Themenfindung für eine benotete Stunde im Fach Deutsch (Kl.1/2)

  • Versuch die Planungsraster, die du im Seminar gelernt hast wirklich anzuwenden. Egal wie verlockend es sein mag gerade seine Vorführstunden rein nach der Vorzeigbarkeit methodischer Ansätzer zu planen: Guten Unterricht (der dir ganz nebenbei auch gute Noten einbringt) planst du von den Zielen her und nicht von den Methoden ausgehend.

    Ich verstehe, dass gerade am Anfang konkrete Umsetzungsideen fehlen und insofern besonders dringend benötigt werden. Gute fachdidaktische Literatur (aktuelle fachdidaktische Zeitschriften deiner Fächer, Veröffentlichungen etc.) solltest du gerade deshalb sehr konstant lesen im Ref. Ich habe viele gute und ganz konkrete Umsetzungsideen dort gefunden für meine Fächer. Das ist die Basis, um auch in so einem Forum tatsächlich zielführende Fragen stellen zu können, weil dir klarer und bewusster ist, wonach du fragen willst und musst, statt ins Blaue hinein Themen für eine Lehrprobe zu erfragen. (Die man bei uns gar nicht so ins Blaue hinein hätte setzen dürfen, wir mussten unsere Lehrpläne einreichen, aus denen klar hervorgehen musste, warum wir in der Lehrprobenstunde genau das Thema bearbeiten, dass dann eben dran war.) Glaub mir, du hilfst dir selbst ganz enorm, wenn du dich nicht "irgendwie" durchwurschtelst, sondern gerade zu Beginn Planungsschemata berücksichtigst, sehr viel Fachdidaktik wälzt und dann im richtigen Moment zielscharfe Fragen "abfeuerst", die dich auch voran bringen.


    Dies geschrieben, muss man denke ich gerade dieses Jahr auch ein wenig Verständnis für die Anwärter haben, für die das letzte Halbjahr auch keine optimale Ausbildung dargestellt hat. Ich weiß bei unseren Referendaren durchaus, was denen aktuell noch fehlt an Routinen und Souveränität, was ich an dem Punkt der Ausbildung bereits hatte, einfach weil ich schon viel mehr Stunden eigenständig hatte unterrichten können ohne Corona und Fernunterricht (teilweise) ohne Konzepte.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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  • Okay, ich versuche es noch mal ungenervt. Ich würde folgendermaßen vorgehen: setze dich mit jedem Kind, z.B. in Förderstunden oder deiner Freizeit, einzeln hin und ermittle den Lernstand. In Deutsch brauchst du dazu alles, was du zum Thema Schriftspracherwerb gelernt hast. Wer hört Anlaute, wer kann Silben klatschen, wer schreibt Skelettschreibweise... usw. usf. etc. pp.


    Dann lernst du den Lehrplan intensiv kennen. Was müssen die Kinder am Ende des Schuljahres können? Dann verteilst du Deutsch und Sachunterricht gemeinsam auf die Abschnitte (bis Weihnachten "Feuerwehr" bis Winterferien "Mein Körper" oder weiß der Geier.) Dazu guckst du, was euer Lehrwerk hergibt. Wann wird was thematisiert? Was mit was zusammen? Doppelte Konsonanten beim Thema Wasser oder wie auch immer? Was fällt in die Weihnachtszeit?


    Also vom Jahr über die Ferienzwischenräume über die Unterrichtseinheit bis zur Stunde. Die steht am Schluss, egal, ob Hinz oder Kunz hinten drin sitzen. Die sehen eh nach 5 min., was sie sehen müssen, dazu braucht's kein Plüsch noch Feuerwerk.


    Parallel guckt man nach Methoden. Lade dir die pinterest-App runter, tippe "Anfangsunterricht Deutsch" ins Feld und lass dich berieseln. Lies die Didaktik-Bücher tatsächlich, die auf der Seminarliste stehen. Sammle und jage, denn Lehrer sind Sammlerinnen und Jägerinnen. Füge gute Ideen in deine Jahresplanung. Was Tolles für Wortarten? Ab damit in den März zum geplanten Thema.


