Eigene Klasse läuft bei Vertretungen nicht rund

  • Liebe Kolleg*innen,


    da ich seit einiger Zeit wegen diverser Arzttermine häufiger in Randstunden gefehlt habe und im Zuge dessen diese Woche krank geschrieben war, wurde der Unterricht in meiner Klasse oft vertreten. Wir haben einen Pool an Vertretungslehrkräften, die aus Studenten besteht, die flexibel zum Einsatz kommen.


    In meiner eigenen Klasse, einer sehr lebendigen 6. Klasse, lief der Unterricht trotz Aufgaben zum Vertreten überhaupt nicht rund.

    Die Vertretungslehrkraft schrieb mir heute, dass die Klasse wohl allgemein keinen Respekt vor Vertretungen hätte und ich möge der Klasse sagen, dass dieses Verhalten unangemessen sei.


    Irgendwie weiß ich nicht so ganz, was ich mit dieser Information und dem Appell anfangen soll. Bei mir läuft es in der Klasse gut. Klar sind sie fordernd, aber mit ganz klarer Handlungstransparenz laufen sie super und arbeiten fleißig.


    Gerne möchte ich der Klasse natürlich die Rückmeldung geben, die mir die Vertretung gegeben hat und auch mit einem Aufruf zum respektvollen Umgang verbinden, aber so richtig weiß ich nicht, was ich da tun soll.

    Ich bin ja im Unterricht nicht dabei und weiß nicht so recht, was die Kinder dann tun.


    Habt ihr eine Idee, wie ich das gut angehen könnte?


    Liebe Grüße, SchmidtsKatze

  • Den einzigen weiteren Ansatzpunkt sehe ich in der kritischen Reflexion, ob du dem Vertretungslehrer wirklich gutes Vertretungsmaterial gegeben hast.

    Hätte eine Stunde damit bei dir funktioniert?


    Wenn ich so das Vertretungsmaterial angucke, dann schwankt die Qualität zwischen Alibi-Aufgabe und perfekt vorbereiteter Stunde. Je besser vorbereitet die Stunde ist, umso leichter wird die Vertretung.


    Was dann letztlich vor Ort im Unterricht passiert, kannst du nicht mehr beeinflussen.

    Classroom Management muss der Vertretungslehrer selbst können. Das kannst du ihm/ihr nicht abnehmen oder aus der Ferne steuern.

  • Letztlich ist es aber normal, dass es beim Klassenlehrer viel besser funktioniert. Das ist bei uns in der Grundschule ganz genauso. Kinder wollten dann austesten und klar, je nach Klarheit und Konsquenz der Vertretungskraft kann es gut laufen oder eben nicht. Ich würde auch mal bei der Klasse nachfragen was los war und v.a. beim nächsten Mal vorher daran erinnern.

  • Den einzigen weiteren Ansatzpunkt sehe ich in der kritischen Reflexion, ob du dem Vertretungslehrer wirklich gutes Vertretungsmaterial gegeben hast.

    Hätte eine Stunde damit bei dir funktioniert?


    Wenn ich so das Vertretungsmaterial angucke, dann schwankt die Qualität zwischen Alibi-Aufgabe und perfekt vorbereiteter Stunde. Je besser vorbereitet die Stunde ist, umso leichter wird die Vertretung.

    Putzigerweise hat mir die Vertretung dazu die Rückmeldung gegeben, dass der Arbeitsplan eine Hilfe war.

    Aber an sich, klar. Das ist ein Stellschräubchen, an dem man immer drehen kann! 😊

  • Ich finde schon, dass der Klassenlehrer da ein Auge drauf haben muss und die Klasse auch eine entsprechende Rückmeldung des Klassenlehrers bekommen sollte, wenn Vertretungsstunden oder Fachunterricht nicht gut laufen.


    Ich gebe meiner Klasse öfters mal so Rückmeldungen, wenn ich höre, dass etwas nicht gut läuft, wenn ich nicht da bin - ggf. nur an einzelne Schüler. Hat bisher gut gewirkt.

