Studienabschluss steht bevor, Unsicherheiten, Selbstzweifel und evtl. auch psychosomatische Angsterkrankung

  • Es geht in der Ausbildung doch nicht darum, neue Leute kennenzulernen, das ist doch keine Single-Börse. Ausbildung, wie Studium ist sehr zweckgebunden, mit dem Ziel des Erreichens und des Erwerbs von Qualifikationen und Kompetenzen.

    Puh... das meinst du wirklich ernst, nicht wahr? Sorry für die Direktheit, das ist normalerweise gar nicht mein Part und ich meine es echt nicht böse, aber... wie um Himmels willen hast du studiert? Jetzt sag bitte nicht, dass du 10 Jahre in deinem Studierzimmer verbracht und deine Kommilitonen nur in Seminaren getroffen hast.

  • Stelle ich mir aktuell die Zeit nach dem Uniabschluss vor, sprich das selbst hier im Forum oft als sehr stressige, psychisch äußerst belastende Referendariat, welches mich mit meiner ohnehin schon sehr unglücklichen Fächerkombination mit ungewissen Berufsaussichten dann den ganzen Tag bis spät nachts nur noch an den Schreibtisch fesseln wird, dann kommt in mir wenig bis gar keine Freude, Neugier, Spannung auf.

    Jetzt frage ich mich aber langsam, warum du überhaupt schon seit 10 Jahren Lehramt studierst, wenn du meinst, dass du eine "unglückliche Fächerkombination mit ungewissen Berufsaussichten" gewählt hast. Und dass sich an dein Studium ein - zugegeben oft stressiges - Referendariat anschließen würde, wird dir auch erst jetzt klar? :/


    Dann noch zu deinen Äußerungen bzgl einer möglichen Berufsausbildung:

    ich glaube nicht, dass ich mit einem abgeschlossenen Hochschulstudium volle 3 Jahre Ausbildung durchlaufen müsste. Das muss man ja teilweise nicht mal mit bloß Abitur.

    Ob du eine Berufsausbildung verkürzen kannst, hat die zuständige Kammer zu entscheiden.

    Zudem kann ich mir nicht vorstellen, dass ich meine 2 studierten Fächer in der Ausbildungsschule absolvieren müsste - denn ich könnte ja quasi selbst vorne hinstehen und den Unterricht für die Azubis machen. Vermutlich werden es nur ausbildungsspezifische Schulfächer sein, die ich dann aber auch bestimmt verkürzt durchlaufen müsste.

    Dass jemand, der eine Berufsausbildung macht, an bestimmten Unterrichtsfächern in der Berufsschule nicht teilnehmen muss, weil er schon eine "Vorbildung" hat, habe ich noch nie gehört und kann ich mir nicht vorstellen. Es werden schließlich in der Berufsschule andere Inhalte in Deutsch und Englisch unterrichtet, als du es aus deiner eigenen Schulzeit und dem Studium kennst. Und auch am berufsspezifischen Berufsschulunterricht müsstest du m. E. ganz "normal" teilnehmen. Warum solltest du dort verkürzen dürfen?

    Wer macht heute als 16-jähriger mit Realschulabschluss noch eine Ausbildung? Heute ist Abitur Standard und nach dem Abitur muss mindestens ein Bachelorstudium obendrauf.

    Entschuldige bitte, aber das ist Blödsinn! Natürlich geht heute nicht jede/r Realschulabsolvent/in nach Schulabschluss direkt in eine Berufsausbildung, sondern es "landen" auch relativ viele SuS noch bei uns in den Berufsfachschulen u. ä., aber der Anteil derjenigen, die dann doch direkt in eine Ausbildung gehen, ist weiterhin hoch. Deine Aussage, dass das Abi heute Standard sei, halte ich ebenfalls für übertrieben. Die Quote der Studienberechtigten lag meines Wissens in den letzten Jahren bei ca. 50%.

    Ausbildungsklassen sind längst nicht so homogen, wie du es hier beschreibst.

