"Menschlichkeit fehlt" am Gymnasium - geht es nur ums Aussieben??

  • e

    In meinem Erfahrungsfeld benötigen SuS am Ganztagsgymnasium selbstverständlich auch nach Schulschluss Desktop/Notebook/Tablet/Smartphone, um zeitlich vollkommen unreflektierte und überzogene "Lernzeit"-Aufgaben zu Ende zu führen, teilweise stundenlang.

    Könntest du den Satz noch mal verständlich formulieren?

  • In meinem Erfahrungsfeld benötigen SuS am Ganztagsgymnasium selbstverständlich auch nach Schulschluss Desktop/Notebook/Tablet/Smartphone, um zeitlich vollkommen unreflektierte und überzogene "Lernzeit"-Aufgaben zu Ende zu führen, teilweise stundenlang.

    Wie kommst du denn darauf?

  • Ich habe als Schülerin mein Gymnasium geliebt, im Gegensatz zur Grundschule. Ich bin etwas älter als der Durchschnitt hier und in der Grundschule waren meistens noch männliche Lehrpersonen, die herumschrien und ohrfeigten.


    Das Gymnasium war ungewohnt und anstrengend wegen des stündlichen Lehrerwechsels damals, aber ich mochte es sehr, denn jeder hatte einen anderen Knall, aber lieb gemeint von mir. Wir wurden erwachsener behandelt, wurden nach unserer Meinung gefragt und überhaupt waren einige meiner Lehrer früher Hippies/und/oder den 68ern entsprungen.

  • erdbeerchen


    Ich denke, dass vieles dieses Jahr Corona zum Opfer fiel. Wir haben normalerweise ein zweitägiges erlebnisorientiertes Kennenlernen ganz zu Beginn (fiel dieses Jahr aus, Übernachten war nicht möglich). In der 1. Woche bietet der Förderverein ein Kennenlernen der Eltern an (fiel aus) usw. Die Mensa ist geschlossen. Für unsere 5. Klasse ist es dieses Jahr blöd.


    Bei uns wird 1 - 1,5 Stunden pro Tag Hausaufgaben angepeilt (ich sage immer deutlich, wenn ihr länger als eine halbe Stunde für Mathe benötigt, dürft ihr aufhören, die Zeiten reichen von 5 Minuten bis zu 1 Stunde, es gibt Schüler, die für 3 Worte abschreiben zu Beginn der 5. Klasse 5 Minuten benötigen, bei allem nachfragen, andere sind sehr selbstständig). Wir sagen den Eltern auf dem 1. Elternabend (war dieses Jahr extrem verkürzt, statt 15 Fachlehrern war nur der Klassenlehrer anwesend) , dass es ca. 6 Wochen bis 3 Monate dauert, bis die Schüler richtig angekommen sind. Spätestens nach einem halben Jahr fühlen alle sich sehr wohl.


    Kurz, ich denke viele Probleme sind Corona geschuldet. 3 Stunden Hausaufgaben sind in Klasse 5 zuviel. Die Anzahl der Arbeiten sind bei uns vorgeschrieben (mindestens 4 pro Hauptfach, höchstens 4 im Nebenfach (gilt für ein Schuljahr in Baden-Württemberg) , dazu kommen Tests).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Ich habe als Schülerin mein Gymnasium geliebt, im Gegensatz zur Grundschule. Ich bin etwas älter als der Durchschnitt hier und in der Grundschule waren meistens noch männliche Lehrpersonen, die herumschrien und ohrfeigten.


    Das Gymnasium war ungewohnt und anstrengend wegen des stündlichen Lehrerwechsels damals, aber ich mochte es sehr, denn jeder hatte einen anderen Knall, aber lieb gemeint von mir. Wir wurden erwachsener behandelt, wurden nach unserer Meinung gefragt und überhaupt waren einige meiner Lehrer früher Hippies/und/oder den 68ern entsprungen.

    Bei uns gab es in der Grundschule noch Schläge/ Ohrfeigen (70er Jahre). Am Gymnasium war das nicht der Fall. (Aber es gab dort auch ziemlich schräge Personen.)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Solche Aussagen eines Gymnasiallehrers bestätigen erdbeerchens Eindrücke.

