Einsterns Schwester (Deutsch) Analyse

  • Der Stern, bitteschön...

    Und? Es heißt auch das Mädchen, ohne dass Mädchen deshalb sächlich wären.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • [:wacko:]Also das Sternchen Lola... Lassen wir das besser.[/8o] Ich überlege die ganze Zeit, ob das mit den zumindest optisch geschlechtsneutralen "Fara und Fu" - Fibelfiguren der goldene Weg war... Mit diesen Sockenpuppen habe ich anno tuck meinen ersten Deutschunterricht begleitet.

  • Methodisch sind die Hefte echt sehr gut, das mit den Namen, hm.

    Vielleicht heißen sie in der Neuauflage dann Einstern (kleingedruckt: Lolas Bruder) und Lola (kleingedruckt: Einsterns Schwester). Wiedererkennungswert gewahrt, aber doch etwas besser.


    Kinder sehen in Einstern, glaube ich, weniger einen Bezug zu Einstein als vielmehr einen Zauberer, und in Lola auch irgendwie eine Zauberin, und zwar ne freche, witzige.

  • Zitat

    Klar, es gibt viele Mädchen, die Probleme mit Mathe haben,

    ...und auch viele Jungs, die Probleme mit Mathe haben. Das ist irgendwie eine Nullaussage. Mag daran liegen, dass Jungen halt nicht so gut Deutsch können. :zungeraus:;)

  • Klar, es gibt viele Mädchen, die Probleme mit Mathe haben

    Also in den letzten 3 Jahren waren die Mathe- und Physiknoten im Abi in NRW bei den Mädchen leicht besser als oder gleich wie bei den Jungen.

    Einen Beleg für die Aussage gibt es wohl kaum, außer anekdotischer Erfahrungen oder Gefühlen.

    Dennoch halten sich diese Einstellungen hartnäckig und das hat Auswirkungen auf das Verhalten.

    Anekdotische Erfahrungen meinerseits:

    Meine Töchter fanden Mathe und Physik immer sehr selbstverständlich und wären nie auf die Idee gekommen, dass es da etwas gäbe, das sie nicht genauso gut wie irgendwelche Jungen könnten.

    In den vielen Jahren meiner Lehrtätigkeit waren die Leistungsstärken gar nicht geschlechtsabhängig. Mal waren da spitzenmäßige Jungen, mal Mädchen. Die Art des Auftretens unterschied jedoch z. T. deutlich.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Was ist eigentlich mit Transgenderpersonen, können die besser Physik oder eher Geologie?

    Das Klischee wird dann angewandt bzgl. des Zielgeschlechts, also rein von der Klischeedenke her bei FtM-Personen Mathematik ;) .


    Kathie: Mich verwirrt, warum du die "Einstern" und "Einsterns Schwestern" kompliziert findest und stattdessen "Einstern Deutsch" und "Einstern Mathematik" vorschlägst. Mich verwirrt generell, warum man jetzt wieder eine Genderproblematik aufmacht, wo eigentlich keine sein muss.

  • Herr Lindbergh, du zäumst das Pferd von hinten auf. Es wird nicht ein Problem aus etwas gemacht, was nicht da ist, sonder es wird geschaut, wo die Probleme ihre Ursachen haben.


    Guck dir einfach Schulbücher der letzten 100 Jahre an, dann weißt du, was sie über die Zeiträume jeweils transportieren sollten. Da wird erzogen was das Zeug hält, selbst in Mathebüchern. Man hat halt auch Verantwortung, wenn man Kinder 4 Jahre bis zur Pubertät begleitet.

  • Glaubst du nicht, dass es größere Probleme gibt als wenn ein Mädchen jetzt auf einem Deutschbuch und ein Junge auf einem Mathebuch abgebildet ist?

    Wenn man der Logik folgt, dann darf sich jeder nur über das größte Problem kümmern. Was wäre das denn?

