Hallo ihr Lieben,
ich hoffe auf gute Ratschläge zu meiner aktuellen Situation.
Zu mir:
Seit Februar diesen Jahres habe ich eine volle Stelle an einer Hauptschule in Niedersachsen. Ich habe diese gleich nach dem Ref angetreten, das ich mit guten Noten abgeschlossen habe. Mein Studium konnte ich trotz 20-Stundennebenjob bei sehr guten Noten etwas abkürzen (vorstudiert), sodass ich mit 25 verhältnismäßig jung bin.
Während des Studiums, zwischen Studium und Ref und während der letzten Monate des Refs hatte ich diverse Vertretungsstellen, auch an Hauptschulen. Ich würde mich also als durchaus belastbar und strukturiert bezeichnen.
Mein Problem ist, dass es mir an meiner aktuellen Schule die meiste Zeit nicht gut geht. Hier eine Auswahl an Situationen, die mich verzweifeln lassen:
- Man hat mir, trotz gegenteiliger Versprechen im Bewerbungsgespräch, direkt eine Klassenleitung übertragen. Es wurden aus zwei Klassen die schwächsten und auffälligsten Kinder in eine neu gegründete Klasse gesteckt, deren Leitung ich spontan übernehmen sollte, mitten im Schuljahr wohl gemerkt.
- In meiner zweiten Woche dort verfolgte mich einer meiner Schüler, bezeichnete mich als Hure, drohte mir mit dem Tod und wollte mich anschließend schlagen. Das konnte ich nur verhindern, indem ich mich in einem Klassenraum eingeschlossen habe. Meine SL riet mir von einer Klassenkonferenz ab. O-Ton: "Das musst du einfach hinter dir lassen!"
- In den ersten Wochen hatte ich keine Schlüssel. Der Hausmeister gab mir einfach keine, obwohl ich bereits unterrichten musste. Ein Whiteboard, das er abhängen sollte, weil ich sonst den OHP nicht nutzen konnte, nahm er einfach nicht ab. Meinen Klassenraum musste ich selbst ausräumen, denn dort befanden sich Glassplitter und tote Pflanzen.
Ich könnte diese Liste noch ewig ergänzen. Wir haben an der Schule extrem viele auffällige Kinder. Da wird man absichtlich angehustet (Corona ist für meine SuS fake), sogar anzüglich angesprochen, Regeln sind irgendwie egal, die Eltern sind U-Boot-Eltern. Sobald ein Kind Förderbedarf oder eine schwere Kindheit hat, hat es Narrenfreiheit, denn meine SL gibt da auch gern noch tausend weitere Chancen. Kinder mit Fünfer-Schnitt werden einfach so versetzt, obwohl sie das Klassenziel nicht erreichen. Mir nimmt man so die Möglichkeit, konsequent zu erziehen.
Ich habe bereits das Gespräch mit meiner SL gesucht, auch mit Personalrat, weil ich bereits an den Punkt kam, an dem ich nicht mehr konnte. Kurzfristig war es besser, langfristig wird alles wieder so wie vor dem Gespräch.
Diese Woche hatte ich wieder eine Horrorstunde. Danach fiel bei mir ein Schalter um und ich saß völlig fertig und heulend im Lehrerzimmer rum. Das ganze Wochenende lag ich (wieder) mit Migräne im Bett und habe drüber nachgedacht, was ich noch tun kann. Ich merke, dass mich diese Schule psychisch kaputt macht.
Nur kann man meines Wissens nicht innerhalb der drei Jahre Probezeit wechseln und selbst danach ist ein Wechsel ungewiss und kann lange Zeit aufgeschoben werden. Mir kommen nur drei Möglichkeiten in den Sinn, die alle nicht toll sind:
1. Antrag auf Entlassung einreichen, vorher einen alternativen Job (zB Schulbuchverlag) suchen. Verdienst und Jobsicherheit fallen aber weg.
2. Antrag auf Entlassung einreichen, an einer anderen Schule neu die Probezeit beginnen. Weiß man natürlich nicht, ob es da besser ist und bürokratisch sicher schwer.
3. Ums Verrecken diese drei Jahre aussitzen, zur Not etwas früher als angedacht schwanger werden, maximale Elternzeit nehmen und hoffen, dass sie einen dann gehen lassen.
Ich würde mich freuen, wenn ihr mir einen Ratschlag geben könntet oder vielleicht noch weitere Fluchtmöglichkeit kennt.
Liebe Grüße