Studienabschluss steht bevor, Unsicherheiten, Selbstzweifel und evtl. auch psychosomatische Angsterkrankung

  • Liebes Forum,


    der folgende Text könnte etwas länger werden - ich muss einfach mal alles von der Seele schreiben (und ich schreibe diesen Text auch in Tränen, aber ich sehe das auch als eine Art Bewältigungsstrategie. Schreiben ist ja quasi auch schon eine Art Bewältigung). Dabei weiß ich nicht mal, ob ihr der richtige Ansprechpartner seid... Vielleicht gehört das eher in ein Psychologie-Forum, oder Medizin-Forum, aber da es ja dennoch auch was mit Lehramt zu tun hat, schreibe ich nun hier und versuche mich so kurz wie möglich zu halten - das Kürzeste, damit ihr dennoch was damit anfangen könnt. Ich werde diesen Text in mehreren Posts abschicken, um es lesefreundlicher zu gestalten.


    TEIL 1


    Mir geht es gar nicht gut zurzeit, eigentlich schon seit langer Zeit nicht, aber richtig prominent wurde das jetzt erst dieses Jahr und Corona hat natürlich noch seinen Teil dazu beigetragen. Nicht, dass ich mich damit infiziert hätte, aber die ganze Situation belastet mich psychisch zusätzlich zur eh schon seit Jahren psychischen Niedergeschlagenheit. Zudem habe ich mittlerweile auch psychosomatische Beschwerden, also körperliche Beschwerden, für die es auch nach zig Untersuchungen und mittlerweile über 3000€ an Arztrechnungen bisher keine medizinische Ursache zu geben scheint. Wo fange ich an??


    Ich bin männlich, vor 6 Monaten 30 geworden und befinde mich in den Endzügen meines (vor ewig langer Zeit (2011) angefangenen) Gymnasialstudiums in den Fächern Englisch und Deutsch. Studienabschluss wird (wenn hoffentlich nichts mehr dazwischen kommt, das mich zwingt, nochmal ein Semester zu verlängern) Juli 2021 sein - es werden also 10 Jahre Studium sein, doppelt so lange wie es die Regelstudienzeit für Lehramt vorsieht... Möglicher Ref-Beginn wäre also Januar 2022 (zu dem Zeitpunkt werde ich dann bereits kurz vor dem 32sten Geburtstag stehen).


    Sehr oft stelle ich mir in letzter Zeit die Frage, wo es eigentlich angefangen hat in meinem Leben, so chaotisch und bergab zu gehen und ich finde keine eindeutige Antwort dafür. Ich hatte während der eigenen Schulzeit bereits mit großen Selbstzweifeln und Minderwertigkeitskomplexen zu kämpfen - dies führe ich auf damaliges Mobbing zurück und eventuell auch auf die damals schon in der Pubertät allmählich aufflackernden Erkenntnis, dass ich womöglich anders bin, als andere. Im Sinne von: ich hatte damals bereits latent die Befürchtung und sicherlich auch schon die innere Erkenntnis, dass ich wahrscheinlich sexuell eher zum gleichen Geschlecht hingezogen sein könnte als zum anderen. Ich wollte mich damit aber damals partout nicht befassen und redete mir selbst immer sehr stark ein, dass dies wohl einfach nur irgendwelche grundlosen Sorgen sein würden, also verdrängte ich diese mir angsteinflößenden Gedanken einfach immer, quasi nach dem Motto: wenn ich es nicht an mich heranlasse, dann ist es auch nicht wirklich da.


    Das hat eigentlich auch immer gut funktioniert, aber natürlich fiel mit der Zeit auf, dass ich offensichtlich im Gegensatz zu anderen meiner Altersklasse keine Beziehungen führte und anfängliche Nachfragen von meinen Eltern und Verwandten tat ich halt stets mit der mir sehr zu Pass kommenden Floskel "es kommt halt, wenn's kommt" ab. Mittlerweile fragen sie auch gar nicht mehr. Eventuell denken sie sich ihren Teil, oder aber glauben, ich sei in dieser Hinsicht vielleicht einfach sonderbar. Ein Eigenbrödler oder Einsiedler vielleicht. Ich selber für mich fand das auch anfangs gar nicht wirklich störend, denn die Frage nach Beziehungen und der damit unweigerlich verknüpften Auseinandersetzung mit meiner eigenen Sexualität konnte man auch irgendwann mal noch angehen, zuerst stand mal der Schulabschluss an, wofür man seine volle Zeit und Energie brauchte, danach dann das Studium, wo man ebenfalls wieder keine Zeit und Energie haben würde für solche Sachen wie Beziehungen oder Identitätskrisen...


    Ein markanter Punkt, den ich so als ersten Wendepunkt im Leben bezeichne, der vermutlich maßgeblich zur aktuellen Chaossituation beigetragen hat, war wohl der Wegfall der Schule nach Erlangen des Abiturs. Eine sichere Konstante in meinem Leben, in der (rückblickend) die Welt noch in Ordnung war, trotz meiner damals schon vorherrschenden Selbstzweifel. Nach der Schule kam dann die erste gezwungene Auseinandersetzung mit mir selbst: wie soll es weitergehen mit mir? Was will ich?

    Unsicher wie ich war, konnte ich mir nichts vorstellen, das beruflich selbst auch unsicher und risikobehaftet sein würde, am liebsten wollte ich die Sicherheit der Schulzeit zurück haben. Ein absolviertes Freiwilliges Soziales Jahr in einem Kinder- und Jugendheim hat mir sehr gefallen, das gab mir zum allerersten Mal auch wieder etwas Selbstsicherheit und Mut zurück, denn ich war dort Verantwortungsperson für (unter mir stehende) Kinder und Jugendliche. Man war so zufrieden mit mir, dass man mir ein Duales Studium dort anbot, das ich auch beinahe angenommen hätte. Aber mein Wunsch nach Sicherheit und Ordnung, gepaart mit auch gutem Einkommen ließ mich dann doch hardern: der soziale Sektor ist leider schlecht bezahlt, die Arbeit dort im Heim wäre Schichtbetrieb, also auch an Wochenenden und Feiertagen, und durch die wöchentlich wechselnden Arbeitstage gäbe es auch keine große Planungssicherheiten für künftige Vorhaben, etwa Treffen mit Freunden, etc.


    So kam ich also zum Lehramtsstudium, mehr aus Gründen der Sicherheit (Verbeamtung, gutes Einkommen, geregelte Arbeitszeiten, familienfreundlich) als aus wirklicher Überzeugung, denn ans Lehramt dachte ich vorher sonst noch nie. Doch immerhin wäre dies auch eine Art von Arbeit mit Jugendlichen und im Jugendheim kam ich ja auch gut mit (tlw. sogar sehr schwierigen und auffälligen) Kindern klar, da würde Lehramt ja sicher auch machbar sein - so dachte ich.


