Völlig verspätet - längst überfällig: Der "Wahl-In-Den-USA-Thread"

  • Gerade aus jesuanischer Sicht kann man Trumps Abtreibungspolitik nicht gutheißen. Aber es ist ja nichts Neues, dass ausgerechnet Christen die Botschaft Jesu so gar nicht verstanden haben.

    Das ist dann doch deutlich zu pauschal. Viele Christinnen und Christen sind gegen generelle Abtreibungsverbote, weil sie den Körper einer Frau nicht zum Brutraum degradieren, um sie ihrer Selbstbestimmung berauben zu können.

    Das Wörtchen "manche" als Relativierung oder etwas Ähnliches würden helfen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Das ist dann doch deutlich zu pauschal. Viele Christinnen und Christen sind gegen generelle Abtreibungsverbote, weil sie den Körper einer Frau nicht zum Brutraum degradieren, um sie ihrer Selbstbestimmung berauben zu können.

    Das Wörtchen "manche" als Relativierung oder etwas Ähnliches würden helfen.

    Naja, so meinte ich das ja auch. Ich schrieb ja nicht "alle" Christen. Wer sich aber mit dem Christentum in den Staaten auskennt, weiß, wie menschenverachtend eine große Zahl der Gläubigen sich äußert und die jesuanische Ethik somit pervertiert. Daher finde ich "manche" zu wenig. Es sind schon erschreckend viele, aber sicherlich nicht alle.

  • Naja, so meinte ich das ja auch. Ich schrieb ja nicht "alle" Christen. Wer sich aber mit dem Christentum in den Staaten auskennt, weiß, wie menschenverachtend eine große Zahl der Gläubigen sich äußert und die jesuanische Ethik somit pervertiert. Daher finde ich "manche" zu wenig. Es sind schon erschreckend viele, aber sicherlich nicht alle.

    Bezogen auf die USA sicherlich. Der User, der das Ganze hier im Thread aufgebracht hat und den mein Beitrag dann auch direkt irritiert, weil er tatsächlich der irrigen Auffassung ist, Frauen zu Bruthöhlen ohne Recht am eigenen Körper zu degradieren wäre tatsächlich weder menschenverachtend, noch ein Widerspruch zu seinem Glauben, lebt, arbeitet und lehrt allerdings hierzulande, wo diese Auffassung glücklicherweise weder die Mehrheitsmeinung sämtlicher christlicher Kirchen wäre, noch gesamtgesellschaftlich gesehen, weshalb sich endlich auch wieder etwas rechtlich bewegen wird in diesem Bereich.


    Ja, das darf dich gerne irritieren Plattenspieler , wenngleich ich es alle Jahre wieder als Armutszeugnis empfinde, dass du das Selbstbestimmungsrecht von Frauen am eigenen Körper als derart vernachlässigbar erachtest, dass du dazu bereit bist ihnen dies pauschal qua Schwangerschaft abzusprechen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Zum anderen Thema: Was ist mit dem Lebensrecht des ungeborenen Kindes?

    Es ist kein Kind, es ist zunächst einmal eine ganze lange Weile lediglich ein Haufen Zellen. Und danach ist es eine Art Parasit, der sich vom Körper der Mutter nährt. Einer Frau muss immer zustehen, sich dafür nicht zur Verfügung zu stellen und einen Abbruch herbeizuführen.

  • Wer sich aber mit dem Christentum in den Staaten auskennt, weiß, wie menschenverachtend eine große Zahl der Gläubigen sich äußert

    Ich möchte das nicht auf die heutigen USA reduzieren. Und nicht auf Christinnen. Menschen, die sich allen möglichen Religionen zugehörig erklärt haben, haben alles mögliche Leid verbreiten. Die Christinnen sind dabei sicherlich signifikant in Erscheinung getreten.


    Menschen können ethisch handeln, wenn sie in der Lage sind die Folgen ihrer Handlungen abzuschätzen und dafür Verantwortung zu übernehmen. Eine persönliche Beziehung zu fiktiven Figuren hilft dabei nicht.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Es ist kein Kind, es ist zunächst einmal eine ganze lange Weile lediglich ein Haufen Zellen. Und danach ist es eine Art Parasit, der sich vom Körper der Mutter nährt. Einer Frau muss immer zustehen, sich dafür nicht zur Verfügung zu stellen und einen Abbruch herbeizuführen.

    Ziemlich absolute Aussage. Andere hier argumentieren ja immer mit dem GG oder dem BVerfG. Deine Meinung geht mit beiden nicht d’accord.

  • Ja. Absolut und unverhandelbar.

    Klingt fast wie eine Religion.


    Ich argumentiere auch mit der Autonomie der Mutter, aber "Parasit"? Das ist der Komplexität des Problems unangemessen.

  • Nein, ist es nicht. Ein Fötus zehrt in gleicher Weise am Körper der Mutter. Wir verfügen inzwischen glücklicherweise über die medizinischen Möglichkeiten, das zu unterbinden, also muss sich keine Frau ungewollt dieser Prozedur aussetzen. Die Festlegung einer Woche mag noch nachvollziehbar sein, die entsprechenden Rechte grundsätzlich in Frage zu stellen, ist dagegen nicht akzeptabel.

  • Ich finde die deutsche Regelung zur Schwangerschaftsabbruch im großen und ganzen differenziert und für ein sehr schwieriges Thema ausgewogen. Die Regel zur Strafbarkeit gehört abgeschafft, aber die hat sowieso keine große praktische Relevanz mehr.