    Solche Aussagen bzgl. eines Mobiltelefons während des Lernens sind nicht auf meinem Gymnasialmist gewachsen:


    Zitat

    Just having your cell phone in your possession can impair your learning, study suggests


    Ähnliche Studien z.B. hier https://www.researchgate.net/p…istraction_while_studying, hier: https://www.bbc.com/news/education-33047927, hier: https://www.semanticscholar.or…ef130e6a3d2f3f59341321494 oder hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Mobile_phone_use_in_schools ... Gefühlt lassen sich "unendlich" viele weitere Belege finden.


    [Natürlich können digitale Medien beim Lernen helfen. Aber ehrlich: In der 5. Klasse braucht man (gerade, wenn es wie im aktuellen Thema um Grammatikaufgaben geht) nicht das Handy, sondern das Deutschbuch.]

  • Solche Aussagen bzgl. eines Mobiltelefons während des Lernens sind nicht auf meinem Gymnasialmist gewachsen

    Es geht nicht um den Wahrheitsgehalt der Aussage, sondern um die ungefragt Belehrung. Das Kind braucht zu lange für die Aufgaben und du vermutest nicht nur, dass ein Handy das Problem sein könnte, sondern setzt es voraus, samt ungefragtem Verhaltensratschlag, spitz formuliert.

  • Da hast Du sicherlich Recht. Ist halt vieles blöd dieses Jahr.


    Zu den Arbeiten: auch da hat Corona sicherlich eine Mitschuld. Aus Sorge, dass die Schulen schließen oder das Wechselmodell einführen müssen, haben viele Lehrer sich bestimmt beeilt, dass sie ihre vorgeschriebenen Arbeiten zeitnah schreiben. In NDS gibt es coronabedingt auch einen Stichtag (20.11.), an dem die (vorläufigen) Zeugnisnoten vorliegen sollen. Also auch das sorgt für zusätzlichen Stress. Kommt halt einiges zusammen.

  • Ich würde vielleicht noch was anderes mit einbeziehen, was ich bisher noch nicht gelesen habe:


    Unsere aktuellen Fünftklässler sind eine Katastrophe (alle mit 1-2 in Mathematik zu uns gekommen), bei den schriftlichen Rechenarten sitzt die Addition sicher, die Subtraktion zumindest ansatzweise (von Umkehraufgaben und Zusammenhang zwischen Addition und Subtraktion wollen wir nicht anfangen, ich hab meine alten Hefte hier, das haben wir ab der 1. Klasse gemacht, so weit können die Anforderungen ja nicht gesunken sein), Multiplikation und Division sind schon beim Kopfrechnen eher Glückssache, in der schriftlichen Variante das seltsamste was ich je gesehen habe. Die Schülerinnen und Schüler haben zu >75% massive Probleme mit dem sinnentnehmenden Lesen und rufen sofort nach Hilfe, wenn da so komplizierte Dinge stehen wie "Übertrage die Punkte A-D sowie die Geraden g und h in dein Heft (s. Abb.1)," Schreibschrift kann in den Jungenklassen fast keiner lesen und einen Tafelanschrieb abzupinnen dauert bei manchen locker 15 Minuten (für 6 Zeilen).


    Jetzt könnte ich mich darüber aufregen, dass die Grundschulen offenkundig ihr ureigenstes Ziel, den Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen völlig in den Sand gesetzt haben und ich das jetzt nachholen darf.


    Alternativ schaue ich mir meine Neuntklässler an, die ich schon etwas länger im Unterricht habe und die auf einmal Sachen nicht mehr können, die sie Anfang der 8. Klasse definitiv noch konnten und hervorragend verstanden hatten, die unglaubliche Probleme haben sich auf Aufgaben zu konzentrieren und durchzuarbeiten und nicht mehr den geringsten Schimmer haben, wie man sich anständig auf eine Klassenarbeit vorbereitet. Schaut euch mal die Effektstärke von Sommerferien auf den Lernertrag an (wohlgemerkt: 6 Wochen Sommerferien) und dann überlegt mal was passiert, wenn man im März die Schulen dicht macht und sie effektiv erst seit Ende August wieder auf sind. Je jünger die Klassen sind, desto krasser merkt man, wie ihnen Corona und die Schulschließungen das Lernen versaut haben. Das Problem müsste doch auch an den Grundschulen auftreten (ansonsten frage ich mich nämlich wirklich, was mit unseren 5ern passiert ist).


    Dieses pauschale Bashing des Gymnasiums aufgrund anekdotischer Evidenz hier in dem Thread ist toll. Ich kenne auch Grundschullehrer die in die "singen und klatschen"-Fraktion fallen, allerdings kenne ich auch deutlich bessere.