    Von Studienbeginn bis heute kurz vorm Abschluss plagten mich jedoch immer wieder Selbstzweifel und Unsicherheiten: war diese Entscheidung richtig? Werde ich in diesem Bereich dauerhaft glücklich werden? Die eigentlichen Studieninhalte, das muss ich ehrlich sagen, interessierten bzw. interessieren mich eigentlich eher mittelmäßig: zwar habe ich einen Schnitt im oberen bis mittleren 1er-Bereich in meinen Fächern, aber kein einziger der Studieninhalte (mit Ausnahme vielleicht der Bereich "Jugendsprache" im Bereich germanistischer Linguistik) wäre jetzt etwas, mit dem ich mich zuhause im privaten Bereich auch nur ansatzweise freiwillig beschäftigt hätte, wenn ich nicht vom Studium her gezwungen gewesen wäre. Weder Goethe, Schiller oder Shakespeare, noch irgendwelche Theorien zu Zweitspracherwerb oder Morpheme, Allophone und Co sind Bereiche, mit denen ich mich aus reinem intrinsischen Interesse auch außerhalb des Studiums groß befassen würde.


    Und so wuchsen meine Zweifel am eingeschlagenen Weg. Sollte eine künftige Lehrkraft sich nicht doch auch für die fachlichen Inhalte intrinsisch interessieren? Zwar habe ich einen 1,x Schnitt, aber das sagt ja bekanntlich auch nicht viel aus. Es liegt zudem in meiner Natur, die Sachen, die ich angefangen habe, auch so gut es geht zu bewältigen. Schulpraktika liefen ganz gut, man war dort auch zufrieden mit mir - ich selber fand es nun zwar auch nicht wirklich furchtbar, dort vor der Klasse zu stehen, aber ich kann mir auch nicht wirklich vorstellen, ob ich das den Rest meines Lebens tun möchte und mich vor allem in Stoff einarbeiten zu müssen, etwa Literatur wie Goethe, Kafka, Mann etc., der mich jetzt so aus dem Bauch heraus eigentlich gar nicht wirklich packt. Und man sagte uns mal, dass, um einer Klasse ein Werk schmackhaft machen zu können, man es selbst wirklich mögen muss - denn die Schüler merken wohl, ob man selbst vom Inhalt überzeugt ist und dafür brennt, oder ob man halt einfach den Lehrplan abklappert und es einem im Grunde piepegal ist, ob da jetzt Goethe, Herr der Ringe oder Die Eiskönigin draufsteht.


    Warum habe ich das Studium nicht vorzeitig abgebrochen? Weil ich erstens die Dinge, die ich anfange, auch möglichst ordentlich und sauber abhaken möchte und zweitens ich auch nicht vorschnell mir dadurch den Weg ins Lehramt verbauen wollte - mit einem abgeschlossenen Studium hätte ich zumindest immer die Tür noch offen, um doch mal noch ins Lehramt zu gehen.


    Teil 2 folgt.

  • Teil 2


    In einem halben Jahr steht nun also der Studienabschluss bevor, nach ewig langer Studienzeit. Ein Grund, warum sich das Studium in die Länge gezogen hat, so vermute ich, ist der Unsicherheit und den Selbstzweifeln geschuldet, und auch der Versagensangst vor dem immer so schrecklich proklamierten Referendariat danach. Das Studium war quasi wie die damalige Schulzeit: man hatte eine gewisse Sicherheit, Struktur, Ordnung im Leben und die fällt nun mit Beendigung des Studiums abermals wieder weg. Es ist nicht so, dass ich faul gewesen wäre, oder extra lange studiert hätte: die lange Studienzeit ergab sich eigentlich zwangsweise aus einem Fachwechsel, einem 1-jährigen Auslandsaufenthalt und einem Wechsel der Prüfungsordnung (da das alte Staatsexamen ja abgeschafft wurde).


    Es hat mich sozusagen also immer wieder etwas zurückgeworfen.


    Zusätzlich zum nahenden Studienabschluss gesellen sich bei mir psychische Probleme dazu. Vermutlich ist das gar nicht mehr verwunderlich, nach dem, was ich bislang schon so berichtet habe. Die anfangs doch immer so gut verdrängte Frage nach meiner Sexualität war natürlich immer da im Hintergrund und wurde mit den Jahren auch immer stärker. Genoss ich es anfangs für mich alleine zu sein und einfach meine Freiheiten und meine Kontrolle zu haben, so kehrte sich dies nun allmählich ins Gegenteil um: ich wurde zunehmend einsamer und ich sehne mich mehr und mehr nach Partnerschaft und nach Beziehung. Klassenkameraden von mir fangen bereits an Kinder zu bekommen, in eigene Wohnungen/Häuser zu ziehen und ich hocke abwechselnd in meiner kleinen Stundetenbude oder bei meinen Eltern zuhause und schlage mich durch die noch anstehenden Semester.


    Mein Bruder, 4 Jahre jünger als ich, hat einen geradlinigen Musterweg hingelegt: Abitur, Bachelor, Master, arbeitet jetzt im Finanzwesen bei einer gut angesehenen Bank, hat eine Freundin seit 8 Jahren - alles super. Vorzeigekind. Leben im Griff, perfekt.


    Was ist mit mir? Nun 30 geworden, Studium immer noch nicht fertig, noch dazu besteht eine sehr große Chance, dass ich den Berufszweig, für den ich nun 10 Jahre meines Lebens als Studium verschwendet habe, vielleicht gar nicht dauerhaft antreten oder vielleicht auch von vorneherein gar nicht erst antreten möchte. Beziehungslos, alleine, voller Selbstzweifel, Versagensängsten, Sorgen, muss immer noch von den Eltern finanziell unterstützt werden, total chaotischer Lebenslauf nach Beendigung der Schule. Ich fühle mich einfach nur noch als großen Versager!!


    Meine Eltern wissen noch gar nichts von dem Plan, den ich heimlich schon schmiede: ich habe vor, nach Beendigung des Studiums in einem halben Jahr eine Ausbildung zu beginnen, einerseits als "Backup", damit ich einfach noch einen Plan B in der Hinterhand habe, weil ich mich aufs Lehramt alleine nicht verlassen will, nicht verlassen kann. Die Frage ist natürlich aber: finde ich mit 30 und einem abgeschlossenen Lehramtsstudium überhaupt noch eine Ausbildung?


