Hetzjagd der Eltern gegen Lehrer

  • Hallo in die Runde,


    an meiner Schule wurde von Eltern einer Schülers /Schülerin durch ein anonymes Schreiben eine Hetzjagd auf einen Lehrer-Kollegen invitiert.

    Ein anonymes Schreiben ist im Namen der ganzen Klasse per Post an alle Eltern der Klasse verschickt worden (über die Hälfte der Eltern haben sich sofort davon distanziert).

    Das Schreiben enthält nicht nur verleumderische und verletzende Inhalte, sondern auch einen Link zu völlig privaten Seiten des Kollegen, die er nie ins Netz gestellt hat.

    Der Kollege hat einen Strafantrag gestellt, ihm wird aber wenig Hoffnung gemacht, dass es schnell "erledigt" wird.

    Der Kollege ist am Rande des Nervenzusammenbruchs, schließlich ist er auch Klassenlehrer der betreffenden Klasse.

    Was würdet ihr raten?

  • ... sondern auch einen Link zu völlig privaten Seiten des Kollegen, die er nie ins Netz gestellt hat.

    Mal abgesehen davon, dass so etwas natürlich eine Riesensauerei ist - ??? Wenn sie nicht im Internet sind bzw. nie waren, wie können sie dann verlinkt werden?

  • Weiß man, von wem der Brief kam?


    Strafanzeige ist richtig, aber ja, das dauert mehrere Monate.


    Was sagt die Schulleitung? Ich würde doch sagen, diese müsste sich DIREKT mit dem Briefeschreiber auseinander setzen und klar machen, dass das so nicht geht. Oder hält sie sich raus wegen der Strafanzeige (so habe ich es leider selbst bei einem Fall erlebt)?


    Für den Kollegen selbst zur Soforthilfe: Möglich wäre z.B. Supervision. Die gibt es z.B. beim schulpsychologischen Dienst.

  • @ Catania: Nein, der Briefeschreiber hat sich noch nicht geoutet.

    Die Schulleitung wie auch der Kollege haben ein paar Familien in Verdacht, die Schulleitung hat die Anzeige als Zeuge unterstützt.

    Schulpsychologischer Dienst wäre zwar eine Idee, aber der Kollege ist vor Schock völlig erstarrt, kann nur noch stottern, wenn es um das Thema geht...

    @ Pepe: Die Dateien wurden auch anonym ins Netz gestellt (da läuft schon länger eine Anzeige).

  • Zitat

    Schulpsychologischer Dienst wäre zwar eine Idee, aber der Kollege ist vor Schock völlig erstarrt, kann nur noch stottern, wenn es um das Thema geht...


    Ja, aber dann doch gerade! Da sitzen ausgebildete Psychologen, und man bekommt dort evtl. schneller einen Termin, als bei einem Psychologen auf dem "freien Markt".


    Ich habe diesen Dienst bislang zweimal in Anspruch genommen, einmal für mich selbst zur Unterstützung (betr. meiner eigenen Schule), einmal zur Klärung von Schwierigkeiten meines Sohnes an seiner Schule (wir hatten eine Strafanzeige gegen einen Mitschüler). In beiden Fällen gab es innerhalb von nur 3 - 4 Tagen einen Termin.

  • aber der Kollege ist vor Schock völlig erstarrt, kann nur noch stottern, wenn es um das Thema geht...


    Abgesehen davon, dass das Schreiben anonym(isiert) war/scheint: Man könnte auch anders darauf reagieren, bzw. sich sofort helfen lassen durch Lebenspartner, Schulleitung, Hausarzt, ...

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    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • In welcher Form erging das Schreiben: Zettel, postalisch, Email, ... ?

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  • Die Schulleitung wie auch der Kollege haben ein paar Familien in Verdacht, die Schulleitung hat die Anzeige als Zeuge unterstützt.


    Wieso hat die Schulleitung den Kollegen unterstützt?

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  • Da wär ich doch erst einmal neutral, oder weiß die Schulleitung, dass die Vorwürfe keine Grundlage haben?

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  • Da wär ich doch erst einmal neutral, oder weiß die Schulleitung, dass die Vorwürfe nicht keine Grundlage haben?