  • Es ist wirklich sehr, sehr wichtig, was der Klassenlehrer in diesem Fall tut. Ich würde dem Vertretungkollegen sagen, dass er auch selbst Initiative ergreifen muss. Eltern anrufen, Kinder nacharbeiten lassen, Classroommanagement allgemein, wobei man das als Student noch nicht kann. Aber trotzdem der Klasse klar rückmelden, dass man zu 100% hinter den anderen Lehrerinnen steht.

  • Wir haben einen Pool an Vertretungslehrkräften, die aus Studenten besteht, die flexibel zum Einsatz kommen.

    Ist doch klar, dass deine Sechstklässler merken, dass da keine erfahrene Lehrkraft steht und austesten. Der Unterricht würde mit dem gleichen Material, das du bietest, bei einer Lehrkraft, die das schon zigmal gemacht hat, vmtl. ganz anders laufen, weil sie das Ganze Thema im Hinterkopf hat.

    Es ist wohl eine Mischung aus "unglücklichem" Verhalten der Schüler und der Lehrkraft, das da zusammenkommt und eigentlich ist niemand allein "daran Schuld." Trotzdem würde ich der Klasse auch rückmelden, dass du dich auf sie verlässt, dass der Unterricht ohne dich ernst genommen wird und dass du in engem Kontakt mit den Vertretungen stehst. Dass es Konsequenzen hat, wenn sie nicht anständig mitarbeiten (Test über den Stoff, falls man das überhaupt darf o.ä.).

  • Es mag ketzerisch klingen, aber ich bin inzwischen bei diesen Vertretungen durch Studierende weitgehend desillusioniert und habe auch Probleme damit, dass die Betreffenden bei uns unterschreiben, sie könnten Unterricht machen, obwohl dem häufig nicht so ist. Da hilft auch keine sorgfältige Stundenplanung, für die man Arbeit investiert, die aber leider häufig ins Leere läuft, weil die außerschulische Vertretung sich nicht daran hält oder das Ganze extrem oberflächlich rüberbringt. Es kommt gar nicht so selten vor, dass sich Vertretungen nicht um meine Aufgaben kümmern, stattdessen Spielchen mit den Kindern spielen oder paralysiert dasitzen, während um sie das Chaos tobt. Wenn Vertretung absehbar ist, norde ich die Klasse ein und gebe einen Vertretungsauftrag, mit dem die Schüler in Stillarbeit für die Stunde beschäftigt sind. In der nächsten Stunde wird das dann von mir kontrolliert, wer keine bearbeiteten Aufgaben nachweisen kann, bekommt die entsprechende Note. Den Auftrag erteile ich den Schülern dann oft schon im Vorfeld, damit keiner sagen kann "Die Vertretung hat uns aber nichts davon gesagt."

  • Es mag ketzerisch klingen,

    Nö, es klingt, wie es ist: überraschenderweise kann sich doch nicht jeder hinstellen und *puff* Lehrer sein (obwohl wir alle mal in der Schule waren...)

  • Bei mir läuft es in der Klasse gut.

    Auch nach 23 Jahren im Dienst kann ich mich an diesen Satz nicht gewöhnen. *kopfschüttel*

    Pool an Vertretungslehrkräften, die aus Studenten besteht, die flexibel zum Einsatz kommen.

    Das sind Studenten, keine Kollegen.

    Vielleicht fönst du deine Klasse mal ordentlich und bringst die auf Spur und findest dich ansonsten damit ab, dass ohne Fachpersonal auch kein Fachunterricht geleistet werden kann. Sollte deine Klasse sich auch bei "richtigen Lehrern" so benehmen, fönst du sie gleich nochmal und gehst ansonsten in dich.


    Merke: Eine tolle Klasse ist bei jedem toll, nicht nur beim Klassenlehrer. ;)

  • Wenn Vertretung absehbar ist, norde ich die Klasse ein und gebe einen Vertretungsauftrag, mit dem die Schüler in Stillarbeit für die Stunde beschäftigt sind. In der nächsten Stunde wird das dann von mir kontrolliert [...] Den Auftrag erteile ich den Schülern dann oft schon im Vorfeld, damit keiner sagen kann "Die Vertretung hat uns aber nichts davon gesagt."

