Umfrage zur Impfbereitschaft gegen Corona

  • Was machen die dann 2022? Ich behaupte mal, es wird eine Zeit nach Corona geben. Ist es klug, alles auf einen Impfstoff zu setzen? An Geld mangelt's denen ja nicht, aber die Leute, die da arbeiten werden, wollen vermutlich ihren Job 2 Jahre später gern behalten, wenn dann keiner mehr über Corona redet.

    Bis vor zwei Wochen hat Biontech noch kein einziges zugelassenes Präparat auf den Markt gebracht, hat aktuell aber 12 Produkte in klinischen Studien, die nach bisherigen Daten gut laufen. Auch wenn die meisten davon Krebspräparate sind, sind die Wirkmechanismen wohl die gleichen, wie die bei den Impfstoffen. (Ein Grippeimpfstoff ist auch in der Entwicklung.) Die Chancen stehen ganz gut, dass die mRNA-Technik durch Corona zum Benchmark für zukünftige Krebspräparate und Impfstoffe wird, ich denke, die Leute, die in Marburg arbeiten, haben ziemlich gute Perspektiven für reichlich Beschäftigung in der Zukunft. (Und vermutlich müssen sie irgendwann auch mal einen ziemlichen Berg Überstunden abbauen.)

    Ein Meilenstein für die Menschheit - der potentiell bedeutender als der Corona-Impfstoff wäre - wäre es, wenn sie es mit der Technik schaffen würden, einen Grippeimpfstoff zu entwickeln, der eine vergleichbar hohe Wirksamkeit hat und nicht nur die übliche 60%-70%.

  • Es gibt noch eine Reihe von Virusinfektionen, gegen die aktuell nicht geimpft werden kann und man darf hoffen, dass die neue Technologie hier Fortschritte bringt. Es könnten sogar Nasensprays gegen Rhinoviren & Co. kommen, darüber sprach Drosten irgendwann einmal. Die Investitionen von BioNTech sind sicher gut platziert.

  • Mal eine Übersicht:


    Biontech/Pfizer: 95% Wirksamkeit, Zulassungen durch in GB, Kanada und einem Golfemirat, USA dürfte in den nächsten Tagen kommen, Europa Ende des Monats, 1,3 Millarden Dosen sollen 2021 produziert werden, 2 pro Patient werden gebraucht


    Moderna: 95% Wirksamkeit, Zulassungen in den USA und Europa sind beantragt, 600 Millionen Dosen sollen 2021 kommen, ebenfalls 2 für 1


    Astrazeneca: Sollte eigentlich auch vor der Zulassung stehen, die Studie ist aber dubios, weil sie eine auf dem Papier höhere Wirksamkeit verspricht nachdem die Untersuchungsgruppe nachträglich geteilt wurde, weil in einer Gruppe ein Dosierungsfehler passiert ist. Die Zulassungsantrag hat AZ trotzdem gestellt, es wird allgemein gespannt gewertet, die die Zulassungsbehörde damit umgeht. Es ist denkbar, dass die Behörde nur die schlechter wirkende Dosierung zulässt, weil eigentlich nur für die genügend Daten vorliegen.


    Curevac: der dritte mRNA-Kandidat, gute Zwischenergebnisse, die Zulassung wird aber erst zum zweiten Halbjahr erwartet.


    Sanofi-GSK: der "aussichtsreiche Kandidat" ist heute gefloppt. Keine zufriedenstellende Immunantwort. Sanofi-GSK will ihn überarbeiten und eine neue Studie starten, Zulassung aber jetzt eher Ende 2021


    Das waren die 5 wichtigsten Kandidaten, mit denen die EU bereits Kaufverträge abgeschlossen hat. Ich würde davon ausgehen, dass für die Impfkampagne in Europa überhaupt nur die drei mRNA-Präparate eine Rolle spielen werden, die anderen kommen zu spät und dann kann die EU sie "großzügig" an weniger gut situierte Staaten verschenken.


    Der Vollständigkeit halber:

    Sinovac: Chinesischer Impfstoff, der bereits vielen "Freiwillige" verabreicht wurde und mit dem China gerade versucht, in vielen Schwellenländern Punkte zu sammeln. Die Wirksamkeit beträgt angeblich 86%, was nicht so schlecht wäre für einen konventionellen Impfstoff. Wissenschaftlich überprüfbar nach westlichen Standards ist das aber nicht. In Europe wird wohl auch keine Zulassung angestrebt.


    Sputnik 5: Russischer Impfstoff. Lustig: 2 Tage nachdem Biontech zunächst von 90% Wirksamkeit beim eigenen Präparat gesprochen hat, wurde für Sputnik 5 eine Wirksamkeit von 92% bekannt gegeben. Als dann Moderna mit 94% veröffentlicht hat, hat man korrigiert: Sputnik habe sogar 96%. Ich warte auf einen westlichen Wirkstoff mit 99% Wirksamkeit und bin mir ziemlich sicher, dass man dann feststellen wird, das Sputnik sogar 101% hat.