    Meine Ängste und Sorgen wachsen, dass der Zug hierfür schon abgefahren ist. Dass ich jetzt entweder die Lehramtsschiene weiterfahren muss, oder aber mich den Rest meines Lebens mit Niedriglohn-Jobs rumschlagen muss. Sicheres und gutes Leben Fehlanzeige.


    Meine psychischen Probleme sind vermutlich aufgrund dieser ganzen Konstellationen mehr und mehr prominent geworden: schon seit 4 Jahren leide ich hin und wieder an psychosomatischen Beschwerden, vermutlich aufgrund einer Angststörung. Angst vor Krankheiten, Versagensängste, Zukunftsängste. Anfang diesen Jahres fasste ich mir ein Herz und ging in die psychosomatische Ambulanz. Man diagnostizierte mir eine hypochondrische Angststörung. Mittlerweile habe ich auch schon 2 Sitzungen bei 2 verschiedenen Psychologinnen hinter mir, aber die waren eher mittelmäßig, ich hatte nicht den Eindruck, dass es mir dauerhaft helfen könnte.


    Zudem kam mit diesem Schritt eine erneute Angst hinzu: jetzt habe ich mir meine Verbeamtung versaut, denn ich habe psychologische Sitzungen (selbst wenn es nur 2 waren) in Anspruch genommen. Ich habe mir also nun noch mehr Steine in den für mich eh schon sehr steinigen Lehramtsweg gelegt.


    Leider muss ich sagen, spielen meine Eltern auch ihren Teil zu dieser verfahrenen und für mich so furchtbaren Situation bei: zwar unterstützen sie mich finanziell, wo sie können (und das selbst aufgrund meines deutlich überzogenen Studiums), allerdings ist es leider auch so, dass besonders mein Vater sehr sehr gut verdient als Selbstständiger und ich mir deshalb vermutlich eine Art Erwartungsdruck aufgebaut habe, besonders, was finanzieller Wohlstand und Einkommen angeht.


    Meine Eltern, bzw. besonders mein Vater, sind also quasi extremst fixiert auf diese Verbeamtung und ständig muss ich mir anhören, dass meine Besuche bei diesen "Psychotanten" meine künftige "Karriere" ruinieren würden. Meine Einwände, dass die Verbeamtung überhaupt nicht das Essentielle am Lehramt sei und in vielen Bundesländern überhaupt gar nicht per se verbeamtet würde, werden sofort gekontert mit anekdotischen Erzählungen von seinen Clienten/Kunden, welche er finanziert, unter welchen wohl auch Lehrer sind, dass er da genau weiß, wie die Einkünfte zwischen verbeamteten und nicht-verbeamteten Lehrern liegen und ob ich dann mit meinen "zwei fünf" monatlich als angestellter Lehrer glücklich sei und jährlich über die Sommerferien "zum Jobcenter rennen" wollte, um sich Bezüge für die Dauer der Arbeitslosigkeit in den Sommerferien zu holen.


    Da dies natürlich nur auf Lehrer mit nicht-befristetem Angestelltenverhältnis zutrifft, habe ich erwähnt, aber es ist einfach total mühsam, dagegen anzugehen, vor allem, weil diese geschissene Verbeamtung und überhaupt dieses geschissene Lehramt momentan so überhaupt NICHT meine wichtigste Sorge ist!! Ich habe grade viel eher Sorge, dass ich gesundheitlich abrutsche und überhaupt nicht mehr auf die Beine komme und dann tatsächlich noch zum Sozialfall werde!


    Ich weiß nicht, wie ich so "astray" gehen konnte in meinem Leben, was wohl passiert ist, was ich wohl falsch gemacht habe... Ich fühle mich einfach nur richtig schlecht, mir gehts gesundheitlich scheiße, habe einen total unklaren und uneinheitlichen Lebenslauf seit Beendigung der Schule und stehe nun nach 10 Jahren Studium da und weiß nicht mehr, wie es weitergehen soll und kann...


    Es tut mir leid für diesen mäandernden Schwall an Text. Aber ich musste es einfach mal rauslassen!

  • Hallo Salzkristall!


    Erst mal gegrüßt und willkommen geheißen!


    Bevor du nun weiterschreibst, kannst du vielleicht nachfolgende Gedanken und Rückfragen meinerseits dabei schon berücksichtigen:


    3000€ an Arztrechnungen


    Das sieht danach aus, dass du privatversichert bist. Lehrerkind?


    Was haben dir denn die 3000€ bislang an Erkenntnissen über dich eingebracht?


    Vieles, was ich hier zu ner eigenen Stellungnahme gerne beantwortet hätte, kann ich hier nicht erfragen, geschweige denn dass du es in einem solchen Forum von dir geben solltest.


    Dennoch: Was sagt eine enge Bezugsperson zu deinem dargestellten Problem?


    Hab ich in ähnlichem Zusammenhang hier schon mal empfohlen: Was hältst du von einer handwerklichen Ausbildung nach Studienabschluss? Tischler? (Schreiner klingt nur so tot.)


    Treibst du Sport? Welchen?


    Trink mal ne Tasse Tee beim Schreiben hier.


    Bis später sicher wieder! :gruss:

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Hallo Salzkristall,


    leider gehöre ich nicht zu den feinfühligsten Menschen, tut mir Leid. Aber zumindest habe ich mir dein "Klagelied" vollständig durchgelesen. Ich glaube, ich kann dir sagen, was du falsch gemacht hast. Dazu einige Zitate aus deinem Eingangspost.

    Corona

    Corona ist Schuld.

    damaliges Mobbing

    Die bösen Mitschüler, die dich früher gemobbt haben, sind Schuld.

    Erkenntnis, dass ich wahrscheinlich sexuell eher zum gleichen Geschlecht hingezogen sein könnte

    Die bösen Menschen, die dich mobben werden, weil du homosexuell bist, sind Schuld.

    die lange Studienzeit ergab sich eigentlich zwangsweise aus einem Fachwechsel, einem 1-jährigen Auslandsaufenthalt und einem Wechsel der Prüfungsordnung (da das alte Staatsexamen ja abgeschafft wurde).

    Äußere Umstände sind Schuld.

    spielen meine Eltern auch ihren Teil zu dieser verfahrenen und für mich so furchtbaren Situation bei

    Deine Eltern sind Schuld.



    Du zeigst mit dem Finger in jede Richtung. Corona, dumme Mitschüler bzw. Mitmenschen, Eltern, das "System". Wann zeigst du mal mit dem Finger auf dich? Komm aus dieser scheiß Opferrolle raus und bekomm dein Leben in den Griff!