    Es ist insofern problematisch, wenn man Klischees immer wiederholt (sei es nur bildlich), weil dadurch Realitäten geprägt werden. So erzieht man Kinder dazu, dass Mädchen halt eher Deutsch (und andere Sprachen) können und Jungs eher Mathe (und Naturwissenschaften). Fällt ein Mädchen oder Junge aus der "Rolle", dann kann das zu Minderwertigkeitskomplexen führen. So nach dem Motto: "Warum kann ich Junge kein Mathe? Alle Jungen können es doch." und umgekehrt mit Mädchen und Deutsch.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Ich kenne die Sachunterrichtsbücher, in denen noch typische Frauen- und Männertätigkeiten im Haus aufgezeigt wurden. Ich sehe es so: Es ist nicht schlimm, zu sagen, dass es bestimmte geschlechtsspezifische Tendenzen gibt, die auch nicht verteufelt werden sollten. Gleichermaßen kann doch das Individuum selbst entscheiden und ist nicht dem Einfluss des bösen Mathebuchs hilflos ausgeliefert.

    Es gibt Aspekte an mir, die typisch meiner Nationalität, meines Geschlechts, meiner Ethnie oder meiner Altersgruppe sind, und welche, bei denen ich mich unterscheide. Deswegen lehne ich aber die Existenz von diesen Tendenzen nicht grundsätzlich ab und, stelle dir vor, kann sogar darüber lachen.


    angel: Ich war in Französisch in der Schule gut und in Sport schlecht. Ich studierte Grundschullehramt, arbeite an einer Grundschule. An welcher Stelle sollte ich Minderwertigkeitskomplexe aufgrund meiner Neigungen und meines Geschlechts haben?

  • Es ist ja bekanntlich total lustig, wenn die Frau immer nur Hausarbeiten machen darf und am Ende eine Mini-Rente bekommt.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Ich kenne die Sachunterrichtsbücher, in denen noch typische Frauen- und Männertätigkeiten im Haus aufgezeigt wurden. Ich sehe es so: Es ist nicht schlimm, zu sagen, dass es bestimmte geschlechtsspezifische Tendenzen gibt, die auch nicht verteufelt werden sollten. Gleichermaßen kann doch das Individuum selbst entscheiden und ist nicht dem Einfluss des bösen Mathebuchs hilflos ausgeliefert.

    Es gibt Aspekte an mir, die typisch meiner Nationalität, meines Geschlechts, meiner Ethnie oder meiner Altersgruppe sind, und welche, bei denen ich mich unterscheide. Deswegen lehne ich aber die Existenz von diesen Tendenzen nicht grundsätzlich ab und, stelle dir vor, kann sogar darüber lachen.

    Also schließt du von dir auf alle Männer und alle Frauen? Rollen werden anerzogen und sind nicht geschlechtsimmanent von Geburt an. "Frauentätigkeiten" und "Männertätigkeiten" sind Ausdruck bestimmter Rollenbilder und damit gerade kein Teil angeborener Aspekte die vom Geschlecht abhängig wären (unter Umständen aber- geschlechtsunabhängig- eben angeborenen Stärken entsprechen). Mir würde auf Anhieb NICHTS einfallen bei mir, was man von außen spontan als "typisch Frau" bezeichnen würde abgesehen von physischen Merkmalen. Das hat vor allem damit zu tun, wie ich erzogen wurde, aber dann eben auch damit, wer und wie ich mich später entschieden habe sein zu wollen. "Klischee-Weibchen" war nicht meine Rolle, also habe ich mir diese auch nie zu eigen gemacht. Wenn du so erzogen wurdest, dass bestimmte männliche Stereotype Teil deines Selbst sind und du dir diese Aspekte darüber hinaus zu eigen gemacht hast (weil das für dich als Person passt oder auch, weil du dir nie die Freiheit erlaubt hast diese zu hinterfragen und zu verändern), dann bedeutet das nicht, dass das repräsentativ wäre für Menschen männlichen Geschlechts, ebensowenig wie ich repräsentativ wäre für Menschen weiblichen Geschlechts. Geschlechtsspezifische Rollen ändern sich im Laufe der Zeit und sind an vielen Stellen vor allem ein Spiegel von Machtverhältnissen und dem Wunsch nach Kontrolle, Stabilität und Sicherheit und zwar von Männern, wie Frauen: Sich die Freiheit zu nehmen aus Rollenmustern auszubrechen, einen eigenen Weg zu finden, zu scheitern, aufzustehen, einen neuen Weg zu suchen- das alles kostet auf den ersten Blick mehr Kraft, als eine vorgegebene, sichere Rolle zu adaptieren, die einen Platz in der Gemeinschaft verspricht, weil auch die Umgebung sicher weiß, was sie von Mitmenschen erwarten darf. Freie Rollenwahl ist nur schwer vereinbar mit gesellschaftlichen Konstrukten wie "Adel", "Gottesgnadentum", "Absolution" etc. und politischer wie gesellschaftlicher Sprengstoff über so viele Jahrhunderte hinweg gewesen, dass wir das noch immer tief verinnerlicht haben. Das macht es aber nicht richtiger, denn am Ende nennt es sich nicht grundlos "soziale Rolle" und nicht etwa "biologische Rolle".

