Völlig verspätet - längst überfällig: Der "Wahl-In-Den-USA-Thread"

  • Das scheint hier leider nicht allen klar zu sein. :autsch:

    Ich werde nie verstehen, wie man den Trump Clan gut finden kann.

    Da kam vor ein paar Seiten eine Liste bestehend aus drei Punkten von mir, die ich als Gründe erachte, warum er von vielen Wählern ihr Kreuzchen bekam.

  • Nicht eine Person in diesem Thread hat auch nur ansatzweise gesagt, dass er Trump gut findet.

    Naja, zwischen den Zeilen gelesen kam schon durch, dass Trump das kleinere Übel wäre. Auch das ist für mich unverständlich.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Naja, zwischen den Zeilen gelesen kam schon durch, dass Trump das kleinere Übel wäre. Auch das ist für mich unverständlich.

    Bei wem?

    Wir haben die Frage diskutiert, warum 74 Millionen Menschen Trump gewählt haben und ich habe darauf hin gewiesen, dass es für diese Menschen durchaus Gründe gibt, die nichts mit der Person von Trump zu tun haben und dass der Reflex "Das sind alles Hinterwäldler, Idioten oder Rassisten" halt deutlich zu kurz greift.


    Allerdings bestätigt sich in dieser Diskussion für mich der Eindruck, den ich auch in der Auseinandersetzung vieler Medien mit dem Trump-Problem oft wahrnehme: die eigentliche Gründe interessieren gar nicht und man will daran auch nichts ändern. Es geht hauptsächlich darum, sich an der Person und den Klischees über Teile Amerikas ab zu arbeiten weil das so schön das eigene Überlegenheitsgefühl bestätigt.



    Es ist ein unglaubliches Glück, dass Trump auf den letzten Metern schwere Fehler gemacht hat (insbesondere die TV-Debatte) und dass Covid Biden in die Hände gespielt hat. Wären diese beiden Probleme nicht gewesen, wäre die Wahl zu einem absoluten Desaster für die Demokraten geworden - sie haben auch so schon fast alle kritischen Landesparlamente verloren, fast die Mehrheit im Kongress eingebüßt und im Senat nur deshalb 50 Sitze bekommen, weil Trump die beiden Nachwahlen in Georgia mit seiner Wahlmanipulation-Debatte an die Wand gefahren hat.


    Der größte Trumpf von Leuten wie Trump ist die Überheblichkeit des politischen Gegners.

  • Wären diese beiden Probleme nicht gewesen, wäre die Wahl zu einem absoluten Desaster für die Demokraten geworden

    So wenig ich Trump auch mag, aber das kann ich mir auch gut vorstellen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • ...

    Allerdings bestätigt sich in dieser Diskussion für mich der Eindruck, den ich auch in der Auseinandersetzung vieler Medien mit dem Trump-Problem oft wahrnehme: die eigentliche Gründe interessieren gar nicht und man will daran auch nichts ändern.

    Wir können am amerikanischen Wahlverhalten sowieso nichts ändern.

    Und dass Waffenbesitz und Profit durch klimaproblematische Arbeitsplätze etc. Gründe sind, Trump zu wählen, rechtfertigt sein Verhalten trotzdem nicht.


    Bei wem?

    Da Vinci, Lindberg und Plattenspieler zum Beispiel.

  • "Gut finden" und "für das kleinere Übel halten" ist ein Unterschied. Genauso was ich von jemandem als Person (wie er sich in der Öffentlichkeit gibt) halte und was ich von seinen politischen Entscheidungen denke.

  • Es sollte aber möglichst schnell geändert werden. Aussitzen ist doch keine Option. Warum die Demokraten dafür kritisiert werden, dass sie gegen Diskriminierung vorgehen, erschließt sich mir nicht. Sowas kann man nur kritisieren, wenn man Diskriminierung toll findet oder selbst davon profitiert.

    Btw: Trump tut rein gar nichts gegen Diskriminierung. Im Gegenteil, er stachelt sie weiter an. Rückschrittlich nennt man sowas und steht dem Ziel, Diskriminierung abzubauen, diametral gegenüber.

    Ich empfehle dir wirklich Interviews mit Thomas Sowell (einem schwarzen konservativen Ökonomen) oder Jason Riley. Die beten dir beide die ganzen Statistiken runter, warum diese schnellen Maßnahmen wie Affirmative Action ein Schuss in den Ofen waren. Du lässt dich sehr von der normativen Ebene und damit letztendlich von Emotionen leiten. Die Zahlen sprechen aber (leider) eine andere Sprache. Mir wäre es auch lieber, man könnte den Schalter einfach umlegen, aber es funktioniert so halt einfach nicht.