    Da MrsPace an einer beruflichen Schule tätig ist, kannst du ihren Aussagen ruhig Glauben schenken ;) . Natürlich gibt es immer mal wieder Schüler*innen in den Berufsschulklassen, die schon älter sind, aber das sind wirklich nur einzelne Personen, z. B. Umschüler*innen. Wenn dir der Altersunterschied zu deinen Klassenkamerad*innen aber sowieso egal wäre, tut das aber ja nichts zur Sache.


    Dann beende doch bitte dein Studium und such' dir einen Ausbildungsplatz. Bedenke aber, dass viele Betriebe bereits im Herbst ihren Bewerbungsschluss für den Ausbildungsbeginn zum 01.08.2021 hatten.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Zudem läuft der heutige Trend meines Erachtens nach eh zu einer Inflation in der Bildung hin. Wer macht heute als 16-jähriger mit Realschulabschluss noch eine Ausbildung? Heute ist Abitur Standard und nach dem Abitur muss mindestens ein Bachelorstudium obendrauf. Ausbildung? Es ächzen doch alle Betriebe, weil kaum noch Azubis da sind...

    Du kennst offensichtlich Realschulen nicht von innen, ich arbeite an einer und auch wenn viele SuS erst einmal weitermachen mit der Schule (meist mangels bewusst gewählter Alternativen, Schule ist erst einmal der einfachere Weg) beginnt wenigstens die Hälfte direkt nach dem Realschulabschluss eine Ausbildung, von den anderen starten viele 1-3 Jahre später in eine Ausbildung ein, wenn ihnen klar geworden ist, dass ein Abitur realistisch nicht erreichbar oder nicht ihr Weg ist oder sie dank dank weiterer Berufsorientierung doch für sich eine berufliche Entscheidung treffen könnten, die sie nach Klasse 10 eben noch häufig vor sich herschieben. (Durchaus verständlich, ich habe es immer schon bewundert, dass sich junge Menschen so früh schon auf eine Ausbildung und einen beruflichen Weg festlegen.)


    Humblebee : Ich kenne den aktuellen Stand in BW nicht, weiß aber, dass zumindest vor einigen Jahren noch SuS mit Abitur die allgemeinbildenden Fächer an der Berufsschule weitestgehend erlassen wurden und 3jährige duale Ausbildungen meist schon in 2-2 1/2 Jahren absolviert werden konnten. Insofern ist die Vorstellung des TE diesbezüglich zumindest nicht gänzlich aus der Welt, auch wenn man offenbar genau prüfen muss, in welchen Bundesländern das überhaupt möglich ist, sowie die genauen Bedingungen dann mit Kammer und Berufsschule abklären muss.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich kenne den aktuellen Stand in BW nicht, weiß aber, dass zumindest vor einigen Jahren noch SuS mit Abitur die allgemeinbildenden Fächer an der Berufsschule weitestgehend erlassen wurden und 3jährige duale Ausbildungen meist schon in 2-2 1/2 Jahren absolviert werden konnten. Insofern ist die Vorstellung des TE diesbezüglich zumindest nicht gänzlich aus der Welt, auch wenn man offenbar genau prüfen muss, in welchen Bundesländern das überhaupt möglich ist, sowie die genauen Bedingungen dann mit Kammer und Berufsschule abklären muss.

    Ich wüsste nicht, dass dem bei uns in Niedersachsen auch so ist. Wir haben gerade in den kaufmännischen Berufen in einigen Bereichen (z. B. Verwaltungsfachangestellte) eine recht hohe Anzahl von Berufsschüler*innen mit Abitur und denen wird nichts erlassen. Ich sehe darin auch wenig Sinn, denn z. B. im Englischunterricht werden doch auch berufsspezfische Inhalte bzw. berufsbezogenes Vokabular vermittelt. Warum sollte denn daran jemand nicht teilnehmen, nur weil er das Abi hat (und in seinem vorherigen Schulleben wahrscheinlich noch nie mit diesen berufsspezifschen Inhalten in Berührung gekommen ist)?