    Mach das Studium fertig. Zieh das Ref durch. Und dann bist du halt erstmal Lehrer. Irgendeinen Job muss man machen! Punkt. Es gibt dann immer noch 1001 Möglichkeit sich innerhalb des Lehrberufes zu verändern/sich weiterzuentwickeln. Wechsel der Schulform, Auslandsschuldienst, Sabbatjahr, "in die Verwaltung" gehen. Es verlangt keiner von dir, dass du grundsätzlich jeden Unterrichtsinhalt interessant findest, noch dass du dich in deiner Freizeit in eine Bibliothek einschließt um die herausragendsten Werke der deutschen Dichter und Denker zu verschlingen.


    Was versprichst du dir denn von einer Ausbildung? Dass du dann nach 2,5 Jahren erneut feststellst, dass du Selbstzweifel und Versagensängste hast und auch diesen Job nicht ausüben willst/kannst?


    Ich find es echt ganz schwer erträglich, wie jemand so sehr in Selbstmitleid versinken kann, dass er seit Jahrzehnten vollkommen gelähmt ist und nichts zu Potte bekommt.


    Ich meine es echt nicht böse, aber du bist 30, keine 15. Übernimm die Verantwortung für dein Leben. Nur du kannst dich da hinbringen wo du hin möchtest.


    Fang an Sport zu machen, ernähr dich gesund, stehe zu deiner Homosexualität (Stichwort: Coming-Out), melde dich bei GayParship an, suche dir ein Hobby, das dir Spaß macht. Ich kann einen Hund empfehlen. Ich finde, du hast jetzt genug Lebenszeit mit Selbstzweifeln vergeudet.


    Tut mir Leid, wenn diese Worte hart klingen, aber wenn man sich an ein Forum wendet, muss man damit rechnen, dass man auch Antworten bekommt, die einem nicht gefallen. Ich hoffe, es rüttelt dich vielleicht auf und holt dich aus deiner Schockstarre.


    Alles Gute auf jeden Fall!


    MrsPace

  • Hallo "MrsPace",


    danke dir für deinen Beitrag! Ich befürchte allerdings, dass du meinen Beitrag hier grundlegend missinterpretiert hast. Zumindest liest es sich sehr danach. Weder zeige ich auf alles Mögliche, außer auf mich (ich denke, die Tatsache, dass ich mehrmals betont habe, dass ich das Gefühl habe, versagt zu haben, ist mit der von dir mir attestierten "Opferrolle" nicht so wirklich vereinbar), sondern ich habe Gegebenheiten genannt, die genannt werden müssen, weil sie alle in mehr oder weniger starkem Ausmaß zur jetzigen Situation beigetragen haben. Diese Gegebenheiten gehören zu mir dazu, zu dieser Situation und zu dem, wie sie mich geprägt haben. Das damalige Mobbing hat den Weg geebnet für meine starken Selbstzweifel und Minderwertigkeitskomplexe. Das ist keine Opferrolle, das sind äußere Faktoren, die mich psychologisch beeinflusst haben - zumindest sieht dies so auch die Psychologin. Dass ich versuche, daran zu arbeiten, sollte eigentlich auch der von mir getätigte Schritt Richtung psychologische Hilfe deutlich machen. Auch hier kann ich abermals keine passive "Opferrolle" erkennen. Wenn man mir was zuschreiben möchte, dann vielleicht am ehesten Verzweiflung, denn das bin ich, weil ich nicht mehr weiter weiß.


    Dein Ratschlag, einfach weiter zu machen mit dem Lehramt ist sicher gut gemeint, aber denkst du wirklich, dass das der zielführendste Weg ist? Denkst du, in diesem labilen Zustand schaffe ich auch nur 1 Woche im Ref? Ich weiß nicht, ihr seid doch die mit der Berufserfahrung hier, ihr solltest doch wissen, was dort im Beruf alles gefordert und verlangt ist, aber selbst ich, der bislang nur wenige Wochen Praktika in diesem Bereich hat, weiß, dass man alleine schon fürs Ref eine gefestigte, selbstsichere und zufriedene Persönlichkeit aufweisen sollte und selbst DANN ist ein Erfolg noch lange nicht garantiert. Ich sehe mich momentan in diesem Zustand NICHT durchs Ref kommen.


    Was versprichst du dir denn von einer Ausbildung? Dass du dann nach 2,5 Jahren erneut feststellst, dass du Selbstzweifel und Versagensängste hast und auch diesen Job nicht ausüben willst/kannst?


    Mir ist mittlerweile alles willkommen, womit ich wenigstens so viel Geld verdienen kann, damit ich endlich unabhängig sein kann und ein geregeltes Leben führen kann und sei es irgendein Bürojob im öffentlichen Dienst oder sonstiges. Zudem gab und gibt es durchaus Bereiche, für die ich mich außerhalb des Studiums tatsächlich interessiere und das betrifft den Telekommunikation- und Informatikbereich. Eine Ausbildung in dieser Sparte (etwa bei der Telekom oder Vodafone) klingt momentan 1000x verlockender als mich täglich bis nachts mit irgendwelchen Unterrichtsvorbereitungen und didaktischen Lehr- und Lernformen zu befassen.


    Und bevor jetzt noch mehr Zeit ins Land fließt, wäre für mich nun wichtiger, endlich noch einen Plan B auszuarbeiten. Ein etwaiges Referendariat kann ich mit abgeschlossenem Lehramtsstudium doch zu jeder Zeit beginnen, da gibts doch kein Verfallsdatum für meinen Studienabschluss, oder?

  • Hallo Websheriff,


    Danke für deinen Beitrag. Ich bin momentan (für die Dauer des Studiums) noch in der privaten Familienversicherung, ja.

    Was ich an Erkenntnissen habe bezüglich der Arztbesuche? Dass ich schulmedizinisch (die ja hauptsächlich evidenz-basiert, aber nicht ursachen-basiert ist) gesund zu sein habe, denn man konnte ja diagnostisch nichts feststellen. Dass ich dennoch aber täglich Schmerzen und Beschwerden habe, das erkennen sie nicht.


    Komischerweise fingen die aktuellen Beschwerden ca. 1 Woche nach einem Zeckenstich Mitte Juni an. Es wurde zwar schon alles Mögliche in Richtung Borreliose untersucht, aber genau hier liegt der Hase begraben. Wer sich die Zeit nimmt und gerade bezüglich dieses Themas genauer recherchiert, der wird schnell merken, dass es beim Thema Borreliose einen regelrechten Glaubenskrieg zwischen schulmedizinisch-geprägten Ärzten und anderen Ärzten, sowie Patientenverbänden wie der Deutschen Borreliosegesellschaft gibt. Ich will da hier jetzt gar nicht im Detail ausholen, es besteht nur eine sehr reale Möglichkeit, dass die Schulmedizin eine Borrelioseinfektion trotz ihrer zig (indirekten, nicht direkten) Antikörpertests nicht nachweisen kann und dadurch viele Patienten als "negativ" gelten, die aber in Wirklichkeit dennoch weiterhin infiziert sind und dementsprechende Beschwerden haben.