  • Allerdings bestätigt sich in dieser Diskussion für mich der Eindruck, den ich auch in der Auseinandersetzung vieler Medien mit dem Trump-Problem oft wahrnehme: die eigentliche Gründe interessieren gar nicht und man will daran auch nichts ändern. Es geht hauptsächlich darum, sich an der Person und den Klischees über Teile Amerikas ab zu arbeiten weil das so schön das eigene Überlegenheitsgefühl bestätigt.

    Genau so sehe ich das aus. Einige witzeln schon, was die ganzen Journalisten jetzt machen wollen, wenn sie nicht mehr Trump als Thema haben. Das war ja ein sehr dankbares Thema, so plump wie er war (und vermutlich weiterhin von der Seitenlinie sein wird), und verkaufte sich Bombe. Man musste ihn nur als völlig unmöglich darstellen, um praktisch jede Nuance des Themas darunter zu begraben.


    Heute hat mir der Algoritmus ein schönes Video vorgeschlagen. Da werden Wähler der Demokraten befragt, wie wichtig ihnen Toleranz sei. Sehr wichtig natürlich, DAS Wichtigste überhaupt. Toleranz gegenüber Republikanern? Auf gar keinen Fall! Kompromisse? Natürlich, wahnsinnig wichtig, sich entgegenzukommen. Wie könnte ein Kompromiss mit den Republikanern bei den heißen Themen Klima, Krankenversicherung, Gleichstellung und Abtreibung aussehen? Dort kann man keine Zugeständnisse machen. My way or the highway. Es ist natürlich nur eine Straßenumfrage, aber zeigt eindrücklich, wie gespalten das Land ist. Die Demokraten sind genau so Teil des Problems wie die Gegenseite.

    https://www.facebook.com/offic…o/videos/414529803138906/

  • Genau so sehe ich das aus. Einige witzeln schon, was die ganzen Journalisten jetzt machen wollen, wenn sie nicht mehr Trump als Thema haben. Das war ja ein sehr dankbares Thema, so plump wie er war (und vermutlich weiterhin von der Seitenlinie sein wird), und verkaufte sich Bombe. Man musste ihn nur als völlig unmöglich darstellen, um praktisch jede Nuance des Themas darunter zu begraben.


    Heute hat mir der Algoritmus ein schönes Video vorgeschlagen. Da werden Wähler der Demokraten befragt, wie wichtig ihnen Toleranz sei. Sehr wichtig natürlich, DAS Wichtigste überhaupt. Toleranz gegenüber Republikanern? Auf gar keinen Fall! Kompromisse? Natürlich, wahnsinnig wichtig, sich entgegenzukommen. Wie könnte ein Kompromiss mit den Republikanern bei den heißen Themen Klima, Krankenversicherung, Gleichstellung und Abtreibung aussehen? Dort kann man keine Zugeständnisse machen. My way or the highway. Es ist natürlich nur eine Straßenumfrage, aber zeigt eindrücklich, wie gespalten das Land ist. Die Demokraten sind genau so Teil des Problems wie die Gegenseite.

    https://www.facebook.com/offic…o/videos/414529803138906/

    Kennst du das Tolerenz-Paradoxon? Toleranz gegenüber Intoleranten führt zu noch mehr Intoleranz, weil dann die Intoleranten ihre Agenda durchsetzen können. Bei vielen Themen kann es kaum Kompromisse geben (außer man einigt sich bei Thema A auf die Meinung der Republikaner und bei Thema B auf die Meinung der Demokraten). Aber Kompromisse sind in einem Zweiparteiensystem ohnehin nicht vorgesehen, "the winner takes it all". Wird ja auch immer bei Kongresswahlen deutlich, wer die Mehrheit in einem der Häuser holt, kann durchsetzen, was er möchte.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Aber Kompromisse sind in einem Zweiparteiensystem ohnehin nicht vorgesehen, "the winner takes it all". Wird ja auch immer bei Kongresswahlen deutlich, wer die Mehrheit in einem der Häuser holt, kann durchsetzen, was er möchte.

    Man merkt, dass die einseitige Darstellung der Zustände in den USA auch bei Akademikern ihre Wirkung hinterlässt.


    In der Realität ist das Gegenteil vom geschriebenen Richtig. Die Befugnisse des Präsidenten und der beiden Kammern des Kongresses sind sehr kompliziert, in den letzten 20 Jahren hatte nur selten eine Partei durchgreifende Kontrolle über alle Instanzen (Obama hat 6 Jahre gegen eine Mehrheit im Senat regiert, Trump 2 Jahre gegen das Repräsentantenhaus), das Aushandeln von Entscheidungen und Beschlüssen hat in den USA viel mehr Tradition als bei uns. Und die einzelnen Vertreter fühlen sich auch wesentlich mehr ihren eigenen Wählern verpflichtet und weichen durchaus auch mal von der Parteilinie ab.


