Arbeitsaufwand bestimmter Lehrfächer

  • Hallo ihr Lieben,


    seit gut einem Jahr spiele ich nun mit dem Gedanken, ein Lehramtsstudium zu beginnen. Vorzugsweise soll sich dieses auf ein Studium an der Schulform Gymnasium/Gesamtschule (GyGe) belaufen.

    In der engeren Auswahl finden sich folgende Fächerkombinationen wieder:


    -Englisch/Biologie

    -Englisch/Kunst

    -Kunst/Biologie


    Ich habe mich bereits bei einigen Bekannten die Lehrer sind umgehört, jedoch unterrichtet keiner von ihnen an meiner bevorzugten Schulform.

    Besonders interessiert mich der Arbeitsaufwand bei den jeweiligen Kombinationen....klingt vielleicht doof, aber ich möchte mich ungern von Anfang an unnötig überarbeiten. Ich habe gehört dass das Fach Englisch in der Oberstufe trotz Hauptfachstatus eher weniger aufwändig sei, stimmt das? Das gleiche gilt für Biologie. Ich hege für beide Fächer (und Kunst) ein unglaublich großes eigenes Interesse weswegen mir keine anderen Kombinationen in den Sinn kommen. Ich könnte mich vielleicht noch auf Geschichte einlassen.


    Mir ist klar, dass der Beruf des Lehrers besonders an einem Gymnasium sehr aufwändig ist oder sein kann und erwarte keinen Job mit einer 25h-Woche. Ich bin bereit den nötigen Aufwand aufzubringen, jedoch nur wenn sich dieser auch innerhalb einer angenehmen/vertretbaren Grenze aufhalten könnte... Ich bin momentan noch Student im Fach Biologie, jedoch ist mir klar geworden dass ich das Fach lieber lehren würde anstatt später mal im Labor zu sitzen. Was das Fach Englisch angeht habe ich bereits eine C2 Proficiency Qualifikation abgeschlossen und wäre meines Erachtens qualifiziert für die Aufnahme ins Studium. Ich würde sehr gern ein Praktikum an einer Schule absolvieren, aber ich glaube das ist im Moment angesichts der Pandemie etwas schwierig..


    Was sind eure Erfahrungen? Vielleicht könnt ihr ja mal etwas über euren Arbeitsalltag erzählen (vielleicht unterrichtet ihr ja eine der angegebenen Fächerkombinationen?)... Ich würde mich sehr über Hilfe oder Ratschläge freuen.

    Liebe Grüße ^^

  • Ich habe gehört dass das Fach Englisch in der Oberstufe trotz Hauptfachstatus eher weniger aufwändig sei,

    Neben Deutsch und anderen Fremdsprachen ist gerade Englisch in der Oberstufe wohl mit am Korrekturintensivsten. Wie man da auf wenig Aufwand kommt, frage ich mich doch.

    Biologie ist da sicherlich etwas entspannter.


    Kunst wird stark gesucht, daher würde ich wohl zu einer Kombi mit Kunst raten. Am Gym sieht es sonst schlecht aus mit Stellen.


    Wenn du jetzt aber schon Bio studierst würde ich wohl Kunst/Bio machen.

  • Ich würde dir sehr zu Kunst/Biologie raten.


    1. weil du schon Biologie studierst/studiert hast.

    2. weil du mit Kunst wahrscheinlich gut eine Stelle finden wirst.

    3. weil der Korrekturaufwand in Englisch deutlich höher ist als in den beiden anderen Fächern.


    Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Wenn du natürlich mehr Interesse an Englisch hast als an Bio, nimm halt das. Aber von Eng/Bio würde ich aus Einstellungschancen-Sicht eher abraten.


    Für Kunst musst du aber erst einmal die Eignungsprüfung packen.

  • Ich habe gehört dass das Fach Englisch in der Oberstufe trotz Hauptfachstatus eher weniger aufwändig sei, stimmt das?