    Um eine insgesamt verkürzte Ausbildung ging es mir gar nicht. Dass diese für Personen, die z. B. bereits ihr Abi haben oder schon eine andere Berufsausbildung absolviert haben, verkürzt werden kann, ist wohl in den meisten BL so. Das muss aber - wie gesagt - die entsprechende Kammer auf Antrag des Azubis und des Ausbildungsbetriebs prüfen und genehmigen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich wüsste nicht, dass dem bei uns in Niedersachsen auch so ist. Wir haben gerade in den kaufmännischen Berufen in einigen Bereichen (z. B. Verwaltungsfachangestellte) eine recht hohe Anzahl von Berufsschüler*innen mit Abitur und denen wird nichts erlassen. Ich sehe darin auch wenig Sinn, denn z. B. im Englischunterricht werden doch auch berufsspezfische Inhalte bzw. berufsbezogenes Vokabular vermittelt. Warum sollte denn daran jemand nicht teilnehmen, nur weil er das Abi hat (und in seinem vorherigen Schulleben wahrscheinlich noch nie mit diesen berufsspezifschen Inhalten in Berührung gekommen ist)?

    Um eine insgesamt verkürzte Ausbildung ging es mir gar nicht. Dass diese für Personen, die z. B. bereits ihr Abi haben oder schon eine andere Berufsausbildung absolviert haben, verkürzt werden kann, ist wohl in den meisten BL so. Das muss aber - wie gesagt - die entsprechende Kammer auf Antrag des Azubis und des Ausbildungsbetriebs prüfen und genehmigen.


    Im Hinblick auf den Threadersteller:


    Mit einem 1. StEx in einem Lehramt wüsste ich nicht, dass eine Ausbildung einfach verkürzt werden könnte.

    Wenn überhaupt, dann hängt das mit der allgemeinen Hochschulreife zusammen.


    Das ist dann wohl auch wirklich bundeslandspezifisch unterschiedlich.


    Ich habe Bekannte, die in der BS in Ba-Wü unterrichten und von ihnen wurde mir berichtet, dass je nach Ausbildungsberuf tatsächlich Abiturienten ein Teil der Ausbildung (oft etwa 6 -12 Monate ) erlassen wird!

  • Zudem läuft der heutige Trend meines Erachtens nach eh zu einer Inflation in der Bildung hin. Wer macht heute als 16-jähriger mit Realschulabschluss noch eine Ausbildung? Heute ist Abitur Standard und nach dem Abitur muss mindestens ein Bachelorstudium obendrauf.

    Nun, da ich selbst in einer beruflichen Schule unterrichte, kann ich dir versichern, dass es nicht so ist. (Zugegeben, in der Schweiz; hier ist die Maturaquote niedriger als in D, aber auch dort ist man von 100% Abiquote noch weit weg). Meine Schule ist voll von Schülerinnen und Schülern, die nach der Sek 1 eine Berufslehre machen. Nachdem diejenigen, die nach ihrem Abschluss in Richtung Hochschule wollen, in der Regel auch bei mir im Unterricht landen, kann ich auch dazu sagen, dass das der deutlich kleinere Teil der Absolventen ist. Die meisten suchen eine feste Stelle und haben keinen weiteren akademischen Ambitionen.

  • Jetzt frage ich mich aber langsam, warum du überhaupt schon seit 10 Jahren Lehramt studierst, wenn du meinst, dass du eine "unglückliche Fächerkombination mit ungewissen Berufsaussichten" gewählt hast.

    Naja, wie lautet der allgemeine Rat? Man solle diese Fächer studieren, die einem persönlich einigermaßen liegen, selbst wenn sie nicht gefragt sind? Ich hätte mich nun halt leider nicht durch ein Physik-Mathe-Studium bringen können, nur weil die Berufsaussichten da besser ausgesehen hätten.