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mich verwirrt generell, warum man jetzt wieder eine Genderproblematik aufmacht, wo eigentlich keine sein muss.

    Die Genderproblematik macht das Werk auf. Sonst niemand.

    Warum sollte Anna aus meiner Klasse nur als Alexanders Schwester bezeichnet werden?

    Warum sollte meine Kollegin als Michaels Schwester bezeichnet werden?

    Natürlich ist man eine Schwester, wenn man einen Bruder hat.

    Aber der Bruder bestimmt nicht die Identität des Mädchens.

    Jeder Mensch hat einen eigenen Namen und muss sich nicht über andere identifizieren.

    Klar gibt es auch im Deutschwerk für das Mädchen einen eigenen Namen... aber im Vordergrund... und auf dem Titel des Buches... steht der Name des Bruders. Das ist die Identität. Der eigene Name kommt dann auf Seite 4 oder so. Nicht so wichtig.

    Niemand hätte es je andersherum gemacht.

    "Lola" als Name fürs Mathewerk.... und... "Lolas Bruder"... als Werk für das Deutschwerk.

  • Zauberwald hat doch völlig schlüssig erklärt, dass die Namenswahl daher rührt, dass Einstern eben zuerst herauskam. Wäre Lola zuerst herausgekommen, wäre es eben Lolas Bruder - so what.

    Solange die Kinder am Ende die Kompetenzen der Bildungsstandards erwerben, ist mir der Titel des Buches egal. Die Kinder mögen die Identifikationsfiguren, keine Frage, aber kein Kind wird ein Fach ablehnen, weil die Identifikationsfigur dem anderen Geschlecht zugehörig ist.

  • Ganz viele Ungerechtigkeiten zwischen Mann und Frau (stets zugunsten des Mannes) sind auch erst vor einigen Jahren (gegen Ende des 20 Jhdts, zB hier: https://www.humanresourcesmana…eit-letzte-100-jahre.html) in D aufgehoben worden. D.h. wir alle wurden von Menschen erzogen, für die diese Ungerechtigkeiten noch galten und die vermutlich nicht als ungerecht sondern als Alltag erlebt wurden. Und daher schwingen diese Ungerechtigkeiten halt noch ein paar Jahrzehnte mit. Und alles, was heute ungerecht ist zwischen Mann und Frau (zB dass Frauen durchschnittlich weniger verdienen als Männer) und von uns so mitgelebt wird (da wir es nicht aktiv beanstanden) schwingt halt auch ein paar Jahrzehnte nach der Abschaffung DIESER Ungerechtigkeiten mit... usw

    So auch das Buch.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Es gibt Aspekte an mir, die typisch meiner Nationalität, meines Geschlechts, meiner Ethnie oder meiner Altersgruppe

    Bei der ominösen Zuschreibung von „typisch“ für... liegt oftmals bereits der Hase im Pfeffer.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Warum sollte Anna aus meiner Klasse nur als Alexanders Schwester bezeichnet werden?

    Meine Oma war noch die 'Frau Direktor'. Ich halte meine Oma eigentlich für hochbegabt, aber die Position des Mannes zählte, sie hatte einen typischen Mädchen-Ausbildungsberuf. Ist erst zwei Generationen her.

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