Grundschullehramt – Drittes Fach

  • zu gleichen Teilen, darüber kann man sich streiten, aber ja, es sind die Pflichfächer Deutsch und Mahte und dazu ein frei wählbares Fach aus einem fest stehenden Kanon Sachunterricht, Kunst, Musik, Englisch, Religion oder Sport

    Mal aus Neugier: Wird Französisch in NRW angeboten? In Hessen wird es an zwei Universitäten für das Grundschullehramt angeboten.

  • Wenn mehr als die Hände Sachunterricht als Fach hat, sind das 5 SU-Leute.

    Wenn, wenn...

    ... und dann geht jemand in Pension und wird schwanger und kehrt nicht zurück und wechselt die Stadt und wird SL ...

    und dann hast du Lehrkräftemangel und wirst niemanden von der weiterführenden Schule mit SU abgeordnet bekommen...

    ... und dann stehst du über Jahre alleine da.


    Jemandem, der keinen Zugang zu Kunst/Musik hat zu diesem Studium zu raten, ist ein Bärendienst. Auch kann man nicht von einem Drittfachstudium auf ein anderes in einem anderen BL schließen, das ist nicht immer mit ein paar Didaktikscheinen getan.


    Gut finde ich den Hinweis, dass man für Sprachen viele Kenntnisse benötigt, die man sich gut während des Studiums aneignen kann, womöglich besser als später für den fachfremden Unterricht. Aber auch das ist nicht ausgeschlossen, wer erfolgreich studiert hat, sollte sich die Inhalte eines weiteren Faches aneignen können.


    In anderen BL gibt es seit Jahren Englisch nur ab Klasse 3, 2stündig, trotzdem werden auch Englischlehrkräfte gesucht, aber man hat an einer kleinen GS dann eben auch nur wenige Klassen und wenige Stunden zu vergeben, den Rest der Stunden muss man dann andere Stunden erteilen, auch fachfremd.


    Am Ende versuchen Grundschulen, das Team möglichst breit aufzustellen, sodass man für jedes Fach studierte KollegInnen hat, aber das geht nicht immer auf.

  • Gehen wir mal von einer kleinen Grundschule mit 2 Klassen pro Jahrgangsstufe aus. Jeder Lehrer hat eine Klassenleitung, dazu eben noch die Schulleitung. Macht 9 Leute. Wenn mehr als die Hände Sachunterricht als Fach hat, sind das 5 SU-Leute. Im Idealfall hättest du dann noch 1 Englisch-, 1 Kunst- oder Musik-Kraft, 1 Sport- und 1 Relikraft. Diese Person vertritt dann ihren Fachbereich innerhalb der Schulgemeinschaft und ist für alle Aufgaben, die damit einhergehen, zuständig, z.B. auch die Betreuung der Referendare mit dem jeweiligen Fach. Auch Musiklehrer können mal krank, schwanger oder Pensionäre werden und wenn diese eine Kraft fehlt, geht viel didaktisches und Fachwissen verloren, weswegen die Schule selbst in dem Fall mehr von einem Musiklehrer als einem weiteren SU-Lehrer profitiert.

    Das ist tatsächlich völlig nachvollziehbar, aus Perspektive der TE aber aktuell eher irrelevant würde ich sagen, denn eine Stelle wird sie nunmal auch mit Sachunterricht bekommen am Ende, wohingegen ein Fach, das gesamtschulisch praktisch und sinnvoller sein könnte am Ende im worst case dazu führt, dass sie (?) zu den rund 40% Studienanfängern auf GS-Lehramt gehört, die nie an einer Schule landen, weil sie irgendwann auf dem Weg vom ersten Semester bis zum 2.Staatsexamen abbrechen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Am meisten interessiert mich Sachunterricht (aber das wählen ja auch sehr viele...).

    Nimm das, alles andere macht dich nicht glücklich. Es gibt keine Sicherheit eine Stelle zu bekommen. Vor 15-20 Jahren mit SU zu studieren, bedeutete für viele Arbeitslosigkeit oder den langen Weg über Vertregungsstellen bis zur Festanstellung. Für die nächsten Jahre sehen die Prognosen eher so aus, das es Lehrermangel an den Grundschulen geben wird.

  • Nimm das, alles andere macht dich nicht glücklich. Es gibt keine Sicherheit eine Stelle zu bekommen. Vor 15-20 Jahren mit SU zu studieren, bedeutete für viele Arbeitslosigkeit oder den langen Weg über Vertregungsstellen bis zur Festanstellung. Für die nächsten Jahre sehen die Prognosen eher so aus, das es Lehrermangel an den Grundschulen geben wird.