    Ich hatte seit diesem Stich nunmehr täglich starke neurologische Beschwerden, von Fazikulationen (Zuckungen) hin zu Parästhesien, Kribbel- und Taubheitsgefühle, Brenngefühle, gefühlte Muskelschwäche...


    Ob dies nun von meiner ohnehin schon vorhandenen Angst vor Erkrankungen herrührt, oder aber tatsächlich eine immer noch nicht entdeckte Infektion dahintersteckt, ist nun die große Preisfrage. Es ist nur sehr sehr unwahrscheinlich, dass all diese sehr spezifischen Symptome einfach ganz zufällig just 1 Woche nach Zeckenstich auftraten und seitdem quasi täglich seit einem halben Jahr persistieren und nichts mit diesem Zeckenstich zu tun hätten. Das wäre ein für mich sehr großer Zufall, zumal es sich hier um Beschwerden handelt, die ich so in der Form noch nie zuvor in meinem Leben hatte.


    Bezüglich Ausbildung habe ich ja im vorherigen Beitrag schon was geschrieben. Sport mache ich auch nicht mehr als früher: ich gehe manchmal meine 4km stramm spazieren durch die Natur.

  • Nun gut, wie du meinst... Schade, dass du eine mMn durchaus vernünftige Außensicht derart ablehnst...


    Wieso willst du einen Plan B ausarbeiten? Das nimmt Zeit und Energie von deinem Plan A weg (an dem zu ja immerhin schon 10 Jahre arbeitest). Was soll denn so schlimm im Ref sein, dass du das nicht schaffen solltest? Zig tausend Leute schaffen das jedes Jahr und viele von ihnen haben auch keine einfache Vorgeschichte...


    Ich habe noch nie einen Plan B gehabt. Für gar nix. Noch nie. Aber Jeder, den ich kenne, der einen Plan B hatte, musste ihn im Endeffekt benutzen... Glaub mir, glücklich ist man dann nicht, wenn es „nur“ für Plan B gereicht hat. Und man sich ständig fragt, ob man es vielleicht nicht doch geschafft hätte. „Und was wenn der Plan A nicht funktioniert? Was dann? Dann brauchst du einen Plan B...“ - „Nein, dann suche ich mir einen neuen Plan A.“


    Weil du nach Erfahrungen fragst: Ich bin Mitte 30 und mittlerweile 10 Jahre im Beruf. Mein Schultag dauert von 8-13 Uhr. Um 13.40 Uhr komme ich nach Hause, esse zu Mittag und gehe dann erstmal mit den Hunden. Dann ist 15.30 Uhr. Ggf. (Nicht jeden Tag!) setze ich mich dann nochmal 1-2 Stunden an den Schreibtisch. Spätestens um 17.30 Uhr widme ich mich dem Haushalt. Um 18.30 Uhr kommt mein Mann von der Arbeit und dann gibt es Abendessen. Nach 18.30 Uhr wird grunsätzlich nichts mehr für die Schule gemacht. Am Sonntag mache ich ggf. ein paar Stunden was für die Schule. Ab und an auch mal nen halben Tag in den Ferien. Ich habe ein sehr zeitaufwändiges Hobby, 10h die Woche. Long story short: Ich überarbeite mich definitv nicht! Und dabei bin ich keine Lehrkraft a la „Please open your books at page xy.“ bzw. Türschwellen-Didaktik. Ich unterrichte sehr modern und nahezu 100% schülerzentriert. Wenn ich das mit meinem Mann vergleiche, der in der Geschäftsführung eines großen regionalen Unternehmens ist... Er verdient netto nur unwesentlich mehr (400€) als ich und muss ganz schön buckeln. Teilweise 60h-Woche und immer erreichbar sein, auch am WE. Gerade, dass er wochenends mal in Ruhe mit seinem Hund arbeiten kann...


    Und weil du meinst Ref, oh je. Im Rückblick... Max. 12 Stunden/Woche Unterricht und sich an Seminartagen berieseln lassen und dafür 1.600€ kassieren. Naja, gibt Schlimmeres. Klar, die Prüfungen. Aber bis es soweit ist, hat man ein Jahr Unterrichtspraxis und massig Zeit sich vorzubereiten. Und wenn man das beherzigt, was einem beigebracht wird, kann eigentlich auch nicht viel schief gehen.

  • Ich verstehe nicht ganz, was deine Frage ist.


    Du kannst mit Kindern/Jugendlichen, bist fachlich nicht schlecht und wahrscheinlich nicht dumm (sonst wäre der Schnitt nicht so gut). Studier fertig und geh ins Ref. Dass du "schon" 30 bist spielt dabei gar keine Rolle; es lässt sich nicht ändern. Hör auf dir selbst leid zu tun.

  • Ich möchte mich den meisten Stimmen hier anschliessen. Weisst du Salzkristall, man kann es sich im Unglücklichsein auch ganz gemütlich einrichten - du darfst an dieser Stelle davon ausgehen, dass ich weiss, wovon ich rede. Da braucht es dann jemanden, der einem den Kopf zurechtrückt und einen Tritt in den Allerwertesten verpasst. Deshalb würde ich dir sehr empfehlen, auf die Ratschläge von MrsPace zu hören.


    Gib den Plan mit der Ausbildung auf, das ist Unsinn. Du brauchst keinen Plan B. Mach dein Studium fertig, gehe ins Ref und ziehe es durch. Klar bist du dann ü30, aber daran lässt sich nun mal nichts ändern... und am Ende des Tages: who gives a shit?

  • Ich verstehe nicht ganz, was deine Frage ist.


    Du kannst mit Kindern/Jugendlichen, bist fachlich nicht schlecht und wahrscheinlich nicht dumm (sonst wäre der Schnitt nicht so gut). Studier fertig und geh ins Ref. Dass du "schon" 30 bist spielt dabei gar keine Rolle; es lässt sich nicht ändern. Hör auf dir selbst leid zu tun.

    Leider steht beim TE kein Bundesland dabei. Aber idR steht einem mit Gymnasiallehramt auch das berufliche Schulwesen offen. Und da ist es überhaupt nichts Besonderes, dass jemand Ü30 noch Lehrer wird. Ich habe viele Kollegen, die erst in ihren 30ern oder sogar 40ern zum Lehrberuf kamen. Bei der Fächerkombination D/E muss man eh davon ausgehen, dass man es vielleicht nicht direkt ans Gymnasium "schafft" (wenn man da überhaupt hin möchte...). Das wäre auf jeden Fall meine Empfehlung. Ref an beruflichen Schulen, ein großer Teil des Problems ("Was könnten andere Menschen Schlimmes/Böses über mich denken?") gelöst.