    Also, ich finde, dass die Schulleitung in solch einem Fall, in dem ein Schreiben - wie die TE schreibt - "verleumderische und verletzende Inhalte" hat sowie einen Link zu privaten Dateien oder Websites, die von dem betreffenden Kollegen nie selbst ins WWW gestellt wurden, enthält, sich auf jeden Fall hinter den betroffenen Kollegen stellen sollte!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich würde erst mal tief durchatmen. Wenn ich als Mutter einen Brief erhalten würde, mit Links zu angeblich brisanten Fotos eines Lehrers meiner Kinder samt Beteuerungen, was das für ein böser Mensch ist, würde ich dem Lehrer selbst oder Schulleitung Bescheid geben und mich über den Absender wundern, nicht über den Lehrer. Der Gang zur Polizei ist sicher richtig und vielleicht mag er sich Beratung suchen, bevor sich Ängste verfestigen. Für besonders folgenschwer für die Arbeit des Kollegen halte ich die Aktion eher nicht.

  • Da wär ich doch erst einmal neutral, oder weiß die Schulleitung, dass die Vorwürfe nicht keine Grundlage haben?

    Als Zeuge heißt, er kann was bezeugen.


    Außerdem sollte eine Schulleitung Kolleg*innen immer unterstützen, das geht auch neutral.

  • Wenn SL etwas bezeugen kann, dann immer doch.
    Aber auch Vorsicht walten lassen, selbst wenn das Schreiben anonym ist.


    Wie Samu schrieb: durchatmen. Das sollte auch die Schulleitung. Und auch Unterstützung darf von dieser Seite sein, soweit diese neutral bleibt. Also z.B. Verweis an andere, zuständige Institutionen. Soweit okay.

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  • Wie geht der Kollege mit der Klasse um? Ich habe ihn heute beobachtet, wie er aus dem Unterricht mit dieser Klasse herausging - kreidebleich, stoppte, um sich an der Wand abzustützen... Er sagte, die Schüler stehen hinter ihm, aber die Datenschutzverletzung und Verleugnung durch den anonymen Schreiber nimmt ihn sehr mit. Er hat schon massive Albträume, Herzrasen etc. Ein sonst so taffer Kollege wird nun von solchen Idioten in die Knie gezwungen... Er sagte auch, er hat gestern einen Versetzungsantrag gestellt, weil er nach diesem Datenschutzbruch keine Chance mehr an dieser Schule sieht... Furchtbar.

  • die Datenschutzverletzung (...) nimmt ihn sehr mit.


    Eine Datenschutzverletzung ist nicht okay.


    Aber wenn da Daten bekannt werden, die einen so sehr belasten, werden wir hier nie erfahren, was an der Sache tatsächlich dran ist.


    Was würdet ihr raten?


    Wir sollen/können wir da raten?

    Aber Partei nehmen, ohne die Vorgänge zu kennen, wäre hier fehl am Platz.

    Wer Zeit und Interesse hat, kann sich hier mal ein paar Fälle anlesen, in denen über Jahrzehnte "Kollegen" in Schutz genommen wurden:


    https://westpfahl-spilker.de/w…tachten_Bistum_Aachen.pdf


    Hoffen wir, dass dein Kollege schuldlos ist.

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  • naja, jetzt lasst mal die Kirche im Dorf mit eurem Vermutungen. Möglicherweise ist der Kollege nur geoutet worden o.ä.


    Da wäre ich auch erst mal völlig neben der Spur. Soll ja Leute geben, die das privat halten möchten.


    Die Unterstützung der Schulleitung deutet doch irgendwie darauf hin, dass es um ein Thema geht, das die Eltern einfach nix angeht.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Eine Datenschutzverletzung ist nicht okay.



    Aber Partei nehmen, ohne die Vorgänge zu kennen, wäre hier fehl am Platz.

    Es geht nicht um das Parteinehmen in der Sache, die steht ja hier gar nicht zur Diskussion.


    Man kann aber eindeutig sagen, dass die Art und Weise des beschriebenen Vorgehens der Eltern nicht nur nicht in Ordnung ist, sondern eine Straftat darstellt (Üble Nachrede, Verleumdung, Nachstellung), selbst wenn die hier nicht beschriebenen Vorwürfe gegen den Kollegen zutreffend sein sollten (auch eine Betrüger darf man erst dann als Betrüger bezeichnen, wenn dieser rechtskräftig verurteilt ist).


    Ich würde mir auf jeden Fall selber einen Anwalt nehmen, Strafantrag (nicht Strafanzeige) stellen und meine Möglichkeiten in Bezug auf Unterlassung/Schmerzenzgeld, etc. aktiv voran treiben lassen. Meine Erfahrung mit Ermittlungsbehörden zeigt, dass diese nur dann aktiv werden, wenn ihnen die geschädigte Partei im Nacken sitzt und permanent nachhakt. Wird lediglich eine Anzeige erstattet, wird diese nur zur Kenntnis genommen und das Verfahren irgendwann eingestellt, weil der Beschuldigte sich nicht selber auf dem Revier gemeldet hat.

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