Ich habe schon [mehrmals] folgendes erlebt:
"Was studierst du?"
"Sonderpädagogik."
"Was ist das?"
"Ich werde Lehrer für Kinder mit Behinderung."
"Aber du bist schon normal?"
Ich habe schon [mehrmals] folgendes erlebt:
"Was studierst du?"
"Sonderpädagogik."
"Was ist das?"
"Ich werde Lehrer für Kinder mit Behinderung."
"Aber du bist schon normal?"
Ich glaube, wenn der Lehrerberuf seinen Nachwuchs nicht so extrem aus sozial schwachen Familien rekrutieren würde, dann wäre die Ansicht über das Gehalt auch eine andere. Aber gut, so löst sich meine kognitive Dissonanz etwas auf, die immer entsteht, wenn der Lehrerberuf mit gutem Gehalt in Verbindung gebracht wird. Es ist halt wirklich eine Frage, aus welchem Umfeld man kommt und das ist bei Lehrern anscheinend oft eines, in dem Berufe vorherrschten, die keine großen Bildungsvoraussetzungen hatten.
You made my day...und das kaum, dass du wieder da bist
Ich glaube, das Problem liegt eher darin, dass du den Lehrerberuf mit immerhin 800.000 Arbeitnehmern ausschließlich mit Spitzenpositionen in der Wirtschaft vergleichst. Mich wundert jetzt natürlich auch deine Frustration kaum mehr, wenn du dich selbst als das schwarze Schaf deiner Familie wahrnimmst.
Zum Thema: Klassische Akademikerfamilie, Eltern Lehrer+Ingenieur, Großeltern Akademiker im NaWi- Bereich, teils lehrend an Universitäten
PS: Der Vergleich von Lehrergehältern (v.a. Netto) mit der Einkommensverteilung in Deutschland zeigt auch unabhängig von der Herkunft, wo wir stehen. Kleiner Tipp: obere 20% an der Grenze zu den oberen 10%.
Elternsprechtag an einer Realschule vor einigen Jahren. 5. Schuljahr.
Vater zur Lehrerin: "ich bin ja so froh, dass mein Kind hier bei Ihnen auf dem Gymnasium ist."
...
Der Vater wusste nicht mal, auf welche Schulform sein Kind geht? Das ist echt traurig.
Ich nehme an, deine Eltern hätten dich auch nicht enterbt, wenn dein Lebenslauf auf Abitur und Studium gänzlich verzichtete, oder?
Wie kann man nur so unreflektiert daherschreiben?
... , aber wenn sie keine Empfehlung bekämen, wäre ich enttäuscht.
So ist es natürlich. Wäre es anders, sähe die Übertrittsquote anders aus.
Und es ist auf der einen Seite doch auch richtig: Eltern wollen das Beste für ihre Kinder, oder eigentlich mehr als sie selbst hatten. Nur was das Beste ist, ist halt die Frage. Aber solange Leute selbst hier unter Lehrern schreiben, ein Studiengang wäre "abwärtskompatibel" muss man sich echt nicht wundern.
So, genug OT, danke für die Fragestellung, Andrew , interessante Familieneinblicke gibt es dadurch. Lasst uns stolz auf unsere Kinder und Vorfahren sein, auf jede(n) mit seiner/ihrer Lebensleistung
Meine Eltern waren selbstständig und wir sind im Betrieb unserer Eltern aufgewachsen. Ich bin in unserer Kernfamilie der einzige mit Abitur und Studium. Als Grundschüler wollte ich eigentlich auch wie meine älteren Geschwister erst einmal auf die Hauptschule (damals noch mit Orientierungsstufe in 5./6.), weil ich das eben so von meinen Geschwistern kannte. Aber meine Eltern legten fest, dass der Bub, weil er doch so gescheit ist, aufs Gymnasium geht. Also habe ich das gemacht und war total begeistert von dem Automaten zum Pausenverkauf, aus dem eine heiße Bouillon im Plastikbecher herauskam. Suppe in der Pause! Nach dem Abitur konnte ich mir ei. Studium in der großen Stadt erst einmal wieder nicht vorstellen, habe es dann aber doch gemacht und bin mit dem Zweitstudium dann im Lehramt gelandet und bin nach 20 Jahren im Dienst froh, es damals gemacht zu haben.
