raindrop , ich saß einst in einer Gerichtsverhandlung von einem jungen Mann, der zur Stoffbeschaffung geklaut und sich hinterher mit dem Sicherheitspersonal gekloppt hatte. Er hätte einer meiner Ex-Schüler sein können oder der Vater einer meiner Schüler und er tat mir wirklich Leid. Der Richter war sehr genervt von dem Typen und verknackte ihn zu irgendwas und bei mir blieb das Gefühl "aber der Junge braucht eine Therapie! Seine Eltern hatten ihn nie lieb! etc." und hatte damit natürlich auf eine Weise auch Recht. Hinterher erfuhren wir dann, wie viele Entzüge, stationäre Aufenthalte, Therapien und Bewährungsstrafen dieser Mensch bereits hinter sich hatte. Und auch, dass er diese Strafe nie antreten, sondern in Berufung gehen würde und in der nächsten Instanz dann abgemildert werden würde, was wiederum den Richter ob der Sinnlosigkeit seines Handelns verzweifeln ließ...
Jugendliche mit schweren Störungen brauchen natürlich professionelle Hilfe und pädagogische Gespräche, aber das gibt ihnen nicht das Recht, -weder juristisch noch moralisch- andere zu bedrohen, zu beklauen, oder sie zu verletzen.
Ich würde sehr klar vorgehen, wenn ein Jugendlicher einen anderen bedroht, da es selbstredend vorher schon 100 andere Gespräche und Hilfen gab. Wie viel mehr muss man da seine Kollegen schützen, die nicht nur dieses eine Kind unterrichten sollen, sondern noch 100 andere, die dasselbe Anrecht auf Unterstützung haben, auch wenn sie sich nicht bemerkbar machen?
Und zuguterletzt darf man meiner Meinung nach niemals ein Opfer, das um Hilfe ersucht, zum Schuldigen stilisieren, indem man sagt, wie es hätte handeln müssen und wie man selbst angeblich gehandelt hätte. Damit macht man es gleich ein weiteres Mal zum Opfer.