfindet und an dem auch SuS anderer Jahrgänge teilnehmen. Da sollen die Lehrkräfte u. a. lustige Spielchen mitmachen, aber es wird auch keiner Lehrkraft übelgenommen, wenn sie dort gar nicht auftaucht. Allerdings sind solche "Streiche" auch schon öfter übertrieben worden, z. B. durch mit Farbe beschmierte Schulwände und Lehrerautos (keine wasserlöslichen Farben!), zugemauerte Lehrerzimmmertüren,... Der Abi-Jahrgang vor meinem eigenen hat es damals auch übertreiben und denen wurde daraufhin die "Location" für ihren Abiball, der drei Tage später stattfinden sollte, abgesagt, weil die Betreiber ähnliche Ausschreitungen fürchteten.


    Was die Abizeitung angeht, finde ich diese wirklich problematisch. Auch da habe ich schon von Lehrkräften (auch an meiner Schule) gehört, die sich gehörig auf den Schlips getreten fühlten.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Der Abiball läuft hier in der Gegend eigentlich komplett ohne Reden etc. ab ... Die Zeugnisse gibt es schon vorher auf der Entlassungsfeier, wo es auch nur Reden von den oben Genannten plus evtl. Elternsprecher*innen u. ä. gibt sowie einige musikalische Einlagen oder ein kurzes Bühnenstück. Anschließend ist Zeugnisübergabe, "Bestenehrung" und dann gibt's Sekt und Snacks und das war's. Von Lehrerparodien oder ähnlichem habe ich in diesem Zusammenhang noch nie gehört.


    Genauso habe ich bei der einen Freundin erlebt und finde das super so.


    Um die Lehrkräfte ein wenig "leiden" zu lassen, gibt es hier aber den "Abistreich"...

    Das empfinde ich auch als groben Quatsch. Ich habe zwar nur wenige erlebt, weil ich erst sehr spät aufs Gymnasium gewechselt bin, aber die waren nur Blödsinn.


    Was die Abizeitung angeht, finde ich diese wirklich problematisch. Auch da habe ich schon von Lehrkräften (auch an meiner Schule) gehört, die sich gehörig auf den Schlips getreten fühlten.

    Oh, das war bei uns damals richtig übel, unter anderem:


    - einem Lehrer wurden sexuelle Kontakte mit seinen Schülerinnen vorgeworfen

    - einem älteren Lehrer wurde vorgeworfen, dass er seinen Schülerinnen nur in die Oberweite schaut und anhand dieser auch seine mündliche Noten vergibt

    - einer Lehrerin wurde vorgeworfen, dass sie eine Alkoholikerin ist

    - es wurde sich über die Hygiene von ein paar Lehrern und Lehrerinnen lustig gemacht

    - Mitschüler wurden in unterschiedlichen Kategorien geehrt, die nichts mit Schule zu tun hatten: z.B. Wer hatte am meisten Sex? Wer sieht am geilsten aus? Wer ist der Hässlichste? Wer sollte nicht mehr aus dem Keller raus?


    etc.


    Ich war damals total schockiert, als ich das gelesen habe und froh das es von der Schulleitung nicht zum Druckauftrag kam.

  • Ist halt die Frage, was man unter Zensur versteht. Eine richtige Zeitung darf zwar Satire, Lügen über Menschen verbreiten, darf sie aber auch nicht. Das einmal Gedruckte in einer Abizeitung kann man nie wieder Richtigstellen.


    Wenn offenbar ein Jahrgang über die Stränge schlägt, muss der darauffolgende Jahrgang damit leben, dass jemand über die Sachen drüber guckt. Sie könnten ja sonst völlig frei Erfundenenes verbreiten und damit jemanden in ernste Schwierigkeiten bringen, wie Berufschule93s Beispiel zeigt.


    Dass Jugendliche auf bestimmten Merkmalen von Lehrer*innen rumreiten ist aber normal denke ich, da muss man vielleicht mit leben. Letztlich stellen sie ja eh nur dar, was man selbst auch schon wusste. Ich weiß an unserer Schule auch, welche Lehrer wie beliebt sind und auch aus welchen Gründen...

  • Wenn offenbar ein Jahrgang über die Stränge schlägt, muss der darauffolgende Jahrgang damit leben, dass jemand über die Sachen drüber guckt.

    Oder der darauffolgende Jahrgang wird darüber aufgeklärt, dass die Redaktion presserechtlich auch für Straftaten gerade zu stehen hat, sofern sie diese decken. Kein Abigremium ist gezwungen, die Abizeitung vorab sichten zu lassen....und keine Schule ist gezwungen, deren Verkauf auf dem Schulgelände zu dulden ;)

  • Ach Leute...also manchmal frag ich mich...Abiball ist doch ne private Veranstaltung. Wenn das kein Kurs ist, der mir besonders am Herzen liegt, bin ich da eh nicht.

  • Werden Beiträge zum Abiball, die Abirede oder die Abizeitung in irgendeiner Form bei euch an den Schulen im Vorfeld überprüft (von Klassenlehrer/in oder Schulleitung)?

    offtopic:

    In der Kursstufe gibt es doch keine Klassen mehr und entsprechend auch keine Klassenlehrer? Oder hat sich das seit meiner Schulzeit geändert?