    Jugendlichen Kafka auf Dauer näher bringen zu müssen, wenn es einen nicht interessiert, davon rate ich ernsthaft ab.

    Find ich gewagt, eine solche These vollkommen ohne Begründung in den Raum zu stellen. Warum denn? Weil man als "guter" Lehrer gefälligst dem Idealbild zu entsprechen und für seine Fächer zu "brennen" hat? Meiner Erfahrung nach brennen solche Kollegen vor allem Eines, nämlich aus. Die hellste Kerze brennt am kürzesten.


    Zumal der Deutsch-Unterricht ja nicht nur aus der Lektüre irgendwelcher Romane, etc. besteht. Richtig "anspruchsvoll" (wenn man das überhaupt so nennen darf) wird es doch erst in der Oberstufe. Und dass man als Berufsanfänger (am Gymnasium) gleich einen Leistungskurs Deutsch bekommt, wage ich jetzt mal zu bezweifeln.


    Was ich für Deutsch aber auf jeden Fall noch empfehlen könnte: Vllt nebenberuflich eine DaF-Quali draufzusetzen. Das gibt einem noch mehr Flexibilität bezüglich Einsetzbarkeit.

  • Guten Morgen,

    ich bin bei vielen Äußerungen hier voll und ganz bei meinen Vorrednern, sehe allerdings die Sache mit Ref und der Ausbildung anders.

    An wen man im Ref gelangt, kann man sich in den seltensten Fällen aussuchen. Klar kann man jetzt argumentieren, dass man als Erwachsener in der Lage sein sollte mit allen irgendwie zurechtzukommen, aber ich kann für mich sprechen: Wäre mehr als eine, im Ref relevante Person so gewesen wie Person X für mich, hätte ich das Ref vermutlich nicht geschafft. Und ich war damals psychisch wirklich stabil. Geht man nun so unsicher ins Ref wie der TS und gerät ebenfalls an eine (oder vielleicht sogar mehrere) solche Person, kann das den Abbruch bzw die Aufgabe bedeuten.


    Das Ref habe ich durchgehalten, weil es mein Ziel war Lehrer zu werden. Hätte ich daran Zweifel gehabt, hätte ich mir das Ref nicht lange angetan. Und auch heute hat der Job seine Schattenseiten. Bedenkt bitte auch die Fächerkombination von Salzkristall! Wenn man damit keine wahrhafte Motivation am Unterrichten hat, ist der Job sicherlich nur noch nervig. Nehmen wir mal an, er schafft Studium und Ref, bekommt eine Stelle, vielleicht sogar eine Planstelle, und unterrichtet ca. 30 Jahre bis zur Pension. Er ist finanziell abgesichert, kauft ein Haus mit Garten, fährt in den Urlaub, hat zwei Hunde und eine Katze - aber jeden Morgen, wenn er in die Schule muss, würde er am liebsten wieder die Decke über den Kopf ziehen. Und wenn er dann missmutig an der Tafel (oder vor dem Whiteboard) steht, denkt er regelmäßig darüber nach, wie sein Leben wohl gewesen wäre, hätte er andere Wege eingeschlagen.


    Ich arbeite ja an einer BS, bei uns sind Refs +35 Jahre keine Seltenheit. Ich sehe überhaupt kein Problem darin, auch mit ü 30 eine Ausbildung zu beginnen. Und wenn dies dann nicht das ist, was der TS sich erhofft hat, kann er immer noch das Ref antreten.

    Also, lieber Salzkristall, mein Tipp wäre: Studium durchziehen, danach Ausbildung suchen oder Ref machen!

  • Das hat mit " Brennen" nichts zu tun. Ich stelle es mir nur nicht zufriedenstellend vor, die nächsten 35-40 Jahre etwas zu vermitteln, was einen selbst ankäst. MrsPace: Ich denke, dass du wenig Ahnung vom Deutschunterricht hast. Literatur kommt nicht nur in der Oberstufe vor. Ich lese z.B. gerade in einer 9. "Die Schachnovelle". Und selbst "Rico und Oscar" in der 5. wird dir nur Freude machen, wenn du Interesse an Themen wie Figurengestaltung und Sprachbildern hast. Gedichte und erzählende Texte sind das tägliche Brot einer Deutschlehrerin ab Klasse 5.

  • Hab jetzt nicht alles gelesen, aber das Lehramt ist doch gar nicht dein Problem, oder? Sag, wenn ich falsch interpretiere: Kurz, du traust dich nicht auszuziehen und ein Leben anzufangen. Denkst du, das wird anders, wenn du jetzt eine Lehre anfängst? Ich kenne Selbständige und tatsächlich tauchen bei denen regelmäßig Leute mit Mitte 30 und abgebrochenem Studium auf, um "was ganz anderes" zu machen. Dort kommt es aufgrund all der Ängste natürlich zu weiteren Problemen: Man muss sich was von der Chefin sagen lassen, sich von Kunden anpflaumen lassen, ertragen, Fehler zu machen, all die vielen Konflikte aushalten, die man im Leben so aushalten muss. Da kann man natürlich versuchen, an seinem Chef rumzunörgeln, um sich weiter nicht mit seinen Ängsten auseinandersetzen zu müssen. Nur mit dem Unterschied, dass man das täglich 8 Stunden für Mindestlohn macht.


    Also falls du nicht schon immer Uhrmacher oder Optikerin werden wolltest und nur das, würde ich davon abraten, das Ref nicht anzutreten. Ohne Ref ist dein Studium nix wert.

  • Das hat mit " Brennen" nichts zu tun. Ich stelle es mir nur nicht zufriedenstellend vor, die nächsten 35-40 Jahre etwas zu vermitteln, was einen selbst ankäst. MrsPace: Ich denke, dass du wenig Ahnung vom Deutschunterricht hast. Literatur kommt nicht nur in der Oberstufe vor. Ich lese z.B. gerade in einer 9. "Die Schachnovelle". Und selbst "Rico und Oscar" in der 5. wird dir nur Freude machen, wenn du Interesse an Themen wie Figurengestaltung und Sprachbildern hast. Gedichte und erzählende Texte sind das tägliche Brot einer Deutschlehrerin ab Klasse 5.

    Aber das ist doch genau das, was ich kritisiere. Wer schreibt denn vor, dass man in seinem Beruf die Erfüllung finden muss? Frag mal die Kassiererin bei Aldi, ob sie ihr Job erfüllt... Ob das Fach jetzt Deutsch, Mathe, Englisch, Chemie, Politik ist, ist doch wurscht eigentlich.