    Beim letzten Stimulus zB hat Trump in wesentlichen Fragen Positionen der Demokraten vertreten und versucht diese gegen eine Mehrheit seiner eigenen Partei durch zu setzen (er wollte wesentlich höhere Finanzhilfen).

  • Kennst du das Tolerenz-Paradoxon? Toleranz gegenüber Intoleranten führt zu noch mehr Intoleranz, weil dann die Intoleranten ihre Agenda durchsetzen können. Bei vielen Themen kann es kaum Kompromisse geben (außer man einigt sich bei Thema A auf die Meinung der Republikaner und bei Thema B auf die Meinung der Demokraten). Aber Kompromisse sind in einem Zweiparteiensystem ohnehin nicht vorgesehen, "the winner takes it all". Wird ja auch immer bei Kongresswahlen deutlich, wer die Mehrheit in einem der Häuser holt, kann durchsetzen, was er möchte.

    Ich weiß nicht so richtig, worauf du genau hinauswillst. Die Intoleranz gegenüber Intoleranten trifft auf politische Extreme zu. Da sind wir aber überwiegend nicht, obwohl ich das Gefühl habe, dass man genau das der jeweils anderen Seite vorwirft, damit genau deine Argumentation greift. Viele Demokraten meinen white supremacy, Sexismus und eine erzkonservative Gesellschaftsordnung bei den Republikanern zu sehen. Die Republikaner werfen den Demokraten vor, dass sie den Sozialismus einführen wollen. Beides irgendwie absurd und paranoid.


    Mir war es wichtig, sichtbar zu machen, wie verhärtet die Fronten sind, und zwar auf beiden Seiten. Wie wichtig Toleranz und Kompromissbereitschaft sei, waren eben reine Lippenbekenntnisse der Befragten. Intoleranz und Diskrimierung gegen eine andere politische Meinung ist für die Befragten letztendlich in Ordnung. Das passt halt einfach nicht zusammen. Man muss doch damit leben können, dass man die eigene Position nicht zu 100% durchsetzt.

    Lassen wir mal Abtreibung außen vor, weil es dort wirklich am schwierigsten ist. In Sachen Klimawandel, Krankenversicherung, Durchsetzung von gleichen Rechten oder Umgang mit Einwanderung gibt es weltweit viele unterschiedliche Modelle, genau aus dem Grund, dass diese Kompromisse geschlossen wurden. Wieso sollten es diese beiden Parteien nicht hinbekommen können, sich auf irgendetwas zu einigen?

    • Offizieller Beitrag

    Womit wir wieder bei Trump sind: auch aus der Ferne muss mein sein Verhalten und seine Aussagen als "politisch extrem" betrachten.

    Das mag nicht auf die Republikaner generell zutreffen. Sicher. Aber die letzten 4 Jahre war Trump nun mal deren Aushängeschild.

  • ... Wieso sollten es diese beiden Parteien nicht hinbekommen können, sich auf irgendetwas zu einigen?

    Das will man doch hoffen. Aber vielleicht eher unter einem

    Präsidenten, der son bisschen diplomatischer daherkommt? Louis XIV war halt auch nicht tragbar. Obwohl unter ihm bestimmt auch nicht alles schlecht war. Make Frankreich great again!

  • Aber vielleicht eher unter einem Präsidenten, der son bisschen diplomatischer daherkommt?

    Da bin ich absolut bei dir. Ich war nie ein Fan dieser Rhetorik, auch wenn ich schon gesehen habe, dass diese Aussagen in den Medien noch einmal zugespitzt wiedergegeben wurden.

    Dass Trump in dieses Amt gekommen ist, hatte seinen Grund und der liegt mitunter bei der demokratischen Partei. Diese Introspektion auf der blauen Seite ist nie wirklich gekommen. Das ist auch kein auf die USA begrenztes Phänomen. Man sieht es in einigen westlichen Ländern (Deutschland, Großbritannien), wie die Sozialdemokraten an Stimmen verlieren und die Leute aus der Arbeiter- bzw. mittlerweile Angestelltenklasse immer häufiger konservativ bzw. rechts wählen.

  • Wer sich was Deprimierendes zu der von Frapper und auch moebius beschriebenen Zweiteilung Amerikas ansehen mag: eine arte-Doku

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