Lehrerdynastie

  • Ich glaube, das erhitzt jetzt einige Gemüter und/oder führt zu einem shitstorm, aber egal... :)


    Ganz ehrlich und frei von der Leber weg: Ja, ich hätte daran zu kabbern, wenn meine Kinder nicht aufs Gymnasium kommen würden.

    Uns ist Bildung wichtig und Bildung ist für uns ein Türöffner und wir wollen, dass für unsere Kinder möglichst viele Türen offen sind.

    Sicherlich würde ich keines meiner Kinder ohne entsprechende Empfehlung aufs Gymi "prügeln", aber wenn sie keine Empfehlung bekämen, wäre ich enttäuscht.

    Ich bin das ganz krasse Gegenteil. Haltet euch fest, jetzt kommt eine sehr heftige Äußerung:


    Ich will gar nicht das meine Kinder aufs Gymnasium wechseln

  • Ist alles richtig, ich arbeite ja selbst an einer Schulform, die Erwachsene zum Abitur führt. Ich kann aber nur sagen, dass es wirklich einfacher ist, wenn man keine "Lücke" hat. Unsere Schüler müssen teilweise richtig ackern, wenn sie sich bei uns anmelden, wenn der letzte Schulbesuch schon ein paar Jährchen her ist.

    Da stimme ich dir zu. Ich wollte mit meiner Aussage nur deutlich machen, dass man ohne Gymnasialempfehlung nicht automatisch in einer Sackgasse nach dem Motto: Nichts ist mehr möglich, landet.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Aber ich würde mich dann damit "abfinden" bzw. mich damit beschäftigen, welche Wege man dann mit einem Realschulabschluss gehen kann.

    da bringe ich als zukünftiger bayerischer Lehrer an beruflichen Schulen sehr gerne Licht in die Dunkelheit bzw zeige dir a whole new world nämlich das der beruflichen Schulen :verliebt:

  • ... Was das jedoch umgekehrt bedeutet: Wer soll der Theorie nach irgendwann die Jobs übernehmen, die gesellschaftlich wichtig sind, aber als "einfach" gelten, sprich Müllmann, Putzfrau, Metzger oder ähnliches?

    Du trollst. Es kann nicht anders sein. Oder du bist wirklich der einfältige Mensch, den du hier präsentierst.

  • Ist alles richtig, ich arbeite ja selbst an einer Schulform, die Erwachsene zum Abitur führt. Ich kann aber nur sagen, dass es wirklich einfacher ist, wenn man keine "Lücke" hat. Unsere Schüler müssen teilweise richtig ackern, wenn sie sich bei uns anmelden, wenn der letzte Schulbesuch schon ein paar Jährchen her ist.

    Das beobachte ich auch bei meinen Schülern. Was mich deshalb retrospektiv immer noch sehr verblüfft - meine grossstädtische „Problemrealschule“ hat seinerzeit wohl sehr vieles richtig gemacht. Als ich begann, das Abi nachzuholen war ich schon 7 Jahre aus der Schule draussen (Berufsschule zähle ich nicht mit, da gab es ausser Deutsch und Geschichte nur berufsbezogene Fächer). Aber ich konnte problemlos anknüpfen und ich war in der RS sicher kein Überflieger (ein guter Schüler schon, aber kein sehr guter). Ich hatte in der RS gute Lehrer, die den Stoff solide vermittelt haben - fancy Sachen haben wir nicht gemacht oder nur sehr wenig, aber die Grundlagen haben wirklich gesessen, besonders in den Sprachen, in Geschichte und in Mathe.

  • Top, dann hat deine ehemalige Realschule genau das geleistet, was man von der Schulform Realschule erwartet, nämlich eine solide Grundlagenbildung ohne den Anspruch halbherzig weitergehende Themen zu unterrichten.