    BTW: Wie man "Gymnasiallehrer" an der Kleidung erkennen will, ist mir völlig schleierhaft..die Fächer erkennen ist relativ leicht (Kunst und Sport sind super einfach, Naturwissenschaften geht meistens auch klar, Sprachen sowieso)...die Primimäuse konnte man früher auf dem Campus auch ganz gut identifizieren (da gab es bis auf die Sportlerinnen auch wenig Differenzierungsmöglichkeiten), allerdings weiß ich nicht, ob der Kleidungsstil bis zur Pensionierung trägt. :P


    @samu: Was das Handy angeht...wir haben die Wohlstandsverwahrlosung, die Frage nach der Mediennutzung und der Gestaltung des Arbeitsplatzes ist fast immer zentral, wenn es um Probleme bei den Hausaufgaben geht. Die pikierten Blicke, wenn man eine Reihenfolge für daheim empfiehlt (Essen - Hausaufgaben unter Aufsicht - Freizeit mit meinetwegen so viel Konsole spielen bis das Kind viereckige Augen hat), die voraussetzt, dass man sich für ~60 Minuten am Tag mit seinem Kind beschäftigt, kommen häufiger als du dir vorstellen kannst. Und ja, irgendwer sollte für so ein Kind zuhause da sein nachmittags (mir ist auch völlig Wurscht ob Vater, Mutter oder Großeltern, aber wenn ein Kind bis 18:00 dann alleine zuhause hockt, wundert mich nicht, dass da nicht alle Hausaufgaben fertig sind. Das bezieht sich explizit nicht auf die Threaderstellerin, da habe ich keinerlei Informationen. Aber als ich hörte, dass jemand an meinen Aufgaben (Wochenplan mit ~8 Aufgaben) jeden Tag zwei Stunden säße, bin ich beim letzten Elternsprechtag vom Glauben abgefallen. Ich gehe in der Regel davon aus, dass auch schwächere Kinder die Hausaufgaben kognitiv packen können (Differenzierung in 3 Schwierigkeitsgraden, Pflicht- und Wahlaufgaben, etc.) und dass man die mit 15 Minuten pro Tag (oder halt 2 Stunden gebündelt auf die gesamte Woche) gut erledigen kann. Wenn ein Kind 3 Stunden am Tag an den Hausaufgaben sitzt gibt es in der Regel drei Möglichkeiten:

    - massive inhaltliche Überforderung (sehr selten)

    - fehlende Arbeits- und Lernstrategien & mangelhafte häusliche Organisation

    - der Lehrer hat einen an der Murmel (gibt es natürlich auch, würde ich aber auch unter sehr selten packen)

    Damit ist Punkt 2 fast immer relevant, selbst wenn es hauptsächlich an 3 liegt, kann man da mit 2 extrem viel abfangen...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • du vermutest nicht nur, dass ein Handy das Problem sein könnte, sondern setzt es voraus, samt ungefragtem Verhaltensratschlag, spitz formuliert.

    Mein Beitrag hatte 57 Wörter. 8 davon zum Thema Handy. 7 davon mit einer Einschränkung, dass ich vielleicht nicht Recht haben könnte. Woher nimmst du die Rechtfertigung für deine Anschuldigung?


    (Hier nochmal zum Nachzählen die relevante Passage: "(betrifft natürlich noch nicht alle 5.-Klässler): Das Handy sollte sich nicht im "Hausaufgabenzimmer" befinden.")

  • Woher nimmst du die Rechtfertigung für deine Anschuldigung?

    Naja, Anschuldigung, ich hab halt erklärt, wie es bei einigen ankam und warum Websheriff schrieb was er schrieb. Aber du hast Recht, vielleicht wurde zu viel hineingedacht.


    Auf alle Fälle ist der Punkt "Lockdown" plus Sommerferien echt nicht zu unterschätzen, Valerianus hat's wieder mal auf den Punkt gebracht.


    So und nun schlaft gut! (Dies ist ein Ratschlag, Befehl oder gutgemeinter Hinweis, wie ihr wollt:schlafen:)

  • Das Problem müsste doch auch an den Grundschulen auftreten (ansonsten frage ich mich nämlich wirklich, was mit unseren 5ern passiert ist).

