Liebe KuK,
heute muss ich mich nochmal an euch, und hier vor allem an die Grundschullehrer, wegen meinem eigenen Sohn wenden.
Vor den Weihnachtsferien fiel in einem Elterngespräch zwischen dem Mathelehrer (Schulleiter) und mir zum ersten Mal das Wort Hochbegabung seitens der Schule. Ich wusste, dass er ein cleveres Kerlchen ist und sich auch immer mal wieder in der Schule langweilt. In Klasse 1 und 2 fiel er zwar durch gute Leistungen auf, jedoch auch durch sein Verhalten. Auf Grund vieler Lehrerausfälle in Klasse 1 und 2/1, fühlte sich niemand für ihn zuständig und ich wurde nur bei Problemen kontaktiert. Im Frühjahr wechselte er dann zum zweiten Halbjahr der 2. Klasse in eine kleine Dorfschule hier in der Nachbarschaft. Dort wird sehr sehr konservativ unterrichtet und jetzt fällt seine “Besonderheit” deutlich auf. Vorher war er in einer gemischten Klasse 1-4 mit Freiarbeit und teilweisem Trennunterricht.
Einmal hatte er es dort gewagt, sich die Hausaufgaben älterer Kinder heimlich zu nehmen. Das gab größeren Ärger und so hielt er sich wieder an die Regeln. Eine binnendifferenzierte Förderung gab es nie und gibt es auch bisher nicht.
Er ist ein sehr angepasstes Kind, dass sich strikt an Regeln hält und auch bei anderen einfordert. Er wird dann auffällig, wenn er diese Anspannung bei seinen extremen Anpassungsversuchen nicht mehr aushält. Dazu kommt sein wirklich stark ausgeprägter Perfektionismus.
Nun zu meinem eigentlichen Problem. Die Schule ist sehr konservativ und arbeitet weitgehend frontal. Eine Differenzierung gibt es kaum. Ich mache mir große Sorgen, dass er auf dem besten Weg zum Underachiever wird, weil er keinen Spaß mehr an der Schule hat und es keine Herausforderungen für ihn gibt. In Mathe gibt es gelegentlich Differenzierung, aber dann muss er erst die wiederholenden Pflichtaufgaben machen und darf danach Zusatzaufgaben erledigen. Dies empfindet er aber als Strafe und trödelt um so mehr.
Jetzt im Homeschooling kann ich das gut auffangen, aber wie kann eine gute Binnendifferenzierung für eventuell Hochbegabte im klassischen Unterricht aussehen. Natürlich muss er da auch mal langweilige Aufgaben machen, aber diese ewigen Wiederholungen belasten ihn zunehmend.
Der Schulleiter schlug gleich das Wechseln in die 4. Klasse bzw. das Überspringen der 4. Klasse vor. Bisher habe ich mich dagegen vehement gewehrt, da mein Sohn erst zwei Wochen vor seiner Einschulung sechs Jahre alt geworden ist. Ich finde ihn zu jung um mit gerade 9 Jahren auf ein Gymnasium zu gehen. Ab Klasse 7 gibt es hier bei uns ein Gymnasium für Hochbegabte, aber wer weiß heute schon, ob er da mal einen Schulplatz bekommen würde.
Auf eigenen Wunsch hat er nun mit der Bruchrechnung nebenher angefangen. Er wollte es unbedingt und hat heute morgen dermaßen konzentriert daran gearbeitet. Das kenne ich hier zu Hause gar nicht von ihm. Und ja, ich weiß, dass ich das Problem damit verschiebe und verschärfe.
Also, wer von euch KuK hat/hatte ein hochbegabtes Kind in seiner Klasse und hat gute und vor allem zufriedenstellende Wege gefunden? Welche könnten das für uns sein? Außerschulisch ist er sehr gut ausgelastet (Instrument, Online-Computerkurse, Ballett, Karate), aber das macht die Schulprobleme langsam nicht mehr wett.
Danke und liebe Grüße von einer sich sorgenden Flixe-Mama