Beschulung von Lehrerkindern

  • Dass soziale Ungleichheit/Bildungsungleichheit im hessischen Lehramtsstudium nicht vorkommt, ist gelogen. In der Einführung in Erziehung und Innovation (Teil des Erstesemester Moduls Bildungswissenschaften), die für alle Lehrämter verpflichtend ist und auch 2014 schon war, ist die Besprechung sozialer Ungleichheit fest verankert. Darüber wird ausführlich gesprochen und natürlich wird dort auch Bourdieu thematisiert.

  • Da die Schulformen in verschiedenen Bundesländern anders heißen, bitte ich euch, die zu wählen, die am ehesten dem konkreten Leistungsniveau der Schule entspricht! "sonstiges" bitte nur dann wählen, wenn eine Zuteilung gar nicht möglich ist (Waldorfschule o.ä.)!

    Mir fehlt die Kategorie Baumschule. Welche der Schulformen in der Umfrage ist da wohl vom konkreten Leistungsniveau her am ehesten vergleichbar? Hmmm... Und was ist mit Fahrschule?

    Duck und weg...:stumm:

  • Zitat

    Ich würde bei meinen Kindern dieselben Maßstäbe anwenden wie ich es bei Viertklässlern empfehlen würde: Sehr gute Leistungen in den Hauptfächern = Gymnasium; im Zweifelsfall eher die niedrigere als die höhere Schulform.


    Das sagt sich leicht. HAT man dann eigene Kinder, sieht die Welt u.U. ganz anders aus denn - oh Wunder - es kommen plötzlich eine Menge Emotionen hinzu.


    Ich frage mich allerdings, mit was Du die Ergebnisse Deiner Studie vergleichen willst? Im Moment schwimmt sie nur im eigenen Saft. In wie vielen weiteren Berufsgruppen machst Du dieselbe Umfrage?

  • insofern wird die übergroße Mehrheit der Kinder von Akademikern (gleich ob Lehrer oder nicht) an Gymnasium und/oder Gesamtschule (gewesen) sein oder diesen Weg künftig noch absolvieren.

    Ja. Isso. Soll ich deshalb jetzt als Lehrer meine Kinder auf die Hauptschule schicken? Ein bisschen klingt das so bei Dir.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Ich frage mich allerdings, mit was Du die Ergebnisse Deiner Studie vergleichen willst? Im Moment schwimmt sie nur im eigenen Saft. In wie vielen weiteren Berufsgruppen machst Du dieselbe Umfrage?

    Ich habe nicht vor, eine Bachelorarbeit über das Thema zu schreiben, sondern wollte einfach nur einen Gesprächsanlass haben, um sich gegenseitig besser kennenzulernen, da es ja doch hin und wieder vorkommt, dass User ihre eigenen Kinder und deren schulisches Wirken nebenbei erwähnen.

  • Ja. Isso. Soll ich deshalb jetzt als Lehrer meine Kinder auf die Hauptschule schicken? Ein bisschen klingt das so bei Dir.

    Findest du? Ich finde, ich konstatiere lediglich etwas, was einem jede Studie zum Thema Bildungsungleichheit sowieso in Zahlen präsentiert, ohne das in diesem Halbsatz weiter zu werten. :weissnicht: Es geht bei dem Thema ja überhaupt nicht darum, dass jemand- gleich ob Lehrer oder nicht- seine Kinder nicht ans Gymnasium (oder jede andere Schulform des Vertrauens bzw. die zielführend ist für das Kind) schicken solle.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich war bis vor ein paar Jahren an einer Gemeinschaftsschule tätig, unterrichtete dort aber hauptsächlich in der "Primarstufe", also Kl. 1-4.

    Es gab einige Kollegenkinder, die bei uns die Grundschule besuchten, und ich hatte selbst schon Kinder meiner Kolleginnen und Kollegen im Unterricht oder in Parallelklassen.

    Die Mehrzahl der KuK betonte vor der Schulleitung, bei Elterngesprächen und am Tag der offenen Tür immer gerne, wie TOLL doch die Gemeinschaftsschule wäre und machten extrem Werbung dafür, dass doch auch Kinder mit RS-und Gymnasialempfehlung bitte unbedingt angemeldet werden sollten! Sie standen wohl sehr hinter dem Konzept, zumindest nach außen.

    Ihre eigenen Kinder verließen aber nach der 4. Klasse unsere Schule und gingen alle aufs Gymnasium, vereinzelt auf die Waldorfschule....

    Ist nur eine persönliche Anekdote, muss nicht allgemeingültig sein.