    Dass ich von Anfang an unsicher war bezüglich des eingeschlagenen Wegs, steht in großer Deutlichkeit im Ausgangspost und ist eine der Hauptproblematiken, die mich gerade umtreiben. Das sollte jetzt nicht gänzlich neu sein. Auch habe ich mehrfach erwähnt, dass ich jemand bin, der die angefangenen Dinge auch ordentlich zu Ende macht, deswegen habe ich auch trotz meiner mich stets begleitenden Zweifel nicht vorzeitig abgebrochen! Zudem habe ich mit dem Abschluss immerhin was in der Tasche. Mit abgebrochenem Studium nichts außer Abitur.


    Zitat

    Dass jemand, der eine Berufsausbildung macht, an bestimmten Unterrichtsfächern in der Berufsschule nicht teilnehmen muss, weil er schon eine "Vorbildung" hat, habe ich noch nie gehört und kann ich mir nicht vorstellen. Es werden schließlich in der Berufsschule andere Inhalte in Deutsch und Englisch unterrichtet, als du es aus deiner eigenen Schulzeit und dem Studium kennst. Und auch am berufsspezifischen Berufsschulunterricht müsstest du m. E. ganz "normal" teilnehmen. Warum solltest du dort verkürzen dürfen?


    Ich komme aus Baden-Württemberg - ich meine, schon öfters mal über solche Möglichkeiten der Verkürzung gelesen zu haben, insbesondere bei Abitur und höherem Bildungsabschluss.


    Du sagst, es werden in Deutsch und Englisch in der Berufsschule andere Inhalte unterrichtet, als ich das aus Studium oder Schulzeit kennen würde, nichtsdestotrotz wird mir gleichzeitig hier geraten, ich solle anstelle der allg. Gymnasien eher berufliche Schulen anpeilen? Für's Referendariat und spätere Unterrichten machen mir diese "anderen Inhalte in Deutsch und Englisch" dann anscheinend keine Probleme, wohl aber in einer Azubi-Berufsschulklasse, deren Unterricht ich sogesehen fast schon selbst schmeißen könnte, allenfalls zumindest schonmal Vertretungsunterricht?? Das erschließt sich mir jetzt doch nicht so ganz.


    Wenn ich jetzt irgendein Hochschulstudium hätte und seit der eigenen Schulzeit nichts mehr mit Deutsch und Englisch am Hut gehabt hätte, würde ich das noch nachvollziehen können, aber nachdem ich sogar selbst diese Fächer aufs höchste Lehramt studiert habe??

  • Vielleicht wäre auch ein Duales Studium eine Alternative, nachdem du dein Studium abgeschlossen hast. Wenn du dich für diesen Bereich interessierst:

    https://www.ausbildung.de/beru…k/stellen/#tab-bar-anchor

    Danke dir für deinen Input und deine Inspirationen!! Aber nach 10 Jahren nun nochmal ein neues Studium... Das müsste ich mir gut überlegen. Mich zieht es dann doch eher zu "möglichst schnell verdienen und unabhängig sein".

  • (Durchaus verständlich, ich habe es immer schon bewundert, dass sich junge Menschen so früh schon auf eine Ausbildung und einen beruflichen Weg festlegen.)

    Hm, früh entscheiden schon… aber festlegen? Meine Entscheidung lief so - irgendwas muss ich machen, auf Schule keine Lust mehr, als Bankkaufmannazubi bekommt man ein hohes Gehalt, ist ein angesehener Beruf… das sollte ungefähr die Gedanken meines 14jährigen selbst wiedergeben 😉 Ich war sehr naiv und habe mich überhaupt nicht gefragt, ob der Job mir überhaupt liegt und wie es nach der Lehre aussieht (Spoiler: Der Job lag mir nicht und nach der Lehre wurde es ätzend langweilig 😉). Erst nach dem Zivi (so ganz unnütz war der wohl nicht) ist mir klar geworden, dass ich das keine 40 Jahre aushalte. Aber vielleicht bin ich da auch speziell… und wo ich schon die „intellektuelle Herausforderung“ erwähnt hatte - die hat mir eben schon kurz nach der Lehre gefehlt.

