Die Schulministerin in NRW plant jetzt tatsächlich, den Lehrer*innen, die das Fach Sozialwissenschaften unterrichten, die Lehrbefähigung für das Fach Wirtschaft zu nehmen. Das sollen diese dann nur nach einem Zertifikatskurs bzw. vorher - großzügigerweise - vertretend unterrichten dürfen.
https://www.handelsblatt.com/p…tet-protest/26828946.html
Meine Meinung dazu:
1. Wir brauchen kein Fach "Wirtschaft" am Gymnasium, weil wir mit "Politik/Wirtschaft" bzw. "Wirtschaft-Politik" bestens ausgelastet sind und sogar über die Vorteile eines integrativen Fachs verfügen, das dann in der Oberstufe mit dem Fach "Sozialwissenschaften" wunderbar fortgeführt wird (und im übrigen schon jetzt mehr ökonomische als politikwissenschaftliche oder soziologische Anteile hat).
2. Ich frage mich ja, ob ich dann überhaupt noch unterrichten darf. Mein Studiengang bestand zu ziemlich genau jeweils einem Drittel aus Wirtschaftswissenschaft, Politikwissenschaft und Soziologie. Wenn ich nun für das eine davon offenbar ungeeignet bin, kann ich die anderen beiden Bereiche doch auch nicht?! Und ich habe als zweites Fach ja "Deutsch" studiert. Ich sollte wohl lieber auch keinen Literaturunterricht mehr geben, weil ich ja nicht "Literaturwissenschaft" studiert habe. Ich beantrage vielleicht mal, dass ich dann - bei vollen Bezügen - von nun an lieber direkt zu Hause bleibe.
3. Wenn man sich wundert, dass es Schüler*innen an ökonomischen Kompetenzen fehlt, dann liegt das auch an der totalen Überfrachtung der Kernlehrpläne, zu denen wir ja - laut Implementierungsveranstaltung - noch drei weitere Einheiten selbstständig hinzufügen sollen. Wenn ich dann noch 6 Stunden für eine ökonomische Einheit habe, wundert zumindest mich nicht, dass da nicht viel rumkommt.
4. Wenn die Ministerin etwas Sinnvolles machen will, sollte sie lieber ein eigenständiges Fach für die Studien- und Berufsorientierung einführen. Denn das "klaut" und Sowi-Lehrern tatsächlich immer viel Zeit.
Abgesehen davon, dass der ganze Plan vorne und hinten Müll ist, finde ich, dass es schlicht eine bodenlose Frechheit ist. Da stimmt das Motto "Außen hui, innen pfui" wohl - statt sich um die echten Probleme zu kümmern, führt man lieber prestigeträchtig ein neues Fach ein.