    So mache ich es auch und in der Regel läuft es dann vernünftig. Vertretungsstunden mit viel Stillarbeit, die wenig Nachfragen erfordern wird, funktionieren am besten. Manchmal verspreche ich Belohnungen für den Fall, dass die Vertretungslehrkraft eine positive Rückmeldung gibt (ganz unpädagogisch, ich weiß).


    Die von dir erwähnten Randstunden sind sowieso häufig schwierig und wenn Studenten mit wenig Erfahrung diese verteten sollen, musst du als abwesende Lehrkraft besonders überlegt vorbereiten.

    • Offizieller Beitrag

    ich habe bemerkt, dass ich selbst bei Vetretungsunterricht in Klassen, die ich sonst nicht habe, deutlich strenger bin als in meiner eigenen.


    Wenn es Beschwerden über meine Klasse gibt, frage ich meine Klasse immer möglichst auf Augenhöhe: "Da gab es Beschwerden in dem und jenem Fach/ über Tag xy, erzählt mir mal, was war denn da los? Ich möchte mal eure Sichtweise dazu hören" Dann wissen die Schüler, ich vorverurteile sie nicht (sagt man das so?), und sie fühlen sich nicht in die Ecke gedrängt. Meist kommen sogar selbstkritische Töne dabei raus.

    Und anschließend überlegen wir gemeinsam, was ihr Anteil sein könnte, um die Situation zu verbessern. Und auch, was die andere Seite tun kann.


    Ist eine 7.Klasse

  • Ich bin da zwiegespalten:


    Einerseits mag ich den Satz "bei mir läuft es doch" überhaupt nicht, gerade wenn er von Klassenlehrern kommt. Schüler sind nicht doof, natürlich benehmen die sich bei ihrem Klassenlehrer. Gerade deshalb muss der Klassenlehrer ihnen den Hintern aufreißen.


    Auf der anderen Seite höre ich viel zu oft den Satz "Bei mir hat xyz dies und jenes gemacht, sag dem doch mal was dazu" und denke mir dann so: Klar, soll ich mich noch in den Unterricht setzen und den Umgang mit Störungen für dich mit übernehmen, damit deine Stunde funktioniert oder wärst du so nett und machst deinen Job selbst. Und natürlich gilt das auch für Studenten, wenn sie so tun als könnten sie unterrichten, die Referendare müssen ja auch damit klar kommen, der Umgang mit Schülern ist im größten Teil Handwerk und nur in Teilen akademische Ausbildung, wer was anderes behauptet, soll sich mal einen handwerklich unbegabten, aber sehr belesenen und schlauen Zahnarzt suchen. :P

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Lass den Vertretungslehrer die Arbeiten am Ende der Stunde einsammeln und Dir ins Fach legen. Er soll das zu Beginn der Stunde ankündigen.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Es ist schon klar, dass ich als Klassenleitung den "Klassenlehrerbonus" habe.

    Ich wollte auch ganz und gar nicht sagen, dass "meine Klasse die Tollste" und "die Vertretung nicht fähig" ist.

    Meine Klasse ist fordernd und zwar auch bei mir. Das ist unbestreitbar eine Herausforderung, wenn da viele Charaktere drin sitzen, die Aufmerksamkeit bekommen oder mal wieder den "King im Ring" markieren wollen.

    Die Vertretung kam relativ spontan und ich war auch wirklich ausgeknockt. Da finde ich es schon echt heftig, dass ich da voll vorbereitete Stunden abliefern soll. Krank ist krank.


    Für die Tipps mit der Rückmeldung und dem Erkunden der Ursachen bin ich dankbar, in die Richtung wollte ich eh gehen.

    Ich sehe es allerdings auch ein bisschen wie Valerianus . Ich kann nicht schlechtes Benehmen aus den Vertretungsstunden im Nachhinein ahnden, wenn ich Montag bis Donnerstag nicht in der Schule war (9 Stunden von mir wurden vertreten.)

    Ich mag es überhaupt nicht, wenn man Kollegen mit "Deine Klasse wieder..." oder "DEIN Kläuschen hat mal wieder.." im Lehrerzimmer begrüßt.

    Klar bin ich die Klassenleitung, aber das sind nicht allein meine Probleme.

Werbung