    Das stimmt zwar, aber die Relationen bleiben ja bestehen. Vor 20 Jahren war jemand mit SU auch weniger stark gesucht als sagen wir mal Musik. Wenn jetzt also "jeder" SU studiert, wird da grundsätzlich der Lehrermangel an Grundschulen sinken, aberes wird einen noch stärkeren Mangel an bestimmten Fachlehrern geben, was den Aufwand der fachfremden Einarbeitung noch verstärken wird (denn irgendjemand muss im Kollegium diese Aufgaben übernehmen).


    Zauberwald: In Hessen kann das Drittfach einstellungsrelevant sein. Soweit ich weiß, stellen Schulen in NRW individuell ein (mir ist der Fachbegriff entfallen) und können daher durchaus Grundschullehrer mit Fach Religion ausschreiben.

  • Soweit ich weiß, stellen Schulen in NRW individuell ein (mir ist der Fachbegriff entfallen) und können daher durchaus Grundschullehrer mit Fach Religion ausschreiben.

    Gibt es in BW auch: schulscharfe Stellenausschreibungen. (Also die Schule stellt natürlich nicht in dem Sinne selbst ein, aber sie schreibt die Stelle aus, führt das Verfahren durch, meldet dem RP eine Rangliste mit Begründung etc.)


    In der Sonderpädagogik werden mittlerweile fast alle Stellen über solche Ausschreibungen vergeben, so dass kaum noch Bewerber für das Listenverfahren übrig bleiben (wo es dann rein nach Leistungsziffer ginge).


    Für den Grundschulbereich ist es vielleicht nicht ganz so krass, aber ein großer Teil der Stellen wird auch hier über schulscharfe Stellenausschreibungen vergeben.

  • Das stimmt zwar, aber die Relationen bleiben ja bestehen.

    Wenn jemand ein Fach studiert und unterrichten soll, was er erstens nicht mag und zweitens nicht kann, vermute ich mal, dass so jemand auch keine gute Lehrkraft in diesem Fach wird. Dann ist es fast besser, du hast jemanden, der es nicht studiert hat, sich aber mit Begeisterung in dieses Fach einarbeitet.


    Vor 20 Jahren war jemand mit SU auch weniger stark gesucht als sagen wir mal Musik.

    Vor 20 Jahren wurden einfach gar keine Lehrkräfte eingestellt oder hauptsächlich über das Listenverfahren, da spielte die Examensnote eine größere Rolle, nicht die Fächerkombination. Die schulscharfen Ausschreibungen kamen erst später, als sie feststellten, dass doch einige Fächer unterbesetzt sind.

  • So ein Listen- oder Bewerbungsverfahren kann sich immer mal ändern.

    In NDS gibt es auch so ein Verfahren, tatsächlich erscheint es recht intransparent und überhaupt nicht plausibel, warum die Schule ein umfangreiches Bewerbungsverfahren machen muss, wenn am Ende in der Behörde die Note zählt. Aber so wirklich verständlich ist das für die Schulen nicht immer, für die BewerberInnen vermutlich auch nicht.


    Letztlich kann sich also alles möglich ändern, auch die Pflichtfächer verändern sich bei uns häufiger. Ebenso kann morgen die Stundentafel wieder eine andere sein.

    Ich finde beide Fächer als Drittfach sinnvoll. Wenn alle Leute D und Ma studieren müssen, wird man immer auch solche mit Su/Englisch als drittes Fach suchen. Englisch ist bei uns zweistündig, SU zum Teil vierstündig, da braucht man somit auch mehr Leute.

  • Also nur mal eben zur Klarstellung, es gibt wenig fächer, die NICHT fachfremd unterrichtet werden (sollten) dürfen:

    Englisch, Sport, Schwimmen, ev/kath. Religion


    SU muss normalerweise jeder Klassenlehrer übernehmen, ob er will oder nicht, d.h. es wird kein Mangelfach werden. Mit Mathe+Deutsch+SU hast du leider nichts zu bieten. Ich finde zwar auch toll, wenn Kollegen sich gut mit SU auskennen und tolle Ideen reinbringen, aber wenn für dich der Arbeitsmarkt entscheidend ist, dann wähle eins der oben genannten Fächer.