  • find ich ein interessantes Thema.

    ich stamme nicht aus einem typischen ArbeiterInnenmilieu: sämtliche meiner Großeltern, Tanten/ Onkels, Cousins und Cousinen aller Länder haben zwar ne Ausbildung gemacht, aber meine Eltern sind bereits soziale AufteigerInnen gewesen, weil meine Mama eine vergleichsweise gut bezahlte Festanstellung als Musikerin ausübt und mit dem Kulturellen Kapital dann zwangsläufig das Gastarbeiterklischee hinter sich gelassen hat. Ich weiss noch, dass ich in der Grundschule unberechtigterweise wahre Alpträume davon hatte, keine Gymnasialempfehlung zu bekommen, weil ich ja Migrationshintergrund hatte - meine Eltern hätten eine andere Empfelung aber vermutlich nicht akzeptiert, weil ich sehr gut in der Schule war. Nach dem Abitur wäre Lehrer sowohl für mich, als auch für meine Eltern ein Abstieg gewesen - nicht so sehr wegen der Einkommensklasse, sondern wegen des Prestiges und weil das zu meiner Zeit nur MitschülerInnen mit schlechtem Abitur und hohem Spießergrad studiert haben. Auf mich wurde keinerlei Druck ausgeübt bzgl. des Lebensweges und ich habe viel Unterstützung erfahren. Dass ich nach 15 Jahren Karrierejob dann doch noch Lehrer geworden bin, ist aber ein Abstieg.

  • Meine Eltern sind beide Lehrer an Schulformen gewesen, die zum Abitur führen. Mein Großvater mütterlicherseits und die Geschwister meiner Mutter waren auch im Lehramt tätig. Ich hatte mich lange innerlich dagegen gewehrt, auch diesen Schritt zu gehen. Während des Studiums und mehreren Praktika habe ich allerdings festgestellt, dass ich sehr gerne Lehrer werden möchte. Schließlich bin ich jetzt als Studienrat an einem Gymnasium tätig. Obwohl das Referendariat sehr hart für mich war und ich noch ein zweites an der Grundschule drangehangen habe (in BaWü ist das möglich), bin ich bisher sehr glücklich an meiner jetzigen Schule und in meiner derzeitigen Lehrerrolle.


    Zu der Gehaltsdiskussion, die ich hier schon öfter verfolgt habe, möchte ich Folgendes beitragen: (1) Das Besoldungssystem im Beamtenbereich weist eindeutig die Schwächen eines jeden planwirtschaftlich aufgebauten Systems auf. Sowohl Minderleistung als auch Höchstleistung wird mit dem selben Sold im Vorhinein abgegolten und ich habe keine Möglichkeit, den Stufenaufstieg zu beschleunigen, da dieser automatisch nach Ablauf einer Frist vonstatten geht. Ich kann mich nicht einmal dagegen wehren, mehr Geld zu erhalten 🙂 es fehlt halt ein großer Teil an Flexibilität und Anreizen, mehr als den „Dienst nach Vorschrift“ zu leisten. Es gibt zu wenige Aufstiegsmöglichkeiten und das Gehalt ist nunmal nicht verhandelbar (da gesetzlich geregelt), wodurch man es sich zweimal überlegt, Extra-Aufgaben oder Fortbildungen auf sich zu nehmen.ich denke, dass durch den bürokratischen Aufbau des Bildungssystems das Potential der Mitarbeiter nicht effektiv und effizient ausgeschöpft wird, da es zu viele Behinderungen und Motivationsbremsen gibt, sodass es höchstens mittelmäßig sein kann.

    (2) Andererseits muss ich auch sagen, dass die Möglichkeiten zur persönlichen Entfaltung zumindest an meiner Schule in hohem Maß vorhanden und auch erwünscht sind. Es gibt auch eine große Zahl an Fortbildungen, die es einem ermöglichen, an der Schulentwicklung aktiv mitzuwirken. Hierbei muss ich natürlich für mich selbst entscheiden, in welchem Verhältnis ich Freizeit und Arbeit haben möchte, um nicht über Gebühr belastet zu sein, da ich nicht einmal mehr Geld für meinen Mehraufwand erhalte.