    Ja, das ist an Grundschulen auch so, hinzu kommen sicher auch die unterschiedlichen Vorgaben der Bundesländer, was verbindlich zu bearbeiten war während der Schulschließung im Frühjahr, da wurden ja z.T. merkwürdige Ansagen der Ministerien getätigt.

    Tatsächlich hatten die Kinder gleich nach den Ferien Schwierigkeiten, den längeren Schultag und die ganze Woche zu bewältigen. Inzwischen geht es in den meisten Klassen wieder, aber Quarantäne grenzt es wieder ein.


    Zu den Arbeiten: auch da hat Corona sicherlich eine Mitschuld. Aus Sorge, dass die Schulen schließen oder das Wechselmodell einführen müssen, haben viele Lehrer sich bestimmt beeilt, dass sie ihre vorgeschriebenen Arbeiten zeitnah schreiben. In NDS gibt es coronabedingt auch einen Stichtag (20.11.), an dem die (vorläufigen) Zeugnisnoten vorliegen sollen. Also auch das sorgt für zusätzlichen Stress. Kommt halt einiges zusammen.

    Die Vorgabe ist auch, dass in jedem Fall mindestens eine Arbeit geschrieben sein muss und weniger nur nach erfolgter Einschränkung sein darf. Die Äußerungen des Kultusministers, dass Lehrkräfte da Rücksicht nehmen könnten, stimmen nicht, vielmehr sollten ja zusätzlich unbenotete Lernstandserhebungen erfolgen.

    Und noch zum Deutsch-Thema: das o.g. kommt eben NICHT im Lehrwerk vor

    Die CuVo kann man ja einsehen, die genannten Themen sind in Klasse 5/6 angegeben. Auf welchem Niveau und Umfang sich dann die Arbeiten beziehen, ist ja so erstmal nicht ersichtlich. Zeitformen sind in der Grundschule auch im Plan, vielen SuS fällt das sehr schwer, andererseits benötigt man sie dann für die Aufsatzerziehung, dann kann vorheriges Üben sinnvoll sein, aber auch verknüpft werden.

    Bei uns gab es vor Jahren, nach der Abschaffung der OS, Verbundkonferenzen mit GS-Gym, auf denen die Deutscharbeiten vorgestellt wurden. Ich fand auf den letzten 2 Konferenzen die Arbeiten der jungen KollegInnen nachvollziehbar und angemessen, gerade Grammatik war aber immer ein schwieriges Thema.


    Vom fächerübergreifende Unterricht und integriertem Ansatz scheint man derzeit Abstand zu nehmen, vielleicht kommt das dem Übergang zum Gym entgegen.

  • Unter Eltern und Schülern spricht sich doch irgendwann rum, wie absolut unmöglich und unmenschlich das Lernen und Leben am Gymnasium ist. (Wenn es denn tatsächlich so wäre!) Genauso würden alternative Bildungswege jenseits des Gymnasiums ganz schnell Nachahmer finden.

    Das Gesamtschulverbot wirkt noch immer nach und nicht jede neu gegründete IGS hat oder erhält ein gymnasiales Angebot.

    Tatsächlich gibt es aber durchaus Familien, die schon in Klasse 4 entscheiden, dass ihr Kind das Abitur auch über andere Schulformen erreichen kann.

    In NDS weit verbreitet sind die Oberschulen, die sozusagen eine "reduzierte" Gesamtschule sind, in die zumeist nur Haupt- und Realschule einfließen. (Sie könnten aber auch Kurse auf Gymnasialniveau und eine gymnasiale Oberstufe haben.)

    An welcher Oberschule in Niedersachsen ist das denn umgesetzt?

    Eher wechseln die SchülerInnen nach der 10. Klasse an das Angebot der BBS und legen dort ihr Abitur ab.

  • Auf alle Fälle ist der Punkt "Lockdown" plus Sommerferien echt nicht zu unterschätzen,