  • In Ba-Wü kann man sich in der Berufsschule auf Antrag von Deutsch und Gemeinschaftskunde befreien lassen, wenn man über Abitur oder FH-Reife verfügt.

    Eine Lehrzeitverkürzung ist möglich. Teilweise zu Beginn der Ausbildung. Abiturient beginnt z.B. bereits im 2. Ausbildungsjahr. Zu Ende der Ausbildung in Form einer Verkürzung mit vorgezogener Prüfung. Hierfür ist das Ergebnis der Zwischenprüfung entscheidend.

    In allen Fällen müssen die Betriebe und dann die Kammern zustimmen.


    Nebenbei:

    Ich bin Lehrerin an einer beruflichen Schule mit allen möglichen Schularten und wir suchen händeringend Deutschlehrer.

    Bei Interesse bitte melden.


    Zu Dir, Salzkristall: Bewirb Dich als ITler oder whatever. Wenn Du eine Ausbildungsstelle angeboten bekommst, kannst Du immer noch entscheiden.

  • ... Jetzt sag bitte nicht, dass du 10 Jahre in deinem Studierzimmer verbracht und deine Kommilitonen nur in Seminaren getroffen hast.

    Und wenn's so wäre? Der TE will ja offenbar eine Ausbildung anfangen, bei der man weniger mit Menschen zu tun hat. Vielleicht ist die Idee nicht so schlecht.


    Salzkristall , informiere dich doch erst mal konkret über Ausbildungsplätze in deiner Region und bewirb dich dann rechtzeitig. Humbelbee hat ja erwähnt, dass die Fristen offenbar ein Jahr vorher dran sind.

  • it einem 1. StEx in einem Lehramt wüsste ich nicht, dass eine Ausbildung einfach verkürzt werden könnte.

    Wenn überhaupt, dann hängt das mit der allgemeinen Hochschulreife zusammen.


    Das ist dann wohl auch wirklich bundeslandspezifisch unterschiedlich.


    Ich habe Bekannte, die in der BS in Ba-Wü unterrichten und von ihnen wurde mir berichtet, dass je nach Ausbildungsberuf tatsächlich Abiturienten ein Teil der Ausbildung (oft etwa 6 -12 Monate ) erlassen wird!

    ??? Nichts anderes habe ich doch geschrieben. In Niedersachsen ist eine Verkürzung der Ausbildung um 12 Monate möglich, wenn man z. B. die allgemeine Hochschulreife erworben hat. Siehe bspw. hier: https://www.hannover.ihk.de/au…-der-ausbildungszeit.html


    Ich meine nur, dass es in Niedersachsen nicht möglich ist, dass ein/e Abiturient/in, die/der eine Berufsausbildung macht, an bestimmten Unterrichtsfächern in der Berufsschule nicht teilzunehmen braucht (wie es ja gemäß CDL und Super-Lion in BW der Fall ist).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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  • Salzkristall Ich gehöre hier definitiv zur Faktion "mach das Referendariat" (finde es aber natürlich gut, dass hier auch andere Optionen diskutiert werden, du musst ja auch die Entscheidung treffen, nicht ich).


    Obwohl ich selber mein Ref nicht als "Knaller" bezeichnen würde, musst du folgendes Bedenken: Du schreibst, dass du in diesem Forum den Eindruck gewinnst, das Referendariat sei stressig, zeitlich kaum zu schaffen und psychisch sehr belastend. Das was du hier liest, sind Problemfälle. Hier wird kaum jemand einen Thread mit dem Titel "mein Ref ist so toll und die Fachleiter sind super" eröffnen. Die guten Geschichten über das Ref liest du hier nicht und daher bekommst du einen sehr negativen Eindruck.