    • Offizieller Beitrag

    Sheldon (und andere mit Ahnung): WENN ein Grundschullehrer kein Englisch studiert hat, gibt es irgendwas, was er machen kann, um Englisch "legal" zu unterrichten? Früher gab es ja den C1-Schein.
    Ernsthafte Frage aus der Beratung. Was ist die aktuelle Situation in NRW? (ich weiß, dass sich das - insbesondere in NRW- jederzeit ändern kann.

  • Also nur mal eben zur Klarstellung, es gibt wenig fächer, die NICHT fachfremd unterrichtet werden (sollten) dürfen:

    Englisch, Sport, Schwimmen, ev/kath. Religion

    Auch dazu muss man aber sagen, dass das sehr bundeslandspezifisch ist.

    Englisch und Sport fachfremd sind hier alltäglich und kein Problem. Für Schwimmen muss einer der Lehrer die Rettungsfähigkeit nachgewiesen haben. Für Religion benötigt man natürlich Missio oder Vocatio.

    Wenn es fachlich darum ginge, was nicht fachfremd unterrichtet werden sollte, wäre ich bei Deutsch und Mathe. Aber da gibt es mittlerweile, so ja auch in diesem Thread angeklungen, in vielen Ländern die Verpflichtung, jeweils zumindest Grundlagen zu studieren. In BW für Grundschullehrer auch. Für Sonderpädagogen erschreckenderweise nach der neuesten PO wieder nicht mehr - da reichen Grundlagen in einem der beiden Fächer ...

  • In einem Bundesland (Niedersachsen?) muss eines der Fächer Deutsch, Mathematik oder Englisch sein, das andere Fach kann freigewählt werden. Bedeutet im Umkehrschluss, dass jemand Grundschullehramt mit den Fächern Englisch und Religion studieren kann. Ob das natürlich sinnvoll ist...

    • Offizieller Beitrag

    ganz ernsthaft, wenn man der Meinung ist, dass man eins der Fächer skippen kann, macht es auch keinen Unterschied, dass man zwei weglassen kann.
    Da die allermeisten weiterhin mindestens eins der zwei Fächer haben wird, dann hat man auch gut ausgebildete Leute in den anderen Fächern. In kleinen Grundschulen hat man sonst vielleicht eine einzige Person mit einer Religion/Konfession und keinen sonst noch mit Sport, Musik, Kunst, Englisch, usw...
    (ich gehe ja davon aus, dass man 1) entweder eh didaktische Grundlagen hat, 2) dass man es sich anlernen kann. Da viele Bundesländer der Meinung sind, dass man sich Mathe* (oder seltener: Deutsch) anlernen kann, klappt es ja wohl...)


    * die Bundesländer wissen ja, dass die allermeisten Grundschulleute Deutsch als Fach nehmen werden.

  • Genau, in Niedersachsen (u.a.?) studiert man aktuell nur zwei Fächer, von denen eins Ma/De/En sein muss.

    Grundschulkombis mit Englisch (nur in 3/4 mit wenigen Stunden) sind allerdings nur noch auf dem Papier erlaubt, praktisch raten die Unis deutlich davon ab. Die Kombination Englisch-Sachunterricht wird terminlich mehr oder weniger unmöglich gemacht, alle anderen mit Englisch (die nicht Ma-En oder De-En sind) auf die weiterführenden "abgeschoben" (man spezialisiert sich erst im Master, ob Gs oder SekI)

  • Mal aus Neugier: Wird Französisch in NRW angeboten? In Hessen wird es an zwei Universitäten für das Grundschullehramt angeboten.


    Würde in NRW nicht eher Niederländisch Sinn machen?


    In BW und RP, klar. Aber NRW?


    [Edit: rassistische Passage durch die Moderation gelöscht]


    Was wird man sich aber bei Französisch [in Hessen] gedacht haben?

  • Ich muss seit über 20 Jahren auch Sport unterrichten, dabei bin ich nicht sehr sportlich. Wahrscheinlich wäre eine Qualifikation in Sport gerade für mich gut gewesen. Klar, kann man sich einarbeiten, muss man. Musste ich in Mathe, Englisch und Musik auch. In Englisch musste man einen Schein machen, wenn man es nicht studiert hatte.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    WENN ein Grundschullehrer kein Englisch studiert hat, gibt es irgendwas, was er machen kann, um Englisch "legal" zu unterrichten? Früher gab es ja den C1-Schein.

    Es gab jahrelang Qualifizierungskurse für Englisch an der Grundschule. Aber meines Wissens sind die vor 6-7 Jahren ausgelaufen, weil die Versorgungslage mit Englisch inzwischen besser wurde.


    kl. gr. frosch

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