    (3) Das Geld, das ich als Studienrat mit A13 erhalte, ist sicherlich als gutes Einkommen zu bezeichnen. Ich hatte viele Jobs, bevor ich letztlich meine Stelle erhalten habe, und die waren auch sehr aufwendig, aber natürlich bei weitem nicht so gut bezahlt. In meiner Zeit an der Grundschule habe ich allerdings nur E11 erhalten, obwohl ich schon ein abgeschlossenes Referendariat am Gymnasium hatte, und war am Ende des Monats mit meiner 3/4-Stelle bei nur etwas mehr Gehalt, als ich zuvor im Referendariat erhalten habe. Der Aufwand war aber durchaus vergleichbar mit dem, was ich jetzt am Gymnasium leisten muss. Ich will jetzt auch keine Diskussion über die Besoldung in den verschiedenen Schularten aufmachen, da dies an anderen Stellen schon zur Genüge erfolgt ist. Ich will nur darauf hinaus, dass ich mich unter anderem wegen des Gehalts bei meiner jetzigen Stelle für eine volle Stelle entschieden habe, da ich so zumindest auch gefühlt genug erhalte für die Arbeit, die ich investiere. Ich sehe aber an anderen Kollegen, die nicht das Glück wie ich hatten eine Planstelle zu ergattern und als KV mitunter nur relativ wenige Stunden erhalten, trotz großem Engagement und Aufwand wirklich wenig Kohle für ihre Arbeit erhalten. Die Bezahlung an der Schule ist außer in dem „A-System“ meiner Meinung nach viel zu wenig. Die Arbeit als Angestellter ist bedeutend schlechter bezahlt und daher keine wirkliche Alternative zur Verbeamtung und den entsprechenden Bezügen.

    (4) Als ich bei meiner Bank wegen einer Kreditmöglichkeit nachfragte erwähnte der dortige Sachbearbeiter nur ganz beiläufig, dass ich ja jetzt, wo ich regelmäßig mehr als 3000€ (!) im Monat verdiene, ein kostenloses Girokonto mit kostenloser Visa-Karte erhalten könne und ob ich das wolle. Ich habe natürlich ja gesagt. Auch die Tatsache, dass ich mich privat zu meinen eigenen Bedingungen versichern kann, ist nicht zu unterschätzen. Und das habe ich alles zu Beginn meiner Laufbahn als Studienrat mit A13 herausgefunden. Ich bin gespannt, welche Vergünstigungen und Vorteile mir mein Status und meine höhere Gehaltsklasse noch so bereithalten. Man darf hierbei natürlich nicht die Wirkung der relativen Ungleichverteilung von Vermögen vergessen. Obwohl das eigene Einkommen höher ist als bei vielen oder sehr vielen anderen, gibt es trotzdem noch den Teil der Bevölkerung, der mehr hat. Das kann durchaus für negative Emotionen sorgen. Wobei ich hoffentlich zuvor deutlich gemacht habe, dass ich für mehr marktwirtschaftliche Bedingungen im Bildungssystem wäre, da ich hier das Potential besser ausgeschöpft sehe. Aber das ist eine vollkommen andere Diskussion.

    :autsch:„Lache und die Welt lacht mit dir; weine und du weinst allein.“ (Oldboy)


    Und ja, meine Lehrer waren auch beide Eltern ;)

  • ... Auf mich wurde keinerlei Druck ausgeübt bzgl. des Lebensweges ...

    Das passt für mich nicht so recht zum Rest des Textes.