    Genau den Gedanken hatte ich auch, würde aber tatsächlich erwarten, dass Lehrern das bewusst ist und sie gerade in Übergangssituationen um so sorgfältiger ermitteln, was an Vorwissen und Fähigkeiten tatsächlich da ist. Einfach vorauszusetzen, dass alles was in der Grundschule theoretisch vermittelt werden sollte auch praktisch stattgefunden hat und sitzt und dann einfach alles zu machen wie immer, geht dieses Jahr einfach nicht. Das bestimmte Inhalte /Arbeitstechniken womöglich nicht oder nur unzureichend vermittelt wurden ist nicht das Verschulden der Kinder und sagt auch nichts über deren tatsächliche Leistungsfähigkeit aus. Wir sind an der Grundschule dieses Jahr verpflichtet, in allen Jahrgängen zu Beginn des Schuljahres eine Eingangsdiagnostik durchzuführen und müssen das dokumentieren (was ich nur insofern albern finde, als das wir das auch ohne Anweisung jedes Jahr machen...) und ich hoffe (und vermute es eigentlich auch), das machen die Kollegen an den weiterführenden Schulen auch.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Einfach vorauszusetzen, dass alles was in der Grundschule theoretisch vermittelt werden sollte auch praktisch stattgefunden hat und sitzt und dann einfach alles zu machen wie immer, geht dieses Jahr einfach nicht.

    Den Gedanken hatte ich hinsichtlich des dargestellten Geometrie-Themas: da es ja Listen gibt, was gestrichen werden kann, kann man sich da schon ausrechnen, dass die Themen zurückgestellt werden. Tatsächlich werden sie das sonst aber auch ab und an.


    Undeutlicher werden dafür die Unterschiede durch geänderte Curricula: andere Schwerpunktsetzung und gestrichene Aufsätze werden sich bei Schreibgeschwindigkeit und Ausdrucksvermögen bemerkbar machen, beides ist ohnehin gerade „hartes Brot“... an dem wir noch eine Weile knabbern werden.

  • Wie kommst du denn darauf?2

    Frage ich mich auch. Meine Kinder sind beide auf einem der "besseren" (sprich anspruchsvolleren) Gymnasien der Stadt und es geht dort total lasch zu. Hausaufgaben? An den meisten Tagen Fehlanzeige, wenn überhaupt, sind sie nach 30 Minuten fertig, meist habe sie die schon in der Schule zwischendurch erledigt.

    Laptop wurde bisher nur im Lockdown benötigt. Oder allenfalls mal für ein Referat oder eine Recherche. Könnte man auch mit dem Handy machen.


    Mit Klassenarbeiten bombardiert? Das ist doch vorgeschrieben und meine Kinder am Gymnasium schreiben exakt gleich viele Arbeiten wie meine Schüler an der Gesamtschule.


    Meine Kinder wurden auch nett begleitet in den ersten Wochen und kamen gut zurecht, obwohl sie sehr unsicher waren. Das scheint doch eher schulspezifisch, aber nicht schulformspezifisch zu sein.


    Irgendwie kann ich dieses Klischee vom Gymnasium überhaupt nicht nachvollziehen.

  • Übrigens: Die (Höchst-) Dauer der Hausaufgaben ist doch vorgeschrieben im Schulgesetz. Sollte es regelmäßig deutlich länger dauern, sollte man sich als Eltern definitiv beschweren und das vielleicht auch mal kollektiv verweigern.


    Andererseits: Ist vielleicht auch nur Hörensagen. Wenn ich mir meine Klasse so angucke: Bei einer Aufgabe sind die ersten 5 Schüler nach 5 Minuten fertig, während die nächsten 10 mindestens 15 Minuten brauchen und noch mal 10 haben nach 20 Minuten noch nicht mal 25 % fertig.


    Vielleicht gehören die, die sich andauernd beschweren ja auch zu der "Mein Kind arbeitet wahnsinnig langsam" Fraktion.


    Da kann die Schule dann aber irgendwann auch nichts mehr machen. Entweder nimmt man in Kauf, dass das Kind die gesamte Schulzeit über länger für alles braucht oder schickt das Kind auf eine andere Schule. Oder übt, dass es bald schneller geht ;)

  • Übrigens: Die (Höchst-) Dauer der Hausaufgaben ist doch vorgeschrieben im Schulgesetz. Sollte es regelmäßig deutlich länger dauern, sollte man sich als Eltern definitiv beschweren und das vielleicht auch mal kollektiv verweigern.

    Wir hatten während der Corona-Schulschließung auch immer auf die Rückmeldungen der Schüler gewartet. Manche wurden nämlich mit Aufgaben überschüttet (duales System, fleißige Schüler). Wenn keine Rückmeldung kommt, denkt man aber auch, dass es passt.

    Wichtig ist hier also definitiv - aufschreiben, wie viel jeden Tag getan wurde. Ggf. auch nach Fächern sortiert. Also Ursache finden.

    Dann mit anderen Eltern/Schülern kurzschließen und entsprechend dann die Rückmeldung an die Lehrer.