    Der Bruder meines besten Kumpels ist Stuckateur geworden, weil das von klein auf sein absolutes Hobby war. Er war schon als kleiner Bub mit im Betrieb und hat geholfen und als er älter war auch schon richtig anspruchsvolle Arbeiten neben der Schule her gemacht. So, jetzt ist er im Beruf. Mittlerweile Meister mit allen möglichen Zusatzausbildungen (Restaurator, etc.) und stellt fest, dass das was ihm richtig Spaß macht (nämlich Stuck) nur ein kleinen Bruchteil seiner Arbeit ausmacht. Das, was das Geld bringt, sind die Arbeiten, die alltäglich anfallen. Soll er jetzt deswegen in eine Lebenskrise verfallen und seinen Job aufgeben?!


    Ich mache meinen Job wirklich sehr gerne und bin auch sehr engagiert. Das darfst du mir gerne glauben. Aber das was mich vor allem zufriedenstellt, wie du es nennst, ist, dass jeden Monat 3.800€ auf meinem Konto eingehen. Und zwar bei einem Job, der mir alle möglichen tollen Privilegien bietet. Durch die sehr flexiblen Arbeitszeiten habe ich definitiv das Gefühl, dass ich mehr Freizeit habe. (Was tatsächlich aber gar nicht stimmt. Ich erfasse alle zwei Jahre meine Arbeitszeit sehr penibel und komme im Schnitt sehr exakt auf knapp über 40h/Woche.) Ich kann nicht gekündigt werden, bekomme Beihilfe, kann mich privatärztlich behandeln lassen, kann mir eine super tolle Wohnung und ein teures Hobby finanzieren. Dass ich dieses Hobby überhaupt ausüben kann, liegt auch mit an den flexiblen Arbeitszeiten. Unter der Woche um 15 Uhr Training auf dem Hundeplatz? Kein Thema, kann ich einrichten. Wenn nicht gerade Corona ist, kann ich mir auch noch Reisen leisten. Mein Mann und ich waren 2015 in Neuseeland. 8.000€ auf nimmer Wiedersehen. Aber ist drin. Also ehrlich, ich frage mich, wie es überhaupt noch besser geht?


    Also keine Ahnung, meine Empfehlung steht. Studium beenden, Ref machen. (Muss ja auch nicht sein, dass man jetzt an eine sch**** Schule kommt oder an einen sch**** Fachleiter/Mentor gerät. Generell finde ich es müßig, Entscheidung auf einer Grundlage von "Könnte in der Zukunft vielleicht sein." zu treffen.) Der TE muss endlich mal in Lohn und Brot kommen. Er hat quasi seit 14 Jahren Verdienstausfall, von denen mindestens 4 unnötig waren.

  • Ich sehe es ähnlich wie Alterra. Es wurde hier schon öfter geschrieben, dass Deutsch ein sehr aufwändiges Korrekturfach sei. Man muss sich schon dafür berufen fühlen, diesen enormen Korrekturaufwand auf sich zu nehmen und noch Motivation zu haben, die Gedanken der Schüler zu lesen.

    Ich kenne Leute, die erst nach dem 3. Anlauf den richtigen Beruf zwischen 30 und 40 gefunden haben.


    Mir hat einmal jemand gesagt, um zufrieden zu sein, müssen zwei der drei Faktoren stimmen: Privatleben, Beruf, Freizeitgestaltung.


    Deswegen finde ich es wichtig, dass man im Großen und Ganzen auch mit seinem Beruf zufrieden ist. Die Tatsache, dass du, Salzkristall, schon 10 Jahre mit dem Studium rummachst, zeigt in meinen Augen, dass es dir schwerfällt, dich fürs Lehrerdasein zu entscheiden. (Als ich studierte ging es denjenigen, die unbedingt Lehrer sein wollten, nicht schnell genug, das Studium zu beenden.)


    Übrigens hatte ich, als ich angefangen habe zu studieren, nicht das straighte Ziel Lehrer zu werden. Ich habe von den Fächerkombinationen und Wahl meiner Studieninhalte her so studiert, dass ich mir mehrere Optionen aufrecht erhalten habe, die mich interessiert haben, u.a. auch diverse Aufbaustudiengänge. Die Praktika in den Schulen haben mir dann Spaß gemacht, dass ich mich erstmal entschlossen habe, die ganze Berufsausbildung zu machen. Später waren dann die anderen Optionen für mich doch zu weit weg oder nicht mehr interessant genug.


    Salzkristall, du schreibst etwas von selbstbewusst. Das war ich am Anfang vor einer Klasse nicht! Ich habe mein vorbereitetes Programm runtergespult, das mir Sicherheit gab. Mir hat aber die ganze Vorbereiterei Spaß gemacht und ich war fasziniert davon, wie man Schülern Stoff vermitteln konnte. Je mehr Erfahrung ich hatte, desto selbstsicherer bin ich im Unterricht geworden. Viele Elemente meines Berufes sind bei mir nach wie vor nach über 30 Jahren Schuldienst spaßbetont oder faszinieren mich. Dadurch haben die nervigen Seiten des Berufes meistens wenig Raum. Allerdings musste ich etwas dafür tun, bis ich in der richtigen Schulstufe gelandet bin, die am besten zu mir passt.


    Ich würde das Studium dennoch abschließen, das kann vielleicht auch für etwas anderes gut sein. Dann überlege dir, was dich sozusagen ein Stück weit faszinieren und nicht hauptsächlich quälen würde. Referendariat, etwas Alternatives mit dem Studium oder etwas Neues.

    Schnuppere aber erstmal rein (du schriebst etwas vom Technik- und Informatikbereich), vielleicht kannst du das auch noch während des Studiums. Dann entscheide bewusst. Du hast Abitur, Studium, viele Wege stehen dir offen im Gegensatz zu denen, die mit ihrem Hauptschulabluss irgendetwas finden müssen. Mit einer Kombination aus Ratio und Bauchgefühl (was gefällt mir, was mache ich gerne) bin ich meistens ganz gut gefahren.

  • Vielleicht noch etwas zur psychischen Situation:

    Ich finde das sehr gut und mutig, dass du dir professionelle Hilfe gesucht hast. Da würde ich dranbleiben. Mit zwei Sitzungen ist das grundlegende Problem wahrscheinlich nur an der Oberfläche angegangen worden. Da braucht man längere Begleitung. Vielleicht nimmst du auch noch Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe wegen deiner sexuellen Orientierung auf. Wenn man einmal Erwachsene fragt, ob sie Mobbingerfahrungen gemacht haben, dann ist man immer wieder erstaunt: Mobbingerfahrungen haben sehr viele Leute, da bist du nicht allein. Lass dich von diesen Erfahrungen nicht zu sehr im Heute beeinflussen, die sind vorbei.