  • Ich würde davon ausgehen, dass für die Impfkampagne in Europa überhaupt nur die drei mRNA-Präparate eine Rolle spielen werden, die anderen kommen zu spät und dann kann die EU sie "großzügig" an weniger gut situierte Staaten verschenken

    Ich halte es für durchaus möglich, dass die mRNA-Impfstoffe noch mehr Probleme mit Allergien machen als nach den ersten Testläufen schon bekannt sind und rechne damit, dass daher auch Vektorimpfstoffe oder andere bewährte Technologien in Europa eine Rolle spielen werden. Zumal bezüglich der langfristigen Wirksamkeit gar nicht bekannt ist, welche Technologie besser abschneidet. Das wird sich erst im Laufe der Zeit herausstellen und umso wichtiger ist es eigentlich, dass auch Impfstoffe basierend auf anderen Technologien zugelassen werden.

  • Nun man kann sich über diese Prioritisierung nur wundern...

    Abgesehen von der wundersamen Wortschöpfung wundere ich mich noch über deine Sorgen. Wer soll denn deiner Meinung nach bevorzugt geimpft werden? Die Wahrscheinlichkeit ist für dich meinem Eindruck nach größer, an einer stressbedingten Erkrankung zu leiden als an dem Virus. Warte doch einfach mal die Zeit ab, du kannst sowieso gar nichts ändern.

  • Wer soll denn deiner Meinung nach bevorzugt geimpft werden?

    Lehrer. In alphabetischer Reihenfolge. Beginnend mit dem Buchstaben N.

    In Anerkennung der besonderen Leistungen der Betreffenden bei der Online-Bekämpfung des Corona-Virus.

  • Was meinst du damit?

    Ich schätze es geht hier um Präparate gegen Onkoviren zu denen unter anderem HPV und Eppstein-Barr gehören. Gegen HPV wird z. B. ja schon geimpft.

  • Ich schätze es geht hier um Präparate gegen Onkoviren zu denen unter anderem HPV und Eppstein-Barr gehören. Gegen HPV wird z. B. ja schon geimpft.

    Achso okay... Eppstein-Barr auch? Mein Kind hatte Pfeiffersches Drüsenfieber, obwohl es im Grundschulalter war. Die Kinderärztin meinte, viele holen sich das Virus schon im Kindergarten beim gemeinsamen Nuckeln am Spielzeug und 95% der Bevölkerung trügen es unbemerkt in sich.

  • Achso okay... Eppstein-Barr auch? Mein Kind hatte Pfeiffersches Drüsenfieber, obwohl es im Grundschulalter war. Die Kinderärztin meinte, viele holen sich das Virus schon im Kindergarten beim gemeinsamen Nuckeln am Spielzeug und 95% der Bevölkerung trügen es unbemerkt in sich.

    Ja, ist sogar das erste Virus, bei dem man diese Eigenschaft nachweisen konnte. Nur weil man es hat (es persistiert ja), heisst das aber nicht, dass man zwangsläufig Krebs bekommt. Die Wahrscheinlichkeit ist einfach erhöht. Einige Hepatitits- und Herpes-Viren gehören auch in diese Kategorie. Mögliche Spätfolgen von Virusinfektionen werden in vielen Fällen unterschätzt, nicht nur bei Corona.

  • Lehrer. In alphabetischer Reihenfolge. Beginnend mit dem Buchstaben N.

    In Anerkennung der besonderen Leistungen der Betreffenden bei der Online-Bekämpfung des Corona-Virus.

    Nein, aber es muss abgewogen werden, ob jemand ein freiwilliges Erkrankungsrisiko eingeht oder im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit. Ich bin voll dafür Heimbewohner zuerst zu impfen, habe aber starke Zweifel daran, ob eine pauschale Altersgruppenregelgung wirklich gerecht ist. Viele Menschen haben die Chance ihr Erkrankungsrisiko durch Befolgung der Regeln nahe 0 zu bringen, viele nicht. Dass Polizisten noch nach Lehrern kommen, obwohl Sie im Gegensatz zu Lehrern (hoffentlich) beruflich in Vollkontakt gehen müssen, geht meines Erachtens nach garnicht.

  • Es heißt ja nicht, dass Lehrer geimpft werden müssen. Wenn also manch ein Lehrer freiwillig darauf verzichtet, Kapazitäten dadurch vorhanden sind und ein Polizist unbedingt geimpft werden will, kann er ja früher drankommen.

  • Das sowieso. Es wird überhaupt keinen "Verteilungskampf" geben, weil es viel zu wenig Impfwillige gibt. Da bin ich mir recht sicher.

  • Ich schätze es geht hier um Präparate gegen Onkoviren zu denen unter anderem HPV und Eppstein-Barr gehören. Gegen HPV wird z. B. ja schon geimpft.