    Bei mir war es so: Netter Hauptseminarleiter, ganz toller Fachleiter in Mathe, schelchte Fachleiterin in Englisch, super Ausblidungsschule (ich bin da immer noch!), tolle Ako, unterstützende Ausbildungslehrer, ein netter Schulleiter, Referendare wurden von 90% der KuK als vollwertige Mitglieder des Kollegiums wahrgenommen. Klar habe ich nicht jede Nacht 8 Stunden geschlafen, aber das schafft man. Außerdem habe ich im Referendariat, ganz besonders in der Schule, RICHTIG viel gelernt. Das hat mir nachher den Berufseinstieg total erleichtert. Ja, es gab Druck und zu bestimmten Zeiten auch sehr viel. Den habe ich mir zum Teil selber gemacht, weil ich Perfektionistin bin. Kann man sein, muss man nicht und an der ein oder anderen Stelle habe ich mir das inzwischen auch abgewöhnt. Aber in welcher Ausbildung gibt es gar keinen Druck? Ich möchte das Ref nicht nochmal machen müssen, aber es war schon ok.


    Ich an deiner Stelle würde es versuchen. Aber im Endeffekt musst du das natürlich selbst entscheiden.

  • Nachtrag: Ich unterrichte unter anderem Mathe. Ich mag Mathe sehr gerne. Die glasklaren Regeln und Strukturen und die Logik faszinieren mich auch. Aber trotzdem setzte ich mich in meiner Freizeit nicht hin und rechne irgendwelche Aufgaben. Das ist meine Arbeitszeit.


    Ich lese sehr viel, aber vieles, ich würde sagen fast alles, hat keinerlei Verbindung zur Schule. Im Moment lese ich eine Fantasybuchreihe von Robin Hobb. Davor habe ich die Wolf Hall Trilogie gelesen. Davor die Jahrhundertrilogie. Hat jetzt eher wenig mit den Werken zu tun, die man in der Schule einsetzt und ist auch gut so. In meiner Freizeit lese ich, wonach mir ist und nicht, was für die Schule nützlich sein könnte.


    Wenn du dich in deiner Freizeit gerne mit Elektrotechnik beschäftigst ist das doch super! Es hat nichts mit der Schule zu tun, du kannst also super dabei abschalten.

  • Du sagst, es werden in Deutsch und Englisch in der Berufsschule andere Inhalte unterrichtet, als ich das aus Studium oder Schulzeit kennen würde, nichtsdestotrotz wird mir gleichzeitig hier geraten, ich solle anstelle der allg. Gymnasien eher berufliche Schulen anpeilen? Für's Referendariat und spätere Unterrichten machen mir diese "anderen Inhalte in Deutsch und Englisch" dann anscheinend keine Probleme, wohl aber in einer Azubi-Berufsschulklasse, deren Unterricht ich sogesehen fast schon selbst schmeißen könnte, allenfalls zumindest schonmal Vertretungsunterricht?? Das erschließt sich mir jetzt doch nicht so ganz.

    Das war nicht nur auf dich persönlich bezogen, sondern allgemein darauf, dass es zumindest hier in Niedersachsen für Abiturient*innen meines Wissens - wie ich mehrfach schrieb - nicht möglich ist, an Teilen des berufsschulischen Unterrichts nicht teilzunehmen bzw. diesen aufgrund ihrer Vorbildung "erlassen" zu bekommen. Dass jemand wie du den Unterricht in einer Berufsschulklasse aufgrund des absolvierten Studiums quasi "selbst schmeißen" könnte, wäre hier also sozusagen "persönliches Pech"... Wenn es in BW aber eh anders ist, sprich: dass du vom Berufsschulunterricht in GK und Deutsch in der Berufsschule "befreit" werden könntest, wärest du ja sowieso fein 'raus und bräuchtest dir keine Gedanken mehr darüber zu machen!


    Davon abgesehen sollte es aber jemandem wie dir, der ein Studium in Englisch und Deutsch absolviert hat, im Rahmen des Referendariats - falls du dieses an einer beruflichen Schule machen solltest - durchaus möglich sein, dich in neue Inhalte einzuarbeiten. Auch wäre ein Einsatz am Beruflichen Gymnasium (aber nicht ausschließlich!) möglich, wo es in Deutsch und Englisch keine berufsspezifischen inhalte gibt.