    Wenn ich mir meine Klasse so angucke: Bei einer Aufgabe sind die ersten 5 Schüler nach 5 Minuten fertig, während die nächsten 10 mindestens 15 Minuten brauchen und noch mal 10 haben nach 20 Minuten noch nicht mal 25 % fertig.

    Das ist meist der größte Punkt. Wenn ich alleine beim Abschreiben sehe, wie unterschiedlich lang das so dauert, ist das ein wichtiger Punkt.

    Ich brauche selbst auch immer eine Weile, bis ich eine Aufgabe wirklich starte.

    Aber auch das kann ich eben nur durch gezieltes Ursachen-Suchen rausfinden. Also aufschreiben, Lehrer und Mitschüler kontaktieren.

    Oder auch selbst schauen, welche Menge an Aufgaben das so ist.

  • Zu den Hausaufgaben: Ich bin an einem Ganztagsgymnasium und bei uns gibt es sog. "Lernzeiten" in denen die Hausaufgaben erledigt werden sollen. Dazu kommt jeden Wochentag pro Fremdsprache 10 Minuten Vokabellernen zu Hause. Also in Klasse 5 und 6 sind das 10 Minuten pro Tag, ab Klasse 7 20 Minuten Tag. Auch das Üben für Klassenarbeiten muss natürlich manchmal zu Hause erfolgen, obwohl die allermeisten KuK in der Woche vor der KA schon Übungsstunden einbauen. Trotzdem haben wir Kinder, die jeden Tag zu Hause stundenlang Hausaufgaben machen und lernen.

    Absolut anekdotische Erklärung dafür (bei einem Teil der Kinder, überspitzt: gutbürgerliches, bildungsnahes Elternhaus): Besonders in den Klasse 5 und 6 sind das Kinder von Eltern, die erwarten, dass ihre Kinder zu Hause noch Hausaufgaben machen. Das heißt, die Aufgaben, die explizit für die Lernzeit sind, werden zu Hause mit Mama und Papa gemacht. In der Lernzeit haben diese Kinder dann keine Aufgaben (und werden dann im Normalfall mit Zusatzmaterial versorgt). Auf das Üben im Unterricht mit dem Fachlehrer wird sich nicht verlassen, alle Aufgaben werden zu Hause nochmal bearbeitet, den Lehrer*innen werden Emails mit der Bitte um mehr Übungsmaterial geschickt (denn die guten Übungsuafgaben wurden "leider" schon in der Schule besprochen). Auf dem Elternabend wird dann aber über die Menge an Hausaufgaben und zusätzlichen Übungsuafgben gemeckert. Und zwar von genau diesen Eltern. Wir weisen sie dann darauf hin, dass die Lernzeite ja zum Erledigen der Aufgaben seien, aber da kommt dann oft "mein Kind kann das nicht, ohne dass jemand direkt neben ihm sitzt". Im Normalfall könnten die Schüler*innen das allerdings sehr gut in der Lernzeit machen, ihre Eltern trauen es ihnen nur nicht zu.


    Wie gesagt: absolut anekdotisch und trifft auch nicht auf alle SuS zu (z.B. nicht auf diejenigen, die mit einer Hauptschulempfehlung am Gymnasium angemeldet werden. Die haben im Normfall ganz andere Probleme. Und ja, wir beraten bei der Anmeldung dahin gehend, vielleicht eine andere Schulform in Betracht zu ziehen, aber wenn die Eltern das nicht hören wollen, können wir nichts machen).


    Corona sehe ich übrigens auch als riesiges Problem. Das Problem mit den Grundrechenarten haben wir in der fünften Klasse auch, meine Q1 in Mathe hat den Unterschied zwischen "Null in eine Funktion für x einsetzten" und "eine Funktion gleich Null setzten" wohl komplett aus dem Kopf gelöscht (und ist auch nicht bereit, sich das wieder zu merken). Für's Abitur wurde (die Schule ist in NRW) von vielen (nicht allen) SuS NICHTS gemacht, weil ja im Internet stand, dass es in S-H die Überlegung gab, dass die Abiturprüfungen nicht stattfinden (hat bei mir bei zwei Schüler*innen zu einem Absturz von zwei ganzen Noten im Vergleich zur Vornote geführt. Um eine Note sind fast alle runtergefallen. Trotz Fernunterrichtes und Unterstützung durch mich im Lockdown)

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