  • Ja. Und im Gymnasium hat man dann die Kollegenkinder in der Klasse sitzen... (was ich persönlich nicht immer sooo prickelnd fand)

    Aber das ist ein anderes Thema.

  • Ohhhh, darf ich schon mal Gymnasium anklicken, auch wenn sie noch nicht eingeschult sind? Die Stellenwerte schon so tolle Fragen, die sind bestimmt hochbegabt und müssen natürlich aufs Gymnasium.


    Übrigens: ich hatte schon die Kinder von Kollegen im Unterricht. Im beruflichen Gymnasium, Wahnsinn. Die kamen meist von der Realschule. Der Sohn eines Kollegen macht mit 16 jetzt seine Schreinerlehre.

    • Offizieller Beitrag

    uhhhh... lässt sich dein Kollege noch blicken? (Aber am BK sind die meisten Kolleg*innen keine grundständigen Lehrkräfte und haben garantiert ein viel entspannteres Verhältnis zu nicht geradelinigen Bildungsbiografien.
    (Disclaimer: ich glaube, es ist eine (nur eine von vielen) der schwierigsten Sachen bei der Kindererziehung: sich von seinen eigenen Vorstellungen und Wegeplanungen verabschieden. Meine Mama ist nicht lange zur Schule gegangen und ihr Ziel war also nur "gute Noten" und es st gelogen, es ging ihr nur um sehr gute Noten und Platzierung in der Klasse (die kennt man in meiner Heimat mit jeder Arbeit und jedem Zeugnis, habe ich vorher nie hinterfragt). Mein Papa ist Handwerker und auch nicht viel zur Schule gegangen, sein Ziel war "sei glücklich und sei nicht zu schlecht dabei". Aber trotzdem hat er meinen sprachlichen Schwerpunkt nie verdaut. Fremdsprachen lernen und Philosophie ist für ihn sowas wie Fliegen zählen.
    ICH würde mir schwer tun, wenn mein Kind sich überhaupt nicht für Sprache(n) und Kultur(en) begeistern ließe.)

    und @Lehramtsstudent du willst die User "besser kennenlernen", erzählst selbst aber GAR NICHTS. Wechselst du gerade das Lehramt? Die Karriere?

  • Also ICH habe es verstanden.

    Ich übrigends auch und das sogar ohne dass das Bestandteil meines Studiums war...


    Im Ernst, ich kenne Bourdieu auch nicht, aber wenn man sich für Bildungsthemen interessiert ist einem der Zusammenhang doch auch so klar (meines Erachtens reicht dazu auch einfaches logisches Denken und mal über den Tellerrand gucken...).

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

    • Offizieller Beitrag

    Ich gebe zu, ich kenne ihn auch so nicht. Ob es vor 25 Jahren im Studium vorkam? Keine Ahnung. Dafür habe ich was zum kindlichen Sprachhumor gelernt, ein Drehbuch geschrieben und in Deutsch/Sprachgebrauch ein Seminar zu Konfuzius gemacht und einen Schein bekommen, weil ich was über die Erfindungen in China vorgestellt habe. (Nein, ich weiß auch heute, 25 Jahre später, nicht, was das mit "Sprachgebrauch Deutsch" zu tun hatte. ... *schulterzuck*)


    Aber ich muss icke da zustimmen. Jedem mit ein bisschen Menschenverstand ist doch klar, wie soziale Ungleichheit und Bildungsgleichheit zusammenhängen. Oder nicht?

    • Offizieller Beitrag

    Natürlich muss man Bourdieus Theorie nicht rauf und runter können (also: ICH finde schon, aber ich im Herzen Bildungssoziologin), aber über die durch PISA (wieder und wieder) offengelegte Chancenungerechtigkeit im Bildungssystem sollte jeder Zeitungsleser Bescheid wissen.

  • ob Lehrerkinder vlt. häufiger am Gymnasium unterrichtet werden als die Kinder anderer Berufsgruppen.

    Natürlich. Was ist daran erstaunlich?


    Lehrerkinder gehen sicher öfter auf's Gymnasium als die Kinder von Arbeitslosen oder Personen mit Berufen aus dem Niedriglohnsektor.


    Ebenso werden aber Arzt-Kinder häufiger ein Gymnasium besuchen als Lehrerkinder. Wobei hier natürlich auch Privatschulen wohl sehr gefragt sind.


    Meines Erachtens hängt es aber generell auch oder sogar stärker mit dem Bildungshintergrund der Eltern zusammen als mit deren beruflicher Tätigkeit, wobei das selbstverständlich in hohem Maße korreliert.