    - der Migrationshintergrund hat dir Stress bereitet, man könne dir die Gymnasialempfehlung nicht geben

    - deine Eltern hätten keine andere Schulform als das Gymnasium akzeptiert

    - Der Erfolg deiner Mutter in einem sonst sehr prekären Bereich, dem Berufsmusikertum, spielt eine Rolle in deiner Bewertung

    - deine Meinung, wer Lehramt studiert(e) ist extrem einseitig und negativ


    Aber vielleicht kam das bei mir auch falsch rüber.

  • Ich finde den Thread gerade sehr traurig, bilde ich mir das ein, oder hat unser Beruf selbst unter uns einen schlechten Ruf? Ich finde die Arbeit, die wir machen, kurz gesagt sehr wichtig.


    Ich glaube, wenn Schulen besser mit Sachmitteln und Personal ausgestattet werden würden, würde das auch in der Gesellschaft ankommen. Es macht schon was mit der Selbst-und Fremdwahrnehmung, wenn man 28 Jugendliche im Plattenbau mit stinkendem Klo aus den 80ern unterrichtet.

  • Ach, stinkendes Klo... Jetzt stellst du aber Ansprüche, @samu, das ist halt einfach etwas nostalgischer Charme und doch momentan im Trend, oder?

  • Dass ich nach 15 Jahren Karrierejob dann doch noch Lehrer geworden bin, ist aber ein Abstieg.

    Da fragt man sich dann doch, warum du diesen Abstieg für dich gewählt hast. Irgendetwas scheint ja dann doch attraktiv genug gewesen zu sein.

    • Offizieller Beitrag

    Naja, man kann es auch als Vorteil unseres Berufs sehen, dass es letztlich scheißegal ist, wie gut Du Deinen Job machst, solange Du Dir nicht wirklich etwas zu Schulden kommen lässt. Das ist in der freien Wirtschaft sicherlich oft anders. Du bekommst das gleiche Geld - egal wann und wie oft Du krank bist, wie gut oder schlecht Du arbeitest, wie Du Dich engagierst oder nicht.
    So gesehen ist unser Job für mediokre Leistungen und Underachievement geradezu prädestiniert, zumal jede(r) von uns ein Lied auf die "schlechten" Lehrer, die jede(r) von uns hatte, singen kann.
    Es liegt mir absolut fern, dies qchn zu unterstellen - das wäre auch völlig daneben. Aber dieser Aspekt unseres Berufs ist leider auch ein Zugpferd.

    Für diejenigen von uns, die jeden Tag ihr Bestes geben, sich beide Beine für ihre SchülerInnen ausreißen, sich unterrichtlich wie außerunterrichtlich engagieren, gibt es jedoch systemisch bedingt faktisch nur selten Anerkennung. Die wenigen Male, in denen man ein aufrichtiges, nicht -opportunistisches positives Feedback bekommt, muss man sich schon einrahmen. Das negative Feedback überwiegt zumindest quantitativ. Beförderungen werden in der Regel nicht nach Leistung sondern nach Opportunität, formalen Kriterien und nach "divide et impera" vergeben - oft mit jahrelangen "Vorleistungen" der KollegInnen, denen man eine Beförderung vage in Aussicht gestellt hat. Für 14 von 15 meiner KollegInnen am Gymnasium ist bei einem Kollegium von 60-80 Personen und vier bis fünf A15 Stellen mit Ernennung zum/zur OStR(') Schluss. Da gibt es kein Weiterkommen mehr, weil der Stellenkegel es nicht hergibt. Eine echte Weiterentwicklung an der eigenen Schule ist oft nicht möglich oder erfordert entweder eine Versetzung oder einen (temporären) Wechsel in die Schulverwaltung.
    Sich da aufgrund seiner Bezügemitteilung und der strahlenden Kinderaugen jeden Tag aufs Neue selbst motivieren zu können, ist wahlweise bemitleidenswerte Selbstausbeutung oder bewundernswert.