    Wie dem auch sei: Falls du nun doch nicht das Referendariat sondern eine Ausbildung im dualen System anstrebst, soltest du dich schnellstmöglich um einen Ausbildungsplatz bemühen!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich komme aus Baden-Württemberg - ich meine, schon öfters mal über solche Möglichkeiten der Verkürzung gelesen zu haben, insbesondere bei Abitur und höherem Bildungsabschluss.


    Du sagst, es werden in Deutsch und Englisch in der Berufsschule andere Inhalte unterrichtet, als ich das aus Studium oder Schulzeit kennen würde, nichtsdestotrotz wird mir gleichzeitig hier geraten, ich solle anstelle der allg. Gymnasien eher berufliche Schulen anpeilen? Für's Referendariat und spätere Unterrichten machen mir diese "anderen Inhalte in Deutsch und Englisch" dann anscheinend keine Probleme, wohl aber in einer Azubi-Berufsschulklasse, deren Unterricht ich sogesehen fast schon selbst schmeißen könnte, allenfalls zumindest schonmal Vertretungsunterricht?? Das erschließt sich mir jetzt doch nicht so ganz.


    Wenn ich jetzt irgendein Hochschulstudium hätte und seit der eigenen Schulzeit nichts mehr mit Deutsch und Englisch am Hut gehabt hätte, würde ich das noch nachvollziehen können, aber nachdem ich sogar selbst diese Fächer aufs höchste Lehramt studiert habe??

    Wenn der Betrieb mitmacht, kannst du die Ausbildung um ein halbes bis ein ganzes Jahr verkürzen. Du steigst dann entweder direkt ins zweite Ausbildungsjahr ein oder machst am Ende der Ausbildung eine vorgezogene Prüfung. Das würde ich dir auch sehr ans Herz legen, denn du wirst (zumindest beim schulischen Teil der Ausbildung) gnadenlos unterfordert sein. Du musst dir den Stoff vom ersten Ausbildungsjahr bzw. vom letzten halben Ausbildungsjahr dann zwar selbständig erarbeiten, aber das wird zeitlich "nebenher" gut klappen weil beim heutigen Leistungsvermögen der Schülerinnen und Schüler der Unterrichtsfortschritt sehr oft mehr als zu wünschen übrig lässt.


    Es kommt aber sehr auf den Betrieb an, ob er überhaupt Interesse an einer Ausbildungsverkürzung hat. Azubis sind für manche Betriebe einfach billige Arbeitskräfte. Da werden sie den Teufel tun und das Ausbildungsverhältnis verkürzen. Andere Betriebe brauchen dringend vollwertige Arbeitskräfte. Da wäre man sicher eher bereit, die Ausbildung zu verkürzen.


    Als Abiturient kannst du dich von Deutsch und Gemeinschaftskunde befreien lassen; vom Religionsunterricht kannst du dich abmelden. Englisch wirst du machen müssen, weil es berufsbezogen unterrichtet wird und vielfach einfach zum Lernfeld gehört. (Ich habe in meinen Klassen mehrere native speaker. Auch die müssen ganz normal in den Englisch-Unterricht kommen.) Nur: Viel bringen wird dir die Befreiung von Deutsch, Gemeinschaftskunde, Religion leider nicht. Ich hab jetzt einfach mal bei meiner Nutzfahrzeuge-Klasse geschaut. Dienstag, 1.+2. Stunde BFK (Berufsfachliche Kompetenz), 3. Stunde Reli, 4.+5. Stunde Gemeinschaftskunde, 6. Stunde Englisch, Mittagspause, Hohlstunde, 8.+9. Stunde BFK. D.h du hättest Unterricht 8-9.30 Uhr / 12.15-13 Uhr / 14.30-16 Uhr, hockst also knapp 4,5 Zeitstunden an der Schule rum und hast nur knapp 4 Zeitstunden Unterricht. Mittwoch das gleiche Problem: 3.+4. Std Deutsch, 5. Std. Gemeinschaftskunde, danach aber Unterricht bis einschließlich 9. Stunde. Die dritte Deutsch-Stunde liegt Freitag, 5. Std. Naja, zumindest da könntest du ne dreiviertel Stunde früher nach Hause. ;)