    Die pro-life Bewegung in den USA besteht aus Fanatikern, aber zur zweiten Hälfte der Wahrheit, die in Deutschland auch gerne unterschlagen wird, gehört, dass auf der anderen Seite ebenfalls Menschen mit ideologisch stark überzeichneten Standpunkten unterwegs sind.

    In liberalen Staaten ist ein Schwangerschaftsabbruch in den USA sehr viel länger und einfacher möglich als bei uns. Es gibt relevante Gruppen, die die Forderung vertreten, dass eine Mutter jederzeit bis zur Geburt abtreiben sollen darf, was bedeutet, dass ein überlebensfähiger Fötus im 8. Monat im Mutterleib per Spritze abgetötet und dann entfernt wird. Das finde ich persönlich genau so menschenverachtend, wie die den Frauen die Rechte über ihren Körper vollständig ab zu sprechen.

  • Nein, ist es nicht. Ein Fötus zehrt in gleicher Weise am Körper der Mutter. Wir verfügen inzwischen glücklicherweise über die medizinischen Möglichkeiten, das zu unterbinden, also muss sich keine Frau ungewollt dieser Prozedur aussetzen. Die Festlegung einer Woche mag noch nachvollziehbar sein, die entsprechenden Rechte grundsätzlich in Frage zu stellen, ist dagegen nicht akzeptabel.

    Der letzte Satz ist gut und differenziert. Ich stimme dir 100%ig zu. "Parasit" ist trotzdem nicht angebracht und unnötig polemisch bzw. unsachlich.

  • Mit der Auffassung kann ich leben. Es ist nicht polemisch gemeint, es gibt bloß meines Erachtens kein treffenderes Wort für ein Wesen, das im eigenen Körper steckt und nunmal abhängig von der Versorgung durch eben diesen ist.


    Sobald ein Alter erreicht ist, in dem ein eigenes Überleben möglich ist, befürworte ich Abtreibungen auch nicht mehr. Bis dahin - schwierig. Woche 12, wie in Deutschland, ist sehr früh. Skandinavien zeigt sich da zuletzt etwas moderater.

  • Zum anderen Thema: Was ist mit dem Lebensrecht des ungeborenen Kindes?

    Föten sind noch keine Kinder bis zur Geburt, sind auch eine lange Zeit über nicht lebensfähig außerhalb des Körpers. Rechte haben erst Kinder oder wenn man will Föten frühestens mit dem Erreichen der Lebensfähigkeit, also etwa der 20. Schwangerschaftswoche, wobei bei einer Gefährdung der Gesundheit der Mutter- gleich ob diese physischer oder psychischer Art ist- auch eine Spätabtreibung immer möglich sein muss. Frauen sind keine Brutmaschinen, die ihr Recht am eigenen Körper verlieren mit einer Schwangerschaft.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich sehe es wie CDL. Ich finde bei der Diskussion schade, dass es beim Fötus zwar um ein Leben geht und das Recht auf Leben usw. - allerdings Abtreibungsgegner oft ignorieren, dass dieses Leben eben nur im Körper der Mutter bzw. einer Frau möglich ist, bis mindestens zu 21. Woche (ich glaube, zu dem Zeitpunkt ungefähr kam das am frühsten geborene Baby bisher auf die Welt), d. h. ihr Körper ist zwingend erforderlich, um dieses Leben aufrecht zu erhalten. Und da eine Schwangerschaft eben oft kein Spaziergang ist, sogar zu Krankheiten und lebensbedrohlichen Zuständen führen kann (ist zwar nicht die Regel, aber passiert, bei mir z.B.), gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann, ganz zu schweigen von der Verantwortung, die dann auf einen zukommt, mit der die Frau unter Umständen auch allein dasteht, sollte es möglich sein, eine Schwangerschaft abzubrechen, legal und ohne Hindernisse - nicht bis kurz vor der Geburt, aber vielleicht bis max. zur 20. Woche eventuell (12. Woche finde ich auch arg früh, insbesondere wenn man sich einen Abbruch erst umständlich "organisieren" muss und eine Schwangerschaft ja erst ab ca. 4. Woche überhaupt bemerkt werden kann).

  • mit dem Erreichen der Lebensfähigkeit, also etwa der 20. Schwangerschaftswoche

    Die ersten 19 Schwangerschaftswochen leben die Föten noch nicht?

    Frauen sind keine Brutmaschinen, die ihr Recht am eigenen Körper verlieren

    Hör doch bitte mit dieser Polemik auf. Das hat nie jemand gesagt oder gefordert.

  • Aus dem Argument, dass der Fötus vom Körper der Mutter abhängt, kann man aber auch ganz leicht das Gegenteil ableiten und zwar, dass die Mutter eine besondere Verantwortung für ein wehrloses "Wesen" hat, welches sich in ihrem Körper entwickelt. Ich habe Wesen in Anführungszeichen gesetzt, weil genau da die Krux bei der Sache ist. Sehe ich einen Fötus als Lebewesen an oder nicht. Und wenn ja, ab welcher Woche der Schwangerschaft?


    Ich denke nicht, dass sich diese Frage so leicht beantworten lässt. Es ist meines Erachtens ein echtes moralisches Dilemma, weshalb man auch eine gut durchdachte Lösung braucht. Letztenendes vertrete ich die Meinung, dass Frauen ergebnisoffen begleitet werden müssen, um wirklich autonom entscheiden zu können. Niemand sollte aus Verzweiflung abtreiben müssen (Armut, Verlassensein...). Und niemand sollte daran verzweifeln, nicht abtreiben zu dürfen (harte Gesetze). Beides stimmt.

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