  • Noch zum Vergleich der Einkommen. Allgemein korreliert das Einkommen mit Arbeitszeit, Verantwortung und Stress. Klar kann ich mein Einkommen mit dem von Topmanagern, Chefärzten, Partnern in Unternehmensberatungen und Wirtschaftskanzleien etc. vergleichen und feststellen, dass ich weniger verdiene. Nur gehört zur Wahrheit auch dazu, dass die meistens auch mit ihrem Beruf verheiratet und einem hohen Stress ausgesetzt sind und zudem eine grosse Verantwortung haben. Am Beispiel der Ärzte für Gesundheit und Leben ihrer Patienten und daran gemessen sind sie eher noch unterbezahlt (das gilt natürlich für alle Gesundheitsberufe). Vor allem: Nur ein kleiner Bruchteil der Berufstätigen erreicht eine solche Position und man muss eine solche Stelle auch wollen.

    Ich für meinen Teil wollte jedenfalls nie einen Job mit „Führungsverantwortung“. Personalführung, Administration, Strategieplanung, Q-Management und Meetings, das alles ist mir ein Graus - wer das gerne machen mag, bitte... ich konkurriere nicht um solche Jobs 😉

    Meinen Job als Lehrer mache ich wirklich sehr gerne - ich kann Menschen etwas nützliches für ihren Lebensweg mitgeben in einem Bereich den ich selber spannend finde und ich sehe meine Arbeit auch als einen sinnvollen Beitrag für die Gesellschaft.


    Was meine Entlohnung angeht: Alles, was ich gerne mache, kann ich mir leisten und der Rest interessiert mich nicht. Vor allem habe ich auch die freie Zeit, um mit meinem Geld etwas schönes zu machen. Zugegeben, ich bin da auch sehr unprätentiös - teure Autos, Schmuck, Designerklamotten, leben in einer Villa, Luxusurlaube, Sternerestaurants ... alles das gibt mir nichts und für mein Leben brauche ich das nicht. Ah ja: Was andere Leute alles haben ist mir vollkommen Wurst und was andere Leute über mich denken, auch 😉

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von Philio

    Nur gehört zur Wahrheit auch dazu, dass die meistens auch mit ihrem Beruf verheiratet und einem hohen Stress ausgesetzt sind und zudem eine grosse Verantwortung haben.

    Da sprichst du jetzt aber auch von dem Beruf des Lehrers, oder?

  • Für 14 von 15 meiner KollegInnen am Gymnasium ist bei einem Kollegium von 60-80 Personen und vier bis fünf A15 Stellen mit Ernennung zum/zur OStR(') Schluss. Da gibt es kein Weiterkommen mehr, weil der Stellenkegel es nicht hergibt. Eine echte Weiterentwicklung an der eigenen Schule ist oft nicht möglich oder erfordert entweder eine Versetzung oder einen (temporären) Wechsel in die Schulverwaltung.

    Der Stellenkegel existiert zwar, ist aber nicht so statisch, wie du ihn darstellst. In der Regel erreichen Lehrkräfte die Beförderungsämter nicht gerade mit 30 Jahren, sondern erst später. Die Stellen sind also nicht über die gesamte Lebensarbeitszeit von ca. 40 Jahren von ein und derselben Person besetzt, sodass insgesamt doch ein höherer Anteil von Lehrkräften aus Beförderungsämtern heraus in den Ruhestand gehen, als der Anteil solcher Stellen zu einem Zeitpunkt t suggeriert. Das gilt insbesondere für A15/A16-Stellen.


    Ergänzt werden diese Stellen von den Stellen in der Schulverwaltung, die du auch angesprochen hast. Dass man manchmal für Beförderungen auch den Standort/ die Firma wechseln muss, ist auch in der Wirtschaft nicht gerade unüblich.

  • ür diejenigen von uns, die jeden Tag ihr Bestes geben, sich beide Beine für ihre SchülerInnen ausreißen, sich unterrichtlich wie außerunterrichtlich engagieren, gibt es jedoch systemisch bedingt faktisch nur selten Anerkennung.