  • In der Kursstufe gibt es doch keine Klassen mehr und entsprechend auch keine Klassenlehrer? Oder hat sich das seit meiner Schulzeit geändert?

    Nein, aber "Tutorinnen" oder "Tutoren", die de facto ähnliche Aufgaben erfüllen. Nur werden die laut Verordnung von den Schülerinnen und Schülern ausgewählt. Wir handhaben das relativ frei, an vielen Schulen wird aber einfach eine Leiste, auf der Leistungskurse mit möglichst allen Schülerinnen und Schülern eines Jahrgangs liegen, als "Tutorenleiste" bestimmt.

  • Tja, wenn ich mich so erinnere: Einige Abschlussfeiern sind gelungen und lustig, rührend und liebevoll gestaltet mit Deko und leckerem Essen, Musik usw. Bei anderen ist es einfach nur peinlich. Weil keiner Bock hatte, was vorzubereiten. Weil man alberne Streiche macht, die nicht im mindesten lustig sind. Weil man meint, eine Abirede müsse eine Generalabrechnung sein. Weil in den Abizeitungen Blödsinn steht. Auch Lehrer glänzen nicht immer auf Abschlussfeiern.


    Ich wurde auch schon mal "abgewatscht" und das hat mich auch gekränkt. Aber das war nur ein einziges Mal und ich stehe jetzt drüber. Diese Feiern gehören halt zum Job und ich gehe auch durchaus nicht immer hin.


    Ich sprach mal mit Schülern, die mit ihrem Klassenlehrer sehr unzufrieden waren und ihm zum Abschluss nicht gerne künstlich danken und ihn loben wollten. Ich habe ihnen gesagt, dass auch Schweigen sehr beredt sein kann ... sie haben dann alle erdenklichen Lehrer über den grünen Klee gelobt, nur einen haben sie "vergessen". So entstanden keine peinlichen Momente, aber die Message kam doch rüber.


    Das vorher zu thematisieren, könnte auch nach hinten losgehen. elena, so wie du das schilderst, habe ich das Gefühl, dass das nicht noch mal passiert. Aber vorsichtig ansprechen kann man es natürlich. Vielleicht mit einer positiven Botschaft: Bei so einer Feier möchten alle froh sein. Das ist nicht der Ort für Abrechnungen - was auch für die Lehrer gilt. Das ist feige. Man kann auch vorher sagen, was einem nicht gefällt. Vielleicht wäre das am besten: In der letzten Stunde ein Feedback einzuholen, so dass jeder Schüler einmal die Gelegenheit hat zu sagen, was gut war und was weniger.


    Klappt aber nicht immer. Das darf man nicht persönlich nehmen.

  • ....und keine Schule ist gezwungen, deren Verkauf auf dem Schulgelände zu dulden ;)

    Ja, stimmt wohl. Aber auch das wäre wohl ein Novum und die SL müsste sich das Heft vorher ansehen. Glaube nicht, dass die TE (ihre Schule) an dem Punkt schon angekommen ist in ihrer Überlegung...

  • Bei uns an der Schule wird die Abizeitung von der SL gelesen, bevor sie in Druck geht. Da hat es auch schon Situationen gegeben, wo Texte geändert werden mussten. Das ist allerdings erst seit ein paar Jahren so.


    Wir hatten vor ein paar Jahren mal die Situation, dass ein*e Lehrer*in auf dem Abiball mittels eines Spiels bloßgestellt werden sollte. Ein*e Schüler*in hat das aber vorher an die Schulsozialarbeiterin weitergegeben, weil er/sie das halt nicht in Ordnung fand. Entsprechend hat sich der/die Kolleg*in auf das Spiel vorbereiten können.


    Bei mir war es mal so, dass ich gegen einen anderen Lehrer antreten sollte. Das wusste ich vorher und wir waren beide damit einverstanden. Was man mir aber seitens der Schüler*innen nicht mitgeteilt hatte, war, dass ich das Spiel verlieren sollte. Die haben einfach ein Quiz gemacht, bei dem sie sicher waren, dass ich das verlieren würde. Es waren glaube ich 12 Fragen, ich habe 11:1 gewonnen. Die SuS waren dann total sauer auf mich und haben mir dann erst gesagt, dass ich hätte verlieren sollen. Der Grund, warum sie das gerne gehabt hätten, war nach einer Erklärung plausibel, aber das konnte ich ja nun nicht vorher ahnen. Den Abiball habe ich dann auch eher frühzeitig verlassen, weil die SuS es mir gegenüber total haben raushängen lassen, dass sie es richtig doof fanden, dass ich nicht verloren hatte. Das Argument, sie hätten es mir vorher sagen müssen, dann hätte ich auch verloren, haben sie nicht gelten lassen. Dafür hat mir jemand (der zu dem Zeitpunkt schon total besoffen war) gesagt "ja, wir dachten halt, sie kennen sich nur mit England aus und nicht mit anderen Sachen". "Andere Sachen" waren unsere Schule und Fußball.

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