    Zu viel Fürsorge der Eltern kann einschränken. Lass dir nicht reinreden, fälle deine eigene Entscheidungen! Meine Eltern haben von mir ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch gefilterte Infos bekommen und ich habe irgendwann auch nicht mehr so gemacht, wie sie wollten. Dadurch haben letztendlich beide Seiten gewonnen.

    Zur Borreliose: Da ich das auch hatte, habe ich beim Auftreten tagelang recherchiert und mir auch überlegt, welcher Behandlungsvariante ich den Vorzug geben wollte. Bei mir konnte man es eindeutig nach 4 Wochen nachweisen. Der Arzt sagte zu mir, dass eine weitere Blutuntersuchung im Jahr nichts bringt, weil die Werte noch lange hoch sein werden. Also, gerade umgekehrt wie du es geschildert hast.
    Bei einer Bekannten hat man die Infektion nach Jahren noch nachweisen können. Hier wurde dann noch sehr spät mit den geeigneten Antibiotika behandelt. Die Borrelien wandern extrem langsam, das sieht man an dem wandernden, sich ausbreitenden Ring, der sich dann meistens bildet. Wenn du da Sorge hast, geh zu einem erfahrenen Hautarzt und lasse einen Test machen. Bei einem positiven Test ist es klar, welche Antibiotika man da bekommt. Da gibt es gut wirkende Standardmittel.

  • Gaaaanz so unbekümmert wie MrsPace sehe ich persönlich das allerdings nicht:

    Dann ist 15.30 Uhr. Ggf. (Nicht jeden Tag!) setze ich mich dann nochmal 1-2 Stunden an den Schreibtisch. Spätestens um 17.30 Uhr widme ich mich dem Haushalt. [...] Am Sonntag mache ich ggf. ein paar Stunden was für die Schule. Ab und an auch mal nen halben Tag in den Ferien

    Mit Deutsch/Englisch als Fächerkombination am Gymnasium wird der TE einen solch geregelten Tagesablauf vergessen können, da bleiben umgekehrt gerade am Anfang ganz schnell wohl eher nur 1-2 Stunden Freizeit vom Tag.


    Und weil du meinst Ref, oh je. Im Rückblick... Max. 12 Stunden/Woche Unterricht und sich an Seminartagen berieseln lassen und dafür 1.600€ kassieren. Naja, gibt Schlimmeres [...] kann eigentlich auch nicht viel schief gehen.

    Gerade bei Unsicherheiten wie der TE sie schildert kann jede Menge schiefgehen: Stunden werden hin- und hergeplant, Ansätze für Unterrichtsentwürfe wieder verworfen, das Mekka der Kreativität mit dem Fundus an unbegrenzten Möglichkeiten hat - gerade als Anfäger! - auch Nachteile. Außerdem sind Fachleiter nicht immer nur die verständnisvollen Mentoren, gerade da gibt es auch den Typ "Bluthund", der Unsicherheiten riecht und dann zubeißt!


    Daher mein Rat an den TE:

    Stell dich darauf ein, dass dir im Ref erst einmal eine harte Zeit bevorsteht und auch das Arbeitspensum bei deiner Fächerkombination später recht hoch sein wird.

    In der logischen Konsequenz schließe ich mich MrsPace aber zu 100% an: Es bringt nichts, sich schon jetzt tausend Alternativen zu überlegen. Auch der x-te Zusatzkurs an der Uni muss nicht sein, da warst du jetzt 10 Jahre, Zeit damit abzuschließen. Vielleicht bringt dir dann der Abschluss ja auch neues Selbstvertrauen? Wenn es dann an der Schule (bzw. im Ref) nichts wird, ist immer noch genug Zeit für einen neuen Plan A. Jedenfalls hast du dann einen Uni-Abschluss und Erfahrungen in der Schule gesammelt. Wer weiß heute schon, wo dich das hinbringt, aber auch jeden Fall bringt es dich weiter!

    Viel Erfolg!

  • Ich schlage da in MrsPace und Philios Kerbe...


    Zieh es durch. Und lenk dich ein bisschen von dir selbst ab. Denk nicht so viel über dich selbst nach.

    Das mag erstmal seltsam und möglicherweise nicht emphatisch wirken, ist aber von Herzen gut gemeint.

    Schlaf nicht zuviel, zuviel Schlaf verstärkt depressive Verstimmungen.


    Es ist zwar einerseits wunderbar in einer Gesellschaft zu leben, in der man sein Lebenskonzept relativ uneingeschränkt nach eigenem Gusto wählen kann, aber auf der anderen Seite erzeugt diese Fülle an Möglichkeiten auch eine Menge Druck.


    Verabschiede dich von dem Gedanken, dass alles perfekt sein oder sich gut anfühlen muss. Muss es nicht. Manchmal muss man sich für etwas entscheiden und es durchziehen, auch wenn es sich manchmal doof anfühlt.

    Das ist mMn in vielen (allen?) Bereichen des Lebens so.

    Ich bin gerne Lehrerin, hasse aber frühes Aufstehen. Doof, ist aber so.

    Ich unterrichte nicht gerne Lyrik, gehört aber dazu und ich machs auch ganz ordentlich.

    Man muss nicht immer brennen, manchmal reicht ein Teelichtchen.


    Ich liebe meine Kinder über alles. (Ja, kitschig, ist aber so.) Trotzdem hätte ich sie schon mehrfach an die Wand klatschen können, weil es eben nicht nur "Du bist die beste Mama der Welt" gibt, sondern auch Trotzanfälle, Geschreie, gefühlt 100 Mal die Nacht aufwachen, ins Auto Gekotze und und und... .


    Warum ich das schreibe?

    Nichts ist perfekt. Auch dein Bruder mit seiner Vorzeigefamilie nicht.

    Und auch die fühlen sich nicht immer gut.

    Ein stückweit kann man seine Gefühlswelt mithilfe des Verstandes beeinflussen.

    Triff eine Entscheidung. Und dann ziehst du es durch.

    Was spricht denn dagegen das Ref anzugehen?

    Nix, wenn du sogar bereit wärst irgendwas zu machen, nur um deinen Lebensunterhalt finanzieren zu können.


    Mach das Ref, beschäftige dich, aber nicht mit dir selbst (ok, das ist zweideutig. Also du kannst dich schon mit dir selbst beschäftigen, aber nur rein körperlich. 😊)

    Grübel nicht über dich nach.

    Schlag die Gedankentür zu.

    Sag laut "Ich mache jetzt das Ref und dann sehen wir weiter"


    Ich wünsch dir alles Gute, dass du dich selbst weniger wichtig nehmen kannst, um so schlussendlich zufriedener zu werden.

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