    Die Schulen legen das zum Teil extra so, dass sich möglichst wenige Schüler von den Fächern befreien lassen. Bzw. fürchten eben den Effekt, dass die Schüler sich reihenweise von D, Gm, Reli abmelden, wenn sie diese Fächer in Randstunden legen. Jetzt fragst du dich vielleicht, welche Vorteile der Schule entstehen, wenn sich möglichst wenig Schüler abmelden. Da geht es einfach um die Versorgung der Kollegen mit Stunden. Wenn sich in einer Klasse von 20 Schülern jeweils nur 5 Abiturienten von D, Gm, Reli abmelden, kann man jeweils zwei Klassen zusammenlegen. Damit wäre dann ein Kollege weniger versorgt.


    In der Praxis melden sich die Abiturienten deshalb auch eher selten ab. Weil sie eh nur rumhocken würden und zweitens ist es für jeden Abiturient eine lockere 1 in diesen Fächern. Das nimmt man doch gerne mit.


    Wie dem auch sei: In der Praxis würde ich sowieso dual vorgehen. Fürs Ref auf jeden Fall anmelden; Abmelden kannst du dich (ohne Konsequenz) immer noch... Und parallel halt dann ein Ausbildungsverhältnis suchen. Die Bewerbungsverfahren für August 2021 sind tatsächlich schon gelaufen, aber es gibt (vor allem wenn man örtlich flexibel ist) immer noch spätere Möglichkeiten. (Bei uns werden teilweise Azubis noch nach Schuljahresbeginn nachgemeldet und beginnen ihre Ausbildung dann erst 1. September oder 1. Oktober.)


    Mein Mann lässt übrigens ausrichten, dass du dich gerne darauf vorbereiten darfst, dass deine potentiellen Arbeitgeber einige Fragen zu deinem bisherigen Bildungsweg haben werden. Da solltest du sehr reflektiert, selbstkritisch und überlegt auftreten. Sonst könnte es schwierig werden. Das nur als Tipp.

  • Danke, das ist wirklich mal eine Auskunft, mit der ich gegenwärtig auch etwas anfangen kann.

    Der Tipp mit der Bewerbung fürs Ref und gleichzeitiger Ausbildungssuche erscheint mir auch sinnvoll - vor allem, wenn die Möglichkeit besteht, dass ich mich ohne Sanktionen auch wieder vom Ref abmelden kann.


    Wie ist das generell mit Ref? Kann ich mich nur konsequenzlos abmelden, sofern ich es noch nicht angetreten habe, oder kann ich mich jederzeit abmelden und es zu einem späteren Zeitpunkt ggf. nochmal aufnehmen?

  • Danke, das ist wirklich mal eine Auskunft, mit der ich gegenwärtig auch etwas anfangen kann.

    Der Tipp mit der Bewerbung fürs Ref und gleichzeitiger Ausbildungssuche erscheint mir auch sinnvoll - vor allem, wenn die Möglichkeit besteht, dass ich mich ohne Sanktionen auch wieder vom Ref abmelden kann.


    Wie ist das generell mit Ref? Kann ich mich nur konsequenzlos abmelden, sofern ich es noch nicht angetreten habe, oder kann ich mich jederzeit abmelden und es zu einem späteren Zeitpunkt ggf. nochmal aufnehmen?

    Solange du noch nicht angetreten bist, kannst du dich ohne Konsequenzen abmelden. Sobald du angetreten bist, „musst“ du es wahrscheinlich weiter machen. Aber offen gestanden kann ich dir das nicht beantworten. Vllt weiß da CDL Bescheid?

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