    Nein. Aber ich spreche nur für meine Schulart und mein Bundesland.


    Ich mache das 9. Jahr Oberstufe, habe mittlerweile viel Material, aber finde die Vorbereitung am intensivsten von allen Klassenstufen. Die Themen sind viel anspruchsvoller und komplexer und obwohl man hier nur eine Klausur pro Halbjahr schreibt, ist gerade diese sehr aufwändig. Und das Abitur natürlich ebenfalls.


    Was das Fach Englisch angeht habe ich bereits eine C2 Proficiency Qualifikation abgeschlossen und wäre meines Erachtens qualifiziert für die Aufnahme ins Studium.

    Das ist super, ändert aber m. E. wenig am Arbeitsaufwand bei der Vorbereitung und den Korrekturen, außer, dass du vielleicht weniger nachschlagen musst bei sprachlichen Aspekten.


    Ich habe mal mit einer befreundeten Kollegin (Mathe/Info) verglichen, wie der Arbeitsaufwand für uns beide so ist. Das kann schnell mal mehrere Stunden wöchentlich ausmachen (wegen meines höheren Korrekturaufwandes). Sie korrigiert die gleiche Anzahl Mathe-Klausuren in der Hälfte der Zeit wie ich in Englisch. Aber das ist natürlich nur ein Beispiel und nicht repräsentativ.


    Aber: Ich habe mich bewusst für zwei Korrekturfächer entschieden und habe es nie bereut. Es gehört für mich zum Job dazu wie das tägliche Zähneputzen und bisher hat mir die Korrekturfrist (2 Wochen, 3 Wochen in der Oberstufe) immer gereicht. Ich schaue dann, dass ich mir in diese Zeit nicht noch mehr andere Korrekturarbeiten zu legen (Ich arbeite Teilzeit 78%). Ich korrigiere aber auch grundsätzlich gerne (aber natürlich finde ich es auch nicht schön, wenn sich Stapel auf meinem Schreibtisch bilden...).

  • Hallo shinypen,


    herzlich willkommen. :) (Ich bin auch seit kurzem neu hier).


    Ich kann dir nur über meine Erfahrungen berichten. Zwar habe ich nicht die von dir gewünschten Fächerkombinationen und bin an einer anderen Schulart tätig, aber vielleicht helfen dir ein paar Sichtweisen.


    Ob ein Fach mehr oder weniger Arbeitsaufwand hat, davon würde ich mich nicht beeinflussen lassen. Wirklich wichtig ist, ob dir das Fach an sich gefällt, dich darin wohl fühlst und dir vorstellen kannst, die Themen mehr oder weniger abwechslungsreich zu gestalten. Oftmals aber kommt alles anders als man gedacht oder geplant hat. Du wählst z.B. eine Fächerkombination, die auf den ersten Blick weniger arbeitsintensiv erscheint. Dann kommst du aber an eine Schule, wo du plötzlich vier oder mehr verschiedene Jahrgangsstufen unterrichten sollst und zudem kaum bis keine Parallelklassen hast. Das bedeutet, dass du für jede Klasse seperat Unterrichtskonzeptionen erstellen musst und das kann sehr arbeitsintensiv sein. Oftmals habe ich es mitbekommen, dass Kunstlehrer an mehreren Orten arbeiten, weil die Stammschule ihnen nicht genug Stunden zur Verfügung stellt. Dann bist du ruckzuck an einer zweiten Schule dabei und nimmst plötzlich doppelt an Lehrerkonferenzen, Klassenkonferenzen, etc. teil. Einige meiner Kollegen, die an zwei Schulen tätig sind, empfinden dies als starke Belastung. Oder du hast mehrere Klassenleitungen, die dir pädagogisch (z.B. eine besonders leistungsstarke oder leistungsschwache Klasse unterrichten musst) und organisatorisch (z.B. Fehltage im Klassentagebuch, Eltern kontaktieren, Schulbehörde einschalten, etc.) deutlich mehr abverlangen.