    Arbeite mit Methoden, die selbständig funktionieren. Tagesplan, Selbstkontrolle usw. usf. (Das ist ein eigenes Kapitel, noch nie gehört? Dann lesen, lesen, lesen und suchen, suchen, suchen, sowie basteln, basteln, basteln. Liegt LÜK in der Schule auf dem Dachboden? Stempel aus den 70ern zu Bäumen? Schnell einstreichen... Klammerkarten kann man selbst machen, gebraucht erwerben, Memorys können die Kinder selbst ausschneiden...)


    Führe Rituale ein. Morgenkreis, Wort des Tages... Cat1970 hat im anderen Faden schon Dinge genannt. Führe Symbole ein, Abläufe, so dass jedes Kind weiß, was die Glocke, die Lampe, der Stern und das grüne Bobbelbanubbel bedeuten. Die Handpuppe XY darf übrigens nicht fehlen! Handpuppen sind magisch, die Kinder reden mit ihnen. Und am Schluss der Stunde wird reflektiert und Verhalten ausgewertet. Effektiv bleibt wenig Zeit für Neues und das ist gut und richtig so. Es sind schwer gestörte Kinder, die Gewalt und Vernachlässigung erlebt haben, sie brauchen Halt und Zuwendung, damit sie lernen können. Tausendmal Silben klatschen und Buchstaben im Sand malen in der immer selben Kiste zur immer selben Zeit sind lebenswichtig.

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  • ...und das grüne Bobbelbanubbel ....Handpuppe XY darf übrigens nicht fehlen...

    Es ist etwas Wahres dran.

    Am Ende musst du dann aber auch für dich herausfinden,


    - was für dich machbar ist und bleibt, wenn du ohne Bobbelbanubbel auskommst, weil das Wirgliwuppel für dich besser umsetzbar ist, dann lass das Bobbelbanubbel weg.


    - was in der Lerngruppe wirklich läuft, wenn man ihm eine Chance gegeben hat, und was zum Ziel führt, denn das Ziel sollte vor Augen bleiben, nicht die Farbe des Bobbelbanubbel.


    - im Ref, das ist leider immer noch so, muss man manchmal das hochgelobte grüne Ding vorführen, weil die Seminarleiterin so sehr auf Grün steht, dass Blau und Gelb keine Berechtigung erhalten. Wenn das so ist, muss man es üben und einbauen oder sich an blaugrün, türkis oder grün-rosa-meliert heranwagen, dann aber fachlich besonders gut aufgestellt sein, um zu erläutern, warum diese Grün-Abstufung zu dieser Zeit in dieser Lerngruppe genau richtig und fachwissenschaftlich durchaus begründbar ist.

  • Es ist doch ganz einfach. Du führst bei den Erstis z.B. das K ein, so wie man das macht, die Zweitis durften da bei mir aber auch immer mitmachen (als Gesprächsanlass z.B. eine Geschichte mit vielen K oder ein Lautsuchbild oder verschiedene Gegenstände mit K mitbringen...akustisch, optisch, phonologisch, motorischanalysieren und die Zweitis suchen mit euch zusammen weitere Nomen und Wörter mit diesem Anfangsbuchstaben. Die Kleinen lernen das K in Druckschrift, du wiederholst mit den Zweiern, wie es in Schreibschrift geht. In einer Stillarbeitsphase wird dann das Schreiben von beiden Jahrgängen geübt, wobei die Zweier etwas anspruchsvollere Aufgaben als das pure Schreiben bekommen, z.B. weitere Wörter mit K unk im Wörterbuch suchen, ins Wörterheft schreiben, nach Wortarten sortieren usw. K-Wörter in einem Text finden und was auch immer.

    Den Zweiern evtl. eine Theke oder Stationen mit Selbstkontrolle anbieten, damit du mehr Zeit hast, um nach den Einsern zu gucken, wenn sie schreiben oder etwas anderes arbeiten.

  • Ich habe 15 Jahre in der 1./2. Klasse jahrgangsgemischt unterrichtet - ich fand es eine große Herausforderung, den Ansprüchen des Seminars und denen der Praxis gerecht zu werden, gerade im ersten Halbjahr, wenn die Erstes sich eingewöhnen mussten, Methoden kennenlernen mussten und die Zweites neue Inhalte lernen sollten bzw. auf die Schreibschrift losgelassen wurden.

    Viele Referendare haben in dieser Zeit den Bereich des mündlichen Sprachgebrauches abgedeckt - sie haben ein Bilderbuch gewählt und dazu erzählen lassen.

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