    Nein, Biontechs ursprüngliches Kerngeschäft ist die Entwicklung einer Individualisierten Krebsterapie. Heißt: Sie sind dabei, mRNA-Grundpräparate zu entwickeln, die dann mit geringen Anpassungen auf jeden einzelnen Tumor abgestimmt werden können, so dass das Präparat gezielt die entarteten Zellen angreift oder deren Vermehrung stoppt.

    Wie genau das funktioniert, kann ich als nicht Biologe nicht wirklich erklären, aber bei einigen Krebsarten, wie schwarzem Hautkrebs, sind sie sohl schon recht weit. (Phase 2 Studien)

    Das Ziel ist es, klassische Chemo- und Strahlentherapie zu ersetzen.


    Shit, dann wärst du der Letzte! :schreck:

    Das ist kein Problem, ich denke, meine selbstlose Art ist hier hinlänglich bekannt.

  • Heißt: Sie sind dabei, mRNA-Grundpräparate zu entwickeln, die dann mit geringen Anpassungen auf jeden einzelnen Tumor abgestimmt werden können, so dass das Präparat gezielt die entarteten Zellen angreift oder deren Vermehrung stoppt.

    Aah ... Also sozusagen direkt in die Zellteilung eingreifen. In die Richtung gehen seit einiger Zeit ja schon die individualisierten Antikörper-Therapien, da ist z. B. die Novartis ganz vorne mit dabei. Dann bringt man der Zelle mit dem Stück mRNA wohl bei, diese Antikörper (oder andere Proteine) selber zu bauen, dürfte erheblich billiger sein als die extrazellulär zu vermehren, das ist der Hauptkritikpunkt an diesen Therapieformen.

  • Es gibt noch eine Reihe von Virusinfektionen, gegen die aktuell nicht geimpft werden kann und man darf hoffen, dass die neue Technologie hier Fortschritte bringt. Es könnten sogar Nasensprays gegen Rhinoviren & Co. kommen, darüber sprach Drosten irgendwann einmal. Die Investitionen von BioNTech sind sicher gut platziert.

    Eine Investition in einen Standort in meiner Geburtsstadt ist immer lohnenswert. Nicht weil ich dort geboren bin, aber der Standort ist durch die Präsenz von vielen Fachkräften im Pharmabereich doch gut geeignet.

  • Es freut mich grundsätzlich, dass aus Deutschland im Life Science Bereich endlich mal wieder was wirklich Bedeutsames kommt. Und es freut mich irgendwo auch, dass Biontech den "Grossen" ziemlich die Hosen runtergezogen hat. Im Bereich Impfstoffe und Antibiotika so lange zu pennen ist einfach grob fahrlässig.

  • Heute nacht ist der Impfstoff auch in den USA zugelassen worden.
    Ich hoffe, dass die EU auch mal so langsam die Kurve kriegt, ansonsten wird das mal wieder ein Beispiel für europäische Bürokratie. In den USA hat ein 24-Köpfiges Expertengremium den Antrag begutachtet und die Zulassung innerhalb von zwei Wochen bearbeitet und erteilt.

    Die EU hatte durch das rollende Prüfungsverfahren im Gegensatz zu den USA schon seit Monaten die Daten aus der Studie, trotzdem benötigt man nach dem formalen Antrag noch mal 4 Wochen für das Prüfverfahren. Mich würde nicht wundern, wenn der Grund dafür kein sachlicher ist, sondern schlicht Ladungsfristen für die Tagung des zuständigen Gremiums.


    Klar, eine gründliche Prüfung ist wichtig, aber als naiver Laie würde ich erwarten, dass die bei den zuständigen Leuten jetzt mit großem Abstand auf Position 1 der Prioritätenliste steht, das heißt, sie sollten das Ding lesen, sobald sie damit fertig sind anfangen, sich darüber aus zu tauschen und dann entscheiden. Dafür brauch man keinen Monat, wenn der Antragsteller 7 Tage gebraucht hat, um den Antrag zu schreiben (das war der Zeitraum zwischen Pressemitteilung über erfolgreichen Abschluss der Studie und Einreichung des Antrags).

  • Im Bereich Impfstoffe und Antibiotika so lange zu pennen ist einfach grob fahrlässig.

    Vor Corona hatte der globale Impfstoffmarkt gerade mal ein Volumen von 10 Mrd pro Jahr. Kein Einzelstoff hatte da das Potential zum Blockbuster mit mehr als 1 Mrd. Jahresumsatz.

    Für die Großen lohnt es sich schlicht nicht, sich darauf zu fokussieren. Krebs, Bluthochdruck und Cholesterin in Westeuropa und den USA sind rentabler als Malaria in Afrika. Wenn die Klimakatastrophe dafür sorgt, dass Malaria auch in Europa grassiert, wird es interessanter.

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