Hallo zusammen,
ich bin neu hier und hoffe, dass einige mir weiterhelfen können bzw. mir den einen oder andern Tipp geben können, was meine berufliche Laufbahn angeht und ich so vor unüberlegten Handlungen und dessen Konsequenzen "besser" im Klaren bin
Es geht um folgendes:
Ich bin 31 Jahre alt, wohne in NRW, hab eine Ausbildung zum Tischler abgeschlossen und stehe kurz vor meinem Bachelorabschluss im Bereich angewandte Mathematik (Fachhochschule). Meine Durchschnittsnote liegt bei 3,1 (was natürlich nicht so schön ist. Ich war jedenfalls schon immer die Kategorie, welche sich "durchbeißen" musste (egal wo), nur irgendwann möchte man auch das finden, wo man sich nicht mehr "durchbeißen" muss und es einem liegt bzw. leichter fällt, besonders wenn es um die berufliche Zukunft geht, denn einen bestimmten Beruf übt man ja im Regelfall sein ganzes Leben aus, wenn alles passt und das ist mein Ziel). Ich würde behaupten, dass die Fächer mit guten Noten mir nicht zwangsweise besser liegen müssen, weil die Klausuren hingen ja auch davon ab, welcher Dozent diese stellte und wie hoch er seine Ansprüche setzte, daher selbst bei einer guten Note in einem Fach muss es nicht zwangsweise bedeuten, dass man dieses Fach auch wirklich beherrscht bzw. dieses Fach einem liegt und man seine berufliche Laufbahn danach richten sollte. Derzeit befinde ich mich in meinem Pflichtpraktikum (läuft noch bis 21. Januar) und wenn ich dies alles erfolgreich beende, fange ich direkt danach mit meiner Bachelorarbeit an (12 Wochen zeit). Nach meinem Bachelorabschluss stellt sich die Frage, wie es weiter gehen soll, daher ob ich einen Master anhänge oder in die Wirtschaft gehe und entsprechend normal arbeite und genau da habe ich noch keinen klaren Entschluss gefasst und will meine Entscheidung dank eurer Hilfe überlegt treffen (deswegen dieser Thread). Natürlich liegt es letzten Endes an mir, was ich später mache und das eigene Interesse steht im Vordergrund aber ein paar Hinweise oder Denkanstöße könnten ja trotzdem die Entscheidung durchaus beeinflussen. Viele Studenten machen nach ihrem Bachelor direkt Master und wollen immer höher und höher die Karriereleiter nach oben steigen und ich frage mich, ob das immer so sinnvoll ist, beispielsweise dem Geld hinterherzujagen (Ein Master verdient besser als ein Bachelor) oder wegen irgendwelcher Titel (nur damit ein Dr. im Nachnamen steht oder weil deren Eltern es so wollen). Das wären für mich keine Gründe für einen Master, sondern eher die Spezialisierung würde da in Frage kommen, also ein Bereich, wo ich später auch arbeiten möchte. Es ist natürlich fraglich, ob man generell einen Master mit einem Schnitt von 3,1 machen sollte. Die Studienberatung meinte, dass da (große) Schwierigkeiten entstehen können und Master eher für Studenten mit einem Notenschnitt < 2,5 gedacht sei, daher wer bereits in Bachelor Schwierigkeiten hatte, derjenige sollte keinen Master machen (nur eine Empfehlung).
Ich hab schon immer an den Beruf eines Lehrers gedacht und da ich mit Fachabitur nicht an einer Uni Lehramt studieren konnte, war meine Auswahl auf Fachhochschulen beschränkt und auf dessen Angebot. Warum ich mich letztendlich für angewandte Mathematik entschieden habe, gab es unterschiedliche Gründe: wie z.B. kein Vorpraktikum, gute Dozenten, gute Rezensionen, gute Berufsaussichten, man hatte noch gewisse Mathekenntnisse aus der Abiturzeit, ein Teil des Studiums bestand aus Programmieren und BWL usw. Also nahm ich das und es war mir von vorn herein klar, dass es "anspruchsvoll" sein wird. Ohne Fleiß kein Preis und es wird einem im Leben nichts geschenkt und so studierte ich angewandte Mathematik mit dem Motto "alles ist erlernbar sowie beherrschbar, selbst wenn es einem schwer fällt, man muss nur am Ball bleiben".
Mir wurde schon des Öfteren gesagt, dass ich sehr geduldig bin, dass ich mein Bestes gebe gewisse Dinge möglichst verständlich zu erklären, wenn einer etwas nicht versteht, dann erkläre ich es mehrere male, wenn es sein muss (kein Problem für mich) und ich hatte schonmal einigen Abiturienten Nachhilfe in Mathematik gegeben. Oft hörte ich die Aussage "warum hast du nichts soziales gemacht oder Richtung Lehramt, weil du kannst mit Menschen gut umgehen und verstehst dich mit jugendlichen und Kinder mögen dich. Warum hast du dich für Mathematik entschieden, also für ein Fach, was dir schon immer nicht leicht gefallen ist ?" Antwort: Probieren geht über studieren und mit Fachabiturschnitt von 2,8 hatte ich da keine große Auswahl. Im Nachhinein war dieses Studium trotzdem recht "interessant" und es gab Höhen als auch Tiefen. Durch mein Praktikum (welches ich später erwähnen werde), hält sich das Ganze mittlerweile nur noch in Grenzen.