    Jetzt habe ich nicht genau auf das geantwortet, was du dir genau erhofft hast, aber ich hoffe, ich konnte dir noch ein paar relevante Dinge schildern, die neben dem Unterrichten auch noch eine große Rolle spielen.

    Rückblickend betrachtet, habe ich festgestellt, dass man sich neben den ohnehin schon starken Druck des Referendariats (Unterrichtsvor- und nachbereitung, Unterrichtsbesuche, Korrekturarbeiten, Lehrproben, Kolloquium, etc. = permanente Prüfungssituation) sich oftmals selbst zusätzlich stresst. Besonders die Vor- und Nachbereitung hat mir zeitlich sehr viel abverlangt, weil ich selbst oftmals kein Ende gefunden habe. Die Grenze zu finden, wann die Arbeit für einen selbst endet, ist mir nicht immer leicht gefallen.

    Ich würde dir sehr ans Herz legen ein Praktikum zu machen. Dies ist angesichts der Pandemie zurzeit nicht möglich, das ist klar. Wenn du aber eines Tages an das Praktikum kommst, halte unbedingt zwei bis drei Unterrichtsstunden mit eigens erstellen Materialien und Ideen. Du bekommst mit Sicherheit ein sehr gutes Gefühl dafür, wie hoch der Arbeitsaufwand des Lehrberufs im Allgemeinen sein kann und ob es dir auch überhaupt gefällt vor Schülern zu stehen. ;)


    Gruß Pons

  • Ob ein Fach mehr oder weniger Arbeitsaufwand hat, davon würde ich mich nicht beeinflussen lassen.

    Diese Sichtweise finde ich naiv und unangebracht, besonders, weil du selbst keinerlei Erfahrung mit dem Arbeitsaufwand des Faches Englisch in der Oberstufe hast.

  • Die meisten Fächer haben irgendwelche Belastungsspitzen.

    Sie sind nur anders verteilt:


    Große Korrekturbelastungsspitzen:

    Deutsch, Englisch, generell Sprachen


    Kleine Korrekturbelastungsspitzen:

    Mathematik, andere Fächer in Facharbeitsphasen, Leistungskurse


    Lärmbelastung:

    Sport, Technik


    Belastung durch ortsgebundene Vorbereitung im Fachraum:

    Biologie, Physik, Chemie, Technik, Kunst


    Belastung durch Gefahrenpotential/besonderer Aufsichtsaufwand im Unterricht:

    Technik, Kunst, Chemie, (Physik)


    Belastung durch hohen Materialeinsatz:

    Technik, Kunst, Sachunterricht


    Belastung durch viele Lerngruppen:

    alle Nebenfächer, alle Kursfächer


    Da gibt es sicher noch mehr....


    Blöd wird es halt, wenn du zwei Fächer mit sich addierenden Belastungen hast, z.B. die berühmte Deutsch/Englisch-Kombination.

    Gut ist es, wenn du Fächer hast, deren Belastungen sich nicht gegenseitig verstärken, z.B. Mathe/Physik.

  • Gut ist es, wenn du Fächer hast, deren Belastungen sich nicht gegenseitig verstärken, z.B. Mathe/Physik.

    Naja, es kann vielleicht auch eine Belastung sein, sich ständig nur mit Zahlen zu beschäftigen. :D

  • Kunst würde ich auf jeden Fall dabei haben, da Mangelfach schlechthin. Englisch und Biologie sind beide mäßig gesucht. Englisch hätte den Vorteil, dass es ein Hauptfach ist, Biologie, dass du es bereits studierst und dir einige Kurse anrechnen lassen könntest. Englisch/Biologie kann man denke ich streichen ;) .

  • Diese Sichtweise finde ich naiv und unangebracht, besonders, weil du selbst keinerlei Erfahrung mit dem Arbeitsaufwand des Faches Englisch in der Oberstufe hast

    Ja gut, ich war dann wohl auch sehr naiv 😬 Meine LK-Lehrerin (gleiche Fächer-Kombi) hat mir abgeraten davon, ich habe es trotzdem gemacht... Ich hatte null Ahnung, aber würde wieder die gleichen Fächer machen...