    Ja, leider 😔 Das so schwarz (bzw. blau) auf weiß zu lesen, macht mich traurig.

    Ich schaffe es sicher nicht, jeden Tag mein bestes zu geben, aber da ich jetzt den direkten Vergleich einer anderen Schule durch Kind 1 habe, sehe ich schon, wie viel Gedanken und Mühe ich mir um meine SuS mache.

    Die wenigen Male, in denen man ein aufrichtiges, nicht -opportunistisches positives Feedback bekommt, muss man sich schon einrahmen

    Das mach ich auch. Habe einen extra Hefter dafür ;)

  • Ich finde den Thread gerade sehr traurig, bilde ich mir das ein, oder hat unser Beruf selbst unter uns einen schlechten Ruf? Ich finde die Arbeit, die wir machen, kurz gesagt sehr wichtig.


    Ich glaube, wenn Schulen besser mit Sachmitteln und Personal ausgestattet werden würden, würde das auch in der Gesellschaft ankommen. Es macht schon was mit der Selbst-und Fremdwahrnehmung, wenn man 28 Jugendliche im Plattenbau mit stinkendem Klo aus den 80ern unterrichtet.

    Ich kann nicht für "uns" sprechen nur für mich. Ich halte die Arbeit die wir Lehrkräfte leisten auch für außerordentlich wichtig und wertvoll. Mir war dank der vielen Lehrkräfte in der Familie immer schon klar, wie zeitaufwendig und anstrengend diese Arbeit ist, habe erlebt, wie ein Onkel (BBS) im Burnout gelandet ist; ich habe aber auch gesehen, wieviel Herzblut darin stecken kann, welche Begeisterung sie hervorzurufen vermag- bei Lehrkräften, wie auch SuS oder Eltern- und wie nachhaltig die Effekte sein können, die wir zu erzielen vermögen im Lebensweg "unserer Hasen". Mein Optiker war ein Schüler meines Großvaters. Bis heute erinnert er sich an diesen und sagt, ohne ihn hätte er die Realschule niemals abgeschlossen, weil er an seinen 5ern in Mathe verzweifelt wäre in der Mittelstufe. Mein Opa hat ihn wohl nicht aufgegegeben, ihm Nachhilfe empfohlen und vermittelt und ihn immer motiviert an sich zu glauben. Er meint bis heute, ohne das hätte er nicht noch nach der Gesellenprüfung neben dem Beruf ein Abendgymnasium erfolgreich besucht oder seinen Meister gemacht. Mein Getränkehändler war ein Schüler meiner Oma (und sie später treue Kundin in seinem Laden). Er erinnert sich noch heute daran, wie wertschätzend der Werkuntericht in Klasse 5 bei ihr war und seine Augen strahlen, wenn er davon erzählt. Ich habe selbst inzwischen ehemalige Schützlinge meiner früheren Arbeitsstelle die Lehramt studieren, weil sie sagen, dass es einen Unterschied für sie gemacht hat jemanden wie mich in ihrem Leben zu haben, der sie begleitet, fördert (oder auch fordert), unterstützt und berät und sie so einen Unterschied selbst machen möchten im Leben anderer Kinder und Jugendlicher. Wir bewirken verdammt viel im Kleinen- das summiert sich, auch wenn man angesichts der riesigen Gießkanne, die wir bei unserer Arbeit beständig mit uns herumtragen manchmal im Alltag diese kleinen Erfolge vergisst. Ich bin stolz darauf Lehrerin zu sein und damit einen für mich persönlich sinnstiftenden Beruf zu haben (der es mir ganz nebenbei erlaubt mir alles kaufen zu können, was ich möchte, eine schöne große Wohnung mit Garten bezahlen zu können, in den Urlaub zu fahren wenn das wieder möglich sein wird, meinem Hund teures Einzeltraining angedeihen zu lassen etc.).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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