    Es wurde auch mal nachgewiesen, dass die Anzahl an Büchern in einem Haushalt stark korreliert mit dem Bildungserfolg der Kinder. Also den Bildungshintergrund oder auch das Interesse der Eltern an Bildung halte ich für den entscheidenden Faktor.

  • Nehmen wir mal, um wirklich bewusst zu provozieren, das Kind aus der Lehrerfamilie und das Kind aus einer Hartz-IV-Familie. Das Kind in der ersten Familie wird voraussichtlich besser gefördert werden, aber es ist doch dadurch nicht zwangsläufig intelligenter, oder? Unser Nachbar war in einem angesehenen, akademischen Beruf tätig und die beiden Töchter arbeiten beide in nicht-akademischen Bereichen. Meine Eltern sahen bislang noch keine Hochschule von innen, im Gegensatz zu mir.

    Auch wenn es statistische Tendenzen gibt, können wir uns doch im Einzelfall davon lösen und individuell entscheiden, oder? "Alle Akademikerkinder gehen halt auf das Gymnasium." klingt mir zu nah zu "Alle türkischen Kinder gehen halt auf die Hauptschule." :/ .

  • Nehmen wir mal, um wirklich bewusst zu provozieren, das Kind aus der Lehrerfamilie und das Kind aus einer Hartz-IV-Familie. Das Kind in der ersten Familie wird voraussichtlich besser gefördert werden, aber es ist doch dadurch nicht zwangsläufig intelligenter, oder?

    schulischer Erfolg hängt nicht von Intelligenz alleine ab. Das fängt doch schon ganz früh an: hier in der Schweiz kann man sein Kind für den Schuleintritt zurückstellen lassen. In meiner Schulgemeinde ist das mit einigen Hürden verbunden. Man muss wissen an wende ich mich, wie verhalte ich mich. Viele Eltern haben davon einfach keine Ahnung. Da fangen schon die ersten Unterschiede (abgesehen von den vielen unterschiedlichen Elternhäusern).


    Eine Geschichte aus meinem direktem Umfeld: Die Tochter meiner Cousine geht jetzt aufs Gymnasium. Meine Couinse und hier Mann haben "nur" einen Hauptschulabschluss. Und ja meine Cousine hat sich Gedanken gemacht, wie das ist, wenn das Kind Matura macht. Ihr ist klar, dass sie ihr schulisch nicht weiterhelfen kann.

  • Vielleicht nicht intelligenter, aber wenn ein Kind schon bei der Einschulung keinen guten Ausdruck hat, wird sich das auch nicht in 4 Jahren plötzlich ändern.

    Sinnentnehmendes Lesen hat einen Einfluss auf jedes Fach.

    Das wurde auch in meinem Studium schon rauf und runter gebetet.


    Und mal was anekdotisches: eine Exfreundin meines Mannes wurde auf die Hauptschule geschickt, weil das für ihre Eltern ja auch gereicht hat und das Gymnasium vor Ort ja einen nicht so dollen Ruf habe.

    Meine Eltern sind keine Akademiker. Meine Mutter hätte es damals besser gefunden, wenn ich eine Ausbildung gemacht hätte.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Meine Eltern sind beide Arbeiter, ein Onkel ebenfalls. Ich habe wunderlicher Weise doch noch studiert, und der Sohn besagten Onkels ist Professor für Mathematik. Und? Was sagt uns das? Gar nüscht.

  • Nehmen wir mal, um wirklich bewusst zu provozieren, das Kind aus der Lehrerfamilie und das Kind aus einer Hartz-IV-Familie. Das Kind in der ersten Familie wird voraussichtlich besser gefördert werden, aber es ist doch dadurch nicht zwangsläufig intelligenter, oder? Unser Nachbar war in einem angesehenen, akademischen Beruf tätig und die beiden Töchter arbeiten beide in nicht-akademischen Bereichen. Meine Eltern sahen bislang noch keine Hochschule von innen, im Gegensatz zu mir.

    Auch wenn es statistische Tendenzen gibt, können wir uns doch im Einzelfall davon lösen und individuell entscheiden, oder? "Alle Akademikerkinder gehen halt auf das Gymnasium." klingt mir zu nah zu "Alle türkischen Kinder gehen halt auf die Hauptschule." :/ .

    Tendenziell gehen Lehrerkinder häufiger aufs Gymnasium, machen häufiger Abi und studieren häufiger als Kinder, die mit Hartz IV aufwachsen. Natürlich gibt es auch hier Abweichungen vom Regelfall.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




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