Als ich 11 Jahre alt war, kam ich mit meinen Eltern aus Kasachstan nach Deutschland, ging in die Hauptschule und hab es dennoch bis zu meinem Bachelor geschafft und es war ein steiniger weg (ein kurzer Lebenslauf meinerseits und gleichzeitig eine Antwort auf die Frage "warum ich immer noch mit 31 Jahren studiere"). Ein passabler Gehalt würde mir vollkommen reichen (2000 bis 3000 Netto im Monat). Andere studieren Lehramt, weil sie viel Freizeit darin sehen und ich würde es machen, weil ich den Menschen etwas mit auf dem Weg geben möchte und deren Erfolg beim Lernen würde mich selbst erfreuen (es war bis jetzt immer so, wenn ich Nachhilfe gegeben habe). Selbstreflektierend stimmen diese Aussagen, die andere über mich sagen, aber mit einem Fachabitur hab ich wie gesagt keine Möglichkeit Lehramt zu studieren, daher müsste einen Bachelor in der Hand haben (welches einem Matura geleichgestellt sein müsste) und mich dann für ein Zweitstudium Richtung "Bachelor of Education" an einer Uni einschreiben (so hab ich es zumindest gehört). Wie auch immer, ich denke trotzdem, dass diese Eigenschaften von mir für einen Lehrer gute Voraussetzungen bilden würden.
Ich mache jetzt mein Praktikum im Bereich "Data Science" und dieses Praktikum fällt mir zugegebenermaßen sehr schwer: ich sitze teilweise 12 stunden am Tag und arbeite mich in die wissenschaftlichen Lektüren ein. Diese Lektüren sind alle in englisch (zumindest die ich brauche) und mein Thema ist dermaßen komplex, so dass ich kein richtiges wissenschaftliches "Paper" dafür bis jetzt gefunden habe, da man den "selbstlernenden" Algorithmus anhand der wissenschaftlichen Kenntnisse sich selbst erarbeiten muss (unsupervised and non- parametric learning - based anomaly detection system using vibration sensor data). Da sind neuronale Netze durchaus etwas "einfacher". Da ich mich mit dieser Thematik schwer tue, will das Unternehmen mir keine Bachelorarbeit mehr anbieten und das ist mehr Frust als Lust. Es hat mich teilweise abgeschreckt etwas in dem Bereich zu machen oder einen entsprechenden Master in "Data Science". Auch generell stelle ich mir die Frage, wie es weiter gehen soll und ob ich generell den Ansprüchen gerecht werde und das ist mein größtes Problem. Das Kämpferherz sagt mir "gib nicht auf, denn alles ist erlernbar" und der Kopf "mach dir das Leben doch nicht so schwer und orientiere dich um, weil du wirst dir selbst damit keinen Gefallen tun. Ein gutes Gehalt ist nicht alles im Leben, wenn man auf der anderen Seite dermaßen unter psychischem Druck steht und nicht einmal Zeit für sich und seine Familie hat. Du musst auch irgendwo dein Leben genießen können und nicht nur am Schreibtisch sitzen. Mach etwas, was dir besser gelingt und du gewisse Resultate siehst".
Jedenfalls, wenn alles gut läuft kriege ich am Ende einen Bachelor of Science und soweit ich weiß braucht man für Lehramt einen Master of Education. Die ganzen Pädagogischen Fächer fehlen mir, so dass ich diese irgendwie nachholen muss und ein zweiter Bachelor kommt nicht mehr in Frage (irgendwann reicht es auch, da ich schon 31 bin). Lange Rede kurzer Sinn, ich stelle hier jetzt die konkreten Fragen an euch:
1. Es gibt die Möglichkeit für Quereinsteiger Lehrer an einem Berufskolleg zu werden oder an einem beruflichen Gymnasium und ich frage mich, ob ich diese Voraussetzungen erfüllte (ich komme da teilweise durcheinander, was ich so alles mit meinem Bachelor of Science machen kann) und wollte euch fragen, ob ihr mir Infos diesbezüglich geben könnt. Ich würde gerne in meiner Nähe den entsprechenden Master machen und da würde die Uni Paderborn in Frage kommen oder halt die Uni in Bielefeld.
2. Wie viele zusätzliche Jahre muss ich einplanen? Weil soweit ich weiß kommt noch Referendariat hinzu. Lohnt sich dieser Weg für mich überhaupt?
3. Welche Tipps könntet ihr mir mit auf den Weg geben und worauf muss ich in Zukunft achten? Selbst, wenn es die Möglichkeit gibt ein Lehrer an einem Berufskolleg zu werden, so kann es durchaus sein, dass ich umziehen muss bzw. in meiner Nähe nichts finde?
Ich hoffe nicht, dass mir alle Türen für immer verschlossen bleiben, was ein Lehrerberuf angeht oder generell eine Lehre. Ich glaube für eine Lehre muss man herausragende Leistungen/Noten erbringen und lange im Beruf gearbeitet haben, das wären dann Dozenten an einer Uni/Fh.
Ich wäre euch sehr sehr dankbar, weil ich blicke da teilweise nicht durch, denn da spielen so viele Faktoren mit, wie unteranderem das jeweilige Bundesland, das jeweilige Alter bei einer Verbeamtung usw. Jedenfalls bedanke ich mich, wenn ihr das alles durchgelesen habt und ein Dankeschön geht raus!
Grüße