Auch in der weiteren Verwandtschaft bin ich der einzige Lehrer.
Sarek
Akademisierung wird mit sozialem Aufstieg bzw. mit höheren Sozialstatus und höherem "Niveau" gleichgesetzt. Gleichwohl gibt es auch genug Menschen ohne Abitur, die es "geschafft" haben. Dennoch hat die durchaus wohlhabende Friseurmeisterin meiner Großmutter als Kleinunternehmerin mit eigenem Salon oft ein Naserümpfen erleben dürfen, wenn sie auf entsprechenden Events nach ihrer Profession gefragt wurde.
Am Rande:
Bei uns in der Nachbarschaft ist eine Familie von "Ruhrpott-Edelprolls" eingezogen. Offenbar viel Kohle, ein freistehendes Einfamilienhaus, zwei teure Autos, viel teures Interieur, müssen sofort jedem Trend hinterherrennen, meinen ständig mithalten zu müssen. Aber sobald sie den Mund aufmachen, merkt man dann doch den "Stallgeruch".
Die Geissens wohnen neben euch???
(Unreflektierte Spontaneinwurf von mir - ich weiß gar nicht, ob die überhaupt Wurzeln im Ruhrgebiet haben. Keine Ahnung.)
Trotz Akademikerfamilie habe ich nach dem Abitur ja eine Ausbildung gemacht und die volle Unterstützung von meinen Eltern erhalten. Da war ich sehr froh drin und tat mir auch gut.
Drei Cousins und Cousinen - ebenfalls Akademikerfamilien haben alle direkt studiert (Das muss so) und haben ewig gebraucht und Studiengänge gewechselt.
Ja - nur eine Spontanaufnahme, aber trotzdem auffällig.
Meine Schwester hat studiert und war ratzfatz durch.
Aber ich glaube, es zeigt: Es steht und fällt viel mit den Eltern und der Umgebung.
bei meiner Kernfamilie hatte besonders hohes Ansehen, wer selbstständig war.
am schlechtesten angesehen: Beamte in der Verwaltung
Es muss doch nicht jedes Kind auf's Gymnasium und Abi machen!!!
Sehe ich auch als Mutter zweier Kinder so, da ich als Lehrerin schon zu oft erlebt habe, wie schlimm es für Kinder sein kann, am Gymnasium zu scheitern, weil sie eigentlich auf die Realschule gehört hätten. Da frag ich mich manchmal schon, was dieses Scheitern mit ihnen macht, da es ja (zumindest auf jeden Fall da, wo ich wohne) meist die Eltern sind, die das unbedingt wollen.
Kind 1 ist jetzt am Gymnasium und macht das supergut. Kind 2 ist sehr gut in der Grundschule und ist an sich bestimmt fürs Gymnasium geeignet - ABER es ist so unglaublich unorganisiert, verpeilt und faul. Ich sehe Kind 2 daher noch nicht am Gymnasium. Ich werde nicht die Mutter sein, die dem Kind alles hinterherträgt und alles kontrolliert, dazu habe ich selbst zu viel Arbeit und Kind 2 ist auch extrem renitent, dass ich daran glaube ich kaputt gehen würde. Ich glaube, dass Kind 2 mit dem Druck am Gymnasium vielleicht nicht klar kommt (aber es ist noch etwas Zeit) und kann mir auch den Weg über Realschule und dann ggf. später noch Abitur vorstellen.
aber wenn sie keine Empfehlung bekämen, wäre ich enttäuscht.
Das ginge mir auch so, weil bei uns in beiden Familien alle am Gymnasium waren (inkl. Abitur). Aber ich würde mich dann damit "abfinden" bzw. mich damit beschäftigen, welche Wege man dann mit einem Realschulabschluss gehen kann.
Lehrerin2007: Bei "Kannkindern" würde ich im Zweifelsfall immer auf die niedrigere Schulform gehen lassen und wenn dein Kind 2 die Realschule gut absolviert, stehen ihm immer noch viele Möglichkeiten offen.