  • Ja gut, ich war dann wohl auch sehr naiv 😬 Meine LK-Lehrerin (gleiche Fächer-Kombi) hat mir abgeraten davon, ich habe es trotzdem gemacht... Ich hatte null Ahnung, aber würde wieder die gleichen Fächer machen...

    War kein Vorwurf an dich, ich fände es nur ungünstig diesen Ratschlag von Dritten zu bekommen.

  • Der Thread wäre nicht komplett ohne... tadaa...


    "DU MUSST FÜR DEINE FÄCHER BRENNEN!"

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Zitat

    Wenn du aber eines Tages an das Praktikum kommst, halte unbedingt zwei bis drei Unterrichtsstunden mit eigens erstellen Materialien und Ideen. Du bekommst mit Sicherheit ein sehr gutes Gefühl dafür, wie hoch der Arbeitsaufwand des Lehrberufs im Allgemeinen sein kann


    ...eher dafür, wie hoch der Vorbereitungsaufwand von Unterrichtsstunden sein kann, wenn man darin noch überhaupt keine Routine hat. In alle weiteren Aufgaben, die in unserem Beruf täglich so anfallen, kriegt man in einem Praktikum in den seltensten Fällen einen belastbaren Einblick. Trotzdem ist ein Praktikum natürlich immer empfehlenswert.

  • Ich würde an deiner Stelle Kunst/Biologie machen. Wäre gut wenn du Biologie mit einem Fach ersetzen würdest, das noch weniger Korrekturintensiv ist. Bei uns wurde in Biologie schon viel geschrieben in der Oberstufe

  • Die meisten Fächer haben irgendwelche Belastungsspitzen.

    Sie sind nur anders verteilt:

    (...)

    Herzlichen Dank Kodi, das trifft es m.E. genau. Mich befremdet immer wieder, wenn hier Arbeitsbelastung mit Korrekturbelastung gleichgesetzt wird.


    Dem TE kann ich ebenfalls nur Kunst/Bio empfehlen, um das bisherige Studium mit nutzen und mit hoher Sicherheit auch eine Stelle am Gymnasium erhalten zu können.

  • Ich würde an deiner Stelle Kunst/Biologie machen. Wäre gut wenn du Biologie mit einem Fach ersetzen würdest, das noch weniger Korrekturintensiv ist. Bei uns wurde in Biologie schon viel geschrieben in der Oberstufe

    In welchem Fach wird denn nicht viel geschrieben in der Oberstufe? Ich denke, in allen Fächern ist der Korrekturaufwand in der Oberstufe höher als in den anderen Stufen. In Chemie habe ich bisweilen eine halbe Seite Text schneller korrigiert als einen verkorksten Rechenweg, wo ich alles nachrechnen und nachvollziehen muss und überlege, was als Folgefehler gilt und ob der Schüler nicht hätte erkennen müssen, dass - überspitzt formuliert - ein einzelnes Atom niemals eine Masse von 4 kg haben kann. Eine Oberstufenarbeit in Biologie umfasst bei mir 3 - 6 Seiten, die ich korrigieren muss. Einmal im Halbjahr. Insgesamt von der Korrektur gut machbar.


    Sarek

    • Offizieller Beitrag

    oh interessant, ich vermute, dass bei uns (NRW) die Bio-Arbeiten länger sind...

    In NRW schreiben die Schüler*innen nicht in allen Fächern eine Klausur. Da 99,5% der SuS in Englisch schreiben (so wie 100% in Deutsch und Mathe), gibt es Fächer, die halt von Anfang an mehr Belastung auf der Ebene haben.
    Wenn in einem 20-SuS-Kurs nur 5 SuS eine Arbeit, dann ist es schon ein Unterschied.

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