Es ist nachvollziehbar, dass man möchte, dass die Folgegeneration es besser hat als man selbst. Was das jedoch umgekehrt bedeutet: Wer soll der Theorie nach irgendwann die Jobs übernehmen, die gesellschaftlich wichtig sind, aber als "einfach" gelten, sprich Müllmann, Putzfrau, Metzger oder ähnliches? Ich bin ehrlich: Wären jetzt auch nicht die Jobs, die ich mir für meine Kinder wünschen würde, aber wenn sie keiner macht, sähe unser Alltag schnell sehr düster aus. Es kann in unserer Gesellschaft nicht nur Manager geben, sondern auch welche, die gemanaget werden.
interessante Auflistung der "Jobs, die "einfach" sind"-
Ich glaube, wenn der Lehrerberuf seinen Nachwuchs nicht so extrem aus sozial schwachen Familien rekrutieren würde, dann wäre die Ansicht über das Gehalt auch eine andere.
Liebe Feuerlilie,
das ist so ein riesen Quatsch.
Liebe Grüße,
die Löwin
Der Begriff sozial schwach ist m. E. hier deplatziert.
Lehrerin2007: Bei "Kannkindern" würde ich im Zweifelsfall immer auf die niedrigere Schulform gehen lassen und wenn dein Kind 2 die Realschule gut absolviert, stehen ihm immer noch viele Möglichkeiten offen.
Ganz so einfach ist es nun auch nicht, Schüler der Realschule haben beim Übergang in die gymnasiale Oberstufe oft große Probleme. Da ist die "böse" Gesamtschule oft das bessere System, da dort mehr auf die Oberstufe hingearbeitet wird.
ZitatWer soll der Theorie nach irgendwann die Jobs übernehmen, die gesellschaftlich wichtig sind, aber als "einfach" gelten, sprich Müllmann, Putzfrau, Metzger oder ähnliches? Ich bin ehrlich: Wären jetzt auch nicht die Jobs, die ich mir für meine Kinder wünschen würde, aber wenn sie keiner macht, sähe unser Alltag schnell sehr düster aus. Es kann in unserer Gesellschaft nicht nur Manager geben, sondern auch welche, die gemanaget werden.
Mal wieder gänzlich schwarz-weiß gedacht. Es gibt noch was, zwischen Müllmann und Manager. Lehrer zum Beispiel.
Seit wann sind "Müllmann" und "Putzfrau" leichte Berufe?
Ganz so einfach ist es nun auch nicht, Schüler der Realschule haben beim Übergang in die gymnasiale Oberstufe oft große Probleme. Da ist die "böse" Gesamtschule oft das bessere System, da dort mehr auf die Oberstufe hingearbeitet wird.
Es gibt viele Möglichkeiten zum Abitur, wenn es denn sein muss. Nach der Realschule gibt es, wie im Zitat oben erwähnt, das Gymnasium, die Gesamtschulen, die Berufskollegs und vieles mehr.
Mein Kind hatte eine Realschulempfehlung und ist auch nun auf einer. Es gab auch keine "vielleicht Eignung" fürs Gymnasium. Das haben mein Mann und ich nicht als persönliche Niederlage empfunden.
Mein Mann war selbst war auf der gleichen Realschule, hat danach Abitur gemacht und dann studiert und ist nun Dipl.-Ing.
Da mein Mann im öffentlichen Dienst als Ingenieur tätig ist verdient er nach Tarif. Ist also kein Topmanager (mit dem hier so gern von einigen verglichen wird, sobald man was "besseres" als Lehramt studiert hat), weil er Ingenieur-Studium gemacht hat.
Es gibt viele Möglichkeiten zum Abitur, wenn es denn sein muss. Nach der Realschule gibt es, wie im Zitat oben erwähnt, das Gymnasium, die Gesamtschulen, die Berufskollegs und vieles mehr.
Ist alles richtig, ich arbeite ja selbst an einer Schulform, die Erwachsene zum Abitur führt. Ich kann aber nur sagen, dass es wirklich einfacher ist, wenn man keine "Lücke" hat. Unsere Schüler müssen teilweise richtig ackern, wenn sie sich bei uns anmelden, wenn der letzte Schulbesuch schon ein paar Jährchen her ist.
Schüler der Realschule haben beim Übergang in die gymnasiale Oberstufe oft große Probleme.
Ich meinte noch viel später, nach dem Abschluss und einer Ausbildung oder wann auch immer Kind 2 die nötige Reife dafür zeigt.
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